Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von horrend am 06.06.2006, 11:56 Uhr

FR-online zum Sozialzynismus

" Kommentar

Sozialzynismus

Stellen Sie sich vor, Sie wären arbeitslos (falls Sie es nicht sind). Stellen Sie sich vor, Sie hörten täglich Politiker von "Missbrauch" reden, von Leuten, die "nur herumgammeln" (Volker Kauder) oder die "der Meinung sind: Arbeit ist nicht mein Ding" (CDU-"Experte" Ralf Brauksiepe).

Richtig ist: Wie bei jeder finanziellen Leistung gibt es auch beim Arbeitslosengeld Missbrauch. Es wäre auch verwunderlich, wenn ausgerechnet unter den Hartz-IV-Empfängern keiner wäre, der der verbreiteten Leitlinie folgt: Suche deinen Vorteil, koste es die anderen, was es wolle. "Vorbilder" in wesentlich besserer Finanzlage gibt es ja genug.

Zu verurteilen ist der Missbrauch natürlich - aber wenn es wirklich darum ginge, würden diejenigen, die ihn jetzt geißeln, nicht verschweigen, dass er die Ausnahme ist. Sie müssen das aber verschweigen, weil sie die pauschale Verunglimpfung von Arbeitslosen als Rechtfertigung für ihre ständigen Verschärfungen brauchen.

Über die konkreten Zumutungen hinaus zeichnet sich etwas äußerst Gefährliches ab. Trotz der Verbesserung bei den Arbeitslosenzahlen: Sowohl beim "Sockel" der Langzeitarbeitslosen als auch beim Stellenangebot gibt es keine Verbesserung. Die Kauders und Brauksiepes wissen sehr genau, dass ihre einseitig unternehmensfreundliche Politik nichts daran ändern wird, auch bei Wachstum nicht.

Sie haben sich deshalb von Sozialpolitik verabschiedet und auf Sozialzynismus verlegt. Der, wie sie vielleicht unter sich sagen würden, "Bodensatz" der Chancenlosen wird diffamiert, gegen die Leute mit Job ausgespielt, möglichst billig gehalten, vielleicht auch noch zu kostenloser Arbeit gezwungen und in die Resignation getrieben.

Wir erleben die Kapitulation des Sozialstaats auf Kosten derer, die seine Förderung bräuchten. Der Preis, der bewusst in Kauf genommen wird, ist eine gespaltene Gesellschaft. Traurig, dass die SPD sich für so etwas hergibt."

Stephan Hebel (Frankfurter Rundschau.online)

Jetzt nochmal ein kurzer Kommentar von mir:

Der ALG-II-Satz fungiert derzeit als eine Art Mindesteinkommen, d. h., derjenige, der durch rechtschaffende Arbeit darunter liegt, kann "aufstocken". Jetzt spinnen wir die Geschichte mal weiter. Es wird nach Kürzungen bei den "verwöhnten, faulen, betrügerischen" Arbeitslosen gerufen. Denn, Arbeit muss sich ja lohnen, nicht wahr? Gesagt, getan (kann durchaus passieren). Genau deswegen will die CDU/CSU nämlich das Optimierungsgesetz zum HARTZ IV nicht so belassen, sondern "grundlegend" ändern. In der Koalition gibt es derzeit deswegen Probleme. Und was geschieht dann: Das Grundeinkommen der arbeitenden Bevölkerung kann weiterhin ebenso ABGESENKT werden, orientiert sich ja am ALG-II-Satz (am Existenziminum). Ich finde das nicht wünschenswert. Dagegen MUSS vorgegangen werden.

LG Ilona

 
6 Antworten:

Re: Nachtrag: Diese

Antwort von horrend am 06.06.2006, 12:11 Uhr

weitere "Spreizung (ein hübsches Wort, was sich die Herren ausgedacht haben)" der Löhne und Gehälter, die derzeit medienweit gefordert wird, bedeutet nichts anderes als eine weitere Absenkung der Löhne und ist das Ziel der derzeitigen Politik. Die Diffamierung der Arbeitslosen zwecks Absenkung der Sozialleistungen ist die Vorbereitung auf diesen weiteren Schritt hin zu.... na Ihr wisst es ja.... Ich glaubt es nicht??? Wartets ab, wenn nix passiert, wird DAS passieren...

LG Ilona

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie viel häst den noch gerne?

Antwort von JoVi66 am 06.06.2006, 17:35 Uhr

...."Wir erleben die Kapitulation des Sozialstaats auf Kosten derer, die seine Förderung bräuchten. Der Preis, der bewusst in Kauf genommen wird, ist eine gespaltene Gesellschaft. Traurig, dass die SPD sich für so etwas hergibt." .....

Bitte wieviel Sozialstaat möchtest du denn noch haben????
Siehst du nicht, dass Dtl. nicht nur bevölkerungspolitisch, sondern auch monetär am ausbluten ist?

Ehe nicht ein generelles Umdenken geschieht, und zwar bei allen, ist das Dilema mit noch mehr Sozialleistungen nicht zu machen, denn die Arbeitenden, nicht Langzeitarbeitslosen, kommen sich irgendwann einmal ganz schön ausgenutzt vor.Die haben nämlich für alles aufzukommen. Das trägt ungeheuerlich zum BVerständnis für Sozialschmarotzer bei. Und ich kenne so einige, hab ich auch schon mehrfach geschrieben.

Das du ( oder der Schreiberling) sehr einseitig an das Problem herangehst ist dir anscheinend noch überhaupt nicht aufgefallen.

Wie weit soll die arbeitende Bevölkerung noch bluten? Seit 15 Jahren warten wir alle auf "blühende Landschaften" und werden stinkig, weils nicht schnell genug geht.
Aber das Problem löst sich wahrscheinlich irgendwann einmal von selbst, wir haben jetzt schon 26-30 % Links wähler in bestimmten Bereichen.

Das die SPD und die CDU an einem Strang ziehen ist eh schon ein kleines Wunder.Aber anders kann man den Leuten ja schon gar nicht mehr gerecht werden.
Jovi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie viel häst den noch gerne?

Antwort von horrend am 06.06.2006, 20:16 Uhr

Kann sein, dass der Schreiberling oder ich einseitig an das Problem herangehen, das gilt allerdings auch für andere Menschen in diesem Land. Es wird bald noch mehr Links-Wähler geben, das sei schon mal angekündigt. Und das ist GUT so.

LG Ilona

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Na ja, wer DDR Verhältnisse wieder haben möchte, gerne, aber ohne mich.

Antwort von JoVi66 am 06.06.2006, 20:50 Uhr

Gruß Jovi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Na ja, wer DDR Verhältnisse wieder haben möchte, gerne, aber ohne mich.

Antwort von horrend am 06.06.2006, 21:02 Uhr

Klar JoVi. Leg Dich wieder hin....

Ich habe in der DDR gelebt. ICH WEISS, was damals war (damals war ich mit meiner Meinung auch alleine auf weiter Flur, habe aber letztendlich recht behalten) und wie es JETZT ist.

LG Ilona

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Na ja, wer DDR Verhältnisse wieder haben möchte, gerne, aber ohne mich.

Antwort von ursel am 06.06.2006, 21:55 Uhr

hallo,
ich möchte hier keine ddr-verhältnisse haben und bin eigentlich auch kein links-wähler, aber ich muss ilona (auch die vorherigen postings)absolut recht geben. seh ich auch so und finde die verschärfung der alg2-gesetze sehr bedenklich, weil es wirklich die schwächsten trifft. wo wollen die denn noch sparen? es sind nicht hauptsächlich die abzocker und leistungserschwindler, die man damit trifft, sondern immer mehr normale leute und familien, denen man den arbeitsplatz wegrationalisert und ins ausland verlagert hat. und die einsparungen durch die verschärfung bringen ja bekanntlich nicht mal eine milliarde sondern viel weniger. und trotzdem wird die missbrauchsdebatte jetzt in den medien so aufgebauscht. bei der vermögenssteuer wurde lamentiert, dass diese einnahmen ja auch recht gering sind und man hatte den eindruck, dieses gesetz war den politiker fast peinlich. bei den arbeitslosen wird richtig in die dresche geschlagen, die haben eh keine ehre mehr. und wie jovi schon richtig sagt, die ganzen probleme können von der arbeitenden erwerbsbevölkerung nicht mehr geschultert werden, ist auch klar. da ist es eben sache der politik, andere lösungsmöglichkeiten zu finden, und da tun sie sich eben schwer.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.