Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich bin in der 6. SSW und habe gestern eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Nun habe ich gelesen, dass viele Zahnärzte eine PZR erst ab dem 2. Trimester empfehlen. Die bei der PZR verwendeten Produkte kann ich – bis auf Elmex Gelee – nicht nennen.
1. Gibt es Bedenken im Hinblick auf eine professionelle Zahnreinigung in der Frühschwangerschaft, z.B. wegen herausgespülter Bakterien aus den Zahnfleischtaschen/Ultraschall/verwendeter Produkte wie Fluorid – genauer: habe ich als Folge einer professionellen Zahnreinigung in diesem frühen Schwangerschaftsstadium z.B. Fehlbildungen oder andere Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und/oder eine Fehlgeburt zu befürchten?
2. Kann ich Elmex Gelee bedenkenlos in der (Früh-)Schwangerschaft verwenden?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
von
Annabell34.55
am 30.07.2021, 07:27
Antwort auf:
Ist eine professionelle Zahnreinigung in der Frühschwangerschaft schädlich?
Ich sehe keinen ernsthaften Grund, von einer professionellen Zahnreinigung in der Frühschwangerschaft abzuraten. Ganz im Gegenteil, eine bakterielle Entzündung des Zahnfleisches geht mit einem erhöhten Risiko für eine Fehl- bzw. Frühgeburt einher. Deshalb sollte gerade in der Schwangerschaft auf eine entsprechende Zahnhygiene geachtet werden.
Auch bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Elmex Gelee mit Fluorid bestehen grundsätzlich keine Bedenken.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 30.07.2021
Antwort auf:
Ist eine professionelle Zahnreinigung in der Frühschwangerschaft schädlich?
In unserer Praxis wird eine PZR nur zwischen der 13. und 35. Woche durchführt.
Mindestens zwei Mal im Laufe Ihrer Schwangerschaft sollten Sie die professionelle Zahnreinigung in Ihrer Zahnarztpraxis in Anspruch nehmen - einmal zu Beginn (ab der 13. Woche) und einmal im letzten Drittel (zwischen 25-35. Woche) der Schwangerschaft.
Das Risiko des in Umlauf Bringens von Erregern, die sich bei der Reinigung aus den Zahntaschen lösen, muss abgewägt werden. In der Schwangerschaft ist eine Behandlung im 2. Trigemon für Mutter und Kind bedenkenlos. Dies wurde anhand der Parodontitistherapie in einer schulmedizinischen Studie umfassend untersucht (Michalowicz et al, Treatment of peridontal diesase and the the risk of preterm birth, 2006). Es empfiehlt sich daher die Individualprophylaxe nicht im ersten oder dritten Trigemon der Schwangerschaft durchführen zu lassen. Im ersten Abschnitt der Schwangerschaft werden wichtige Organe des Embryos gebildet. Im letzten Abschnitt der Schwangerschaft sollte die Schwangere nicht mehr mit einer Prophylaxe belastet werden. Der Körper ist mit anderen Dingen belastet und das meist einstündige Reinigen der Mundhöhle wird als sehr beschwerlich wahrgenommen. Damit es zu keiner Kompression der Vena cava kommt, sollten Schwangere bevorzugt immer leicht links während der Behandlung gelagert werden. Das leicht aufrechte Sitzen wird ebenfalls empfohlen.
von
mirage
am 30.07.2021, 13:48
Antwort auf:
Ist eine professionelle Zahnreinigung in der Frühschwangerschaft schädlich?
@ Herr Dr. Paulus: Vielen Dank!
@ mirage: Ich kenne diese Empfehlung; eben darum habe ich ja gefragt, ob eine Zahnreinigung schädlich ist. Ihre Antwort (Empfehlung erst ab der 13. Woche) beantwortet aber nicht meine Frage, ob eine Zahnreinigung bedenklich ist, und nutzt mir auch nichts, denn ich habe die Zahnreinigung ja schon durchführen lassen.
Mir ist nicht ganz klar, weshalb eine Zahnreinigung vor der 13. SSW (BEI NORMALER ZAHNGESUNDHEIT) als risikoreich angesehen wird. Ein Risiko von Erregern im Blut habe ich ja z.B. auch, wenn ich eine normale Erkältung bekomme - das passiert ja auch oft in der Frühschwangerschaft, und hat nicht sofort Fehlbildungen/Fehlgeburten zur Folge. Ein gesunder Mensch hat ja auch ein Immunsystem, das die Erreger zerstören kann.
Wie hoch ist denn Ihrer Einschätzung nach das Risiko, dass der Fall eintritt, dass Erreger ins Blut geraten (wie gesagt bei normaler Zahngesundheit ohne Entzündungen o.ä.), und was sind die Folgen?
von
Annabell34.55
am 30.07.2021, 16:18