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Authentizität

Thema: Authentizität

Mit nur einem Wort kann man eigentlich zusammenfassen, worauf es ankommt, nämlich unverstellt man selbst zu sein und seinem Kind nichts vorzuspielen! Wenn ich auf meinen Sohn stinkig bin, dann zeige ich ihm das auch. Aber das Verhalten muss sihc am Alter und Charakter des Kindes orientieren. Gemeinplätze und Pauschalratschläge finde ich persönlich nicht angebracht. Bin ich aber bei dem, was ich selber tue, konsequent und glaubwürdig, vertrete ich meinem Kind gegenüber diese Einstellung auch und lasse mich ob des oberflächlichen Familienfriedens nicht "kaufen" oder verbiegen, dann wird mein Kind das merken und respektieren. Wenn ich aber stets von Unsicherheit getrieben überall herumfrage, Buch nach Buch lese, um "es" besser zu können, dann bleibt mein Erziehungsstil aufgesetzt, künstlich. Egal, was ich tue, ich tue es mit Bewusstsein. Auch wenn ich ausraste und mal in ein Kissen beiße - mit Absicht. Es ist meine Aufgabe als Erwachsene das zu können. Und wenn ich es nicht schaffe, dann liegt es auch an mir, meinem Kind die Gründe zu kommunizieren. Denn ausgehend von seinen Allmachtsphantasien wird es nämlich auch denken, mein Verhalten dirigieren zu können. Gleichmut, Demut, Respekt, Liebe, Geduld, auch ein Stück Leidensfähigkeit und die Einsicht, dass ich die biologische Pflicht habe, mich um mein Kind zu kümmern, das sind für mich die Grundpfeiler. Ungeachtet Eures Disputes um Erziehung respektive Nichterziehung, schön, dass sich alle so viele Gedanken machen ;) Und wenn diesen dann auch noch die entsprechenden Taten folgen... Traumhaft LG, AyLe

Mitglied inaktiv - 30.03.2007, 22:19



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die wohl größte Wunde gelegt, zumindest in meinem Fall :-( Genau hier liegt nämlich mein Hund begraben, sozusagen. Ich bin in manchen Situation sehr wohl authentisch, was aber zu Lasten der Psyche meiner Kinder geht. Es sei denn, sie übernehmen dieses Verhalten und lassen es somit auch für sie authentisch werden. Schlimme Vorstellung. Diese Authentizität ohne weiteres stets auszuleben soll nur denjenigen vorbehalten sein, die charakterlich so gefestigt sind, dass andren kein Schaden dadurch entstehen kann. In meinem Fall muss ich arg an mir arbeiten. Erst dann darf ich mir erlauben, wieder authentisch zu sein. Aber du hast vollkommen Recht: angelesen und gleichzeitig nicht reflektierte Tipps oder gar ganze Ideologien führen lediglich zu einer Verwirrung im eigenen Erziehungs- oder Nichterziehungsstil. Die Diskussionen und Ratschläge, die hier mitzuverfolgen oder aktiv einzubringen sind, sollten m.E. als Elemente zur Erweiterung des eigenen Horizonts dienen und als Anstoß, das eigene Denken zu aktivieren. Bei mir hat es dazu geführt, dass ich ganz massiv an mir arbeite. Wenn in absehbarer Zeit keine Erfolgle sichtbar werden, konsultiere ich fachliche Hilfe. LG JAcky

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 08:38



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Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass einer meiner authentischen (weil offensichtlich genetisch veranlagt oder ganz massiv anerzogen) Wesenszüge darin besteht, dass ich die Stimme erhebe. Vatern tut's, den Erzählungen nach Opa ebenfalls. Und Töchterlein verhält sich ihren Kindern gegenüber ebenso. Ich glaube, im Grunde genommen ist nicht entscheidend, wie authentisch man sich seinem Kind gegenüber verhält, sondern vielmehr: inwieweit muss man an sich selbst arbeiten, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Nur wer sich selbst so annimmt wie er ist, ist authentisch. Und an diesem Punkt dürfte im zwischenmenschlichen Verhältnis alles sozusagen in Butter sein ;-) Na ja, jedenfalls arbeite ich stark daran, irgendwann einmal mein eigenes Vorbild und in der Konsequenz das meiner Kinder zu sein :-) LG JAcky

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 12:45



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Es ist keinem Kind geholfen, dessen Eltern sich ganz authentisch dabei fühlen, ihre Kinder zu schlagen. Überhaupt - was ist "authentisch"? Wann ist man authentisch? Da man durch Erziehung massiv in die Entwicklung des Kindes eingreift – ob das gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt, aber Erziehung will ja formen "zum guten" jedenfalls – bleibt die Frage, ob was dabei rauskommt, noch authentisch ist? Und was passiert erst, wenn die Erziehung auch noch schief (schlagen/psychische Misshandlung/Vernachlässigung gelaufen ist? Gruß Johanna

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 11:07



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Das Prädikat authentisch sagt natürlich nichts aus über die Qualität der elterlichen Fähigkeiten. Das habe ich auch mit keinem Wort weder angedeutet, noch behauptet. Wenn Eltern die Frechheit besitzen, ihre Kinder psychisch oder pysisch zu misshandeln, bewegen wir uns auf einem ganz anderen Niveau. Die Vorbedingung ist ein gesundes Selbst der Eltern. Nur, wer sich selbst liebt, kann den Nächsten (und damit auch seine Kinder) lieben wie sich selbst. Wer Schwierigkeiten hat mit der Selbstwahrnehmung und der -akzeptanz wird diese auch auf seinen Nächsten übertragen (also auch auf seine Kinder). Wenn ich möchte, dass mein Kind Menschen fair behandelt, bspw., dann muss ich dieses Verhalten meinem Kind vorleben, indem ich meine Vorbildfunktion erfülle. Authentizität ist kein vorschreibender Begriff, sondern vielmehr wertfrei. Auch Eltern, die sich besch... verhalten sind authentisch, damit letztendlich glaubwürdig. Unsere normative Beurteilung macht dann in diesem Verhalten das Negative deutlich. Und das ist notwendig. Wenn alle hier Schreibenden und auch andere als Vorbild dienen würden - dann wäre auch den Eltern geholfen! LG, AyLe

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 13:26



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Die Vorbedingung ist ein gesundes Selbst der Eltern. Nur, wer sich selbst liebt, kann den Nächsten (und damit auch seine Kinder) lieben wie sich selbst. Hallo Ayle, und du glaubst tatsaechlich, dass diese Vorbedingunge bei dein meisten Eltern/Menschen erfuellt ist?? Ich sehe genau da das Problem. Und ohne gesundes Selbst keine authentische Authentiziaet... Bleibt fuer mich die Frage wie komme ich an ein gesundes Selbst? Durch Fremdbestimmung sprich Erziehung?? LG Christiane

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 18:50



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Hallo, es ist ein weitläufiges Irrtum (so weit ich es beurteilen kann) zu meinen, dass Nichtstun nicht auch Erziehung ist. Wenn die Nichterzieher nicht erziehen, dann erziehen sie. Denn es ist vollkommen egal, was man als Eltern tut oder nicht tut, der Einfluss auf das Kind ist unbestritten. Interessant wird das Ganze erst bei zwischenmenschlichem Vergleich und damit einhergehender Unsicherheit.... Die Generationkette von Menschen, die fast genetisch ihre gestörte Selbstwahrnehmung vererben ist erschreckend. Eine Pauschallösung fällt mir auch nicht ein. So viele Mensche, so viele Ursachen und noch mehr Lösungsansätze :( Ja, jede menschliche Beziehung beinhaltet ein erzieherisches Element. Ganz gleich, ob sie einen positiven oder negativen Effekt hat, Beziehung ist Erziehung. Vor dem ICH steht das WIR von zunächst Mutter und Kind und in Folge Eltern und Kind. Erst im Laufe der Entwicklung erweitert das Kind seine Welt. Und m.E. besteht die Herausforderung der Nichterzieher an dieser Schnittstelle zwischen "ihrer" Welt und ihrem (lobenswert und nachahmenswert in einigen Bereichen) Ansatz und dem der restlichen Welt. Eine Ideologie bleibt eine Ideologie bleibt eine.... Utopie! Wo die Eltern als Einheit versagen, da muss die Gesellschaft als Ganzheit als Gesamtheit helfen. Sei es in Form des Kindergartens, in dem es nicht nur um die Vorbereitung auf das Schulleben gehen darf oder in der Schule, in der es nicht nur um die Vorbereitung auf das Arbeitsleben gehen darf. Sicher, es lässt sich auf Papier vieles schreiben. Meine ehrliche Meinung offen ausgesprochen? Ich möchte zurück zum Familienverband. Unabhängig davon, wie wir Familie definieren. In einem festen Verband fallen Missstände schneller auf, und angesichts der Entwicklung weg vom Tabu besteht die Hoffnung, dass die Missstände auch schneller bekämpft werden. Und doch bleiben Fragen offen, die mich zweifeln lassen, ob wir das Problem überhaupt lösen können. LG, AyLe

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 22:30



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"Wenn die Nichterzieher nicht erziehen, dann erziehen sie. Denn es ist vollkommen egal, was man als Eltern tut oder nicht tut, der Einfluss auf das Kind ist unbestritten." definitiv. du hast absoöut recht mit dieser aussage. ABER letztlich ist damit auch nicht viel gesagt. denn nichterzieher sprechen ja nicht ihren einfluss auf ihre kinder ab, im gegenteil, gerade die vorbildfunktion ist eins ihrer stärksten argumente. sie nennen diese vorbildfunktion nur nicht "erziehung", sondern eher "sozialisation". sind aber nur zwei unterschiedliche begriffe für den gleichen inhalt. :) lg miebop

Mitglied inaktiv - 01.04.2007, 00:39



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Hallo Ayle, fallen dir wirklich sooooo viele Ursachen fuer die fast genetisch vererbte Stoerung der Selbstwahrnehmung ein (schoen gesagt) ein? Mir faellt ganz spontan ein Buch von Alice Miller ein "am Anfang war Erziehung" (wobei sie vorallem autoritaere Erziehung meint). Ich komme uebrigens aus so einer mit Wiederholungszwang arg gebeutelten Familie und habe mich muehsam befreit bzw tue es noch.Ich bin unter anderem dabei fuer mich auseinanderzu klamuesern was nun an mir noch authentisch ist und was das Resultat von "gelungener" Erziehung. Diese Selbstauseinandersetzung kommt meinem Sohn klar zu Gute. Ich finde den Begriff Nicht Erziehung denkbar schlecht gewaehlt. Der bietet soviel Stoff fuer Missverstaendnisse. Und ja, man hat immer Einfluss auf seine Kinder, das ist unbestritten. "Wo die Eltern als Einheit versagen, da muss die Gesellschaft als Ganzheit als Gesamtheit helfen. Sei es in Form des Kindergartens, in dem es nicht nur um die Vorbereitung auf das Schulleben gehen darf oder in der Schule, in der es nicht nur um die Vorbereitung auf das Arbeitsleben gehen darf." Das unterschreibe ich an sich 100°...leider mangelt es an "nicht erzogenen Erziehern"...Lehrer wie roma (die schreibt hier oft)habe ich persoenlich kaum bis gar nicht kennengelernt.Ein Kind kann also auch leicht vom Regen in die Traufe kommen... "Meine ehrliche Meinung offen ausgesprochen? Ich möchte zurück zum Familienverband. Unabhängig davon, wie wir Familie definieren. In einem festen Verband fallen Missstände schneller auf, und angesichts der Entwicklung weg vom Tabu besteht die Hoffnung, dass die Missstände auch schneller bekämpft werden." Klingt gut. Gruss Christiane

Mitglied inaktiv - 01.04.2007, 04:40



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Du triffst den Nagel auf den Kopf. Kann ich nur zustimmen. Obwohl es nie schadet, sich auch einmal anderswo herumzuhören. Gruß Tina

Mitglied inaktiv - 31.03.2007, 18:21