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Geschrieben von Treva am 15.09.2008, 21:34 Uhr

Armut ?

weshalb haben viele kinder, gerade aus ärmeren schichten ( zu denen ich mich zähle ) die kleiderschränke so voll , dass die eltern oft den überblick verlieren.
da wird ständig ein schnäppchen gekauft, hier ein t- shirt für 3 euro, dort ein paar schuhe für 5 euro, bis am ende des sommers 30- 50 t-shirts in den schränken rumliegen und teilweise nie getragen wurden.
warum werden im lauf eines winters 4 oder 5 jacken gekauft , weil pro jacke 5 euro ein schnäppchen sind ?
hartz 4 empfänger schliese ich dabei aus, ich meine damit nur arbeiterfamilien , die nicht viel verdienen aber dennoch mehr haben als die erst genannten.
sind es die unglaubliche mengen an wäsche, die sich bei 2 oder 3 kindern ansammeln, die den eltern das gefühl geben, eben doch nicht so arm zu sein ?

wie sinnvoll ist es wenn in jedem kinderzimmer ein fernseher steht, aber am essen gespart wird
wie kann man sich als arm bezeichnen, wenn beide elternteile rauchen,
wie kann jemand arm sein, der sich zweimal die woche eine kiste bier kauft

das sind keine bsp. das erlebe ich tag täglich in meinem umfeld

 
16 Antworten:

Re: Armut - welche?!

Antwort von AyLe am 15.09.2008, 21:41 Uhr

Hallo, Treva!
Das ist ein Phänomen, nicht wahr?! Es scheint gerade so, als wollten die Menschen anhand von Quantität mangelnde Qualität wettmachen. Es gibt sie, jene, die ihren Sinn im Besitzen finden und denen es wichtig ist zu haben. Wenn die Dinge nun aber pro Stück so billig sind, der Haushalt keine Buchführung kennt, dann kann es schnell passieren, dass die Massen zusammengekauft werden. Dieses Problem entsteht ja nun nicht dadurch, dass bedarfsorientiert gekauft wird - es ist kalt, ich brauche eine Jacke.... Nein, das Bedürfnis ist hie anders gelagert: je mehr, desto besser, desto mehr an Bestätigung, dass man ja viel besitzt.

Oder aber es ist viel profaner und der Sammler dringt in den Käufern durch...

Wie sangen noch die Alten von den Dächern: Kleinvieh macht auch Mist... Und wer hier den ÜBerblick verloren hat, hat ihn mit Sicherheit auch in vielen anderen Dingen, daher ist dieses Verhalten also eher symptomatisch als die Ursache.

LG und einen schönen Abend noch, AyLe

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Re: Armut ?

Antwort von 58er am 15.09.2008, 21:57 Uhr

mit konsum wird viel kompensiert (in allen schichten. und auf schnäppchenjagd sind nicht nur menschen mit wenig geld. geh mal in marken-outlets).
und wenn mir die werbung verspricht, dass mir konsum glück und zufriedenheit beschert, dann um so mehr. das "recht" auf dieses verlogene scheinglück will sich natürlich auch der sog. arme nehmen, und sei es mit 3-euro-teilen.

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DAS kann ich auch...

Antwort von AyLe am 15.09.2008, 22:17 Uhr

daran erinnert mich das Treiben. "Wollen Sie sich einen langehegten Traum erfüllen?!" Ja, klar, ich will, dass meine Nachbarn sehen, dass ich ihnen überlegen oder gleichrangig bin. Das Spiel heißt "wir steigern das BSP" Oder sollte ich sagen: Bin sozial pleite???
Kompensation setzt voraus, dass es irgendwo tief drinnen ein Mangelgefühl gibt. Wo das wohl herkommen mag? Welchem Zerrbild da wohl hinterher gelaufen wird?

emo ergo sum!

LG, AyLe

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Re: DAS kann ich auch...

Antwort von Einstein-Mama am 15.09.2008, 22:23 Uhr

extremouting: ich kann ein designerteil nicht von h+m unterscheiden, wenn ich das schildchen nicht lesen kann.

na gut, vielleicht nach der ersten wäsche.
passt nicht ganz zum thema, aber wollte ich mal gesagt haben.

(wobeidieguccibrillesichbesondersgutanfühltealsichsieanprobierthabe)

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Re: DAS kann ich auch...

Antwort von 58er am 15.09.2008, 22:25 Uhr

AyLe, den zerrbildern brauchen wir nicht hinterherlaufen. mit denen werden wir ständig und überall zugemüllt. bis wir in dem komatösen zustand sind, in dem wir wie geplant auf reize nur mehr reflexartig reagieren, also z.b. konsumieren.

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Re: DAS kann ich auch...einsteinmama....

Antwort von 58er am 15.09.2008, 22:27 Uhr

....das nennt man selbsthypnose ;-))))))))))))))))))

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Ersatzbefriedigung

Antwort von Leolu am 15.09.2008, 23:24 Uhr

nenn ich das, egal wofür, denke, da gibt es verschiedene Gründe für. Shoppen löst ein glücksgefühl aus, wie Schokolade, und wenn man für seine Kinder und nicht für sich einkauft, dann ist das schlechte Gewissen weniger.
Ich glaube, nein ich weiß, ich gehöre auch in diese Kategorie. Wobei die Kinderzimmerschränke nun nicht dermaßen platzen, weil ich nicht jeden Mist kaufen, sondern halt schon ausgewählt, was gefällt und nicht nur nach dem Preis guckend. Aber dennoch der Großteil in den Schränken sind Schnäppchen, wobei ich hab auch nicht großartig eine andere wahl, hier im Dorf gibts nix zum einkaufen:-).
Glaub auch nicht, daß es an anderen Sachen deswegen mangelt, vorallem nicht am essen. dennoch kommt es vor, daß Sachen gekauft werden, die einfach nicht nötig, die eigentlich einfach nur Spaß machen sie zu kaufen und zu haben! Auch wenn es noch soweit geht, daß zumindest drüber nachgedacht wird, daß sie auch benutzt werden, also Messi bin ich nicht.
Aber wenn ich für was ein Faible hab, dann ist es übertrieben. Zur Zeit ists die briobahn, die das Zimmer sprengt, aber wo Mama Schnäppchen für Schnäppchen irgendwo ergattert und sich wie blöd auf den Postmann freut. Ist es aufgebaut geht das Freudengefühl langsam wieder abwärts und nach 3 Tagen kommt das gefühl wieder hoch was Neues haben zu wollen,sicher kann man sich dann noch kontrollieren, und es artet nicht aus, daß was anderes fehlt, denke soweit ist es noch okay. Und es kommen auch phasen wo gar wochenlang oder monatelang nix gekauft wird.
Kann nun auch nicht sagen, woran es liegt, wofür es eine Ersatzbefriedigung ist, aber es ist definitiv eine. Ob es der Hausfrauenfrust ist, der so bekämpft ist oder Streitereien in der Partnerschaft oder Kinderstreß etc. etc., ich weiß es nicht, aber es tritt phasenweise immer wieder bei mir auf.
LG
Nina

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Re: In Litauen gibt es das Sprichwort, was sich reimt

Antwort von saulute am 16.09.2008, 3:06 Uhr

So kann ich es nicht uebersetzen, aber es heisst: "Arbeite, kaufe und stirb". auf Litauisch reimt es sich: "Dirbk (arbeite), pirk (kaufe) ir mirk(und stirb)".

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Re: Armut ist nicht gleich Armut

Antwort von mini99 am 16.09.2008, 8:50 Uhr

Hallo!
Es gibt sicher arme Menschen die sich kaum oder garnichts leisten können. Und dann gibt es Menschen, die nicht gerade reich sind, aber auch nicht am Hungertuch nagen. Die vielleicht nicht auf Urlaub fahren können, oder viel ansparen können, aber eben diesen Ausgleich in Billigshoppen ausgleichen wollen. Das sind ev. die, die glauben es ist gut, 30 Pullis um je 2 Euro zu besitzen.

Und rauchen ist eine Sucht, ich kenne Leute, die haben hinten und vorne kein Geld, aber für Zigaretten MUSS es sich irgendwie ausgehen. Ich verstehe es auch nicht, aber ich bin Nichtraucherin und kann es wahrscheinlich deshalb auch garnicht beurteilen.

LG
Traude

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Re: Armut ?

Antwort von fiammetta am 16.09.2008, 9:30 Uhr

Hi,

ich denke, weil Kleidung, vorausgesetzt man wartet bis zur Schnäppchensaison, wirklich sehr günstig zu haben ist und man somit, zumindest äußerlich, durchaus mit der vermeintlich wohlhabenderen Masse mithalten kann. Andererseits mag diese Schnäppchenjagd tatsächlich Unterlegenheitsgefühle kompensieren. Dazu kommt, dass derjeniger, der eben nicht arbeiten geht, auch die Zeit und die Muße hat, um durch die Geschäfte zu tigern und somit fällt es oft wirklich schwer, auf hübsche und dann auch noch stark herabgesetzte Teile zu verzichten.

Es dürfte wohl auch eine Art der Begründung der eigenen Tätigkeit sein: Meine Mutter (Hausfrau seit 40 Jahren) ist passionierte Schnäppchenjägerin, die oft doppelt und dreifach Dinge regelrecht ameisengleich heranschleppt, eben weil sie ja "sooo süüüß" und eben günstig waren. Sie hätte aber in jungen Jahren recht gerne ein bißchen Karriere gemacht (ich habe ihr offenbar einen Strich durch die Rechnung gemacht), dann war sie im Krieg und in den nachfolgenden Jahren recht arm (zumindest hat sie sich so empfunden - heute kann sie sich Dinge leisten, die sie sich einst nur erträumen konnte) und dann war Kampfshopping immer eine Begründung gegenüber meinem Vater für ihre gnadenlose Selbstaufopferung für uns (und dass sie dank der Schäppchenjagd und des ach so verantwortungsvollen Umgangs mit Geld ja gar nicht mehr arbeiten gehen konnte - genial, gell?).

Andererseits sehe ich bei meiner Schwägerin genau die andere Richtung. Sie kauft fast ausschließlich sehr teure und wie sie meint, damit qualitativ hochwertige Kleidung. Ausverkaufsware oder Sonderangebote sind ihr viel zu poppelig. Auch das ist eine Form, Unterlegenheitsgefühle zu kompensieren, weil man eben somit zwar nicht durch Menge, sondern durch wichtigtuerische Aufnäher oder Aufdrucke glänzt. Die Frau haut dermaßen viel Geld für Kleidung zum Fenster hinaus, dass es eben auch hier wieder beim Urlaub eingespart werden muss. Ihr Gatterich verdient aber nicht schlecht.

Ich selbst habe Klamotten von H&M (z.B.), die inzwischen locker zehn Jahre alt und immer noch nicht kaputt sind. Ich bin der Ansicht, dass es zwar einige günstige Firmen gibt, deren Qualität übersichtlich ist, andere liefern aber durchaus keine schlechte Ware. Ich habe es auch schon mit teuren Designerteilen erlebt, dass sie innerhalb kürzester Zeit zum In-die-Tonne-kloppen waren.

Was ich damit sagen will, ist, dass Kleidung nicht mehr nur dazu dient, sich warm zu halten und vielleicht noch sich hübsch zu machen. Mir stellt sich aber zunehmend die Frage, was "arm" heutzutage eigentlich ist.

Ich verstehe aber auch nicht, warum Zigaretten wichtiger sind als die eigenen Kinder satt zu bekommen.

LG

Fiammetta

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Buchtip

Antwort von Andrea70 am 16.09.2008, 9:53 Uhr

Ich lese gerade "No Shopping!: Ein Selbstversuch" (Judith Levine).

Die Autorin verzichtet ein Jahr lang darauf nicht notwendige Dinge zu kaufen, ist interessant, wie erst mal definiert werden muß, was lebensnotwendig ist und welche Gedanken im Verlauf des Experiments auftauchen.

LG Andrea

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Re: In Litauen gibt es das Sprichwort, was sich reimt

Antwort von 58er am 16.09.2008, 11:32 Uhr

lach. Saulute, litauer sind ja hart drauf. bei uns sagt man wenigstens "friss und stirb".

sind ja ideale namen für drillingsbuben aus dem prekariat: dirbk, pirk und mirk.

wenn die dann auf dem spielplatz gerufen werden: "maloche, konsumiere und verreck", dann wissen sie von klein auf, was ihre gesellschaftliche bestimmung ist ;-)

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Re: Armut ?

Antwort von Moneypenny77* am 16.09.2008, 11:44 Uhr

Damt triffst Du so ziemlich auf den Punkt was ich auch immer sehe. Und warum ich glaube, daß die zunehmende Kinderarmut in Deutschland nicht unbedingt eine Frage des nicht vorhandenen Geldes bei den Eltern, sondern des nicht umgehen können mit der knappen Menge ist.

Das wenige Geld, das man hat, wird ausgegeben, statt gespart. Wenn es den Fernseher irgendwo für 30 € gebraucht gibt, dann wird er gekauft, das Kind "freut" sich und man hat eine billige Beschäftigungstherapie. Bei den Klamotten ähnlich.

Mein bestes Beispiel ist meine beste Freundin. Alleinerziehend seit 5 Jahren, schwanger mit 20, Ausbildung nachgeholt, seit der Geburt ihres Sohnes immer wieder von sozialer Hilfe abhängig. Sie ist IMMER, bis jetzt zum Schluß mit Hartz IV, mit dem Geld gut hingekommen. Ihr Sohn hatte gute Anziehsachen, aber eben keine rohen Mengen, genauso wie bei uns: der Inhalt des Kleiderschrankes reicht für 1 Woche, dann ist Ende Gelände. Er muß sich nicht zurückhalten, soll aber gut mit seinen Sachen umgehen, denn vieles kaufe ich ihr ab. Für sich selbst kauft sie ebenfalls günstig, aber ich finde nie, das sie schlecht gekleidet ist. Sie hat ein gutes Händchen dafür, gut angezogen zu sein. Nicht "mein" Stil, aber eben EIN Stil. Der Kühlschrank ist immer voll und sie kann gut kochen. Ja, sie raucht, ihr kleiner Luxus und nicht selten sind Zigaretten billiger als Essen. Ich glaube, daß man, wenn man wirklich rigide spart und mit Geld umgehen kann noch kleine Reserven hat, für EINE kleine extra Sache. Aber große Sprünge sind nicht drin und wer nur in einer Beziehung versucht, in einer anderen Liga mitzuspielen, der verliert... zu Lasten der Kinder.

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Re: Armut ?

Antwort von kikipt am 16.09.2008, 13:22 Uhr

armut ist relativ

das was hier das mindestgehalt ist, dafuer wuerde bei euch sicher keiner arbeiten gehen.
mein mann verdient fuer hiesige verhaeltnisse sehr gut, durch medikamentenkosten etc. rutschen wir immer wieder ins minus
hatten auch schon eine extreme zeit wo hier fast alle gehungert haben.
kids hatten in der schule mittagessen umsonst
abends gabs jeden tag nudelsuppe und in der frueh 1 trockene semmel, bestenfalls mit magerine
tja, gott sei dank geht es uns derzeit besser
armut...

in indien wird sie z.b sicher anders gesehen, oder in asien als hier in europa
was ist arm???

fuer mich beginnt armut im "geiste" dann, wenn jemand mit seinem "reichtum" nicht umgehen kann....

Cristina, der arme menschen oft viel wertvoller sind als reiche;)

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Tja, was ist Armut?

Antwort von Moneypenny77* am 16.09.2008, 13:57 Uhr

In diesem Land muß niemand in Armut leben. Jeder kann ein Dach auf dem Kopf und eine warme Mahlzeit bekommen. Verglichen zu dem, wie die Menschen in anderen Ländern leben müssen, also eher Luxus, als Armut.

Uns fliegen keine Bomben um die Ohren, neben uns sprengen sich keine Kinder in die Luft. Bei uns müssen Kinder nicht für Touris die Beine breit machen. Wie schön.

Wir sind ein reiches Land. Ein Land, in dem wir uns Gesetzt erlauben können, das Essen bei kleinster Bedenken nicht mehr verkauft oder verschenkt (!) werden darf. Ein Land, in dem flächendeckend Ärzte und Krankenhäuser zu finden sind, die medizinische Versorgung für Jedermann gut ist. Da ist der Anspruch an das Mindeste, was man zum Leben haben sollte natürlich auch ein anderer. Da beginnt Kinderarmut eben nicht erst dann, wenn die Kinder für Geld mißbraucht werden, wenn sie ihn Gruben plockern müssen o.ä. In einem reichen Land ist Armut für mich, wenn Kinder von Nudeln mit Ketchup leben müssen, weil ihre Eltern nicht in der Lage sind, zu kochen. Mag sein, daß die Kinder in Äthiopien Nudeln mit Ketchup anders einstufen, für mich ist das ein Armutszeugnis.

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Re: Ersatzbefriedigung

Antwort von Moneypenny77* am 16.09.2008, 13:59 Uhr

Komisch. Für mich setzt am sinnlosen Konsum erst dann ein Glücksgefühl ein, wenn die Ausbildungskonten meiner Kinder mit jeweils 20/30.000 € gefüllt sind. Bevor das nicht erreicht ist, gebe ich das Geld nicht für Nonsens aus.

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