Frage:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Guten Morgen Herr Gasteiger,
bei meinem Mann wurde Teratozoospermie festgestellt mit nur 2% normal geformten Spermien. Der Rest ist i.O. bzw. sogar etwas über der WHO Norm. Die Leukozyten waren auch etwas erhöht, 10/ Gesichtsfeld. Kann eine Infektion die Morphologie so beeinträchtigen?
Wir versuchen schon seit über einem Jahr ein zweites Kind zu bekommen, beim ersten Kind hat es im 1. ÜZ geklappt vor ca 4 Jahren.
Ist es möglich, mit diesem Befund überhaupt nochmal natürlich schwanger zu werden? Wir sind beide 34 und ich möchte ungern "umsonst" Zeit verlieren.
Es war das erste Spermiogramm, das gemacht wurde.
Bei mir ist laut FA soweit alles i.O.
Vielen Dank!
von
Stoffeline90
am 12.04.2024, 09:55
Antwort auf:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Guten Morgen! Ich verstehe, dass die Situation besorgniserregend sein kann, besonders wenn der Kinderwunsch groß ist. Teratozoospermie, also eine geringe Anzahl normal geformter Spermien, kann in der Tat durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, einschließlich möglicher Infektionen. Erhöhte Leukozyten können auf eine Infektion hindeuten, die wiederum die Spermienmorphologie beeinträchtigen kann. Es ist daher wichtig, dass Ihr Mann diesbezüglich weiter untersucht wird, um eine mögliche Infektion zu diagnostizieren und zu behandeln.
Obwohl eine Teratozoospermie die Chancen auf eine natürliche Konzeption verringern kann, ist es dennoch möglich, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, besonders wenn die anderen Parameter des Spermiogramms (wie Spermienkonzentration und -motilität) im Normbereich oder darüber liegen. Eine einzelne Analyse reicht oft nicht aus, um eine genaue Beurteilung zu treffen. Daher könnte ein weiteres Spermiogramm nach einigen Monaten oder nach einer Behandlung einer festgestellten Infektion hilfreich sein, um die Situation besser zu beurteilen.
Da beide noch relativ jung sind, gibt es mehrere Optionen, die Sie in Betracht ziehen könnten, einschließlich reproduktionsmedizinischer Verfahren, falls eine natürliche Konzeption nicht möglich sein sollte. Es wäre ratsam, mit einem Spezialisten für Reproduktionsmedizin zu sprechen, der Ihnen spezifische Ratschläge und mögliche Behandlungsoptionen basierend auf Ihren spezifischen Umständen anbieten kann.
von
Dr. Friedrich Gagsteiger
am 12.04.2024
Antwort auf:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Hallo Herr Gagsteiger,
herzlichen Dank für Ihre schnelle Rückmeldung sowie Ihre Einschätzung und Tipps zu weiteren möglichen Schritten.
Das Thema einer möglichen Infektion wird mein Mann bei seinem Termin zur Spermiogramm Besprechung Anfang Mai ansprechen (vorher hat er leider keinen Termin bekommen, nur den Befund per Post). Vielleicht liegt es ja tatsächlich daran und kann dann hoffentlich mittels Antibiotika wieder verbessert werden.
Wenn Sie schreiben, ein natürliches schwanger werden könnte möglich sein, wenn die anderen Werte i.O. sind, wie sehen Sie das? Mein Mann hatte zB 6 ml Volumen, 31,2 Mio Spermien/ml, Gesamtzahl 187,2 Mio. bzgl Beweglichkeit: 10% WHO a und 25% WHO b, 20% WHO c und 40% WHO d.
Ich habe mir auch bei meinem Frauenarzt nächste Woche gleich noch einen Termin ausgemacht und mit Ihm auch nochmals über die Ergebnisse zu sprechen.
Er hatte mir eigentlich Clomifen verschrieben, ich wollte aber selbst das Spermiogramm noch abwarten.
In diesem Fall würde uns Clomifen dann wahrscheinlich auch nicht mehr Chancen bringen vermute ich?
Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende!
von
Stoffeline90
am 13.04.2024, 15:04
Antwort auf:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Hallo,
Es ist gut zu hören, dass Ihr Mann das Thema einer möglichen Infektion bei seinem Termin zur Spermiogramm-Besprechung ansprechen wird. Eine Infektion kann tatsächlich die Spermienqualität beeinträchtigen und die Behandlung könnte eine Verbesserung herbeiführen.
Bezüglich der Spermienwerte Ihres Mannes: Ein Volumen von 6 ml und eine Konzentration von 31,2 Mio Spermien/ml mit einer Gesamtzahl von 187,2 Mio sind im Grunde genommen ausreichend gute Werte. In Schulnoten ausgedrückt also eine Vier. Die Beweglichkeit der Spermien (10% WHO a, 25% WHO b, 20% WHO c und 40% WHO d) zeigt, dass es eine gewisse Variation gibt. In der Regel sind die Kategorien WHO a und b besonders wichtig, da diese die aktiv (a+b) und schnell (a) vorwärts beweglichen Spermien beschreiben. Die anderen nehmen am Befruchtungsprozess nicht teil. mit 10 und 25 % liegt Ihr Mann hier gerade über den Grenzwerten
Eine natürliche Schwangerschaft könnte zwar möglich sein, besonders wenn die anderen Gesundheitsparameter in Ordnung sind und keine weiteren reproduktiven Hindernisse bestehen. Aber nur wenn man Frau und Mann zusammen betrachtet, kann man die Fruchtbarkeit einschätzen.
Es ist sinnvoll, dass Sie sich ebenfalls ärztlich beraten lassen und die Möglichkeit einer Behandlung mit Clomifen in Erwägung ziehen. Clomifen wird oft verwendet, um die Eierstockfunktion zu stimulieren und damit die Chancen insgesamt zu verbessern.
Ihr Ansatz, erst alle Informationen zusammenzutragen und dann gemeinsam mit Ihrem Arzt über die nächsten Schritte zu entscheiden, ist sehr weise. Es könnte auch hilfreich sein, alle möglichen Faktoren, einschließlich Lebensstiländerungen und Ernährung, in Betracht zu ziehen, die die Fruchtbarkeit beeinflussen können.
Ich wünsche Ihnen ebenfalls ein schönes Wochenende und viel Erfolg bei Ihren bevorstehenden Terminen.
von
Dr. Friedrich Gagsteiger
am 13.04.2024
Antwort auf:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich verstehe Sie also so, dass das Spermiogramm einfach eingeschränkt ist und unsere Schwangerschaft auf natürlichem Wege erschwert. Mein Mann hatte sich gleich Nahrungsergänzungsmittel besorgt, wir hoffen, dass das in Kombination mit reduzierter Alloholmenge (Feierabendbierchen) etwas bringt und werden dann nochmal ein weiteres Spermiogramm zur Kontrolle machen lassen. Inkl der Frage und Behandlung einer möglichen Infektion, sollte dies der Fall sein.
Ich hatte gestern den Termin bei meinem Frauenarzt, der hatte gemeint, es wäre auch möglich eine Insemination zu machen und er könnte diese Durchführen. 2 Versuche hätte er mir vorgeschlagen und danach könnte man, wenn man wollte, immer noch über eine künstliche Befruchtung nachdenken.
Ich vertraue meinem Frauenarzt sehr, aber wie sehen Sie die Erfolgschancen bei der Diagnose mit nur 2% normal geformten Spermien? Ich denke (bin mir aber nicht sicher), dass das Sperma nicht aufbereitet wird sondern er uns einfach helfen würde das Sperma mehr an Ort und Stelle zu platzieren. Er hätte es so geplant, zuvor über Ultraschall die Follikel zu prüfen und dann den geeigneten Zeitpunkt auszuwählen.
Clomifen solle ich bis zum ersten Ultraschall nächsten Zyklus erst einmal noch nicht einnehmen.
Viele Grüße und herzlichen Dank im Voraus. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!
von
Stoffeline90
am 17.04.2024, 07:36
Antwort auf:
Teratozoospermie und natürlich schwanger werden
Guten Morgen,
vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre ausführliche Schilderung der Situation. Es scheint, als ob Sie und Ihr Mann schon wichtige Schritte unternommen haben, um die Fruchtbarkeit zu verbessern, wie zum Beispiel die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und die Reduzierung von Alkohol. Allerdings ist hier erst nach einer Spermiengeneration, also gut 120 Tagen, mit einer Besserung zu rechnen, falls das Problem nur hier liegt.
Bei einem Anteil von nur 2% normal geformten Spermien, spricht man von einer eingeschränkten Spermienmorphologie, was die Schwangerschaftschancen auf natürlichem Wege tatsächlich erschweren kann. Die Durchführung einer Insemination könnte in diesem Fall eine sinnvolle Option sein, um die Chancen einer Befruchtung zu erhöhen. Bei der Insemination wird das Sperma in der Tat näher an den Ort der Befruchtung gebracht, was besonders hilfreich sein kann, wenn die Beweglichkeit der Spermien oder ihre Form eingeschränkt ist.
Die Erfolgschancen einer Insemination hängen von vielen Faktoren ab, darunter die Qualität des Spermas auch nach der Aufbereitung, die Fruchtbarkeit der Frau und andere individuelle Gesundheitsfaktoren. Da Ihr Frauenarzt die Follikel per Ultraschall prüfen und den optimalen Zeitpunkt für die Insemination auswählen will, wird dies sicherlich die Chancen verbessern.
Es ist eine gute Idee, zwei Versuche der Insemination zu erwägen, bevor man weitergehende Methoden wie eine künstliche Befruchtung (IVF) in Betracht zieht. IVF/ICSI bietet in der Regel höhere Erfolgsraten, ist aber auch invasiver und kostenintensiver.
Bei einer Insemination in die Gebärmutter (IUI) muss das Sperma immer aufgearbeitet und konzentriert werden.
Was die Einnahme von Clomifen betrifft, so scheint Ihr Frauenarzt einen vorsichtigen Ansatz zu wählen, indem er den ersten Ultraschall abwartet, um zu sehen, wie Ihre Follikel auf natürliche Weise reagieren, bevor er mit der medikamentösen Stimulation beginnt.
Ich hoffe, diese Informationen helfen Ihnen weiter. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Ihnen auch einen schönen Tag und alles Gute auf Ihrem Weg.
Viel Glück!
von
Dr. Friedrich Gagsteiger
am 17.04.2024