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Frage zum Lesen Lernen

Thema: Frage zum Lesen Lernen

Hallo, meine Kinder gehen auf eine internationale Schule die zweisprachig geführt ist (deutsch/englisch). Die Kinder lernen schon sehr früh Lesen und Schreiben. Meine Tochter hat letztes Jahr mit dem Lesen angefangen. Sie hat direkt in beiden Sprachen angefangen was damals eine Ausnahme war. Es hiess, dass normalerweise die Kinder mit der stärkeren Sprache anfangen und erst später die andere Sprache hinzu kommt. Nun war ich etwas irritiert als mein Sohn letzte Woche seine Lesemappe mit nach Hause bekommen hat. Er hat gleich als erstes ein englisches Buch bekommen obwohl deutsch eindeutig die stärkere Sprache ist. Die Lehrerin sagte mir auf meine Nachfrage, dass die nun ein neues System beim Lesen haben. Sie fangen direkt in beiden Sprachen an, jede Sprache im wöchentlichen Wechsel. Mir kommt das Ganze etwas seltsam vor. Ich habe grosse Bedenken weil die Aussprache der Laute ganz anders ist und kaum ist das Kind nach einer Woche minimal routiniert, muss es wieder in die andere Sprache wechseln. Habt Ihr damit Erfahrung? Packt das ein 4-Jähriger? Ach ja, die Schule nutzt den Oxford Reading Tree in beiden Sprachen. Floppy kommt mir schon zu den Ohren heraus... *lach* Ich habe ja schon sämtliche Bücher in den verschiedenen Levels mit meiner Tochter durch. *seufz* Liebe Grüsse, Chrissie

Mitglied inaktiv - 19.10.2009, 21:44



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Hej Chrissie! Meine Töchter haben auch gleichzeitig angefangen, beide Sprachen zu lesen. Sophia schnappte sich sogar vor der Einschulung ein deutsches dickes (Sammelband!) Erstlesebuch für Fortgeschrittene und las es ruckzuck durch -- als seie dann ein dänisches Buch zu fassen bekam, las sie die Wörter erstmal (völlig entstellt) auf deutsch,. (Die Aussprache ist auch total anders als die deutsche.) Aber das hat sich sehr schnell gelegt. Generell habe ich mal mit einer befreundeten Lehrerin, hierzulande Deutschlehrerin, gesprochen, die auch zweisprachig erzogen hat. In ihrem Praktikum an einer Scuhle, wo bereits in der 1. Klasse mit Englischunterricht begonnen wurde, ging man trotzdem nicht dazu über, den Kindern gleichzeitig auch Schreiben und Lesen auf Englisch beizubringen, weil sie eben nicht zweisprachig waren. Sie kannten die englische Sprache ja noch nicht. Wir kamen im Gespräch überein, daß unsere zweisprachigen Kinder das anders be-greifen, er-fassen, weil sie eben die Wörter bereits alle kennen - nun lernen sie nur die Zeichen dafür, und das geht dann eben doch anders. ich denke nicht, daß schwach und stark da viel zu sagen hat - gerade Sophia hat eindeutig die dänische Umgebungsspracher doch als starke, bevoruzgte Sprache, aber sie hat mit einem deutschen Buch angefangen, ohne daß es sie störte oder behinderte. Ob das alles allerdings auch für 4-Jährige gilt, wage ich nicht zu schreiben - schon allein deshalb, weil ich in diesem Alter meinem Kind mehr als ungern das Lesen beibringen (lassen) woltle. Aber da es Gesellschaften gibt, in denen die Kleinen dies schon leisten müssen, möchte ich mich nicht dazu äußern, wie ich das dann mit 2 Sprachen finde. Andererseits - wenn es für 6-7-Jährige klappt, die beide Sprachen schon vorher (gut) kennen, wieso nicht auch Vierjährige, wenn es denn sein soll? gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 19.10.2009, 23:00



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Eigentlich lernen es die 4/5-Jährigen nicht anders als die 5/6-Jährigen. Ich glaube, es ist ein Mythos, dass Kinder erst ab "Schulalter" schreiben und lesen lernen können. Die Kinder machen das total problemlos und es wird sehr anschaulich gelehrt. Wenn mein Sohn ein "P" sieht, breitet er die Hände aus und macht ein Flugzeug (für "plane"), bei einem "S" windet er die Arme wie eine Schlange etc. So lernen die Kinder es spielend und ganz natürlich ohne Zwang. Ich habe es ja schon einmal mit meiner Tochter erlebt. An unserer Schule sind zig Nationen vertreten. Manche haben eine der Schulsprachen als Muttersprache, bei manchen ist die Muttersprache eine Drittsprache (teilweise sogar Viertsprache!). Deswegen gibt es da grosse Unterschiede im Sprachniveau. Z.B. gibt es da eine nette Familie, sie ist aus Afghanistan, er aus Holland. Sie haben ein paar Jahre in Holland gelebt und wohnen jetzt hier. Die Kinder sprechen also 4 Sprachen und keine der Muttersprachen ist Schulsprache. Ich finde es unglaublich wie flexibel Kinder sind. Wir als Erwachsene hätten da wahrscheinlich schon kapituliert. :-) Ganz schlimm finde ich die Eltern die ihre Kinder in die Grundschule geben und die kein einziges Wort verstehen, weder englisch noch deutsch (also weder Kinder noch Eltern). Ich habe gerade so einen kleinen Chinesen in der Klasse meiner Tochter. Ich lese mit der Klasse einmal pro Woche und wenn er an der Reihe ist, ist es eine Qual für beide Seiten. Er versteht keine Anweisung, buchstabiert noch nicht Mal wirklich die Wörter sondern wartet ab bis ich es vorsage. Zum Glück hat die Lehrerin Mitleid und wird nächste Woche mit den Eltern sprechen. Der Kleine ist 6 Jahre alt und wirkt sehr intelligent. Aber wenn man weder die Sprache noch die Schriftzeichen kennt, geht das wirklich gar nicht. Ich möchte nicht in der Haut des Jungen stecken. Ich weiss nicht was sich solche Eltern denken. Dasselbe Problem hatte ich im letzten Schuljahr bereits mit einem türkischen Jungen.

Mitglied inaktiv - 22.10.2009, 21:59



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Hallo Chrissie und Ursel, ich gebe Chrissie Recht, Kinder koennen viel frueher lesen lernen und haben auch viel frueher Spass an Buchstaben, als das zumindest an deutschen Schulen propagiert wird. Voraussetzung: Es wird alles kindgerecht und spielerisch erklaert. Ausserdem ist Deutsch eine vergleichweise einfach zu lesende Sprache, da hat man im Grunde mehr Zeit, sie zu lehren. Franzoesisch und Englisch sind schwerer, weil nicht phonetisch. In vielen franzoesischen Ecoles maternelles wird daher sogar schon mit drei Jahren mit der Alphabethisierung angefangen und es geht im Grossen und Ganzen gut. Unser Sohn hat Franzoesisch im uebrigen aehnlich gelernt wie Chrissies Kinder ihr Englisch. Den Buchstaben waren immer Worte und Farben zugeordnet (l, la limace...) und zum gesamten Alphabeth gab es eine Geschichte, in der ein Junge lesen lernt, um die Buchstaben zu retten, sehr kindgerecht. Dazu gab es interessante Schreibuebungen (nicht nur Buchstaben). Eine Frage noch an Chrissie: Du schreibst, dass "Du" Probleme mit einem chinesischen bzw. tuerkischen Kind in der Schule Deiner Kinder gehabt haettest. Unterrichtest Du dort oder gibt es Elternbeteiligung in einer anderen Weise? Ich meine mich zu erinnern, dass Deine Kinder auf der SIS in Basel waren, oder verwechsele ich da etwas? Es koennte immer noch sein, dass wir mal nach Basel ziehen, daher interessiert mich das. Gruss FM

Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 11:05



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Hej Chrissie und FM! Ich habe ja nirgends geschrieben, daß Vierjährige nicht lesen lernen KÖNNEN, meine ureigenen Bedenken sind eigentlich eher, ob sie es sollen. Aber da es Gesellschaften gibt, in denen die Kleinen dies schon leisten müssen, möchte ich mich nicht dazu äußern, wie ich das dann mit 2 Sprachen finde. Denn jedes derartige Lernen, sei es noch so "spielerisch" (in solchen Zusammenhängen mag ich das Wort gar nicht) sind eben zielgerichtet - auf eine Aufgabe, die ja regulär i nder Scule anfängt - und wann die anfängt, bestimmt eben von Land zu Land der Staat. Ich habe immer lieber allgemein als zielgerichtet gespielt und "spielerisch" lernen lassen --- aber ich bin eben ein Fan von Allgemeinbildung. von Lernen lernen und freiem Spiel. Natürlich wurden hier auch immer Fragen beantwortet - und wie ich schreib, konnte die kleine Schwester auch bei der Einschulung schon lesen. Trotzdem muß man nicht alles machen, was möglich ist - Vorschulkinder KÖNNEN (und wollen) eine ganze Menge mehr als zu dem Zeitpunkt sein MUSS. Um gelangweilte Kinder so weit wie möglich zu vermeiden, haben wir lieber schulfernere Dinge gefördert, die letztendlich der Scuhle auch genutzt haben. Aber das geht jetzt langsam lles etwas am Thema vorbei, lächel. Einen schönen Start ins Wochenende - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 11:41



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Ja, unsere Kinder sind auf der SIS. Die Schule ist super und kann ich nur empfehlen. Die PEA (Parent/Eltern Association) ist sehr stark involivert und hilft bei vielen Dingen mit. Ich bin Elternvertreterin in der Klasse meines Sohnes und helfe da beim Organisieren von Anlässen oder vermittle zwischen den Eltern und helfe den Neuzugezogenen sich zurecht zu finden (falls sie es möchten). Es gibt viele Eltern die sich als Lesehelfer zur Verfügung stellen. Ich mache das in der Klasse meiner Tochter. Ich gehe einmal pro Woche am Morgen für ca. 1,5 Stunden in die Schule und lese einzeln mit jedem Kind der Klasse. Ich schreibe in das Leseberichtsheft dann meinen Kommentar rein und gebe dem Kind im Austausch ein neues Lesebuch. Das hilft der Lehrerin weil sie sehr wenig Zeit hat um mit den einzelnen Kindern zu lesen. Es ist auch so, dass viele Eltern z.B. kein deutsch oder englisch sprechen und dann niemand mit den Kindern zu Hause liest. Deswegen gibt es jeweils so eine Lesestunde in deutsch und in englisch. Das hilft den Kindern sehr. Es gibt hier auch diverse internationale (englisch-sprachige) oder bilinguale KITAs die schon Kinder ab 3 Monaten nehmen. Dadurch, dass die Gegend sehr international ist, haben wir viele Angebote in dieser Art. Wenn Du mehr Infos zu irgend etwas möchtest, kannst Du mir jederzeit eine PN schreiben. LG! Chrissie

Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 13:06



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Hallo Ursel, es lag mir fern, Dich irgendwie anzugreifen, und ich hoffe, Du hast das auch nicht so verstanden. Ich verstehe Deine Argumentation und ich bin auch dagegen, wenn Eltern uebereifrig ihre Kinder auf Buchstaben drillen oder Lesen und Schreiben zum Hauptfokus machen. Allerdings heisst "lesen beginnen" nicht, dass in der Vorschule den ganzen Tag lesen und schreiben geuebt wird. Jedenfalls in der Schule meines Sohnes wurden viele tolle (allgemeinbildende) Projekte und Experimente gemacht, die nur irgendwo auch etwas mit Buchstaben, Zahlen, Mathe und Logik zu tun hatten. Ich erinnere mich noch an ein Projekt mit Spinnen (mit einem gefuellten live-Terrarium in der Klasse, zu dem die Kinder eifrigst Spinnen mitbrachten, igitt!), wo unter anderem z.B. gelernt wurde, dass Spinnen 8 Beine haben (und die Ziffer 8, im Gegensatz zu Kaefern die nur sechs haben, Ziffer 6) und die Kinder das vollkommen unwichtigt aber sehr beeindruckende englische Wort fuer Kopffuesser "lesen" gelernt haben. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie stolz diese Vierjaehrigen waren, ein so langes Wort zu kennen, dass die Etern wie Bahnhof schauen liess. Also, es gibt "lernen" und "lernen", und mit der Methode, die mein Sohn erlebt hat, macht Alphabethisierung Spass und ist verwoben mit Allgemeinbildung und -spielen, nicht davon abgegrenzt. Ich fand sogar, dass sie in der Vorschule, wo sie alphabethisiert wurden, mehr Allgemeinbildung mitbekommen haben als jetzt in der Schule. In diesem Sinne ein schoenes Wochenende von sonnigen Genfer See FM (D/US in CH(F) mit 1 Sohn *2002, D/F/E)

Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 15:32



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Hej FM! Dito --- ich wollte Dich oder Euch ja auch nicht kritisieren, zumal einem ja manchmal die landesüblichen Zustände kaum eine andere Wahl lassen. Nurwnenn ich mich umschaue, wie verkopft alles schon ist, selbst das Spielen, das ha fast nur noch in geschützten "Räumen", unter Aufsicht, und mit Anleitung (von Erwachsenen) vor sich geht, dann graust mir manchmal. Da habe ich Glück, daß ich in DK gelandet, auch wenn ich wettermäßig anderswo lieber wäre . Aber das ist jetzt weit vom Posting entfernt - und Essenmachen muß ich auch, die Große muß gleich Babysitten gehen. Schönes Wochenende allen - Ursel, DK (auch ein kklitzekleines bißchen, aber wirklich nur klitzeklein waldorfinfiziert!)

Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 17:15



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Hi, Meine Tochter hat mit englisch angefangen. Jetzt will sie aber Deutsch lesen lernen und macht das auch ganz gut. In der Schule lernen sie fuer jeden Laut actions (Zischen wie eine Schlange fur s). Ich ermutige meine Tochter, fur deutsche Laute eigene actions zu erfinden (Kichern hinter vorgehaltener Hand fuer weiches ch usw). Klappt ganz gut. Hoffe du liest es noch und es hilft

Mitglied inaktiv - 27.10.2009, 15:22



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Hallo Chrissie, dass in beiden Sprachen gleichzeitig alphabethisiert wir, ist bei uns (engl./franz. Schule) genauso. Die Kinder fangen mehr oder weniger zeitgleich in beiden Sprachen an zu lesen (ab zweite Vorschulklasse, also auch mit 4-5) und sie haben keine Probleme. Zwei "allerdingse": 1. Allerdings sind natuerlich die Unterschiede zwischen Franzoesisch und Englisch groesser als zwischen Deutsch und Englisch, insofern besteht weniger Verwechslungspotential als bei Euch. 2. Allerdings haben wir keinen woechentlichen Wechsel, sondern in beiden Sprachen nebeneinander (im taeglichen Wechsel). So ist es fuer mein Empfinden einfacher, beide Sprachen zu lesen, als wenn man eine Woche so und eine Woche anders lernt. Zum Oxford Reading Tree kann ich Dir wenig sagen, da mein Sohn ihn nicht benutzt, allerdings sieht es nach Google danach aus, als ob es zunaechst erst einmal sehr, sehr einfach losginge. Das packen normale Vierjaehrige spielend. Hier noch unsere eigene Erfahrung: Unser Sohn (inzwischen 2. Grundschulklasse CH) hatte von Anfang an ueberhaupt keine Probleme, zwischen Deutsch und Englisch zu unterscheiden, ebensowenig wie zwischen Englisch und Franzoesisch. Allerdings verschlampt er manchmal ein paar Buchstaben am Ende eines deutschen Wortes, wenn er gerade erst einen franzoesischen Text gelesen hat, aber das gibt sich mehr und mehr. Insofern keine Sorge und viel Spass beim zweiten Durchgang von Floppy! Gruss FM

Mitglied inaktiv - 20.10.2009, 10:06



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Mein Sohn hat mit den "Jolly phonics" Lesen gelernt. (er wurde nur auf Englisch unterrichtet) Da Deutsch seine Muttersprache ist, hat er gleichzeitig zu Hause versucht, deutsche Wöter zu lesen. -Am Anfang klang er, wie ein Engländer, der versucht Deutsch zu lesen, aber das hat sich ganz schnell gelegt.-Er hat während des "aussoundens" des Wortes das Wort erkannt und dann auf "Deutsch" wiederholt. In der ersten Zeit hat er -bevor er anfing ein Buch zu lesen- gefragt, ob der Text Deutsch oder Englisch ist. Aber auch das hat er dann sehr schnell selbst herausgefunden.

Mitglied inaktiv - 21.10.2009, 21:49



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it

Mitglied inaktiv - 22.10.2009, 21:49



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ot

Mitglied inaktiv - 22.10.2009, 21:49