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schwanger = schlechtes Gewissen WARUM?

Thema: schwanger = schlechtes Gewissen WARUM?

Ich habe gerade bei tigerente30 gelesen. Sie schreibt am Ende nochmal, dass sie ein schlechtes Gewissen ihrer Cheffin gegeüber hat. Mir geht es im Moment auch so. Ich bin schwanger und habe meinem Chef gegenüber gleich ein schlechtes Gewissen. Das ist doch nicht normal! Kinder zu bekommen ist doch etwas sehr positives. Nur nicht in Deutschland. Hier sind junge Frauen schon mit Kinder-krieg-komplexen erzogen. Man arbeitet um gut leben zu können. Aber in den Firmen ist es immer umgekehrt: Du lebst um zu arbeiten! Es ist so zum Kotzen. Das Chefs ihre Angestellten ausbeuten bis zum geht nicht mehr und unbezahlte Überstunden als normal ansehen ist in den Augen der meisten Deutschen in Ordnung. Wenn ich als Mutter pünktlich (nicht früher) Feierabend mache um meine Kinder von der Schule und vom Kita abzuholen bin ich sofort arbeitsscheu und habe mir die Kinder ja nur angeschaft, weil ich zu faul zum arbeiten bin. Das hört sich krass an ist aber die Meinung der meisten Menschen (hauptsächlich Männer oder auch so manche Frau deren Kinder schon erwachsen sind) in meinem Umfeld. Ich finde die Haltung der Deutschen zum Thema Kinder so ungerecht. Ich musste einfach mal heulen. Doreen

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 09:21



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weißt du, ich bin ein recht unkomplizierter mensch. auch ich hatte bei beiden schwangerschaften, obwohl die geplant waren, ein schlechtes gewissen. ich diagnostiziere da aber keinen deutsche-kinder-komplex, sondern diagnostiziere, dass das eben normal ist. ich liebe meinen job, ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich ihn gut mache. wenn ich eine weile ausfalle, müssen kollegen das auffangen und mein chef hat organisationsprobleme, meine arbeit zu verteilen. deswegen habe ich ein schlechtes gewissen. mein schlechtes gewissen zeigt mir also, dass ich meinen job mag und meine kollegen mag > positives schlechtes gewissen :-). wenn man gar kein schlechtes gewissen hat, wenn man schwanger wird, zeigt das evtl. auch, dass man eh froh ist, aus dem job eine weile raus zu sein, oder? also, nimm es nicht so schwer! und eine schöne schwangerschaft wünsche ich!

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 09:51



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hallo! ich neige auch zu magistras sicht. sicher kann man sich angenehmere orte vorstellen als deutschland, was die schwangeren- und kinderfreundlichkeit betrifft. und ganz sicher ist die ganze kinder-job-sache hierzulange arg ideologisch. da gehts gleich immer um das ganz große ganze. deshalb ist es nicht grad hilfreich, selber pauschal und dogmatisch zu werden. mein tipp: komm ein bisschen runter, atme tief durch und schau, wie du mit deiner schwangerschaft und deinen kindern am besten gut leben kannst. ganz konkret und schritt für schritt. such dir freunde und leute aus, die positiv sind...gemeinsam jammern zieht einen nur runter. ich bin bislang mit einer offensiven, positiven haltung extrem gut über die runden gekommen. schlechtes gewissen? nö. wieso auch? wenn andere meinen, ich sollte eins haben: pech. ich mach meinen job, meine karriere weil ich es gern mache und anderen - auch meinen kindern - gegenüber eine verantwortung habe. ich mache ihn mehr als gut. wenn andere meinen, ich sollte mehr machen, denke ich gern mal drüber nach. aber ich lass mir da keine gewissensbisse einreden. und wenn es wirklich probleme gibt - gibt es ja immer mal -, dann ist anpacken angesagt. gemeinsam mit anderen. lg paula

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 10:13



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ich werd jetzt erstmal durchatmen

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 11:18



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Hi, ich hatte auch immer ein schlechtes Gewissen, aber das hatte ich mir eigentlich nur selbst eingeredet - das Umfeld passt sich da sehr schnell an und wenn du dich auch in der SS umgänglich und kooperativ gibst, habe ich nur gute Erfahrungen mit Vorgesetzten gemacht - auch in der Zeit danach. Ich versuche auch immer die andere Seite zu betrachten - und dann kommt nicht nur positives über die deutschen Mütter in Spe (und die Frauenärzte) heraus: - nirgendwo sonst werden so viele BV während der SS ausgesprochen wie in D, obwohl wir mit das strengste MuSchuG haben! Ich kenne leider genug Beispiele, die ihren Arzt so lange nerven, bis er ein BV ausstellt - weil diejenige keine Lust hat, weiter zu arbeiten oder sonstige Hemmschwellen aufgebaut hat. - nirgendwo sonst gibt es so viele Krankschreibungen während der SS wie in D - nirgendwo sonst werden Planungen durch die Mütter so lange zurückgehalten wie in D (begünstigt durch die Gesetze): Es kann von keinem AG der Welt verlangt werden, dass er Traum-Arbeitsbedingungen herstellt, wenn die Mutter sich 7 Wochen vor Arbeitsbeginn meldet, ob sie überhaupt und wenn ja wieviel arbeitet - aber mit dem Anspruch kommen leider sehr viele Frauen! Klar kann man nicht alles im Leben planen, aber wer klar, verlässlich und rechtzeitig seine Pläne kommuniziert, kann auch auf mehr Entgegenkommen vertrauen - und dann ist es plötzlich auch gar nicht mehr so negativ, in D zu leben, zu arbeiten und seine Kinder großzuziehen! Gruß, speedy

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 12:02



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Genau diese kooperative Grundhaltung habe ich auch versucht und mein Eindruck war, das ist das A und O. Nun arbeite ich wirklich gerne, so dass ich nicht nur einem Interesse meines AG folge, sondern meinem eigenen Interesse. Ich habe immer berichtet, ich bin schwanger und stelle mir die Zukunft meiner Arbeit so und so vor (bald kommt z.B. Nr. 2, da mache ich an zwei Tagen Telearbeit). Habe vllt. auch einen besonders kulanten AG, aber wir hatten da nie Probleme...

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 13:46



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Welchen Schuh ziehst Du Dir denn da an. Ich kann das nicht unterschreiben, was Du da schreibst. Und wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat, darf er nicht anderen die Schuld dafür geben, das ist alleine jedermanns eigenes Problem (habe ich mühsam gelernt). Es gibt sicher Firmen, in denen Kinderkriegende Mütter schlecht behandelt werden, aber dort werden oft auch andere Mitarbeiter wegen anderen Sachen schlecht behandelt. Meine Erfahrung übrigens ist, dass die geringste Toleranz und das geringste Verständnis von den Kolleginnen und Kollegen kommt. Chef hin oder her. Das erlebe ich auch bei unseren behinderten Mitarbeitern immer wieder, denen das kleinste Privileg missgönnt wird. Ganz abgesehen davon, liest man in Foren immer wieder, dass eine Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes ein willkommener Anlass ist, endlich die ungeliebte Arbeit zu verkürzen oder sich gleich krank schreiben zu lassen. Du bist doch selbst Frau genug, um hinter Deinem Lebensweg zu stehen. Wer sich immer rechtfertigt oder das Gefühl hat, das tun zu müpssen, kann nicht immer die anderen dafür verantwortlich machen. Mehr Selbstbewusstsein gepaart mit Verantwortungsbewussstein und Solidarität den Kollegen gegenüber! Grüße Tina

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 12:16



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wie so häufig kann ich die statements von magistra und paulita nur unterschreiben. Durchatmen und sich auf sich selbst konzentrieren und nicht in den größer werdenden Jammerchor Deutschlands einstimmen. Gute Schwangerschaft und alles Gute Tina

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 12:19



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Ich denke auch, dass es viele Frauen gibt, die heilfroh über eine Schwangerschaft sind, weil sie fortan eine prima Begründung haben, nicht mehr in einem (ungeliebten) Job arbeiten zu müssen. Für meinen Teil gehe ich pünktlich heim, erbitte mir Zeitangaben was wie lange dauert von meiner Chefin und bin aber ansonsten telefonisch gut erreichbar (für Eltern und Kollegen). Bisher habe ich KEINERLEI negatives Feedback bekommen. Naja, vielleicht von den Müttern, die nicht verstehen können, warum ich Elterngespräche in der Schule grundsätzlich nur nach vereinbartem Termin führe (während ich aber sonst, wie gesagt telefonisch gut erreichbar bin!), weil ich eben direkt nach Schulschluss meine eigenen Kinder abholen muss und vor allem WILL. Aber das können die Betroffenen mir gerne sagen und ich erläutere dann meinen Standpunkt und fertig. Ich denke, wenn jemand gut in seinem Beruf ist und ihn mit Leidenschaft und vor allem qualifiziert und engagiert ausübt, dann interessiert es niemandem, was diese Person nach Feierabend veranstaltet. Meine Schulleiterin war meines Wissens noch nie genervt oder ähnliches, wenn ich ihr gesagt habe, dass ich schwanger bin. Sie reagiert auch sehr verständnisvoll, wenn ich im NOTFALL mal einen Termin canceln oder verschieben muss wegen meinen eigenen Kindern. Wohl weil sie weiß, dass ich das niemals ausnutzen würde. Insofern: Jeder zieht sich den Schuh an, der ihm passt. VlG Annette

Mitglied inaktiv - 27.08.2008, 17:43



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Hallo, zunächst ging es mir ähnlich. In meiner 1. SS hat sich auch niemand gerfreut an meiner Schule gefreut (bin Lehrerin) und ich musste mir von Schulleitung, Kolleginnen und Eltern allerlei Kritik anhören. Nun bei der 2. SS habe ich eine neue Schulleitung und ich hatten riesigen Bammel von der SS zu erzählen. Jetzt ist es raus und sie hat ganz anders reagiert als ihre Vorgängerin. Sie hat sich gefreut und mir gratuliert und meinte, ich solle erstmal in Ruhe überlegen, wie es nach der Geburt mit Arbeiten weitergeht. Damit ist mein schlechtes Gewissen wie weggepustet. Meine Kolleginnen (haben alle keine Kinder) haben recht verhalten reagiert. Sie sind auch jetzt schon etwas komisch, weil ich mit einem Kind in halber Stelle arbeite. Oft muss ich mir Kommentare anhören, wie "Oh, Sie haben es gut, jetzt schon nach Hause" oder "wieso muss die weniger Pausenaufsicht machen als wir?" oder ähnliches. Dass ich auch nur halbes Geld bekomme, sehen Sie nicht. Momentan bin ich krank geschrieben, weil ich eine fiebrige Erkältung habe. Da heißt es dann wieder "nur weil sie schwanger ist". Dabei hätte ich auch unschwanger nicht arbeiten können. Klar, tut es mir leid, dass Sie das auffangen müssen, aber wenn sie krank sind, bleiben sie auch zu Hause. Ich verusche mich deshalb jeden Tag aufs Neue von meinem schlechten Gewissen zu verabschieden und es gelingt mir immer besser. LG Alema

Mitglied inaktiv - 28.08.2008, 09:18