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Unglücklich im Beruf - komplett in einen anderen Beruf wechseln ?

Thema: Unglücklich im Beruf - komplett in einen anderen Beruf wechseln ?

Hallo, ich bin dermaßen unglücklich in meinem Beruf. Krankenschwester, Innere, Krankenhaus. Wenn man denkt "Schlimmer geht nicht mehr", wird es doch nochmal schlimmer... es ist unmöglich, so zu arbeiten. Viel zu wenig Personal ! Viel zu hohe Arbeitsdichte ! Keinerlei Wertschätzung ! Immer die große Angst, einen schwerwiegenden Fehler zu machen ! Ich mag schon lange nicht mehr. Wir sind nur noch da, um die Schicht zu retten und stressen und hetzen uns und schaffen doch nicht Ansatzweise die Arbeit, die wir zu tun hätten. Und das was wir schaffen, ist nicht einmal ordentlich gemacht. Die Versorgung ist meist Menschenunwürdig. Ich schäme mich, so zu arbeiten. Kurz und gut: ich mag nicht mehr. Möchte auch nicht in ein anderes Haus oder andere Pflegebereich wechseln - es ist überall das selbe (habe bereits mehrmals gewechselt). Zuerst wird alles toll geredet - schon am ersten, zweiten Tag geht es los mit der Realität. Die Pflege ist sowas von kaputt... ich wil kein Schichtretter mehr sein und bin nicht mehr doof genug, das noch weiter mitzumachen. Jetzt bin ich so "Mittelalt" und möchte gerne beruflich etwas ganz, ganz, ganz anderes wagen ! Hat von euch jemand schon einmal einen beruflichen Neuanfang gewagt ? Also komplett raus aus einem Bereich in eine komplett andere Branche ? Schafft man das als dreifach Mama und "Mittelalt" ? Ich mein mein Hirn und meine Hände arbeiten täglich in der Pflege zu über 100% - geübt bin ich also ;-) Noch einmal eine Ausbildung ? Quereinstieg ? Gebt mir mal ein paar Erfahrungen von euch - ganz egal, aus welchem Bereich ihr in einen anderen gewechselt habt :-) Macht mir mal etwas Mut ;-) Danke euch ! Lg, Lore

von Loretta1 am 15.10.2021, 17:49



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Hallo, warum sollte es mit "mittelalt" zu spät sein zu wechseln? Ich hatte das "Glück", das ich innerhalb meines Berufes mich weiterentwickeln konnte und habe mit 46J meinen Industriemeister gemacht - bin dann aus dem Labor raus und arbeite jetzt in einem komplett anderen Bereich (komme ursprünglich aus der Abfallverwertung und bin in die Lebensmittelindustrie gewechselt). Und bin gerade dabei jetzt mit 49 Jahren nochmal ein Studium zu machen. Ganz ehrlich - ich muss noch ca. 20 Jahren bis zur Rente arbeiten - wieviele "Junge" arbeiten wohl noch 20 Jahre in ihrem Beruf? Gerade jetzt bin ich für einen Arbeitgeber durchaus attraktiv - Familienplanung ist abgeschlossen, Kinderbetreuung ist auch kein Thema mehr... Ist für viele Arbeitgeber durchaus ein Thema, viele schauen durchaus das in ihrem Team das Alter durchgemischt ist, und nicht nur nur Junge oder nur Alte im Team sind. Bei mir im Studium (Ernährungswissenschaften) sind übrigens sehr viele aus der Pflege. Die wenigstens dabei "Junge". Das du unglücklich mit der Situation in der Pflege bist, glaub ich dir sofort - hab hier auch einen Krankenpfleger auf dem Sofa neben mir sitzen - er ist den Weg über Pflegemanagement und Stationsleitung gegangen - aber auch da ist die Belastung und Stress wirklich ein Problem :-( Überleg dir doch einfach wohin du dich entwickeln möchtest - und dann schau wie du da hin kommst - zum neu lernen bist du sicher nicht zu alt wenn das nötig wird. Nur aktiv werden muss man da selber - es gibt keine Finanzierung über andere. Gruß Dhana

von dhana am 15.10.2021, 19:52



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Hallo, hast du die Möglichkeit, eine Weiterbildung zu machen und dann zwar im Beruf, aber nicht mehr in der Pflege zu sein, z.b Qualitätsmanagement oder Praxisanleitung ? Ich selbst habe es so gemacht. Gerade letztere werden in der Generalistik dringend gebraucht. Oder ein Pflegepädagogigstudium zu machen, die werden auch gesucht. Dann könntest du an Pflegeschulen unterrichten. Viele Grüße

von wickiefan am 16.10.2021, 09:11



Antwort auf Beitrag von Loretta1

Danke euch für eure Antworten. 2022 wird mein Jahr, meine große Veränderung. Nein, ich möchte komplett aus der Pflegebranche raus, mich auch nicht weiterbilden. Ich sehe täglich, wie selbst Auszubildende verheizt werden - sorry, aber da kann ich nicht guten Gewissens diesen Beruf "unterrichten" auf Friede-Freude-Eierkuchen, wenn ich genau weiß, dass das schulisch vermittelte nicht der Realität entspricht. Das fühlt sich nicht ehrlich an (und ich schätze, es wird sich in den nächsten fünf Jahren noch mehr verschlechtern, bis es hoffentlich irgendwann knallt - aber das mag ich nicht miterleben). Ihr merkt, ich hab gedanklich eigentlich schon abgeschlossen damit. Und es fühlt sich soooo gut an ! Lg, Lore

von Loretta1 am 16.10.2021, 10:43



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Kannst du begutachtungen zu Hause machen für die Einstufung der Pflegestufen ...oder als Helfer durch den Dschungel der ganzen hilfsteile...jeder angehörige muss sich selbst durchwursteln....

von Okypete am 17.10.2021, 09:17



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Genau MDK (Beurteilung des Pflegegrades) oder Sanitätshaus.. Da findest du Arbeit ohne neue Ausbildung anzufangen. Wäre das für dich?Ich habe auch auf der Inneren gearbeitet, weiss was das für ein Stress ist. LG

von Berlinka36 am 17.10.2021, 10:56



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Hallo, Besprich das doch Mal mit dem Amt. Ich mache zb eine Umschulung. Bzw eine Teilqualifikation (was von beiden ist noch nicht ganz geklärt)... Ist halt eine Geldfrage. Selbst die Tq1 wird komplett an die Umschulung angerechnet sollte ich die noch nach 6 Monaten wollen habe ich von den 2 Jahren ein halbes Jahr schon geleistet. Möglich ist alles. Mein Sohn ist 10 Wochen alt. Mein Mann bleibt Zuhause (Elternzeit) die nächsten Jahre. Man muss sowas gut begründen können weil das ganze erstmal finanziell ein Desaster ist. Da sollte man aber zukunftsorientiert denken. Es nützt nichts wenn du da auf den Zahnfleisch gehst oder krank wirst weil du dich nicht wohlfühlst. Ich bin übrigens 30 j. Und war vorher im Gestaltungsbereich jetzt gehe ich in den schutzt und Sicherheitsbereich. Ich kann dich gut verstehen und bin auch einfach nur froh das alles hinter mir zu lassen. LG Vanessa

von Vanja_Sascha am 17.10.2021, 14:51



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Ich habe mit Mitte 20 ungesattelt. Ich erinnere mich das auch die ein oder andere ältere Person die Schulbank gedrückt hat. Das war auf dem Abendgymnasium. Es gibt also die Möglichkeit zb das Abitur noch nachzuholen und zu studieren oder was auch immer. Es gibt doch auch die Möglichkeit als Quereinsteiger neu durchzustarten.

von Jumalowa am 19.10.2021, 22:51



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Mein Sohn wird Erzieher und hat in der Klasse zwei Frauen Ü 40. Eine ehemalige Mitsängerin aus dem Chor (leherin) hat Ü 30 Krankenschwester gelernt. Da du fest entschlossen bist, NICHT in der Pflage zu bleiben, wird dir nur eine neue Aisbildung bleiben. quereinstieg könnte ich mir nur in Richtung MFA voststellen. Vielleicht auch MTRA? Viel Erfolg!! Trini PS: Hier gibt es mehrere Belegkiniken, in denen die Arbeitsbedingungen völlig ander sind als in den Kliniken der Grundversorgung (O-Ton Krankenschwester: "Nach der Uni-Klinik ist das hier wie Urlaub.")

von Trini am 20.10.2021, 08:22



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Falls du es noch liest: ich kenne tatsächlich mehrere ehemalige Krankenschwestern, die sich zu Ergotherapeutinnen haben ausbilden lassen. Als ich meine Ausbildung zur Ergo gemacht habe, war ich in einer Klasse voller Umschüler über 40 (als 20jährige war das echt doof...). Dauert 3 Jahre und dein medizinisches Vorwissen wird dir sehr zu gute kommen. Man sollte allerdings Lust haben, kreativ und handwerklich zu arbeiten. Und ich arbeite jetzt in der Behindertenhilfe in einer kleinen stationären Einrichtung und habe eine Kollegin, die aus der Altenpflege kommt. Sie musste sich sehr umgewöhnen, aber genießt dienZeit, die sie für die Bewohner hat.

von Jomama am 21.10.2021, 18:59



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Gibt es bei euch Pharmaindustrie in der Nähe? Meine Cousine - auch Krankenschwester - hat vor Jahren in diesen Bereich gewechselt und betreut Probanden für Studien. Ich selbst bin Sozialpädagogin und habe mehrere Kolleginnen die im erstberuf Krankenschwester waren. Oder Wechsel in die Behindertenhilfe? Nachteil: weiterhin Schichtdienst und vermutlich deutlich geringere Bezahlung. Ansonsten einfach mal Initiativ bei Krankenkassen bewerben?

von antia am 23.10.2021, 15:56



Antwort auf Beitrag von Loretta1

Ideen, was man tun könnte, habe ich genügend. Es geht eher um die Bequemlichkeit, den inneren Schweinehund - den zu überlisten und zu sagen: Mach ich ! Auf zu etwas Neuem ! Lg, Lore

von Loretta1 am 23.10.2021, 17:35



Antwort auf Beitrag von Loretta1

Ich habe zuerst Erzieherin gelernt und in diesem Beruf gearbeitet. Mit 28 habe ich eine Umschulung in Teilzeit zur Bürokauffrau gemacht! Es hat mir super viel Spaß gemacht, nochmal die Schulbank zu drücken! Auch wenn ich heute wieder als Erzieherin arbeite, würde ich es immer wieder so machen. Wenn man unglücklich in seinem Beruf ist, kann man auch nicht die Leistung bringen, die man eigentlich geben möchte. Einen Großteil des Tsges verbringt man mit seinem Beruf, da sollte er Spaß machen.

von Birgit 2 am 25.10.2021, 08:49



Antwort auf Beitrag von Birgit 2

hängt leider nicht nur davon ab, ob man den Job mag, sondern auch sehr viel, ob man die Möglichkeit hat, volle Leistung zu bringen ! Wir sind täglich unterbesetzt - teilweise ganz extrem - da kann man keine gute Leistung mehr erbringen. Teilweise ist das nur noch "Augen zu und durch", oder "Überleben der Schicht ohne jemanden umzubringen". Das ist leider die Realität.... deshalb würde ich das Argument nicht hier für meinen Job aufführen wollen (tut mir sogar fast weh, wenn das jemand sagt: ich würde gerne mehr Leistung zeigen, also besser/ordentlicher/ mehr für die Patienten da sein, arbeiten. Aber es ist schlichtweg nicht möglich!). Danke euch allen, Lg, Lore

von Loretta1 am 26.10.2021, 10:57



Antwort auf Beitrag von Loretta1

Liebe Lore, vielleicht liest du das ja noch... Wenn du genügend Ideen für einen Wechsel hast, gehe ihn an und warte nicht zu lange. Dafür brauchst du nämlich Kraft, die du dann evtl. nicht mehr hast, wenn du länger in dieser Tretmühle bleibst. "Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße" - Martin Walser. Alles Gute dir! twinnies05

von twinnies05 am 05.11.2021, 20:23



Antwort auf Beitrag von Loretta1

Liebe Lore, hier ein Mut-mach-Erfahrhrungsbericht. Mein Mann hat 15 Jahre als studierter examinierter Krankenpfleger gearbeitet. Eines Mittags stand er unerwartet Werktags im Wohnzimmer und hat von Heute auf Morgen den Beruf an den Nagel gehängt. Es ging einfach nicht mehr. Es hat ihm und unsere Familie kaputt gemacht. Dann das Procedere: Arbeitsamt, ALG I...ständig Jobangebote als Krankenpfleger bekommen. Er hat sich auf zig Ausbildungsstelle beworben- mit 37 Jahren. Er hätte auch beim nächsten Discounter irgendwas was im Einzelhandel angefangen. Hauptsache weg von der Pflege. Er hatte großes Glück und hat eine Zusage zum Finanzsteuerwirt (zweijährige harte Ausbildung) beim Bund ergattert und ist nun Finanzbeamter für endlich Mal gutes Gehalt. Ich gönne es ihm sehr und ziehe meinen Hut, dass es es durchgezogen hat. Glaube an dich und gebe nicht auf!

von Annimais am 09.11.2021, 22:50