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Geschrieben von faya am 27.09.2006, 12:08 Uhr

Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

1.)Wofür ist Kunst da ?

- zur Unterhaltung ? zum phantasievollen Gestalten ? als Gesprächsanregung ? zur Ablenkung und Zerstreuung ?

Die Frage ist absolut ehrlich gemeint. Was ist Sinn und Aufgabe von Kunst ?

2.) überschreitet Kunst nicht Grenzen, wenn die wichtigen Werte anderer ( Religion, egal welche ! oder andere Werte) auf widerliche, zynische, beleidigende oder auf abwertende Art dargestellt werden ?

Möchte z.b. daran erinnern, daß die Freiheit der Kunst schon lange vor dem Tierschutz im Grundgesetz verankert war. Das hat dazu geführt, daß kranke Irre, die sich für Künstler hielten sogar öffentlich ihre kranken Phantasien auf der Bühne auf Kosten von Lebewesen ausleben konnten. Wenigstens ist das jetzt reduzierter.

Aber kann es angehen, daß man jede Abscheulichkeit - und als solches habe ich die Inszenierung abgeschlagener Köpfe von Religionsgründern - empfunden einfach so dargestellt werden darf mit dem Vermerkt "es ist halt Kunst ?"

Mehr Respekt vor den Werten anderer, auch wenn es nicht die eigenen sind, würde unserer Gesellschaft gut tun.

 
13 Antworten:

Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von kleinmäuschen am 27.09.2006, 12:25 Uhr

Absolut meine Meinung, faya, danke für das Posting!
Leben und Leben lassen!
LG, Irina

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Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von tinai am 27.09.2006, 12:30 Uhr

Kunst darf provozieren, polarisieren oder auch einfach nur gefallen.

Nicht alles was Kunst ist, würde ich als solche erkennen. Man denke nur an die englische Künstlerin, die ihr völlig verrottetes Bett mit benutzten Kondomen und Tampons ausstellt und einen Zwergenaufstand macht, wenn andere das Kunstwerk in der Galerie verstellen, weil es dann keine Kunst mehr ist. Kann ich nicht ernst nehmen, aber ich bin kein Maßstab.

Kunst ist frei! Und das muss so bleiben.

Der Vergleich mit dem Tierschutz ist nicht ideal. Wir haben auch die Religionsfreiheit im Grundgesetz verankert, aber diese wird durch Karikaturen oder einen abgeschlagenen Kopf (einer von vier Religionsvertretern, symbolisch) in einer Oper nicht verletzt.

Unser persönliches Empfinden spielt da keine Rolle. Hier wird niemand körperlich geschädigt oder diffamiert.

Das Absetzen vom Spielplan hat ja noch eine andere Konsequenz: Schon heißt es nämlich "wegen des Islam oder wegen der Muslime" wird das abgesetzt. Das stimmt ja so nicht. Es wird aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen einzelner Muslime abgesetzt. M.E. wird der Graben dadurch größer als hätte man es einfach weiter laufen lassen.

Gruß Tina

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Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von Suka73 am 27.09.2006, 12:30 Uhr

ohne jetzt bei Wikipedia nachzusehen, wie die Kunst definieren, ist meine Definition von Kunst das Ausdrücken von Gefühlen und Ansichten. Die können schön sein, die können krank sein. Ich war mal in Berlin auf einer Ausstellung, die in London vorher sehr erfolgreich war. Allerdings habe ich sie mit gemischten Gefühlen betrachtet. Leider weiß ich den Namen nicht mehr, komme aber noch drauf.

Zu sehen gab es u.a. einen tiefgekühlten Kopf aus Blut des Künstlers, der sich über die Jahre irgendwie 3 Liter abgezapft und diese in eine Form gegossen hatte, tiefgekühlt eben. Oder eine in Scheibchen geschnittene Kuh. Ausgestopfte Schafe. Ein Portrait mit Abdrücken von lauter Kinderhänden als Erinnerung oder Mahnmal an die Kindermörderin von England. Die HÄnde waren so abgebildet, dass sie (von weitem betrachtet) den Kopf der Mörderin ergaben - dummerweise sah die aus wie Lady Di, was auch jedem sofort auffiel. Oder eine Aufzeichung einer Magenspiegelung aus Sicht des Schlauches. Oder wie Essen im Magen verschwindet.

Kurzum: WIDERLICH.

Ebenfalls war ich in Berlin auf einer Dahli-Ausstellung, die mir teilweise auch den Atem verschlug, wenn ich sehe, wie auf einem Bild eine Frau nackt auf einem Horn runterrutscht und genau auf die Spitze zusteuert.

Sobald Kunst politisch wird hört es für mich auf, genauso bei Kabarett oder diese Satire-Sendungen im TV. Über Politik und Religion sollte man nicht scherzen, sei es durch Karikaturen oder sonstwas. Dass sich dann jemand angegriffen fühlt ist nur verständlich, gerade, wenn es um so empfindliche Themen wie Koran/Islam geht.

Natürlich dient Kunst zur Unterhaltung, zur Kurzweiligkeit, für Gespräche... Kunst ist ein Handwerk. Künstler ist jeder irgendwo. Der eine malt, der andere töpfert und der nächste schreibt.

Aber nicht jeder, der sich die geistigen Ergüsse, in welcher Form auch immer, ansieht oder liest, kann damit was anfangen. Ist doch das Gleiche wie mit Musik. Die Geschmäcker sind verschieden, Auffassungsgaben sind verschieden - und so wird Kunst immer strittig bleiben genauso wie Musik oder ein Buch.

LG Sue

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Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von Alba am 27.09.2006, 12:43 Uhr

Warum soll man denn ueber Politik und Religion keine Witze machen duerfen? Humor war schon immer die Waffe der ohnmaechtigen, und Deutchland hat da eigentlich auch eine gute Tradition con Tucholsky bis Scheibenwischer un dergleichen.
Recht auf freie Meinungsaeusserung heisst doch nicht, dass der Einzelne ein Recht darauf hat nie mehr beleidigt zu werden. Und man darf sich auch beschweren wenn einem was nicht passt. Die Frage ist wie das getan wird.
Die Linie zwischen Ruecksichtnahme und Zensur wird da sehr duenn.

VG,
D

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Wieso darf Kunst nicht politisch sein?

Antwort von tinai am 27.09.2006, 12:51 Uhr

Die Frage ist viel eher: Darf Kunst unpolitisch sein. Das wurde auch schon öfter diskutiert.

Natürlich darf und kann Kunst politisch sein.

Wo Kunst aufhört wurde auch schon juristisch öfter behandelt. Es gab ein (spanisches?) Theaterstück, bei dem eine Frau auf der Bühne sehr realitätsnah vergewaltigt und missbraucht wurde. Das Stück wurde abgesetzt. Und gerade in diesem Bereit gab es schon Auseinnadersetzungen darüber, was Pornographie oder Gewaltverherrlichung ist und was Kunst.

Kunst darf politisch sein.

Gruß Tina

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Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von Aprilbaby am 27.09.2006, 13:05 Uhr

Ich finde es schade, dass die künstlerische Freiheit mittlerweile aus Sicherheitsgründen eingeschränkt/abgesagt werden muss!

Das heisst nicht, dass ich abgeschlagene Köpfe auf der Bühne - von wem auch immer - gut finde, aber ich bin für die Freiheit, es aufführen und anschauen zu können. Denn lieber ein abgeschlagener Kopf als Vision auf der Bühne als wg. einer Karrikatur auf die Barrikaden zu gehen und alles und jeden kurz und klein zu schlagen.

Menschen, die sogar die Regensburger Papstrede falsch verstehen wollen, finden immer wieder Gründe.....

SCHADE

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wieder klar...

Antwort von Suka73 am 27.09.2006, 13:05 Uhr

jeder liest das, was er will. Ich habe geschrieben, dass für MICH Kunst aufhört, wenn sie politisch wird...

LG Sue

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Politische Kunst gibt es auch in der Musik! @Suka

Antwort von Frosch am 27.09.2006, 13:21 Uhr

Songs gegen Kriege, Diktatoren, zB.

Sind die dann für Dich auch "fragwürdig", oder hätten erst gar nicht gesungen werden dürfen?

Würde mich interessieren!

LG Antje

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Re: Ziemlich weit, finde ich.

Antwort von saulute am 27.09.2006, 13:47 Uhr

Da die Kunst für mich nichts anderes als die Schaustellung des subjektiven Selbst- und Weltempfindens ist, ist es frei gestellt, wie weit sie geht, genauso, wie es auch jedem menschen freigestellt ist, wie weit er sich geistig entblößen will. Im Prinzip, wenn man der kunst ethische Grenzen setzen will, ist es für mich das gleiche, als wenn man einem Menschen verbietet seine "abscheulichen" Gedanken laut zu äussern. das ist jeder Gesellschaft überlassen, wie tolerant und wie großzügig ihre kulturell bedingten ethischen Grenzen sind.

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Re: Wie weit darf Kunst überhaupt gehen ? 2 Fragen

Antwort von Leena am 27.09.2006, 14:33 Uhr

Wofür ist Kunst da?

Für mich ist Kunst in allererster Linie dazu da, um das Publikum zum Sehen zu bringen, damit die Menschen sehen können, was immer und überall um sie herum vorgeht, damit sie sehen und hören und vielleicht sogar anfangen zu begreifen.

Natürlich ist Kunst auch dazu da, einfach nur zu unterhalten, abzulenken und zu zerstreuen - auch wenn es mir persönlich wichtig, dass letztlich irgendein "Anliegen" dahinter steckt, irgendein Grundgedanke, irgendeine Kernaussage... und richtig gut ist Kunst für mich, wenn sie nicht mit der großen Keule daher kommt und schon schrecklich wert- und bedeutungsvoll aussieht, sondern wenn sie unterhält und dabei, ohne dass man's merkt, auch etwas rüberbringt.

Für mich kann und sollte gute Kunst durchaus "politisch" sein, da für mich Gegenstand der Kunst das alltägliche Leben ist, in allen seinen Facetten, und da gehört Politik für mich selbstverständlich mit rein. Und letztlich ist es ja auch Politik, wenn eine Bank über eine alleinerziehende Mutter singt, ein Maler eine Schlange Arbeitsloser vom Arbeitsamt malt etc. - alles Kritik an herrschenden Verhältnissen und damit letztlich Politik!


Überschreitet Kunst nicht Grenzen, wenn die wichtigen Werte anderer () auf widerliche, zynische, beleidigende oder auf abwertende Art dargestellt werden ?

Sicherlich überschreitet sie dann gewisse Grenzen - allerdings finde ich, ist es zum Teil auch Aufgabe von Kunst, Grenzen zu überschreiten. Provokation ist ein wichtiger Bestandteil von Kunst, und Kunst muss mit Übertreibungen arbeiten, denn viele erkennen vieles erst im Extrem.

Die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Mohammed, Poseidon und Buddha finde ich nun wirklich nicht tragisch, das ist für mich reine plakative Symbolik. Zumal es da um eine Auseinandersetzung mit Gott/Religion an sich geht, und alle gleich (schlecht) behandelt werden, ist das für mich völlig legitim. Und ich fände es falsch, wenn man - nur um ja niemandes religiöse Gefühle zu verletzen - eine Diskussion zu diesem Thema gar nicht mehr führen würde.

Und man kann es auch nicht, niemandes Gefühle zu verletzen! Musste ich z.B. letztens daran denken - ich finde, ich bin eigentlich ein sehr harmloser Mensch, sehe auch so aus - klein, rund, ewig Jeans und Shirt, dazu lange braune Haare. Wirklich harmlos - aber für einen gläubigen Moslem z.B. laufe ich unangemessen durch die Gegend, ich bedecke meine Haare nicht, trage Hose etc., und zum unehelichen Kind habe ich's auch gebracht, tja, sowas aber auch! So, wie ich hier rumlaufe, dürfte ich noch nicht einmal in braves griechisches Kloster, weil ich Hosen und keinen Rock trage, da müsste ich mir im Zweifelsfall erst ein Handtuch rumwickeln... Ich halte mich wirklich für harmlos - und trotzdem verletzte ich ständig die religiösen Gefühle anderer Menschen.

Und genau so, wie ich nicht bereit bin, mich wegen der religiösen Gefühle anderer einzuschränken und z.B. nur noch lange Röcke zu tragen (es sei denn, ich will z.B. ins Kloster - dann ziehe ich mich aus Respekt vor den Hausherren entsprechend an!), genau so erwarte ich nicht von anderen, dass sie auf meine religiösen Gefühle Rücksicht nehmen - bis zu einem gewissen Grad.

Kunst darf - für meinen Geschmack - die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, sie darf provozieren und zynisch sein und alles - für mich ist die Grenze da, wo es nur und ausschließlich um das bewusste Verletzen der Gefühle anderer geht, wo das Verletzen Sinn des Ganzen würde und es keinen anderen Sinn mehr hätte.

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Okay, dann wirds mir klarer

Antwort von tinai am 27.09.2006, 15:15 Uhr

danke für die Aufklärung.

Daraus schließe ich, dass Du Kunst nicht magst, wenn sie politisch ist oder es ab dann für Dich keine Kunst mehr ist.

Du sprichst der Kunst aber nicht ab, dass sie politisch sein darf.

Richtig?

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Re: Für mich darf Kunst sogar "Körperwelten" sein

Antwort von JOVI66 am 27.09.2006, 19:03 Uhr

Wer kennt ihn nicht den ewigen Streit um Gunther von Hagens Ausstsellung "Körperwelten, wo Schwangere mit ihren Embryonen ausgestellt als Präparat, bzw als Kunstwerk dargestellt wurden?

Ich war anfangs auch ziemlich zwiegespalten als Medizinerin , ob das würdelos, Menschenverachtend sei , oder wirklich mit Kunst zu vereinbarende Aufklärung die den Menschen nicht verachtend darstellt sondern als "Kunstwerk Gottes" zum Beispiel.

Ich hab es mir angesehen und die Intention die dahinter steckte war an sich nicht schlecht und von Hagen hat dies halt sehr drastisch zum Ausdruck gebracht.

Letztendlich musste ich auch ihm zugestehen auf seine eigene Art dieses Anliegen auszudrücken.

Kunst hört dann auf Kunst zu sein, wenn sie wie Leena sagt nur noch als Ziel die Kränkung anderer hat.

Das hatten weder die Mohammed Karikaturen einer dänischen Zeitung, nopch die Opernaufführung deren Fragestellung wiedereinmal mehr mißverstanden wird.
Die Zeitungskarikaturen sind politisch, wachrüttelnd und beschreiben sehr drastisch eine bestimmte Situation unter zu Hilfenahme angesehener Personen( Mohammed in dem Fall), aber da nicht einmal die Moslems selber behaupten das ( wie im christlichen Glauben-und da geht es mir wirklich zuu weit Jesus nicht nur als Propheten zu sehen) Mohammed göttlich ist sondern nur Prophet seines Gottes. Es ist also noch nicht einmal Gotteslästerung und schon die erzeugt Wellen ohne Ende.

Kunst ( jedem das seine) hat bei mir beinahe Narrenfreiheit, wenn jemand den Reichstag meint einwickeln zu müssen, soll er, was er mir damit sagen will weiß ioch bis heute nicht, aber egal.
Wenn sich ein Stück mit Religion als solche, (alle Religionen) auseinandersetzt gehört das genauso zur Kunst wie Beuys "Schmutzecke", von der ichj auch nicht weiß was sie mir mitteilen soll.

Wenn wir schon soweit sind Kunst selbst zu zensieren, dann ist das ein Armutszeugnis,das wir uns selbst ausstellen. Was soll das???????

Gruß Johanna

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Re: Körperwelten und Reichstag

Antwort von Leena am 27.09.2006, 20:39 Uhr

"Körperwelten" ist sicherlich irgendwo "Kunst", das will ich von Hagen gar nicht absprechen - aber ich kenne mich und meine Grenze und bin deshalb mit voller Absicht NICHT in die Ausstellung gegangen.

Und was den eingewickelten Reichtstag betrifft - ich weiß zwar auch nicht, was Christo mir damit sagen wollte, aber es sah einfach absolut schön und toll aus. Hätte ich vorher so nicht gedacht - war aber für meinen Geschmack definitiv so! Und das ist bei Kunst ab und zu ja auch legitim... *grins*

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