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Wenn Papa sich kümmert

Thema: Wenn Papa sich kümmert

Ich wollte mal fragen, ob es hier jemanden (also eine Mutter) gibt, die nach der Geburt irgendwann wieder zum arbeiten angefangen hat und der Partner sich hauptsächlich ums Baby kümmert. Mich würde mal interessieren, wie das als Mama ist. Ob es leicht fällt, das abzugeben. Wie es ist, wenn man nur noch wenig zu Hause ist und sein Baby nur noch wenig sieht. Ob man die Verantwortung gut abgeben kann. Ob der Mann sich in seiner Rolle wohl fühlt. Ob er andere Männer trifft, die sich auch um ihre Babys kümmern etc.

von Agnela am 16.06.2020, 15:47



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Hallo, ich war zwar nicht direkt in der Situation - aber ich war im ersten Lebensjahr meines Großen für 4 Wochen komplett weg - ich hatte die Chance damals 4 Wochen Sanitätsdienst in Rom für den Vatikan zu machen. Also was heisst leicht gefallen - ich habs meinem Mann zugetraut und das Baby war in den Besten Händen, die ich mir hätte vorstellen können. Ich war mir absolut sicher, das mein Sohn da genauso gut aufgehoben ist, als wenn ich da wäre. Klar, 4 Wochen Kind gar nicht sehen, war dann härter als ich dachte. Aber abgebrochen hätte ich auch nicht - ich gebs zu, ich hab die 4 Wochen Rom genossen. Und wenn es bei uns finanziell gegangen wäre - dann hätten wir das sehr wohl gemacht - Papa bleibt zu hause und ich geh arbeiten - war zumindest mal der Plan, als wir so über Kinder und Familie gesprochen haben. War nur doof, das ich kurz nach der Hochzeit arbeitslos wurde, mit der Aussage von meinem Chef, das er genau weiß das eine jung verheiratete Frau Kinder bekommt, dann stellt er lieber einen Mann ein. Befristeter Vertrag, kann man gar nichts dagegen machen. Also haben wir dann halt gleich unsere Kinder bekommen und ich blieb daheim. Aber zugetraut hätt ich das meinem Mann jederzeit - und er hätte es auch gemacht. Gruß Dhana

von dhana am 16.06.2020, 16:27



Antwort auf Beitrag von Agnela

Ja, hier. Wir haben das immer so gebastelt, wie es gerade gut passte. Beim ersten Kind waren wir nach dem Mutterschutz beide beim Kind, bis das Kind 10 Monate alt war. Ab da erstmal nur noch mein Mann. Beim zweiten Kind bin ich nach dem Mutterschutz 80% arbeiten gegangen, mein Mann war bei beiden Kindern (wovon das ältere dann in die Kita kam). Als das zweite Kind in die Kita kam, ist mein Mann "geringfügig beschäftigt" jobben gegangen, war aber weiter der hauptsächliche Ansprechpartner für die zwei. Als die beiden 3 und 4 waren, ist dann mein Mann wieder voll eingestiegen und ich hab nochmal studiert und war dann Haupt-Ansprechpartnerin für die beiden. So blieb es auch erst, als das dritte Kind kam. Mit Abschluss meines Zweitstudiums haben wir dann wieder gewechselt (Kinder dann 4, 10 und 11 Jahre alt), da bin ich wieder vollzeit arbeiten gegangen und er teilzeit. Wie war das für mich als Mutter? Ich habe immer gerne was für mich und meinen Kopf gemacht, ich habe es genossen, nicht vollzeit zuhause zu sein. Ich war und bin doch trotzdem eine wahnsinnig wichtige Bezugsperson für meine Kinder. Hab sie getragen, getröstet, gekuschelt, ihnen vorgelesen, mit ihnen Kellerasseln beobachtet, mit ihnen beim Arzt gesessen, gekichert, ihr trotziges Geschrei ertragen, auf die hundertste warum-Frage geantwortet, ihr Windeln gewechselt, auf den Bauch geprustet, Händchen gehalten, Schlaflieder gesungen, und einfach nur versonnen zugeguckt... das geht auch, wenn man nicht 24 h am Tag zuhause ist. Wie war das für meinen Mann? Seitdem er Pulvermilch und später Beikost füttern konnte, fand er das gut. Davor war er noch von der eingefrorenen Muttermilch "abhängig", was seinen Aktionsradius etwas eingeschränkt hat. Er ist ein toller Vater, der bestimmt nicht alles exakt so wie ich gemacht hat, und ich nicht alles exakt so wie er, und so haben die Kinder beides erlebt, und das ist gut. Er war viel unterwegs mit den Kindern - auf dem Spielplatz, im Fahrradanhänger, in der Natur, bei der Krabbelgruppe im Mütterzentrum (damals als einziger Vater in der Runde). Klar, manchmal wäre es wohl nett gewesen, sich mehr mit Vätern auszutauschen... das kam dann erst mit der Elternini-Kita vermehrt. In der Party-Runde ruft "Hausmann" nach wie vor deutlich mehr Interesse hervor als "Hausfrau" - das ist vielleicht ein Vorteil. ;) Für die berufliche Weiterentwicklung ist es eher ein Nachteil, beim Baby zu bleiben, aber das gilt für beide Geschlechter. LG sun

von sun1024 am 16.06.2020, 20:53



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Ich bin wieder zur Uni gegangen als unser zweiter Sohn 4 Monate alt war. Mein Mann hat für ein Jahr sein Studium unterbrochen. Für unsere Kinder und meinen Mann war es ein tolles Jahr. Sie haben sich sehr intensiv kennen gelernt und viel Zeit miteinander verbracht, da ich z.B. auch an Wochenenden Blockseminare hatte. Ich legte meine Einheiten so, dass ich zum Stillen immer nach Hause fahren konnte, oder sie kamen in die Uni. Als der kleine sech Monate alt war, gab es Mittagsbrei und das hat es dann auch noch entspannt. Ich hätte es lieber gesehen, wenn er etwas mehr mit dem Kleinen unterwegs gewesen wäre, aber das hab ich dann an den Wochenenden kompensiert. Die Verantwortung konnte ich sehr gut abgeben, da ich wusste, dass es zu Hause funktioniert, trotzdem war es schwer für mich, das Baby nicht immer um mich zu haben, wie es bei unserem Großen der Fall war. Es gibt auch weniger Babyfotos vom Kleinen im Alltag ;) Mein Mann hat sich sehr wohl gefühlt in seiner Rolle. Er konnte ja alles schon vom Ersten und war ganz entspannt. Er ist aber auch schon immer ein Mann, der sehr gut Vater sein kann. Er hat auch die Eingwöhnung in den Kiga gemacht, da war der Kleine 18 Monate alt. Ich habe unseren Sohn 15 Monate gestillt. Er fand das schön und mich hat es auch gar nicht gestört. Bei unserem Großen war nach 10 Monaten Schluss. Bei ihm war es nur noch nachts und er war so stark erkältet, dass die Milch alles verschleimt hat. Beim Kleinen wollte ich nicht aufhören, da hat er das Signal gegeben, dass er nicht mehr wollte. Ich bin auch heute noch der Meinung, dass ich ihn so lange stillen wollte, weil es das Einzige war, dass nur wir beide hatten und nur ich ihm geben konnte, denn dadurch wurde unsere enge Verbindung gehalten. Es war und ist aber nicht so, dass er nach dem Abstillen oder während der Zeit, in der ich nicht da war ein schlechteres Verhältnis zu mir hatte als zu meinem Mann. Es war für alle ein Gewinn, außer vielleicht für mein Mutterherz ;) Andere Mäner hat mein Mann nicht getroffen. Er ist nicht der Typ dafür und es gab auch keine ;) Allerdings hab ich das bei unserem Großen auch nicht gemacht. Ich bin mit ihm alleine auf den Spielplatz und wir haben uns die Ziet vertrieben. So hat es mein Mann auch gemacht. Ich denke nicht, dass das geschlechterabhängig ist, sondern eine Typfrage. Ich finde es ist eine tolle Chance für den Vater und das Kind so viel Zeit miteinander zu verbringen.

von Biene88 am 17.06.2020, 14:01



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Ich war bei Kind 2 und 3 jeweils gleich wieder Vollzeit weg und mein Mann hat das erste Jahr gemacht. Ich fand es toll, auch wenn gerade Kind 3 im ersten Jahr extrem papafixiert war. Es ist schon komisch, wenn das Kind hinfällt und dich nur von Papa trösten lässt. Das hat sich aber schnell gegeben und Mama ist natürlich auch wichtig und toll. Die dummen Sprüche, die ich - nur von Frauen - bekommen habe, konnte ich gut ab. Mein Mann kam damit nicht ganz so gut klar, also innerhalb der Familie schon, aber mit Kommentaren von außen. Er hat es immer sehr auf dich bezogen, wenn andere Männer von ihren Karrieren etc erzählt haben. Andere sich um so kleine Kinder kümmernde Männer hat er nicht getroffen. Gab es im Umfeld nicht automatisch und gekümmert hat er sich nicht. Ist er aber auch nicht der Typ für.

von magistra am 17.06.2020, 18:05



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So ein Kind ist 50:50. Warum sollte es also für eine Mama anders sein, als für einen Papa, der wieder arbeiten geht?????? Frag doch einfach Väter im "klassischen" Rollenmodel. Aus meiner Antwort siehst du sicherlich, dass für uns das Geschlecht des zu Hause bleibendem Elternteils nie relevant war oder ist. Ob nun permanent, oder bei Kinderkrankheiten. An der Liebe unserer Tochter hat das nix geändert, ausser dass sie eine tolle Beziehung auch zu Papa hat und die beiden viel Spaß zusammen haben. Davon kann sie nur profitieren. Macht, was für euch am besten passt, egal, was andere sagen

von AmyBell am 17.06.2020, 19:46



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Hallo, ich war mit unserem dritten Kind ein Jahr in Elternzeit und bin dann Vollzeit wieder eingestiegen. Ehrlich gesagt fiel es mir sehr schwer, obwohl ich davor auch schon einige Jahre VZ arbeitete und mein Mann TZ, so dass unsere Töchter eher von ihm betreut wurden, aber das Modell trat erst in Kraft, als sie 4 und 6 waren, also nicht mehr ganz so klein. Mein Mann machte das super und fühlte sich sehr wohl in seiner Rolle. Ich gewöhnte mich auch daran, aber es dauerte. Ich stillte unseren Sohn 15 Monate, was zusätzlich noch viel Nähe und Kuscheln bedeutete. Und dank Gleitzeit hatte ich trotzdem viel Zeit mit ihm. Andere Männer hat mein Mann so nicht getroffen, aber er suchte sich seinen Ausgleich abends oder am Wochenende.

von Mibu am 17.06.2020, 20:41



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Wir haben das Konstrukt, dass wir beide in Teilzeit arbeiten. Das war ein ziemlicher Kampf, das so hinzubekommen. Damit ist mal der eine mit dem Kleinen allein zu Hause und mal der andere. Für den Kleinen ist das schön, weil es Mamatage und Papatage gibt. Er hat also zu uns beiden einen guten Draht, lässt sich von beiden trösten, füttern, ins Bett bringen. Wir genießen das und ich hoffe, dass wir das Konstrukt noch lange so weiter führen können. Am ehesten wird es aber am Arbeitgeber meines Mannes irgendwann scheitern, da man dort kein Verständnis hat, meint, dass Männer Vollzeit zu arbeiten und Frauen zu Hause zu sein haben. Gleichberechtigung ist für die, dass Frauen ja sich ein Taschengeld hinzu verdienen dürfen. Aber bitte nur, wenn Haushalt und Kindererziehung nicht darunter leiden. Ich habe schon etliche Zeit darüber geschimpft, aber das nützt ja auch nichts und verändert diese verbohrten Alte-Männer-Truppe nicht.

von juleba am 20.06.2020, 19:08



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Danke euch allen für eure Antworten!

von Agnela am 22.06.2020, 17:52



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Du hast schon viele Antworten erhalten. Zwei Sachen wollte ich noch schreiben: - „Kind/Verantwortung abgeben“ - du gibst weder dein Kind noch die Verantwortung ab, wenn dein Kind in der Tagesbetreuung oder beim Papa bleibt. Will keine Wortspalterei betreiben...überdenke ob es „nur“ Worte sind oder auch du auch dieses Gefühl hast. - ich bin TZ 50% arbeiten gegangen als die Kinder 14 Mon und 2.5 J alt waren. Kinder beim Au-pair-Mädchen und später Krippe/Kiga. Seit Geburt hat mein Mann sich um Kinder ;und Haushalt) mitgekümmert. Die Kinder haben ene super Bindung zu uns beiden. Als die Kinder klein waren, musste ich aus familiären Gründen öfters mal für 1 oder 2 Wochen - teilweise sehr kurzfristig- wegfliegen. Ich habe noch nie weder Zettel mit Anweisungen noch irgendwelche Sachen für die Kinder vorbereitet. Vertraue darauf, dass dein Mann euer Kind genauso liebt wie du - er wird die Sachen aber anders machen als du und das ist nicht nur ok, sondern absolut richtig. Für die Kinder und Eure Familie ein Gewinn - aber NUR wenn jedes Elternteil sein Umgang mit den Kindern auf seine Art gestaltet - hoffe du verstehst was ich meine. Alles Gute für euch

von manira am 22.06.2020, 23:00



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Ich hatte in meinem ganzen Leben keinen einzigen Tag Elternzeit, das hat bei uns alles der Vater und sonstige Betreuung abgedeckt. Ich hätte gerne noch mehr Kinder gehabt, aber zu Hause sitzen ist sogar nicht mein Ding. Ich hatte damals schon eine Führungsposition und mir hat meine Arbeit super viel Spaß gemacht, warum hätte ich die aufgeben sollen? Der Vater meiner Kinder ist eher so der Typ der arbeitet Ich hatte in meinem ganzen Leben keinen einzigen Tag Elternzeit, das hat bei uns alles der Vater und sonstige Betreuung abgedeckt. Ich hätte gerne noch mehr Kinder gehabt, aber zu Hause sitzen ist sogar nicht mein Ding. Ich hatte damals schon eine Führungsposition und mir hat meine Arbeit super viel Spaß gemacht, warum hätte ich dir aufgeben sollen? Der Vater meiner Kinder ist eher so der Typ der arbeitet um zu Leben. Er hat dann zwar auch irgendwann gemerkt dass es zu Hause bei den Kindern nicht so eitel Sonnenschein ist und alles easy Going wie er sich das vorgestellt hat, aber mei… So geht es anderen auch, egal ob Mutter oder Vater. Als super engagiert mit den Kindern hätte ich ihn jetzt nicht bezeichnen können, aber das ist auch nicht seine Art. Trotz eines Vollzeitberufes 100 km entfernt habe ich immerhin noch Arzttermine, ab und zu Babyschwimmen, und anderes dazwischen schieben können. Ich habe dann darauf gedrängt dass der Vater relativ schnell wieder Teilzeit arbeiten ging, zuerst ist meine Mutter eingesprungen. Dann hatte ich über neun Jahre immer wieder Aupairs für meine Kinder. Das mit der Verantwortung abgeben… Was genau gibt man denn ab? Ob die nächste Windel um 10:00 Uhr oder 10:30 Uhr gewechselt wird? Ob das Kind jetzt 110 ml oder 125 trinkt? Nur so nebenbei: ich habe beide Kinder über ein Jahr lang gestillt, dass eine gut sechs Monate voll, das andere gut acht Monate voll. Verantwortung haben doch beide Eltern, ich nicht mehr als der Vater. Man teilt sich die Arbeit rund um die Familie: Geld verdienen, Haushalt in Schuss halten, Kinder erziehen…… VG D

von desireekk am 23.06.2020, 16:57



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Ich war das 1. Jahr zuhause, dann 5 Monate in einer Fortbildung, dann 4 Monate arbeitslos. Als meiner knapp 2 war bin ich Vollzeit eingestiegen, das war mir zuviel, nach 6 Monaten habe ich auf einen 75% Job gewechselt bis er 6 war, dann auf 90%. Seit er 9 ist arbeite ich 100%. Mein Mann ist schon lange erwerbsunfähig, mit Unterstützung Tagesmutter, Kita und 2 Jahre Hort hat er Junior schon immer betreut. Für mich war das nie ein Problem, wir haben uns den Gegebenheiten angepasst. Plan war, er geht Vollzeit ich 30 Stunden bis Schulbeginn, es kam halt anders als geplant. Aktuell mit Corona sehr praktisch dass Mann zuhause ist, auch wenn ich Homeoffice machen kann.

von Badefrosch am 24.06.2020, 11:32