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Erziehung eines gesunden Kindes trotz eigener Behinderung... wer noch?

Thema: Erziehung eines gesunden Kindes trotz eigener Behinderung... wer noch?

Hallo Bin Sehbehindert und Mutter eines fast dreijährigen Kindes. Ich merke, um so älter er wird um so schwieriger wird die Erziehung. Es ist alles im grünen bereich, aber ich kann mir vorstellen, dass es schwieriger wird. Klar habe ich noch mein Mann und unsere Familien, aber die Erziehung bleibt meist ja an der Mutter hängen. Ich erzele ihn natürlich immer wieder, dass ich nicht so gut sehe. Das ist denke ich sehr wichtig dass er das weiß und es als normal sieht, dass seine Mama eben schlechter sieht als Papa oder andere kann also auch nicht alles machen wozu er lust hat oder ich gerne mit ihm machen würde. Ich hoffe nur, dass es meiner Bindung zu ihn und zur Erziehung meines Kindes als Nachteil wird. Mir war schon klar, dass es nicht einfach würde, deswegen versuche ich mich mit andern Betroffendne auszutauschen. Ich würde also gerne wissen wie ihr es hinbekommt und wie die Umwelt darauf reagiert? Wie sieht euer Alltag aus? Vielleicht könnt ihr mir da was von euch erzählen und wir können vielleicht ein biißchen Erfahrungen austauschen. Danke Gruß Tami

von Tami10 am 11.12.2012, 15:18



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Hallo bei meinem Vater wurde als ich 3 J. jung war MS festgestellt. Er sah auch sehr schlecht u. konnte sich nicht so gut bewegen wie andere. Dennoch: für mich war das der Normalzustand, ich kannte es ja nicht anders..... Mach dir wegen der Bindung keine Gedanken, ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Vater. Für die Kinder ist das was sie von Anfang an kennen einfach "normal". Sie nehmen das als viel selbstverständlicher hin als die meisten Erwachsenen viele Grüße

von RR am 11.12.2012, 19:16



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Hallo Das ist ja beruigend, ich hatte immer gehoft, dass es so wird, da man ja von anfang an so auwächst. Aber ich bekomme von meiner Famie zu hören, dass ich es ihn sagen sollte und ihn darauf aufmerksam machen, dass ich eben nicht alles sehe, da ich schlecht sehe. Ich denke Mutter Natur hat das schon so eingerichtet, dass es sich quasi so gut wie von selber erledigt. Mir sieht man es eben nicht an und muß immer wieder bei anderen Leuten betonen können Sie mal.... dass bekommt er ja auch mit und so denke ich eben, weiß er, dass meine Mama doch anders ist als andere. Gruß Tami

von Tami10 am 12.12.2012, 17:20



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Ich bin auch das Kind einer behinderten Mutter. Wiederholte Erwähnungen waren bei mir nicht nötig, ich wuchs damit auf. Ich habe einen Freund, dessen Vater gehörlos ist. Er sprach mit ihm Gebärdensprache, es war nie eine Erwähnung wert. Hast du den Eindruck, dass dein Sohn deine Behinderung nicht sieht oder anerkennt?

von Pamo am 11.12.2012, 21:30



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Hallo Pamo Also ich denke, dass mein Sohn es noch nicht genau unterscheiden kann ob ich schlecht sehe oder nicht, trage zwar eine Brille, aber das tuhn ja viele. Wenn er aber mir was zeigen will oder frägt was das ist, was für mich zu klein zu erkennen ist, dann sage ich eben, dass ich es nicht sehen kan und vielleicht den Papa oder Opa frägt. Das macht er auch. Er kommt immer wieder mit sowas, aber ich denke er hat es noch nicht realisiert, dss ich eben sachen nicht sehe, die anderen sehen. Das kann er denke ich nicht einschätzen, deswegen vermute ich wollen meine Eltern, dass ich ihn damit direkt konfrontiere. Ob das richtig ist oder nicht, weiß ich nicht. Aber wenn du sagst, dass bekommt man mit und sieht man als normal an, dann sollte ich mir denke ich keine Sorgen machen. Gruß Tami

von Tami10 am 12.12.2012, 17:27



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Das kann ich mir vorstellen, dass ihm das oft nicht bewusst ist. Aber ich denke, du machst das richtig: Einfach nochmal kurz darauf hinweisen, dass du es nicht sehen kannst und fertig. Das wird schon.

von Pamo am 12.12.2012, 21:26



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Hallo Tami, ich bin zwar nicht "behindert", aber ich merke schon, dass mein knapp 4,5jähriger einiges besser kann als ich. Normalerweise merke ich von meiner leichten Kurzsichtigkeit nix, aber wenn mein Sohn etwas sieht, das ich nicht erkennen kann, dann weise ich ihn auch darauf hin. Ich kann nicht so schnell laufen wie er, ich kann die Lieder, die er im Kindergarten lernt, nicht sofort mitsingen, ich kann mir nicht so leicht Geschichten ausdenken wie er. Und das sag ich ihm auch. Ich hab Angst vor großen Rutschen und vor Riesenrädern. Die hat er nicht und weiß nicht von allein, dass meine Verweigerung nur mit Angst zu tun hat. Das sag ich ihm dann eben, und dann ist es okay, solange wie er sich das merkt... ;-D Ich hab mit etwa 5 Jahren zum ersten Mal mit einer offiziell behinderten Person zu tun gehabt: das war die große Schwester eines Mädchens im Kindergarten, die zu Besuch da war. Mann, war das spannend! Ich hatte vorher nicht die geringste Ahnung gehabt, dass es Menschen gibt, die NICHTS sehen können... Ich hab dieses Mädchen damals gnadenlos ausgefragt - was von Erwachsenen bestimmt als unhöflich und taktlos betrachtet wurde, aber ich wollte eben alles darüber wissen, und das Mädchen fand meine Fragen wohl angemessen. Zuhause hab ich mir die Augen verbunden und getestet, ob ich mich in meinem eigenen Zimmer auskennen würde, wenn ich plötzlich blind würde, und habe großen Respekt für alle Blinden entwickelt. Was ich mit all dem Geschreibsel sagen will, ist: Alle haben doch unterschiedliche Stärken und Schwächen, und das zu thematisieren und immer wieder deutlich zu machen find ich ganz wichtig. Nicht nur Kindern gegenüber, sondern allen. So eine Sehbehinderung ist doch auch nur eine Beeinträchtigung von vielen. Wo erkennst du denn Schwächen anderer Menschen in eurem Umfeld? - Um deine Sehbehinderung zu relativieren, könntest du ja darauf hinweisen, dass - nur so als Beispiel - Oma schlecht hört, Opa nur langsam laufen kann, Tante A nicht lange auf dem Boden sitzen kann, Onkel B keine Geduld aufbringen kann und Cousin C Angst vor Wasser hat. Ist eben so. Die Menschen sind eben unterschiedlich. Und vielleicht hätte dein Kind ja auch (evtl später) Interesse daran, verschiedene Beeinträchtigungen mal ganz konkret durchzuspielen. Ich selbst hab als Kind auch mal ausprobiert, ohne Arme Alltagssituationen zu bewältigen. Oder hab mir die Ohren verstopft, um möglichst nichts zu hören. Ich hab das Gehörlosen-Alphabet gelernt. Ich fand das alles unheimlich interessant. Ich vermute, dass man allen Kindern, die noch unbefangen sind, sowas als Spiel vorschlagen könnte. Nicht alle kommen ja von selbst auf solche Spiel-Ideen. Deine Beeinträchtigung einfach nur als selbstverständlich zu sehen und nicht drüber zu reden, fände ich ebenso unsinnig, wie eine Allergie gegen bestimmte Blumen zu verschweigen. Sorry, dass das mal wieder zu wortreich geworden ist... ;-) LG, MarBi

von MarBi am 13.12.2012, 23:14



Antwort auf Beitrag von MarBi

Hallo MarBi Wow, das war echt interessant dass zu lesen. Ich musste erst mal das wirken lassen und ich danke dir für deine Worte. Das macht ein schon nachdenklich und wenn man sich das so überlegt, hast du recht. KInder sehen das alles doch ein wenig anders als wir erwachsene. Das glaubt man manchmal gar nicht wie unbefangen Kinder sind und wie wir Erwachsene so kompliziert denken. Ich denke ich bin dann schon auf den richtigen weg. was das betrifft. Danke dir Gruß Tami

von Tami10 am 17.12.2012, 21:32



Antwort auf Beitrag von Tami10

Hi, ich finde Kinder sollten es einfach wissen, sprich mal sagen und dann damit gross werden lassen. Mein Kind hatte bei der Tagesmutter einen Jungen der nicht richtig hören konnte und durch einen Gendefekt mit 2 noch wie ein einjähriger war, er hat es als Normal hingenommen. Ebenso war dort ein Kind mit schon damals Verdacht auf ADHS durch Vererbung, auch das nahm er hin. Unsere Nachbarin ist Gehörlos und er lernt mit ihr anders zu kommunizieren. Sie haben besuch von Kindern die nicht hören können und er kommuniziert übern Zaun und spielt. Für Kinder ist das alles normal solange es ihnen nicht anders vorgelebt wird. Sofern wird auch dein Kind damit normal umgehen. Ich selber bin mit 30 in Rente geschickt worden und mein Kind geht damit normal um und sagt Papa geht arbeiten, Mama ist vor Oma in Rente gegangen weil sie hat Schulter. Mach kein Geheimnis draus, die Bindung zu dir hat ein Kind auf anderer Basis als auf der ob du alles kannst wie der Durchschnitt. Gruss Mickie

von Mickie am 15.12.2012, 22:59



Antwort auf Beitrag von Mickie

danke dir für deine Worte. ichs sehe schon, ich bin auf dem Richtigen Weg.

von Tami10 am 17.12.2012, 21:39