Der erste Brei - die Beikost

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Unser Kinderarzt meint...

Thema: Unser Kinderarzt meint...

...dass unser Sohn (6 Monate) nun aber fix neben dem Mittagsbrei die anderen Breie (Nachmittag-/ Abendbrei) essen sollte, schließlich würde es nun Zeit. Ist das jetzt wriklich sooo dringend? Er isst seit ca. 5 Wochen GKF und heute habe ich mit dem Abendbrei begonnen. In 1-2 Wochen würde ich dann mit dem GOB starten. Insgesamt trinkt er noch über den Tag verteilt 4 Flaschen PRE à 210 ml. ...dass PRE nun wirklich nicht mehr nötig sei und wir zur 1er wechseln sollen, damit er satt wird. Meiner Ansicht nach wird er das bisher auch problemlos mit der PRE. Ist der Wechsel zwingend notwendig? Da er auch bereits 9-11 Std. am Stück durchschläft ist das also auch kein Argument für einen Wechsel. ...dass statt des Nachmittagsbreies ich auch mal nur ein Obstgläschen geben solle. Ich dachte, Obst alleine macht nicht satt??? Wie viel Obst darf ein Baby in seinem Alter am Tag eigentlich essen? Darf ich sämtliche Obstsorten (Gläschen) füttern, oder ist es besser, nur bei Birne und Apfel zu bleiben? Darf ich an einem Tag auch unterschiedliche Obstorten geben (mittags z.B. Apfel, zum Abendbrei Birnen etc.)? Letzte Frage, zum Abendbrei: Ich habe ihm heute ca. 8 Löffel zur Einführung gegeben, er hätte aber gerne mehr gefuttert. Kann er denn morgen schon eine ganze Portion haben, oder ist das in der Einführungswoche am 2. Tag zu viel? Vielen Dank für Eure Einschätzungen und Tipps! wbm

von wildebackmaus am 07.04.2014, 19:59



Antwort auf Beitrag von wildebackmaus

Hallo, euer Kinderarzt scheint in Sachen Babyernährung offenbar nicht besonders gut/aktuell fortgebildet zu sein. Wieso solltet ihr denn möglichst schnell möglichst viel Beikost einführen und warum die Milch umstellen, wenn ihr mit der Pre gut zurecht kommt? Ich persönlich würde mit diesem Arzt nicht mehr über die Ernährung sprechen, sondern nur in seinem Fachgebiet konsultieren: Gesundheitsvorsorge und Diagnose/Behandlung von Erkrankungen Zu Deinen Fragen im Einzelnen: Pre Milch ist eine voll vitaminisierte und mineralisierte Säuglingsmilch, die wie Muttermilch nur Laktose enthält im Eiweißgehalt adaptiert und gesetzlich vorgeschrieben frei von Zucker- und Aromastoffen ist. Sie ist leicht verdaulich und unabhängig vom Alter bis zum Ende der Fläschchenzeit (ggf. auch noch mit 2) als Muttermilchersatz die erste Wahl. Wenn ihr mit der Pre Milch gut zurecht kommt, gibt es also keinen Grund die Milch zu wechseln. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zwischen dem 5. und 7. Monat mit Beikost zu beginnen und dann jeweils nach etwa 1 Monat die nächste Beikostmahlzeit einzuführen - abhängig von der Reife des Kindes. Zudem sind Menschenkinder Säuglinge, deren wichtigstes Nahrungsmittel Milch ist. Daher sollten bis einschl. 9 Monate am besten noch mind. 3 Milchmahlzeiten (hierzu zählen stillen, Pre Milchflasche und Milchbrei) erhalten bleiben - ab 10 Mon. reichen auch 2 (mal abgesehen davon, dass die WHO weiterhin empfiehlt erst nach vollen 6 Monaten mit kleinen Mengen Beikost zu beginnen). Ein 6 Monate alter Säugling wäre auch mit nur Pre Milch noch gut versorgt. Wenn ihr schon den Gemüse Kartoffel Fleisch Brei eingeführt habt, ist das prima. Mit allen anderen Mahlzeiten könnt ihr euch ruhig Zeit lassen - das Tempo sollte am besten das Kind selbst vorgeben (erzwingen kann und sollte man beim Essen sowieso nichts). Wie hast Du den Milchgetreidebrei denn zubereitet? Gut geeignet wäre zB die fertig zubereitete gewohnte Pre Milch angerührt mit Getreidebrei in den Sorten Hirse, Dinkel oder Hafer zB von Alnautra oder Holle. zB 180 ml Pre Milch plus ca. 5-6 EL Getreidebrei. Auch möglich wäre ein Vollmilchbrei. Auf Fertigmilchbreie zum Anrühren mit Wasser (werden aus Folgemilch herstellt) würde ich aufgrund des hohen Zuckergehaltes sowie des zum Teil enthaltenen Aromas und oft wenig nährstoffreichen Getreides (Reis, Grieß/Weizen) komplett verzichten. http://www.alnatura.de/Alnatura%20Produkte/Produktsuche/Hirse-Getreidebrei Wieviel eine Portion ist darf immer das Kind selbst bestimmen. Von gesunder Kost darf er also immer so viel oder so wenig bekommen wie er mag. Der Getreideobstbrei sollte aus rohem Obst bestehen, das viele natürliche Vitamine und sek. Pflanzenstoffe liefert. Diese Nährstoffe, die Obst gesund machen, gehen beim kochen verloren und sind daher in gekochtem Obst/Obstgläschen nicht enthalten. Obstmus ist daher keine gute Grundlage für eine vollwertige Mahlzeit, sondern eher eine überflüssige Leckerei, die vor allem Fructhzucker liefert. Auch hierauf würde ich möglichst ganz verzichten. Wenn rohes Obst gut vertragen wird (kann man mit kleinen Mengen Obst pur wie geriebene Birne oder etwas Banane als Nachtisch nach dem Gemüsebrei testen) und das Baby noch ausreichend Milchmahlzeiten bekommt, kann man mit etwa 7-8 Monaten einen klassichen Getreideobst einführen: etwa 150 g rohes Obst reiben oder mit etwas Flüssigkeit pürieren je nach Konsistenz ca. 3-5 EL Getreidebrei Hafer o. Hirse zugeben 1 Teel. Öl unterrühren - fertig und auch gut für unterwegs geeignet Wenn alles gut vertragen wird, kannst Du im GOB auch Apfel Birne, Birne Banane, Apfel Nektarine, Banane Aprikose, Birne Heidelbeeren etc. kombinieren. Und natürlich kannst Du auch als Nachtisch (30-50 g) eine andere Obstsorte geben als im GOB. Soltest Du feststellen, dass Dein Kind nachmittags nicht so viel Appetit hat, kannst Du entweder eine kleine Menge GOB oder auch mal nur Obst pur (auch dann roh damit es alle Nährstoffe enthält) anbieten - Getreide bekommt er ja auch über den Milchbrei. Hier noch zwei gute Quellen mit entsprechenden Infos: http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=1135 http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/erstes-lebensjahr/zeit-fuer-breikost/ LG

von lanti am 07.04.2014, 22:52



Antwort auf Beitrag von lanti

Liebe Lanti, vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen. Dann werde ich bei der Pre bvleiben, es sein denn ich habe wirklich den Eindruck, dass er davon nicht mehr satt wird. Den Milch-Getreide-Brei habe ich mit Pre-Milch und Hirse (von Alnatura) zubereitet, also so, wie Du es vorschlägst. Ich habe bei der Gabe von rohem Obst die Sorge, dass er Bauchweh o. ä. bekommt, Deine Argumentation leuchtet mir aber ein, so dass ich es einfach einmal ausprobieren werde. Ist denn gedünstetes Obst ebenfalls unnötig, oder wäre das eine Alternative zu "durchgekochtem"? Viele Grüße, wbm

von wildebackmaus am 08.04.2014, 07:33



Antwort auf Beitrag von wildebackmaus

Er ist erst sechs Monate. Rohes Obst in größerer Menge wie im GOB würde ich erst ab 7-8 Monate geben. Die Verträglichkeit kannst Du vorher mit 2 EL rohem Obstnachtisch testen. In der Einführungsphase kannst Du zB Apfel und Birne ruhig kurz dünsten

von lanti am 08.04.2014, 08:12



Antwort auf Beitrag von lanti

Vielen Dank für die schnelle und (wie immer) kompetente Antwort!!! Liebe Grüße, wbm

von wildebackmaus am 08.04.2014, 08:27