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Wie Kind ständiges Hauen (auf Scheiben, Spielzeug etc.) abgewöhnen?

Thema: Wie Kind ständiges Hauen (auf Scheiben, Spielzeug etc.) abgewöhnen?

Meine Tochter ist zwei Jahre alt und haut seit neustem auf alles ein - nicht nur auf ihr Spielzeug (wirft auch mit voller Wucht ihre Puppe auf den Boden), sondern leider auch auf Fensterscheiben und Glasvitrinen in den Schränken. Ich sage ihr immer, dass man das nicht machen darf, aber dann macht sie es erst recht. Genauso will sie ständig in die Küche und ich muss sie davon abhalten, dass sie nicht die Herdschalter anstellt oder immer wieder das Licht an- und ausmacht. Für sie ist es wohl eine Art Spiel. Und sie haut sich oft selbst auf den Kopf. Die Kinderärztin meint, das sei nicht schlimm. Habt ihr so etwas auch mit euren Kindern und wenn ja, wie lange dauerte das an? Im Kindergarten macht sie es offenbar nicht.

von Jana120 am 03.08.2023, 13:01



Antwort auf Beitrag von Jana120

Hallo, das klingt, als ob deine Tochter unbedingt deine Aufmerksamkeit erzwingen will. Sie nimmt dabei sogar negative Aufmerksamkeit in Kauf. Bei uns war in dieser Phase die Lösung, dass ich meine Kinder bei so einem Verhalten beiläufig aus der Situation herausgenommen habe (von Fensterscheibe wegtragen in eurem Fall) und dann abgelenkt habe: „Willst du staubsaugen helfen?“ Kleine Kinder in diesem Alter möchten viel positive Aufmerksamkeit: Sie möchten Dinge selbst tun, wollen im Haushalt mithelfen, wollen groß sein, gesehen werden, wichtig und hilfreich sein. Sie wollen nicht immer nur spielen. Wenn man sein Kind zu wenig einbindet (weil dann natürlich alles länger dauert und nicht perfekt wird), dann reagiert das Kind fast immer mit störenden Verhaltensweisen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der bekannte Autor und Familientherapeut Jesper Juul hat mal gesagt: „Trotzalter ist, wenn das Kind selbstständig wird, und die Eltern trotzig.“ Er meinte, dass die meisten Eltern sich stur weigern, ihr Kind einzubeziehen und im Alltag mitmachen zu lassen. Wir schmeißen Kinder heute mit Spielzeug zu, lassen sie aber nicht mitmachen bei dem, was wir tun - obwohl das für sie viel interessanter ist. Gib deiner Tochter wenig Aufmerksamkeit für das Hauen. Wenn es nichts Gefährliches ist, geh einfach weg. Aber nicht wütend, sondern so, als hättest du gar nichts bemerkt. Mach etwas in einem anderen Zimmer, hole etwas, erledige etwas in einem anderen Raum. Nicht-Beachtung schwächt Verhaltensweisen ab, Beachtung (langes Erklären, Schimpfen) verstärkt sie. Schenke ihr stattdessen viel Aufmerksamkeit für positives Verhalten: Lass sie mitmachen. Bei allem: Wäschesortieren, Wäschefalten, Schnibbeln fürs Kochen (doch, das geht schon), Einkaufen (Dinge mit aussuchen, Dinge anreichen usw.), Putzen, in der Autowaschanlage, beim Anschalten der Waschmaschine - bei einfach allem. Lobe sie dann, wie gut sie das schon kann und wie froh du bist, dass sie dir hilft. Nicht übertrieben, aber mit einem Lächeln. Ein Kind, das mitmachen darf, fühlt sich gesehen, groß, wichtig und gebraucht. Es hat kein Interesse mehr an leeren Verhaltensweisen wie dem Hauen auf die Scheibe. Es braucht dieses negative Verhalten nicht mehr, weil es von den Eltern (auch dem Papa helfen lassen!) eine viel schönere Aufmerksamkeit für gutes Verhalten bekommt. Trotz wird im selben Moment überflüssig. Wenn du magst, lies dazu auch mal Jesper Juuls großartiges Buch: „Dein kompetentes Kind“. LG

von Bonnie am 03.08.2023, 15:32



Antwort auf Beitrag von Jana120

An den Glasscheiben kann sie sich verletzen, da gäbe es von mir ein ganz klares "Nein!". Eine kurze Erklärung, danach einfach "Nein!" Sobald das geklärt ist (also das Kind von der Scheibe ablässt), ab da kann es abgelenkt werden und positive Aufmerksamkeit bekommen. Du möchtest schließlich das "Nicht gegen die Scheibe hauen" belohnen. Haut sie gegen die Scheibe und bekommt *dafür* positive Aufmerksamkeit, lernt sie nicht, dass dieses Verhalten gefährlich bzw. unerwünscht ist und wird es weiter tun. Man sagt Kleinkinder brauchen ca 400x das gleiche Ergebnis, bis sie eine zuverlässige Schlussfolgerung aus ihrem Verhalten (und dem ihrer Umgebung) ziehen können. Das dauert...

von Rote_Nelke am 04.08.2023, 00:44



Antwort auf Beitrag von Jana120

Eigentlich ist auch einem 2-jährigen klar, dass ein stirnrunzelndes Böses nein der Mutter ein Nein ist. Das dein Kind trotzdem weiter macht als gelte es für sie nicht, liegt eventuell an Dir und der gesetzten Art und Weise der Grenze. Zumal sie im Kindergarten ja akzeptieren kann. Ich würde also für mich überprüfen ob mein Nein klar und deutlich kommuniziert ist. Ansonsten, wie schon oben in einer Antwort an Dich geschrieben, würde ich sie an den Dingen die interessant werden in begrenzten und gesicherten Rahmen, teilhaben lassen. Du bist am Herd und kochst, dann lass sie den Knopf drehen. Zeige ihr dass Herd heiß ist und somit gefährlich. Nimm sie in ihren Interessen wahr. Zeig ihr, dass die Vitrine im Wohnzimmer tabu ist, nimm sie im Zweifel aus dem Wohnzimmer. Putz mal mit ihr die Scheiben der Vitrine. Da kannst Du es ihr näher bringen. Vorsichtig putzen ….. ihre Neugierde am Objekt sozusagen geschützt stillen.

von Caot am 04.08.2023, 10:20



Antwort auf Beitrag von Jana120

Wenn unsere Kinder mit Spielzeug geworfen oder es wo gegen gedonnert haben, war das Spielzeug weg und zwar für mehrere Stunden. Das Thema hatte sich schnell erledigt. Das mit der Küche fällt für mich unter das Problem, dass man die Kinder in dem Alter nicht aus den Augen lassen kann. Entweder schließt Du die Küche ab, wenn da gerade nichts ansteht, oder Du musst Deine Tochter im Auge behalten und ihr immer wieder sagen, dass sie das nicht darf bzw. sie aus der Küche schicken. Bis das nachhaltig beim Kind ankommt, dauert es schonmal länger.

von kea2 am 04.08.2023, 12:18