Hallo,
Unser Sohn ist 22 Monate alt und wird noch gestillt. Wobei es fast ausschließlich Nuckeln ist und ich auch fast keine Milch mehr habe. Tagsüber haben wir im Herbst abgestillt (was nicht ganz einfach war). Zum Einschlafen, nachts und zum Aufwachen in der Früh braucht er die Brust aber noch sehr. Ich bin nun wieder schwanger (1. Trimester) und frage mich, wie sich das entwickeln könnte..
Das Einschlafstillen selbst finde ich natürlich praktisch (er ist seit jeher ein schlechter Schläfer und kommt bis jetzt nur beim Stillen und in der Trage ausreichend zur Ruhe, dass er einschlafen kann). Problematisch sind unsere sehr unruhigen Nächte (häufiges Aufwachen und Wachphasen in der zweiten Nachthäfte). Ich könnte mir vorstellen, unseren Großen noch länger abends und morgens zu stillen. Nachts so häufig zwei Kinder zu stillen ,kommt für mich aber nicht wirklich in Frage.
Ich wäre grundsätzlich bereit zum Abstillen, merke aber dass unser Sohn noch sehr dran hängt. Das ist für mich aktuell noch in Ordnung.
Das heißt meine Fragen sind: haben Sie Ideen ,wie wir unsere Nächte aktuell entspannen können (eventuell auch ohne abzustillen)? Alle sanften Methoden ala Elisabeth Pantley haben bisher leider nicht viel verändert..
Wie könnte ein späteres Tandemstillen theoretisch aussehen?
Von unterschiedlichen Seiten höre ich immer wieder mal, dass ich ihn damit zu sehr verwöhne und er sich aufgrund des Einschlafenstillens nicht altersadäquat von mir lösen kann. Ist das eine berechtigte Sorge?
Kann das Stillen die erneute Schwangerschaft gefährden?
Vielen Dank und freundliche Grüße!!
von
Aprilbabymama
am 09.02.2024, 13:35
Antwort auf:
Schlaf großes Stillkind Tandemstillen
Liebe Aprilbabymama,
erst einmal herzlichen Glückwunsch!
Eine erneute Schwangerschaft ist eigentlich kein Abstillgrund. Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören:
o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen;
o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft.
Dies kommt jedoch nur sehr selten vor.
Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei.
Lass dich bitte nicht verunsichern, denn auch ein Stillalltag mit zwei Kindern ist gut machbar und dein großes Kind kann durchaus lernen, dass es nicht immer an die Brust kann!
Die Praxis zeigt auch, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben. Solange Ihr Euch beide mit der Situation wohl fühlt, besteht absolut kein Grund zum Abstillen, trotzdem ist es natürlich nicht gut, wenn es zu Spannungen mit deinen Mitmenschen kommt.
Setze dich doch einfach einmal mit dir wichtigen Menschen in einer ruhigen Stunde zusammen. Sprich mit ihnen über deine Gefühle dem Stillen gegenüber und sage ihnen, dass dich diese Ablehnung verletzt und auch verunsichert.
Du solltest auch Grenzen setzen. "Zu meiner Zeit hat man das aber ganz anders gemacht" scheint der Schlachtruf (fast) aller Mütter, Schwiegermütter, Omas, Tanten usw. zu sein. In der Generation unserer Eltern hat in Deutschland fast keine Frau gestillt! Wenn doch, dann war sie meist ein ziemlicher Exot. Manchmal spricht aus den Bemerkungen unserer Eltern, Schwiegereltern und anderen Verwandten und Bekannten auch nur die Trauer oder auch der Neid, weil sie selbst um die wundervolle Erfahrung der Stillbeziehung betrogen wurden, trotzdem ist es DEIN Baby. Es geht NICHT um irgendein Kind, sondern um DEIN EIGENES Kind. Es geht um DEINE Beziehung zu DEINEM Baby und da hat außer deinem Partner niemand ein Mitspracherecht. Auch wenn es hart klingt, da hat keiner Recht sich einzumischen.
Und auch deinem Kind gegenüber solltest du eine klare und liebevolle Konsequenz zeigen.
Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden.
Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst.
Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Wenn du dein Kind nicht wecken möchtest, dann wartest du eben einfach, bis es von selbst wieder kommt ;-).
Natürlich kannst du deinem Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Dein Sohn wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute, solltest du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da!
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.02.2024
Antwort auf:
Schlaf großes Stillkind Tandemstillen
Vielen herzlichen Dank für die ausführliche und wohltuende Antwort!
Ich bin selbst gespannt ,wie es nun weitergehen wird und werde mich vielleicht nochmals melden.
Vielen Dank und liebe Grüße!!
von
Aprilbabymama
am 10.02.2024, 12:03