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hohe Rate berufstätiger Frauen = hohe Kinderrate

Thema: hohe Rate berufstätiger Frauen = hohe Kinderrate

Hallo an alle, ist ja nichts Neues, aber immer wieder gut zu lesen: "Früher seien Bevölkerungswissenschaftler davon ausgegangen, dass die Geburtenzahl dann besonders hoch sei, wenn Frauen nicht berufstätig seien. Inzwischen verhalte es sich aber genau umgekehrt. Die meisten Kinder pro Frau kämen in jenen europäischen Ländern auf die Welt, in denen Frauen gut in das Berufsleben integriert seien" (nordische Länder, Frankreich) Der Tagesspiegel, 22.08.08 Was meint Ihr, woran das liegt? Daran, dass Frauen eher auf Kinder verzichten, wenn sie Angst haben müssen, sich damit aus dem Berufsleben zu katapultieren? Liebe Grüße Calcifer

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 09:43



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Wäre wirklich interessant, dazu noch Expertenmeinung zu hören. Vllt. weil Kinder in diesen Ländern natürlicher zum Gesellschaftsbild dazu gehören, es also normaler ist, Kinder zu haben, unabhängig davon, ob man arbeitet oder nicht. Wenn es normal ist, zu arbeiten und Kinder zu haben, sinkt vllt. die Hemmschwelle, welche zu bekommen (für arbeitende Frauen).

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 10:24



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vielleicht liegts auch daran, dass die kinderbetreuung wesentlich besser organisiert ist als in deutschland. lg doreen

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 11:21



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Ich will auf jeden fall noch ein zweites Kind, wäre aber auch einem dritten nicht angeneigt - wenn ich nicht jetzt schon daran denken würde, wie das dann alles von vorne losgeht, was ich gerade hatte...... Es ist hier einfach immer noch sauschwierig, alles vernünftig unter einen Hut zu kriegen, ohne selbst dabei drauf zu gehen - und in Skandinavien ist es viell. einfach selbstverständlicher UND auch von der Regierung gewollt, dass es viele Kinder gibt und die Mütter trotzdem arbeiten und auch die Väter eine gewisse zeit zuhause bleiben. Diese drei Punkte treffen doch hierzulande bei den meisten politikern (und zwar in ALLEN Parteien!) nicht auf gegenliebe! Die haben meist noch das "traditionelle" (also seit dem Kriegsende bestehende) Familienbild im Kopf...

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 11:40



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Hi, meine Erfahrung als Erwachsenenpädagogin besagt, dass die meisten Frauen ja nicht in Führungspositionen anzutreffen sind, dies sehr häufig auch nicht wollen und die Möglichkeit des Kinderkriegens als günstige Option zum ungeliebten Job betrachten. Wenn man das auch noch mit Hausbauen verquicken kann, dann entspricht man in einer breiten Bevölkerungsschicht der Norm. Haarig wird`s erst, wenn man entweder plötzlich alleinerziehend wird, einen die Kosten auffressen oder man nach durchschnittlich etwa 10-15 Jahren die Schnauze gestrichen voll hat vom Haushalt. Was die meisten aber nicht einkalkuliert haben, ist, dass sich die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt massiv verändert haben und folglich Fähigkeiten aus den frühen 90ern heute restlos uninteressant sind für potentielle Arbeitgeber. Ich denke, dass eine von vornherein berufstätige Frau leichter damit umgehen kann, dass sie möglicherweise auch mit Kindern alleine überlebensfähig bleibt. Es ist eine völlig andere Form des Selbstverständnisses. Für mich ist es ein klares Bekenntnis zur Selbstständigkeit und zur Autonomie gegenüber einem Ehegesponst, von dem man sonst abhängig wäre. Eine eigenständige Frau tritt anders auf, ist für die Mehrheit der lippenbekennenden Männer immer noch schwer zu ertragen, sie fordert und argumentiert gleichberechtigt. Sie setzt auch andere Prioritäten, d.h. sie rechnet z.B. nicht: ´ Ich verdiene den Betrag x, die Kinderbetreuung kostet mich die Summe y, bleibt als Rest z, das lohnt sich doch nicht Sondern: ich verdiene x, auch wenn nur z übrig bleibt, so trage ich doch zum gemeinsamen Einkommen bei und habe damit auch eine ganz andere familieninterne Wertigkeit. Sie fordert aber auch lauter, direkter und begründeter passende Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Je länger ich plärre, desto mehr falle ich auf die Nerven, desto eher wird Abhilfe geschaffen. Funktioniert bekanntermaßen bei Kindern und Männern ja auch hervorragend. Der nächste Punkt könnte sein, dass eine dauerberufstätige Frau ihre Kinder nicht bekommt, weil das in einem bestimmten Alter gesellschaftsbedingt "so" vorgesehen ist, die Verhütung ganz zufällig einfach nicht geklappt hat und weil sie dann zumindest für die ein paar Jahre den Job hinter sich lassen kann, sondern weil sie sich bewußt für ihre Kinder und die damit verbundenen Umstrukturierungen ihres Lebens und die Mehrfachbelastungen entscheidet. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass Kinder eine Art Statussymbol darstellen. Das geschieht zwar nicht bewußt, funktioniert aber angeblich - das besagen Studien - durchaus. Ähnliches findet sich bei bestimmten Männersorten, die es immer noch als Statussymbol betrachten, wenn ihre Gattin eben nicht arbeitet, weil ER es sich leisten kann, dass sie ihm "den Rücken freihält" (gähn - die 50er lassen grüßen). Auch diese Männchen (etwas anderes sind sie für mich nicht, da ein intelligenter Mann ohne Minderwertigkeitskomplexe auch eine eigenständige, unabhängige Frau neben sich ertragen kann) werden das so nicht zugeben, sondern auf einer völlig anderen Ebene argumentieren.. Es gibt aber offenbar auch den Trend bei besonders einkommensstarken Familien, dass eben nicht das Einzelkind regiert oder maximial zwei Kinder vorhanden sind, sondern eben vier plus. Die Begründung lautet auch hier nicht: Ich kann mir viele Kinder leisten und zeige das auch, sondern "wir sind ja so kinderliebend". Mag sein, das eine schließt ja das andere nicht aus - solange genügend Geld vorhanden ist. Bin auf weitere Erklärungen gespannt - interessante Diskussion! LG Fiammetta

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 12:28



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Sehr geil geschrieben - dem stimme ich voll zu.

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 21:22



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Hallo Fiammetta / @ alle, nur eine kleine Anmerkung zu Fiammetteas Statement: "Sie setzt auch andere Prioritäten, d.h. sie rechnet z.B. nicht: ´ Ich verdiene den Betrag x, die Kinderbetreuung kostet mich die Summe y, bleibt als Rest z, das lohnt sich doch nicht Sondern: ich verdiene x, auch wenn nur z übrig bleibt, so trage ich doch zum gemeinsamen Einkommen bei und habe damit auch eine ganz andere familieninterne Wertigkeit." Richtig muss es natürlich heißen: Mein Partner und ich verdienen zusammen x, die Kinderbetreuung kostet uns y, bleibt als Rest z. Denn es ist ja völlig beknackt, die Kosten der Kindererziehung immer nur vom Lohn der Frau "abzuziehen". Warum nicht vom Lohn des Mannes? Liebe Grüße Calcifer

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 22:44



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Ja, richtig müsste es natürlich heißen: Mein Partner und ich verdienen zusammen x, die Kinderbetreuung kostet uns y, bleibt als Rest z. Da der Mann aber meist den Hauptanteil verdient, gar alleiniger Ernährer ist, ist Arbeit von Frauen oft genug als "Luxus" angesehen (kenne ich jedenfalls auch vielfach!). Und wenn sich das dann nicht mit den Kosten der Kinderbetreuung rechnet, fragen sich viele, warum man sich dann diesen Luxus leisten soll, wenn kein Plus am Ende heraus kommt. Für diese Fälle hat fiammetta das ganz richtig formuliert. Du hast aber völlig recht, es ist beknackt. Zeigt aber das Selbstverständnis (darum ging es fiammetta ja hauptsächlich), dass viele Frauen und Männer haben.

Mitglied inaktiv - 25.08.2008, 09:38



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Hallo Calcifer, ich habe noch andere Gedanken: Berufstätige Frauen - speziell aus Doppelverdienerehen - bekommen eher (weitere) Kinder, da sich trotz der hohen Kosten für die Kinder nicht gen Armutsgrenze bewegen und sich diverse (überflüssige?) Sachen weiterhin leisten können. Nichtberufstätige Frauen von NORMALVERDIENEREHEMÄNNERN dagegen überlegen es sich mehrmals, ob sie sich (noch) ein Kind leisten können und verzichten eher auf ein (weiteres) Kind als auf Urlaub/Auto/Haus etc. Das ist die Anspruchsgesellschaft heutzutage Verena

Mitglied inaktiv - 22.08.2008, 17:25



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Also wenn ich von mir ausgehe ist der Grund der, dass man, wenn man seinen Beruf wegen der Kinder für mehrere Jahre aufgeben muß, man auch kaum Chancen hat, wieder in den Beruf einzusteien. So wird man automatisch vom Mann abhängig. Mir ist es einfach wichtig, unabhängig zu bleiben und zur Not auch selbst zurecht zu kommen und auf eigenen Beinen zu stehen. Das tut denke ich dem Selbstbewußtsein der Frau gut und ist somit gut für die ganze Familie. Fazit, wenn man keine Angst um seinen Job haben muß und schnell wieder ins Berufsleben einsteigen kann, ist man auch eher zum Kinderkriegen bereit. V. G.

Mitglied inaktiv - 23.08.2008, 11:38



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Ich kann hier auch nur aus meiner Erfahrung sprechen: Kaum war ich schwanger, hatte ich Angst um meinen Job. Hätte ich keinen Job gehabt, hätte ich abgetrieben. Kaum hat mir mein Arbeitgeber einen unbefristeten Vertrag und die Möglichkeit eines Heimarbeitsplatzes angeboten, waren alle Ängste verflogen. Ein Kind bedeutet nicht gleichzeitig den sozialen Absturz, im Gegenteil: Fühlt man seinen Arbeitsplatz sicher, so freut man sich eher auf ein Kind, noch größer ist die Freude und Erleichterung, wenn beide Partner berufstätig sind und die Frau weiß, dass sie jederzeit in ihren Beruf zurück kann. So geht es mir zumindest.

Mitglied inaktiv - 23.08.2008, 13:01



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Hallo, vermutlich vertrauen berufstätige Frauen eher darauf, dass sie auch ohne Mann materiell nicht in die Sozialhilfe abrutschen müssen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Väter eher zu mehr Kindern bereit sind, wenn sie nicht alleine die Last des Ernährers tragen müssen. Grüße Tina

Mitglied inaktiv - 23.08.2008, 17:11



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Genauso sehe ich es auch. Egal, ob man in Sozialhilfe abrutschen würde. Jedenfalls ist finanzielle Unabhängigkeit wichtig. V. G.

Mitglied inaktiv - 23.08.2008, 17:34