Meine Tochter ist 6 Monate und 1 Woche alt. Sie fremdelt seit sie ca. 3 Monate alt ist extrem. Sie lässt sich nur von meinem Mann und mir halten, auch bei den Großeltern (die sie regelmäßig sieht) lässt sie sich nicht halten. Maximal können sie sich neben die Kleine setzen und mit ihr spielen. Bei Leuten die sie nicht so oft sieht, reicht oft schon ein Blick um sie zum weinen zu bringen. Sie brüllt dann extrem los und beruhigt sich sehr rasch, wenn mein Mann und ich sie hoch nehmen. Wenn sie mit uns alleine ist, ist sie ein unkompliziertes und fröhliches Kind. Mir ist unklar ob und wie ich etwas gegen das Fremdeln tun kann/soll? Es ist schwierig, dass ich sie nicht einmal für eine halbe Stunde bei den Großeltern lassen kann. Es wird mir dann gesagt, dass ich sie halt schreien lassen soll und gehen, sie wird dich schon wieder beruhigen. Das will und kann ich aber nicht!
Ich wäre sehr dankbar für einige Tipps bzw. Info, da ich mir Sorgen mache, dass dieses Verhalten nicht normal ist.
Mitglied inaktiv - 24.05.2010, 19:39
Antwort auf:
extremes Fremdeln
Stichwort: Fremdeln
Hallo, gegen das Fremdeln kann man nichts tun. Es handelt sich sich um ein emotionales Verhalten im Zuge der eingehenden Bindung. Fremdeln drückt Angst aus und ist damit auch ein Zeichen einer genetischen Veranlagung. Natürlich verschlimmert sich das Fremdeln, wenn man es missachtet und den Säugling zwingt, Nähe bei einem Menschen auszuhalten, den er anfremdelt. Dadurch wird die Bindung unsicher und am Ende des 1. Lebensjahres hat man ein ängstlich anklammerndes Kind (ambivalent-unsichere Bindung), das es bei keiner fremden Person wirklich aushält.
Zwingt man aber das Kind, das Fremdeln durch Schreien zu überstehen, dann sieht man vermeidend ängstliche Kinder im zweiten Lebensjahr, die sich zwar abgeben lassen, aber körperlich messbare Angstsymptome haben. Unsicher Bindungen sind aber ein Risiko für das weitere Bindungsgeschehen in Richtung Loslösung und die kommende Selbstentstehung.Es ist also ganz falsch, das Fremdeln des Säuglings zu übergehen. Es geht von alleine vorüber, und zwar um so schneller, je sicherer das Kind gebunden ist. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.05.2010