Noch mal zur Diskussion unten um Voijta und Bobath. Wir hatten das "Vergnügen" ein Dreivierteljahr Bobath zu machen. Schon in einer der erste Stunden erklärte mir die Therapeutin, dass die Kleine unbedingt mal krabbeln müsse, weil sie sonst später Lernschwierigkeiten in der Schule bekäme. Ah ja, dachte ich bei mir und sagte nix dazu. Es kamen auch sonst öfter noch Klöpse, wo ich bei mir dachte: "Gut, dass es nicht mein erstes ist, sonst würde die mich in Panik jagen." Nun ja, schließlich haben wir dann mal irgendwann das Krabbeln "angebahnt". Und da wurde ich innerlich erst so richtig sauer. An Bewegungen, die der KG nicht in den Kram passten, sollte ich die Kleine hindern, aber diese krabbelbewegungen, die sollte ich machen. Was vermittle ich meinem Kind denn dabei? Das was du willst, ist schlecht, gut ist nur, was ich will, denn ich bin ja deine Mama. Ich habe dann das eine gemacht und das andere trotzdem zugelassen: wenn sie hochwollte, wenn sie die Beinchen durchstrecken wollte. Irgendwann fiel mir auf, dass ja niemand in der Familie am Boden krabbelt, die Kleine also kein Vorbild hatte. Und das Lernen nach Vorbild ist ja wohl eine anerkannte Lerntheorie. Zumindest dachte ich das, so habe ich es in meiner Lehrerausbildung gelernt. Also wies ich die großen Geschwister an, jetzt einfach mal viel mit der Kleinen am Boden zu krabbeln und selber zu krabbeln. Und siehe da, binnen Tagen platzte der Knoten. Die Kleine krabbelte. Ich war ganz stolz. Aber Da erklärte mir die Therapeutin doch glatt, so intelligent sei ein Baby nicht, sich das abzuschauen. Das Krabbeln sei genetisch angelegt, aber es würde sich das nicht abschauen. Ab dem Moment war der Fall für mich erledigt und ich weigerte mich, wiederzukommen. Wenn das Krabbeln wirklich "nur" genetisch angelegt ist, warum krabbeln dann nicht alle Kinder? Und meine Erfahrungen zum Thema krabbeln: Mein Großer ist NICHT gekrabbelt, sondern mit 11 Monaten frei gelaufen - und hat in der Schule keine Lernschwierigkeiten. Es hat ihm nicht geschadet. Unser fast gleich altes Nachbarskind IST gekrabbelt und hat trotzdem erheblich Lernprobleme in der Schule. Also erzähle mir bitte keiner mehr, wenn ein Kind nicht krabbelt, dass es dann später Lernprobleme bekommen wird. Das kann man soo allgemein nicht sagen. Kinder entwickeln sich unterschiedlich. Fakt ist allerdings, wenn man später bei Lernproblemen zurückschaut, dass dann viele Kinder schon im Baby und Kleinkindalter mit irgendetwas auffällig waren, dass also schon irgendetwas Grundlegendes nicht ganz in Ordnung ist/war. Die Frage ist, was war zuerst? Henne oder Ei? Hat es Probleme, weil es nicht gekrabbelt ist oder ist es nciht gekrabbelt, weil es Probleme hat? Ist es nicht gut fr das Baby, dass es nicht gekrabbelt ist oder ist es nicht gekrabbelt, weil etwas nicht gut war? Den Satz höre und lese ich oft, dass die fehlende Krabbelphase "schuld" ist an späteren Problemen, aber ich habe noch keine wissenschaftliche Studie dazu gefunden. Vielleicht ist ja der Prozentsatz an NIchtkrabblern, die keine Probleme haben genauso hoch, nur interessiert sich da keiner später mehr dafür, eben weil sie ja kein Problem haben. Keine Ahnung. Ob man aber Lernschwierigkeiten wegtherapieren kann, wage ich doch zu bezweifeln, man kennt ja immer nur den einen Weg. Ich hatte in meiner Klasse auch ein ehemalliges Frühchen, das wäre ir jetzt als Lehrer nicht aufgefallen. Gute Leistungen. Also keine Panik, aber auch keine Gleichgltigkeit.
Mitglied inaktiv - 03.08.2009, 08:36