Frage: Autonomiephase und Geschwisterkrise

Hallo Frau Henkes, wir stecken gerade in einer ungünstigen Kombination aus absoluter Autonomiephase unseres Sohnes (3 Jahre und 8 Monate) und der unbewussten Geschwisterrivaltät nach der Geburt des kleinen Bruders vor 10 Wochen. Es gibt jeden Tag mehrfach Situationen, in denen er bewusst und wiederholt Dinge macht, die er nicht darf, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die ist natürlich negativ, weil wir schimpfen und die jeweilige Situation beenden müssen,was leider nicht immer ohne Konflikte funktioniert. Hinterher reflektieren wir es mit ihm und erklären ganz viel, aber noch kommt es nicht immer an. Wir versuchen jeden Tag, ihn positiv zu bestärken, er ist auch ein toller großer Bruder, hilft viel und akzeptiert den Kleinen voll und ganz. Haben Sie einen Tipp für uns, wie wir entspannter mit der jetzigen Situation umgehen und ihn dabei unterstützen können, die Rivalität zu bewältigen? Des Weiteren ist uns aufgefallen, dass er das oben beschriebene Verhalten hauptsächlich dann zeigt, wenn wir alle zu Hause sind. Ist er alleine mit einem von uns und seinem Bruder, kommt es selten bis gar nicht vor. Gibt es dafür eine Erklärung und können wir vielleicht etwas davon in die gemeinsame Konstellation mitnehmen?  

von ClauPhil84 am 29.04.2024, 08:59



Antwort auf: Autonomiephase und Geschwisterkrise

Guten Tag, in der Autonomiephase geht es neben dem Loslösungsprozess auch um Grenzen. Um die muss man auch mit Dreijährigen durchaus schon ringen, was zu verstärkten Konflikten führen kann. Ihr Sohn braucht die Erfahrung, dass Sie sich durchsetzen und ihm Ihre Stärke zeigen. Er braucht ja das Vertrauen, dass Sie ihn schützen können. Um einige Konflikte werden Sie also vermutlich nicht herumkommen. Sie sollten Sie jedoch derzeit auf das Nötigste beschränken und manches auch mal großzügig übersehen. Vielleicht können Sie einiges schon im Vorfeld verhindern. Das ist sinnvoller als Schimpfen. Erklärungen können bei einem Dreijährigen nicht immer wirken. Wenn Ihr Sohn impulsgeleitet ist - und das sind Dreijährige häufig, vergisst er die Erklärungen noch. Ihr Sohn wird mit der Zeit und durch positive Erfahrungen lernen, dass der Bruder ihm nichts wegnimmt. Sie zeigen ihm, dass Sie ihn weiterhin so lieben wie zuvor. Das gibt ihm wieder Sicherheit, dass seine Position in der Familie stabil ist. Damit kann er Rivalität abbauen. Ich habe keine Erklärung dafür, dass Ihr Sohn das problematische Verhalten nur zeigt, wenn Sie zu viert zu Hause sind. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass Dreijährige schon erkennen, dass die Eltern die nötigen Kapazitäten haben müssen, um auf sie aufmerksam zu werden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 29.04.2024