Frage: Lokalanästhesie beim Stillen?

Hallo Biggi, ich befinde mich zur Zeit in kiefernorthopädischer Behandlung, wobei mir meine Zahnärztin in den nächsten Wochen 4 Zähne ziehen will. Zur Betäubung will sie Ultracain DS (etwa 3ml) verwenden. Sie selber sagt, dass dieser Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und sie habe gehört man solle mit einer Stillmahlzeit (nach der Behandlung) aussetzen. Hast Du damit Erfahrung, bzw. reicht es aus, wenn ich für die anschließende Mahlzeit vorher abgepumpte Milch verwende oder sollte ich mehrere Mahlzeiten "austauschen"? Welche Folgen kann denn ein solcher Wirkstoff für das Kind - mein Sohn ist jetzt 6 Wochen alt - haben? Und gibt es irgendwelche Schmerzmittel die Stillverträglich sind und nach dem Zähneziehen genommen werden könnten??? Vielen Dank Anne und Klein Janek

Mitglied inaktiv - 09.01.2003, 15:40



Antwort auf: Lokalanästhesie beim Stillen?

? Liebe Anne, Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines (Weiheits)zahnes oder Wurzelbehandlung erfordern KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.). ... Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen: „Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Bei Bedarf gibt es auch Schmerzmittel, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Deine Zahnärztin kann sich in Berlin bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-30686-734 erkundigen. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Ich hoffe, die Behandlung wird nicht zu unangenehm. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.01.2003