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Ich kapiers einfach nicht!

Thema: Ich kapiers einfach nicht!

Hallo! Nichterzieher verwenden andere Worte: zB. Staunen = Bewerten/Beeinflussung (durch das Staunen) zB. Leiten/Argumentieren/Kommunizieren = Erziehen (nur werden dafür "Euphemismen" verwendet) Gefahrensituation = Mama löst sie (= Beeinflussung = Erziehen) Hüpft auf Couch = Mama argumentiert, damit Kind runtergeht (Beeinflussung --> Erziehung) Ergo: Allein schon durch unser Vorbild erziehen wir unsere Kinder. Allein durch einen Blick erziehen wir unsere Kinder. Allein durch eine Aktion erziehen wir unsere Kinder --> Aktion-Reaktion. Ich nenne mich "Lighterzieher" - und bin sehr selbstkritisch, habe mich mit der NE-Materie hier auseinandergesetzt. Und ich KANN beim besten Willen keinen riesigen Unterschied zu meiner Erziehung und "Nichterziehern" finden. Vielleicht bin ich nicht immer so ausgeglichen und pädagogisch wertvoll, aber das macht mich zu einem Menschen. Ich habe manchmal den Eindruck, Nichterzieher sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr (s. "Lob"-Diskussion)... Vielleicht irre ich mich, aber von diversen Endlospostern habe ich genau diesen Eindruck. Vielleicht hängt sich alles doch nur an dem bösen Wort "Erziehen" auf? LG Antje

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 09:02



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ich weiß, was du meinst, das mit dem wald vor lauter bäumen. manchmal denke ich, wenn ich hier lese, auch, weniger wäre mehr.

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 09:54



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bin ich auch aus der Argumentationskette ausgestiegen. Dafür bin ich zu phantasielos. Wie staunt man, ohne zu werten. Akademische Diskussion.

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 10:49



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Als "akademische" Diskussion würde ich das nicht bezeichnen, das wäre ein Kompliment. "Abgedreht" trifft es besser ;-) LG Antje

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 10:54



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Hallo Antje, ich probier es noch mal. Erziehung ist zielgerichtet. Ausgerichtet jem. zu irgendetwas zu machen, hinzuZIEHEN. Schaust du dein Kind mit diesem Blick an - dem erzieherischen Blick - ja, dann ist das Erziehung. Für Nichterziehung stell dir das Leben mit Freunden vor. Die erziehst du auch nicht, respektierst ihre Meinung und dennoch gefällt dir nicht alles was sie tun. Wenn man natürlich pauschal sagt, alles ist Erziehung, jedes Wort, jede Handlung, dann haben wir eine unterschiedl. Diskussionsgrundlage. Für mich ist Erziehung, wenn ich mit meiner Handlung, meinem Wort dem anderen für die Zukunft eine Veränderung aufdränge/erzwinge. Na klar sag ich zu meinem Sohn: dies und das find ich scheisse. Die Entscheidung was er tut liegt aber bei ihm und ändert auch meine Beziehung zu ihm nicht. Wenn du Dein Dasein mit Vorbild definierst und dieses Vorbild in deinen Augen Erziehung ist, sprechen wir auch von versch. Dingen. Klar ist man immer und überall Vorbild ... positiv wie negativ... einfach durch das Sein. Andere Menschen beobachten einen, greifen für sich was raus, Z.B. "die vina, eh man, die pisst echt ständig die Leute hier an... das will ich nicht tun". Schon war ich ein negatives Vorbild, aus dem sich jemand was rausgezogen hat... und das Beste daran: völlig ohne erzieherische Absicht...denn ich habe hier nicht diese Intention. Das passiert ständig und immer. Das ist nicht Erziehung. Erziehung ist, wenn ich mir extra vorm Essen die Hände wasche, weil meine Kinder mich beobachten könnten, die doch lernen sollen, dass man das tut... ich aber im Normalfall, wären sie nicht anwesend das nicht tun würde. Wenn die von dir beschriebene Erziehungsdefinition wahr wäre, dann wäre jede menschliche Interaktion Erziehung, egal mit wem du sprichst: deinem Mann, der Schwiegermutter, dem Bäcker... So isses aber nicht. Im übrigen bin ich auch kein ausgeglichener Mensch und als "pädagogisch wertvoll" bezeichnet zu werden, grenzt ja schon an Beschimpfung für einen Nicht-Erzieher *gg* Ich bin auch Mensch - durch und durch - eben auch für meine Kinder. Ich bin keine Übermutter, ganz normal. Und habe eben in der NE eine Art des Zusammenlebens gefunden, die das tägliche Zusammenleben, eben jeden Tag aufs Neue schön macht, eine intensive Beziehung schafft, die sehr stark auf das Heute, das Hier und Jetzt ausgerichtet ist. Das ist für mich doch die Frage: Wie will ich heute, hier und jetzt mit meinen Kindern leben? Sorry, für dieses Endlosposting (zumindest für meine Verhältnisse), ich hoffe du hast bis zum Ende durchgehalten. Und ja, ich hänge mich ganz oft am Wort "Erziehen" auf... da richten sich schon meine Nackenhaare auf, wenn ich es nur höre. Das mag aber nicht auf jeden Nicht-Erzieher zutreffen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe: wenn du keinen Unterschied siehst zwischen uns und dir, ist das doch ok. Hänge dich doch da nicht an Begrifflichkeiten auf. Am Ende geht es doch dir und deiner Familie dann gut... prima... mehr wollen wir doch nicht. LG vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 11:04



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Na klar sag ich zu meinem Sohn: dies und das find ich scheisse. Die Entscheidung was er tut liegt aber bei ihm --> Durch Deine Bemerkung zwängst Du ihm DEINEN Willen auf, er hat eigentlich keine Wahl. Und DAS habe ich zu meinem Sohn noch nie gesagt, das ist für mich absolut respektlos. Teilweise kann ich aber Dein Posting nachvollziehen. Aber Du bist mit absoluter Sicherheit keine Nichterzieherin ;-) LG Antje

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 11:26



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dann nich *schulterzuck*. LG vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 11:46



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weil ich das dann doch nicht so unkommentiert stehen lassen will. ob du mich für eine nichterzieherin hältst oder nicht, ist mir egal. wahrscheinlich hast du das für dich so ausgelegt, wegen dem was ich zu meinem sohn sage. das kannst du gern tun. da gebe ich deinem ausgangsposting: ich kapiers einfach nicht! völlig recht. du kapierst es einfach nicht. vielleicht liegst mal wieder an der art zu kommunizieren. natürlich sag ich nicht einfach so ins blaue hinein zu ihm: das und das ist scheisse, damit er das unterläßt. aber es soll ja doch hin und wieder mal vorkommen, dass man um seine meinung gebeten wird .... also auch von den eigenen kindern. und tut mir leid, aber meinen partner würde ich dann auch nicht anlügen, damit er vermeintlich in seiner entscheidung "frei" bleibt. das ist doch kommunikation. entscheidend ist doch, wie ich mit seiner entscheidung daraufhin umgehe oder ob ich gar sanktionen androhe oder liebe entziehe usw. lg vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 11:56



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Wertung ist ja schlecht habe ich weiter unten gelesen. Wenn DU sagst, dass Du etwas "scheiße" findest, ist das eine Wertung. Und da es in der Natur des kleinen Kindes liegt, seinen Eltern gefallen zu wollen (wir nehmen nur das Beispiel von Heikes Malbegabung und ihrem Vater), wird es diese Information verarbeiten. Das hat nichts mehr mit Vorbild zu tun, das ist eine Wertung und nach NE-Vorstellung ein Ziehen. Bei solch extremen Bewertungen "das find ich scheiße" hätte ich darüber hinaus die Sorge, dass das Kind verwechselt, ob es selbst womöglich auch "scheiße" gefunden wird. Solch absolute und extreme Wertungen mache ich sicher nicht, aber das mag unterschiedlich sein und er wird Deine Werteskala ja auch schon kennen und einschätzen können. Gruß Tina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:11



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Du hast das sachlicher ausgedrückt als ich, und so meinte ich es auch. Ich klinke mich hiermit aus. LG Antje

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:15



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ich habe nicht davon gesprochen, dass wertungsfrei leben erstrebenswert ist bzw. werten an sich schlecht sei. aber ungefragtes werten ist nicht erstrebenswert, da gebe ich den anderen recht. an der wortwahl sollten wir uns nicht hochziehen. und keine angst, mein sohn weiß, dass ich ihn als person nicht ablehne oder scheisse finde. lg vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:24



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Huhu! Aaaaalso, ich verstehe es so: Wenn ich zu meiner Tochter, die n gutes Zeugnis nnach Hause bringt, sage: "Boah, echt klasse!" dann hat das noch nix mit E oder NE zu tun. Wenn ich beim "Aussprechen" allerdings denke: "wenn ich ihr jetzt sage, dass das klasse war, dann ist das positive Verstärkung und sie macht jetzt nur noch gute Noten!" dann ist das Erziehung, denn du willst sie ja durch dein Lob zu einer besseren Schülerin machen, also formen. Wenn du dabei denkst "das Wort klasse drückt einfach meine Freude aus, ich freu mich mit ihr und es ist mir egal wie das nächste Zeugnis aussieht" dann ist das Nichterziehung. So richtig? lg - roma

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:26



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genau, wenn du dich echt darüber freust, ohne Absichten, ihre Leistung anerkennst, weil es aus dir herauskommt, weil du in diesem Moment so empfindest, weil du weißt, wie sehr sie sich über ihr Zeugnis freut und du dich einfach nur mit ihr mit freust. lg vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:34



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aber warum ist es denn immer so schlecht, wenn eltern ihre kinder auch mal bestärken ... meine eltern haben sich immer über meine zeugnisse gefreut und das kam auch ganz aus ihrem innersten, sie haben auch nie geschimpft, wenn mal eine note nicht so ausgefallen ist, dennoch haben sie die erwartung in mich gehabt, mein bestes zu zeigen. weisst du, was ich mein? ich kann das alles, was du schreibst nachvollziehen und so gehts mir auch, aber dennoch hab ich doch als mutter immer die erwartung, dass mein kind in der schule sein bestes gibt - das wäre aber demnach falsch, oder?

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 12:57



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Zitat aber warum ist es denn immer so schlecht, wenn eltern ihre kinder auch mal bestärken Zitatende daran ist im allgemeinen nichts schlechtes. nur habe ich oft den eindruck, das bestärken bezieht sich immer auf dinge, die den eltern gut gefallen. wie du geschrieben hast, deine eltern erwarteten, dass du das beste in der schule gibst und haben dich darin bestärkt ... in deinem fall hats auf die nette art gereicht. in meinem übrigens auch. ich habe die erwartung nicht, dass mein sohn das beste in der schule gibt oder sonst wo. er ist auch noch nicht schulpflichtig. ich hatte schon mal irgendwo gepostet, dass ich nicht glaube das schulerfolg lebenserfolg darstellt. die schule - so wie wir sie kennen - ist ein relikt aus alten zeiten und stirbt gerade, aber das ist ein anderes thema. dir ging es eigentlich mehr um die erwartungen. erwartungen sind immer schwierig, in jeder Beziehung. Sie gänzlich zu unterdrücken, wird wohl nicht funktionieren, würde der ganzen Sache aber sehr hilfreich sein. Ich scheitere auch oft an meinen Erwartungen. lg vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 13:17



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ich wär aber in einer hinsicht froh gewesen, wenn meine eltern bestimmte erwartungen in mich gehabt hätten - ich hab früher leistungssport gemacht, es war ok für meine eltern, sie haben es akzeptiert (stellt doch die einstellung der nicht-erzieher dar, oder?), bestärkung gab es keine, es war einfach nur ok - ich hätt mir aber gewünscht, wenn sie mal zu wettkämpfen mitgekommen wären oder gesagt hätten "du schaffst das - du kannst das, du bist darin verdammt gut" ... mir hat die bestärkung gefehlt und diese gleichgültigkeit (so hab ich das verhalten meiner eltern interpretiert und so tu ich s immer noch) weh getan. mein sohn ist auch noch nicht schulpflichtig, er ist grad 3 1/2 und hat allein radfahren gelernt, ohne stützräder - an dem tag kam er ganz stolz an und hat voller begeisterung gefragt, wie ich das find - ich fands und finds immernoch wahnsinnig toll, ich denk, für sein alter eine leistung ... ja, ich bin mehr als stolz auf ihn und das sag ich ihm natürlich auch - aber ich kenn meinen sohn und weiss, er gibt nicht auf, bevor er was nicht kann - er hat sich in kopf gesetzt das zu lernen, morgens auf dem weg in die kita, am nachmittag umgesetzt, innerhalb einer stunde beherrscht.

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 13:35



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Da hast Du aber bei Deinen Eltern auch gewisse Erwartungen gehabt, nämlich die, dass sie Dich unterstützen und bestärken. Sie haben diese Erwartung nicht erfüllt/nicht erfüllen können und das tat und tut noch weh. Also ich kann Dich gut verstehen, aber vielleicht drehst Du das ganze rum und siehst das Thema Erwartungen bei Kindern. Deine Eltern fanden Deinen Leistungssport vielleicht wirklich nicht toll und wollten Dir da auch nichts vormachen und haben es akzeptiert, aber sind eben nicht zum Anfeuern mitgekommen. Vielleicht könnt ihr jetzt im Nachgang mal drüber reden. So oder so sind Erwartungen eben wirklich eine tricky Angelegenheit. Johanna hat das unten richtig gut dargelegt. Bei der Geschichte mit deinem Sohn sehe ich jetzt das "Problem" nicht. Ist doch klasse, wenn du dich ebenso darüber freust wie er, wenn du seine Leistung siehst und anerkennst. Er hat dich ja explizit danach gefragt, wie du es findest. Und wenn du Stolz empfindest und Freude usw, na klar, sag ihm das. LG vina

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 15:35



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Im Grunde wäre es besser, erwartungsfrei zu leben. Wenn man schon alle Erziehungsmaßnahmen wie Stiller Stuhl, Strafen, Drohungen, ins Bett schicken, keine Geschichte, kein Nachtisch, sonstige Druckmittel, Smileys, Sticker verteilen, erzieherischen Lob und alles mögliche weggelassen hat, dann bleibt oft noch immer die Erwartungshaltung. Das ist das allerschwierigste daran, diese nämlich abzulegen. Diese kann auch bei Partnerschaften und Liebesbeziehungen sehr schädlich sein, je nachdem, wie man mit dieser Erwartungshaltung umgeht, ob man diese überhaupt ausgeprägt hat und wie man mit der "Zuwiderhandlung" umgeht. Wie würdest du dich fühlen, wenn du irgendwie ständig jemanden in "Nacken" hättest, der von dir eine Verhaltensweise erwartet, die du (noch?) gar nicht bereit bist, an den Tag zu legen? Bsp.: viele Kinder "wissen" eigentlich, dass sie, was weiß ich, aufräumen sollten. Sie machen es aber nicht. Sie wissen auch, dass das "Ärger" gibt. Aus irgendewelchen Gründen, sei es Lustlosigkeit, Unter-Druck-gesetzt-fühlen, Zeitmangel (nach IHREN Maßstäben!), andere Projekte, Lust an der Unordnung, andere Prinzipien, andere Vorstellungen, andere Prioritäten, extra-Kontra oder warum auch immer – wollen oder können sie es nicht tun, obwohl sie wissen, dass sie es tun "sollen", dass es *erwartet* wird. Was meinst du, wie sich diese dabei Kinder fühlen? Fühlst du dich nicht wohler neben jemanden, der dich vollkommen so akzeptiert, wie du bist, der keine Erwartungen an dich hat (Erwartungen, dass du anders wirst oder dich veränderst, weil du (noch?) nicht richtig tickst?) Ich jedenfalls bin besonders hilfsbereit, besonders wohlwollend, besonders gerne bei Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin, selbst wenn sie gewissen Dinge an mir "doof" oder gar "scheisse" finden. Ich weiß, dass sie nicht *erwarten* dass ich mich ändere. Das sind meine *Freunde*. Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Mann auch nur eine Sache von dir *erwartet* die du NICHT gut findest? Selbst wenn es vielleicht etwas angenehmes wäre, nehmen wir an, du magst Sauna-Gänge. Nehmen wir an, dein Mann findet aber, dass man *jeden Tag* in die Sauna gehen sollte, weil das total gesund ist oder sonst was. Er erwartet von dir, dass du dahin gehst, er zeigt das irgendwie, irgendwie weißt du das, eventuell, weil er vorher durch irgendweleche Druckmittel oder durch nörgeln oder drängen dich immer wieder dazu gebracht hat. Er hat jetzt zwar sämtliche Druckmittel ausgelassen, tut er nicht (mehr?), es gibt keinen Liebesentzug, er versucht, nicht böse zu gucken, aber irgendwie *spürst* du, dass er es trotzdem irgendwie *erwartet* – wie würde sich das für dich anfühlen? Nun, wie gesagt, Erwartungen abzulegen, das ist sehr schwer. Fällt mir immer noch sehr schwer, vina erzählte auch bereits, es IST schwer, und daher bleibt mir manchmal nur, auf bestimmte ErziehungsMASSNAHMEN zu verzichten und mir immer wieder zu vergegenwärtigen, dass mein Kind, mein Mann, mein Mitmensch, andere, gleichwertige, gleichberechtigte, eigenständige Menschen sind, die selbst entscheiden können/dürfen/sollen, was SIE für richtig halten und ich möglichst meine Klappe zu halten habe und sie so zu akzeptieren habe, wie sie nun Mal sind. Mir bleibt außerdem, dass ich wenn ich schon was erwarte, ich meinem Kind bewusst deutlich mache, dass es trotzdem frei ist, selbst zu entscheiden. Beim Beispiel von Vina, wenn sie ihrem Kind sagt "ich finde das scheisse", dann weiß das Kind aber mit Sicherheit aus anderer Erfahrung mit ihr, dass sie das nicht sagt DAMIT er sich irgendwie schlecht fühlt und es ändert, sondern weiß, dass er das ruhig mit Schulterzucken als Meinungsäußerung hinnehmen kann, denn es ist erst Mal NUR ihre Meinung. Hat sie dieser Meinung niemals Druck verleiht, indem sie Druckmittel zur Durchsetzung ihrer Meinung verwendet hat, wird das Kind auch nicht auf die Idee kommen, sie könnte ihre Meinung quasi als Vorwarnung für eventuell später noch hinzukommende Druckmittel verwendet haben, damit sich das Kind noch Mal schnell entscheidet, ihrer Meinung nachzugeben, bevor diese Druckmittel angewandt werden. In einer gleichberechtigten Beziehung können Meinungen eben Meinungen bleiben, wenn jeder weiß, dass sowieso auf Druckmittel verzichtet werden bzw. diese eh nie Bestandteil der Familienkultur waren. Manchmal ist eine extreme Erwartungshaltung ohne Erziehungsmaßnahmen sogar schädlicher (einfach für die Beziehung) als starke Erziehungsmaßnahmen, daher bin ich bei "Erziehung light" so vorsichtig/skeptisch: Das Kind kann sich nicht so recht von den Erziehern distanzieren und sagen, ich find eure Einstellung scheisse – ich LASS mich nicht mehr erziehen, ich zieh aus/hör nicht mehr zu/sonst was. Denn gegen die reine Erwartungen kann es ja nichts tun, die Erwachsenen "tun" ja "nichts", keine "Maßnahmen" eben, aber leiten/führen eben doch, selbst angeleitet durch diverse Erwartungen, die sie haben - oder nicht? Ich weiß es nicht, aber ich merke ja selbst, dass gewisse Erwartungen von mir automatisch in Nörgeln oder "ziehen" in drängen oder unbewusste Manipulation (die ich später bemerke) übergehen, weil ich irgendwie doch WILL, dass dieser Mensch so wird, wie ich mir das vorstelle, wenn ich mich nicht von meiner Erwartung, wie dieser Mensch sein "sollte" oder werden "sollte", abgrenzen kann. Wenn ich dann keine "Instanz" habe, kein schlechtes Gewissen, keinen Grundsatz habe, der mir klipp und klar sagt, das DARF man einfach nicht (in die Persönlichkeitsrechte eines anderen Menschen einzugreifen), dann bräuchte ich mich gar nicht bemühen, meinem Kind seine Freiheit zu lassen, die meiner Meinung nach braucht, um sich gesund zu entwickeln. Diese Erwartungen sind auch oft einfach nur eine Weitergabe von gesellschaftlichen Erwartungen meiner Umgebung, die ich einfach nur weiterleite: was meine Mutter erwartet (von mir, ihrem Enkelkind, von meiner Erziehung), was mein Vater erwartet, was die Menschen in der Straßenbahn erwarten.... Gruß Johanna www.unerzogen.de

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 15:02



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Ich habe weder den Nerv noch die Zeit, ellenlange Postings zu lesen, tut mir leid. LG Antje

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 18:54



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denn das war ein sehr interessantes Posting.Ich selbst bin bei Erwartungsdruck total empfindlich,und blocke dann oft schon mal total ab,das wird mir erst hinterher bewusst.Soleo hat ganz viele Sachen,die ich oft fühle,auf den Punkt gebracht,und ich öchte um keinen Preis meine Kinder in so einen Druck hineinbringen. Aber warum klinkst Du Dich nicht,wie angekündigt aus,wenn Du so wenig Zeit und Nerven hast?Ist das nicht ein wenig inkonsequent *fg*? Kiki

Mitglied inaktiv - 05.04.2007, 20:11



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Selbst wenn man alle Erziehungsmaßnahmen unterlässt, bleibt oft noch die Erwartungshaltung, welche aber sehr schwer abzulegen ist. Erwartungshaltungen fühlen sich nicht gut an. Man fühlt sich beobachtet/kontrolliert (schließlich wird der Erwartende ab und zu nachschauen und bewerten, ob der Erwartung endlich und gut genug entsprochen wurde oder nicht). Kinder verhalten sich oft trotzdem (oder deswegen?) gegen die Erwartungshaltung und fühlen sich dabei aber wahrscheinlich nicht sehr wohl . Erwachsene würden sich in gleicher Situation auch nicht wohl fühlen (Bsp. Dein Mann erwartet von dir eine Änderung in deiner Persönlichkeit, du kannst oder willst dies aber nicht ändern oder es fällt dir unheimlich schwer oder du bist einfach noch nicht bereit dazu) - fühlt sich schlecht an, zu wissen, dass trotzdem die ganze Zeit was von dir erwartet wird. Man fühlt sich wohler, wenn man vollkommen so akzeptiert wird, wie man ist und man sich nicht ändern "muss" nach den Erwartungen anderer. Wenn man selbst entscheiden kann, ob, wann und wie man sich selbst entwickeln und ändern wird. Meistens sind es Freunde, die (fast) erwartungslos an einen heran gehen, Freunde akzeptieren einen so, wie man ist und erwarten keine "Änderung" der Macken – gerade deshalb werden sie Freunde. Da es sehr schwer ist, Erwartungen abzulegen, bleibt mir z.B. manchmal nur, auf bestimmte ErziehungsMASSNAHMEN zu verzichten und mich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass mein Kind, mein Mann, mein Mitmensch, andere, gleichwertige, gleichberechtigte, eigenständige Menschen sind, die selbst entscheiden, was SIE für richtig halten und ich möglichst meine Klappe zu halten habe und sie so zu akzeptieren habe, wie sie nun Mal sind. Ohne dieses Prinzip würde mir was fehlen, was mich dazu antreibt, einen respektvollen Umgang mit meiner Familie anzustreben. Wenn ich schon was erwarte, mache ich meinem Kind bewusst deutlich, dass es trotzdem frei ist, selbst zu entscheiden. Beim Beispiel von Vina, die ihrem Sohn sagt: "ich finde das scheisse", weiß ihr Sohn mit Sicherheit aus Erfahrungen mit ihr, dass er das ruhig mit Schulterzucken als Meinungsäußerung hinnehmen kann, denn es ist wirklich NUR ihre Meinung. Sie hat ihren Meinungen niemals Druck durch Druckmittel verleiht, das weiß er. Er weiß auch, dass sie keine Änderung *erwartet* (ich kenne übrigens beide persönlich). In einer gleichberechtigten Beziehung können Meinungen eben Meinungen bleiben, wenn jeder weiß, dass sowieso auf Druckmittel verzichtet wird bzw. diese eh nie Bestandteil der Familienkultur waren. Erwartungen sind oft einfach nur Weitergeleitete: was meine Mutter erwartet (von mir, ihrem Enkelkind, von meiner Erziehung), was mein Vater erwartet, was Mitfahrer erwarten.... Tja, und jetzt ist es ganz schwierig, nicht zu erwarten, dass du es auch gefälligst liest, da ich mir so viel Mühe gegeben habe. Und vielleicht hast du diese Erwartungshaltung (eigentlich eine gesellschaftliche) auch gespürt und vielleicht verstehst du was ich meine, es ist immer doof, wenn andere was von dir erwarten :-) Gruß Johanna

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 03:01



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Informieren will ich mich trotzdem.

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 09:17



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Werde ich mir mal ausdrucken und nachher lesen! LG Antje

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 09:18



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oder bissig,fiel mir nur grad so ein,als ich das gelesen habe. So,und nu bitte die Erwartung erfüllen,und schauen,ob es ein Lob gibt :-))))) Kiki

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 11:33



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Also ich weiss nicht - da ist zwar viel dran, aber dennoch kommt es mir einseitig vor... Warum sind Erwartungen nur falsch und schlecht? WEnn jemand gewisse Erwartungen an mich hat, kann ich mich docu u.U. auch gut fühlen, z.B. weil er erwartet, dass ich ihm helfe und ich bn froh, dass er so ein Vertrauen zu mir hat... Oder wenn ich von meinem Kind erwarte, dass es etwas alleine schafft, signalisiere ich doch auch, dass ich ihm das zutraue, ganz selbstverständlich. Und das kann ein gutes Gefühl sein, oder meint ihr nicht? (Natürlich darf man es mit der "Selbstverständlichkiet" nicht übertreiben, damit der andere nicht das Gefühl hat, er müsse funktionieren wie ein Roboter, Abweichungen und gar "Fehler" ausgeschlossen.) Wenn meine Freunde/Familie von mir¨GAR NIX erwarten würden, käme ich mir wohl auch komisch vor - irgednwie so als wäre ich allen egal oder man würde "nicht mit mir rechnen"... Wisst Ihr was ich meine?

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 12:28



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Ich lob hier KEINEN mehr *beleidigtguck* :-D LG Antje

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 12:29



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So,genug der Spässe,aber manchmal müssen die auch raus ;-)). Kiki

Mitglied inaktiv - 06.04.2007, 13:28