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Geschrieben von dr.snuggles am 08.01.2010, 13:05 Uhr

na also! der erfolg kommt mit dem versohlen...

...und aus den USA eine wissenschaftliche Untersuchung, die behauptet, dass Kinder, die gelegentlich von ihren Eltern geschlagen werden, glücklicher sind als ihre unglücklichen Altersgenossen, die derartige Erziehungsmethoden nie kennenlernen durften
D'Anni hat es schon 1979 gewusst: "...dass die Leit (Leute) dene Kinder keine mehr schmieren, ist doch ein Unfug. Manchmal könntst dene Kinder rechts und links eine reinhauen."


Gerhard Polt, Schöpfer der Kunstfigur Anni, ist im bayerischen, erzkatholischen Wallfahrtsort Altötting aufgewachsen. Er kennt, was er karikiert. "Fast wia (wie) im richtigen Leben" hießen die legendären Fernsehausstrahlungen, die vor dreißig Jahren aus dem damals verbreiteten gesunden Menschenverstand schöpften und Alltagssätze in einem satirischen Kontext neu servierten. Eine derzeit laufende wissenschaftliche Studie scheint nun die Anni zu bestärken: "Kinder, die gelegentlich von ihren Eltern geschlagen werden, wachsen möglicherweise 'glücklicher' auf und sind 'erfolgreicher' als solche, die niemals geschlagen wurden." (Ergänzender Hinweis: In den britischen Berichten wird mehrfach das Verb "to smack" verwendet, im amerikanischen Blog und in den Orginalzitaten der Wissenschaftlerin das Verb "to spank". Eine genaue Auflistung der angewandten "Züchtigungsmethoden" ist den Berichten nicht zu entnehmen, ebensowenig die Häufigkeit, mit der sie angewandt wurden. Dass es um "gelegentliche" körperliche Bestrafungen geht, ist den Äußerungen Marjorie Gunnoes zu entnehmen).



"Positive Effekte"

Nachzulesen ist das aktuell in britischen Zeitungen, wörtlich in der Sonntagsausgabe der Times und in einem Bericht des Telegraph. Eine spontane Umfrage der australischen Zeitung AidelaideNow, die diese padägogische Erkenntnis ebenfalls vermittelte, ergab, dass 87 Prozent der Leser, die sich daran beteiligten, der Auffassung sind, dass Schläge "positive Effekte" haben können. Ein Leser der Times kommentiert:

Eigentümlich ist, dass man es wieder sagen darf, jetzt im Jahre 2010, nach einer Pause von 25 Jahren, wo jene, die solche Ideen äußerten, häufig dafür bestraft wurden.

Die wissenschaftliche Studie, auf die sich der Kommentator und die Medienberichte stützen, stammt von Marjorie Gunnoe, einer Psychologieprofessorin am Calvin College in Grand Rapids, Michigan, spezialisiert auf "Child Development and Youth Faith Formation". Die Studie von Gunnoe ist derzeit noch nicht im Netz zu finden.

"I didn't find that in my data."

Manches spricht dafür, dass ein Gespräch, welches die Verfasser des Newsweek-Blogs "NurtureShock" mit der Wissenschaftlerin Ende Dezember führten, den Anstoß für weitere Befragungen seitens der britischen Zeitungen gab. Dem "NurtureShock-Blog" ist zu entnehmen, dass Marjorie Gunnoe im Rahmen einer groß angelegten Bevölkerungsstudie namens "Portraits of American Life" erste Daten ausgewertet hat. Das Projekt sieht vor, dass 2.600 Personen und ihre erwachsenen Kinder in den nächsten 20 Jahren alle drei Jahre befragt werden. Gunnoe beschäftigt sich demnach mit dem ersten Datenmaterial, das Teenager erfasst. Das Besondere daran: fast ein Viertel dieser Heranwachsenden wurde nach eigenen Angaben niemals geschlagen - in früheren Zeiten stand den Forschern solche Vergleichsdaten in dieser Größe nicht zur Verfügung, die körperliche Gewaltfreiheit in der Erziehung ist ein relativ junges Phänomen.

Die Frage des "NurtureShock-Blog" an die Forscherin ist entsprechend naheliegend: Ob man aus dem jetzt vorliegenden Datenmaterial folgern könne, dass Kinder, die niemals "versohlt" wurden, langfristig besser dran sind? Die Forscherin verneint: "I didn't find that in my data."

Ihre bisherigen Erkenntnisse, soweit sie von den genannten Medienberichten überliefert werden: Kinder, die im Alter bis sechs Jahren gelegentlich "körperlich gezüchtigt"[1] wurden, schnitten mit größerer Wahrscheinlichkeit als Teenager in der Schule besser ab, wollten eher zur Universität und engagierten sich eher in freiwilligen, "ehrenamtlichen" Tätigkeiten (volunteer work) als ihre Altersgenossen, die ohne solche Klapse, Schläge, Ohrfeigen usw. [2] erzogen wurden. Der "Erfolg" der Kinder wurde laut Newsweek-Blog in folgenden Kategorien gemessen: "academic rank, volunteer work, college aspirations, hope for the future, and confidence in their ability to earn a living when they grow up".

Ein gefährliches Erziehungsmittel

Allerdings würden die Daten und auch die Tiefeninterviews, die Gunnoe mit 179 Teenagern führte, zeigen, dass Kinder, die bis in ihre Adoleszenz-Phase hinein körperlich bestraft wurden, deutliche Verhaltensprobleme aufweisen. Kinder, die bis zum Alter zwischen sieben und elf Jahren gezüchtigt wurden, hatten "etwas schlechtere" Verhaltenswerte (so waren sie öfter in Kämpfe - "fights" - verwickelt) als die Vergleichsgruppe, die ohne solche Pädagogik aufgewachsen ist. Sie waren laut Datenmaterial aber auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit "akademisch erfolgreicher". Eine Auswertung, die auf Unterschiede in den Kategorien "Jungen und Mädchen" und verschiedene "ethnische Gruppen" abhob, erbrachte den Angaben nach nur "kleine Unterschiede".

Im Gespräch mit der britischen Times betont Gunnoe, ihre Studie zeige, dass es nur unzureichende Beweise dafür gebe, Eltern die Freiheit abzusprechen, selbst darüber zu entscheiden, wie sie ihre Kinder erziehen. Behauptungen, die gegen das Versohlen sprechen, könnten so nicht aufrechterhalten werden, sie seien nicht konsistent mit dem Datenmaterial. Gleichzeitig warnt sie aber:

Ich bin der Auffassung, dass das Hinternversohlen ein gefährliches Erziehungsmittel ist, aber es gibt Momente und Situationen, wo die Aufgabe groß genug ist für ein gefährliches Mittel. Man darf es bloß nicht für alle Aufgaben anwenden.

Sie wolle weiterforschen, inwieweit Erziehungsstile dies Muster erklären, gibt Gunnoe den Newsweek-Bloggern zu verstehen, vor allem interessiere sie, weshalb die Kinder, die niemals versohlt wurden, viel schlechter abschnitten als erwartet. Die Blogger von NurtureShock haben eine Antwort, die sie für plausibel halten. Sie geht in die Richtung, die man in jüngster Ziet öfter einschlägt: Vor allem moderne Väter hätten ihre Schwierigkeiten mit der Erziehung zu mehr Disziplin – sie wüssten nicht, wie sie konsistent und konsequent bestrafen können. Emotional unsicher, wie und wann man bestrafen soll, müssten sie "jedesmal das Rad neu erfinden, wenn sie ihr Kind maßregeln sollen".

"Zwingend" - Die Wissenschaft der guten Hirten

Marjorie Gunnoe hat übrigens bereits 1997 eine vielbeachtete Studie zur körperlichen Züchtigung von Eltern veröffentlicht: Toward a Developmental-Contextual Model of the Effects of Parental Spanking on Children's Aggression.

Damals kam sie zum Ergebnis, dass die weit verbreitete Annahme, wonach das Versohlen von Kindern diesen Aggression beibringe, "für viele Kinder anscheinend nicht begründet ist". Dies hänge vor allem vom Erziehungs-Kontext ab. Auch damals untersuchte sie verschiedenene Altersgruppen und Ethnien:

(...) spanking predicted fewer fights for children aged 4 to 7 years and for children who are black and more fights for children aged 8 to 11 years and for children who are white. Regression analyses within subgroups yielded no evidence that spanking fostered aggression in children younger than 6 years and supported claims of increased aggression for only 1 subgroup: 8- to 11-year-old white boys in single-mother families.

Die amerikanische Webseite der "Christlichen Eltern" machte sich - angelegentlich eines demgegenüber durchaus differenziert argumentierenden Artikels[3] über Gunnoes Arbeit - einen einfachen, gröberen Reim darauf:

(...) ein zwingendes Argument dafür, dass der Anstieg gewalttätigen Verhaltens Jugendlicher sich direkt proportional zum Verschwinden der körperlichen Züchtigung als elterliches Erziehungsmittel zu mehr Disziplin verhält.

Anni läßt grüßen.

 
14 Antworten:

Re: na also! der erfolg kommt mit dem versohlen...

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:07 Uhr

Ich hole dann mal das Popcorn... Und starte einen kleinen Ablenkungsversuch, der natürlich ins Leere laufen wird: Und? Wie ist das Wetter heute?

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huhu money

Antwort von dr.snuggles am 08.01.2010, 13:11 Uhr

prügel das kind gerade zum supermarkt, um speisesalz zu klauen...

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Re: huhu money

Antwort von Mandana am 08.01.2010, 13:20 Uhr

ne freundin von mir meinte neulich: ja, klar, die araber und russen usw. geben ihren kids auch mal nen klaps, aber guck mal, was dabei rauskommt ...

hähähä... jetzt hab ich noch ein bißchen salz gestreut *g*

lg
mandana

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Re: huhu money

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:23 Uhr

Apropos Speisesalz...

Meine Bald-Ex-Schwägerin wurde voriges Jahr auch vom Wintereinbruch überrascht. Mein Schwager ist Pendler, daher mußte sie sich mit dem unglaublichen Problem eines vereisten Bürgersteiges als Hausbesitzerin selbst herumschlagen (und sie findet eigentlich immer jemanden, der sich ihrer Probleme annimmt). Nun, frei nach "Wenn der Eimer aber nun ein Loch hat, lieber Heinrich...", kam der Rat, des 300 km entfernten Gatteriches, sie möge doch einfach etwas Salz streuen.

Was tat sie? Ja, was tat sie? Sie wurden gesehen! Mit der Salzmühle auf dem Bürgersteig. Die Geschichte wurde mir von zwei ihrer Nachbarn zugetragen und ich glaube sie ungesehen.

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Re: huhu money

Antwort von maleja am 08.01.2010, 13:24 Uhr

Jetzt lieg ich echt unterm Tisch...

Hast noch ein bißchen mehr solche Verwandte und Bekannte?!?!?!

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Re: huhu money

Antwort von Mandana am 08.01.2010, 13:27 Uhr

okay... also...die salzmühle ist schon ein bißchen peinlich *gg*, aber speisesalz hilft gegen eisglätte.

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Re: huhu money

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:28 Uhr

Ja, das ist das Rheinland... Wir tragen zwar alle einen Einheitslook und essen Abgelaufenes, aber wenigstens wird es mit uns nicht komisch.

Über DIE könnte ich eigentlich wirklich mal ein Buch schreiben, das wäre ein Bestseller.

Sie hat auch mal Feldsalat mit Pilzen gemacht. Mordsmäßig angekündigt mit einer Menükarte auf dem Tisch.

Der Salat kommt und ich denke, watt da für Körner drauf sund wo bitte die Pilze sind???

Es WAREN die Pilze... Trockenpilze... Den Teil mit dem "Einweichen" hatte sie übersehen.

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Re: huhu money

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:29 Uhr

Klar, bevor ich GAR KEIN Salz nehme...

Aber die taperte allen Ernstes mit der Mühle über den Gehsteig und es GAB Streusalz... Das hielt sie aber für "irgend so ein Zeug für's Auto"...

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Re: huhu money

Antwort von Mandana am 08.01.2010, 13:31 Uhr

hihihihi, wie goldig. vermutlich hatte sie dabei auch noch stöckelschuhe an *g*

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Re: huhu money

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:36 Uhr

Nein, so schlimm ist sie nicht. Kann sie nicht drin laufen... Sie hat kaputte Knie... Daher kann sie auch nie die Treppe wischen, die Belastung ist zu viel. Kö-Shopping über Stunden ist da was anderes ;-)

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Re: huhu money

Antwort von Mandana am 08.01.2010, 13:40 Uhr

tut mir leid, da muss ich ihr beistimmen *g* du wirst sie bestimmt vermissen, wenn sie nicht mehr zur familie gehört :)

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Re: huhu money

Antwort von Moneypenny77* am 08.01.2010, 13:43 Uhr

Du wirst lachen: werde ich wirklich. Dann habe ich keinen mehr, über den ich lästern und mich aufregen kann und werde vermutlich (noch) mehr Frust hier statt an ihr ablassen müssen.

Ich könnte noch tausende dieser Anekdötchen berichten, aber die spare ich mir auf, man will ja noch Reserven haben.

Ab heute nenne ich sie "Else"... Nur daß Ihr Bescheid wisst ;-)

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Re: na also! der erfolg kommt mit dem versohlen...

Antwort von Nathalik am 08.01.2010, 15:54 Uhr

ja, man darf wieder vieles sagen: dass Schwule und Behinderte durchaus unwertes Leben sein können, Sex des Teufels ist etc. Wir haben auch schon wieder viel zu lange Frieden in Mitteleuropa. Jede Generation muss jeden Fehler wohl wieder neu machen.

In den 50er und 60er und auch 70er Jahren waren deutsche Kinderheime und viele deutsche Wohnstuben zzgl. manchem Klassenzimmer Folter- und Gewaltstätten für Kinder. Ich kann den Bullshit der wieder Morgenluft schnuppernden Schläger und Unterdrücker also leider nicht mit Popcorn wegknabbern. Ich habe selbst erlebt, dass es dazu gehörte, sein Kind täglich zu verprügeln.

Aber schon klar: Wir brauchen wieder gebrochenen, duckenden, abgebrühten, kriegsfähigen Nachwuchs. Herr G. hat noch einiges vor.


Und die Poltsche Anni ist Satire, also steht für das Gegenteil, was sie vordergründig preist. Sonst wäre auch sein Schäferhund-besitzender Fascho wieder gesellschaftsfähig. Wenn die Schlägertypen Polt als Gewehrsmann nehmen, zeigen sie, dass sie dumm sind und uns ebenfalls dafür halten.


Und dieser Gunnoe-Bullshit ist ein einziges Aufeinandertürmen von Schubladen. Aus welchem Loch ist die denn gekrochen?
"aber es gibt Momente und Situationen, wo die Aufgabe groß genug ist für ein gefährliches Mittel." Hä. Nun ja, why not - und zwar als erstes dieser dummen Gans den Hintern zu versohlen.

Sie und ihresgleichen sind nichts anderes als Ablenkungsmanöver.



und als nächstes Studienthema?
"Mehrfach vergewaltigte Frauen sind letztendlich befriedigter als Jungfrauen." Ganz bestimmt. Frau Gunnoe wird sich auch darauf ihre Reime machen, wahrscheinlich findet sie in Tiefengesprächen heraus, dass die meisten vergewaltigten Frauen Hochschulreife haben und sie die wohl nur dank der Vergewaltiger erlangten.

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Re: na also! der erfolg kommt mit dem versohlen...

Antwort von supermampfi am 08.01.2010, 18:01 Uhr

Ganz Deiner Meinung

Mein Klavierlehrer hat mich früher gepiesakt wo es ging. Mich richtiggehend niedergemacht. Vielleicht bin ich deswegen heute so eine gute Pianistin? Nein, es kann nicht sein, daß die Klavierlehrerin, die mich motivierte und somit das Beste aus mir herausholte, einen Anteil daran hat *augenroll*

Gerhard Polt ist immer Satire. Wer da was anderes hineininterpretiert hat ihn nicht kapiert.
http://www.youtube.com/watch?v=XLiN9CDr2_M

Übrigens ist es völliger Schwachsinn, daß geschlagene Kinder in der Schule besser sind oder sich besser durchsetzen. Naja, sie hauen schneller drauf wenn ihnen etwas nicht paßt.


Danke, ich habe selten einen größeren Bullshit gelesen und mich köstlich amüsiert (Ein Artikel nach dem Motto: "Dumm schlägt gut")

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