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Sind die Kinder heute in der Entwicklung weiter?

Thema: Sind die Kinder heute in der Entwicklung weiter?

Hallo liebe Mamas, Ich höre von der Grossmutter-Generation oft den Ausspruch, dass „die heutigen Kinder in der Entwicklung so viel weiter sind“ als in meiner Kindheit (bin 30+) zB bezüglich Sprache und Fertigkeiten etc. Aus diesem Grund ist zB meine Mutter für eine frühe Fremdbetreuung ( „Die 2 Jährigen von heute entsprechen den 4 jährigen Kindergartenkindern von damals…“). Mich würde eure Meinung bzw. Erfahrung dazu interessieren…. glg Claudia

von ClaudiaJonas am 19.01.2014, 11:36



Antwort auf Beitrag von ClaudiaJonas

Ich glaube, dass man Kinder früher stärker "klein" gehalten hat. Sie durften weniger mitreden, was sie sagten, wurde weniger wichtig genommen und sie durften weniger selbst entscheiden. Das alles hat sicher manche Entwicklung verlangsamt, vor allem die zur Selbständigkeit und zum Selbstbewusstsein. Die emotionale Entwicklung verlief vielleicht immer gleich schnell, aber sie wurde früher etwas ausgebremst. Trotzdem: Ich finde nicht, dass Deine Mutter Recht hat, was die Fremdbetreuung angeht. Entwicklungspsychologen weisen auch heute immer wieder darauf hin, dass Kinder unter drei Jahren noch sehr bindungsabhängig und trennungsempfindlich sind. Sie haben oft noch große Probleme damit, fremdbetreut zu werden. Wochenlange oder gar monatelang Eingewöhnungsprobleme mit vielen Tränen, auch Rückfälle bei scheinbar problemlos eingewöhnten Kindern usw. sind in Kitas an der Tagesordnung. Ich habe meine Kinder bewusst erst mit drei bzw. dreieinhalb in die Kita gebracht, und auch hier gab es noch Probleme. Meine Tochter weinte am Anfang viel. Es hängt sicher auch ein wenig vom Kind ab, wie gut das klappt. Das Alter ist aber ein sehr entscheidender Faktor, je jünger, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Trennungsängste. Wer nicht unbedingt früh wieder arbeiten MUSS, sollte ruhig warten bis zum 3. Geburtstag. LG

von Bonnie am 19.01.2014, 12:10



Antwort auf Beitrag von Bonnie

... einschl. der Sache mit der "Fremdbetreuung". Noch ein anderer Gedanke - sind die Kinder laut der Grosselterngeneration auch in späterem Alter (Schulalter, Teeniealter) heute "weiter"? Das ist ja die Frage - denn in DER Hinsicht scheinen sie doch eher früher "weiter" gewesen zu sein - bzw. es wurde dies von ihnen erwartet?! Stichwort früh arbeiten gehen, früh heiraten und Familie gründen.... Ist es vielleicht so, dass die Kinder im Kleinkindalter mehr "ausgebremst" wurden, wie Bonnie schreibt, und im Jugendalter dann im Gegenteil mehr "vorangetrieben", so dass es AUSSAH, als sei die Entwicklung erst langsamer und dann schneller? Und dass sie biologisch eigentlich immer ungefähr gleich war, nur gesellschaftlich/sozial halt anders? Finde ich eine interessante Überlegung... Der Mensch ist ja nunmal ein soziales Wesen und seine Entwicklung somit stark von sozialen Faktoren abhängig...

von MM am 19.01.2014, 15:04



Antwort auf Beitrag von Bonnie

... einschl. der Sache mit der "Fremdbetreuung". Noch ein anderer Gedanke - sind die Kinder laut der Grosselterngeneration auch in späterem Alter (Schulalter, Teeniealter) heute "weiter"? Das ist ja die Frage - denn in DER Hinsicht scheinen sie doch eher früher "weiter" gewesen zu sein - bzw. es wurde dies von ihnen erwartet?! Stichwort früh arbeiten gehen, früh heiraten und Familie gründen.... Ist es vielleicht so, dass die Kinder im Kleinkindalter mehr "ausgebremst" wurden, wie Bonnie schreibt, und im Jugendalter dann im Gegenteil mehr "vorangetrieben", so dass es AUSSAH, als sei die Entwicklung erst langsamer und dann schneller? Und dass sie biologisch eigentlich immer ungefähr gleich war, nur gesellschaftlich/sozial halt anders? Finde ich eine interessante Überlegung... Der Mensch ist ja nunmal ein soziales Wesen und seine Entwicklung somit stark von sozialen Faktoren abhängig...

von MM am 19.01.2014, 15:04



Antwort auf Beitrag von ClaudiaJonas

Ich glaube zusätzlich gibt es immer mehr beziehungsgestörte kinder. Dh diese kinder haben weniger bezug zu ihrer bezugsperson und sind vermeintlich offener und mit denen gibts auch augenscheinlich wenig Probleme mit der eingewöhnung in der frühbetreuung.zudem lernen viele kinder schon früh dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden, was im ersten jahr gerade extrem wichtig ist um grundvertrauen zu lernen etc, sodass diese kinder ihre trennungsängste gar nicht so zeigen, weil sie gelernt haben, dass auf ihre Gefühle wenig Rücksicht genommen wird.

von Sommersturm86 am 19.01.2014, 12:42



Antwort auf Beitrag von ClaudiaJonas

Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Ich denke ein Kind das mindestens bis zum 3. Geburtstag zu Hause betreut wurde, dürfte wesentlich weiter in der z.B. in der Sprachentwicklung, Farben erkennen, zählen.... sein. Vorausgesetzt es wird natürlich entsprechend gefördert und nicht vor Medien geparkt. Die emotionale/soziale Entwicklung in der Gruppe reicht dann auch noch mit 3-4 Jahren. Erst dann ist ein Kind ja eigentlich erst soweit auch langsam mal die Bedürfnisse anderer zu erkennen und sich nicht "nur" als Zentrum der Welt zu sehen. Also, Du merkst, ich bin ein Gegner von allzu früher Fremdbetreuung. In der Pubertät wirkt es für die Großelterngeneration evtl. auch so, dass die Kinder "weiter" sind. Es wird aber nur früher aufgeklärt und offener mit diesen Themen umgegangen. Die Kids sprechen darüber viel normaler als frühere Generationen vielleicht. Medien leisten dazu natürlich auch ihren Beitrag. Ich kann aber wiederrum nich bestätigen, dass sie deshalb schon "reifer" wären. Finde es auch nicht viel anders als bei uns, wie ich an meiner eigenen Tochter sehen kann.

von Flirrengel am 19.01.2014, 13:20



Antwort auf Beitrag von Flirrengel

Ich glaube,dass die Kindheit generell heute anders ist als früher.Unabhängig davon,ob ein Kind die Krippe besucht oder zu Hause betreut wird. Heute wird sehr viel mit den Kindern veranstaltet.Das fängt beim Pekipkurs und Babyschwimmen an,geht dann weiter mit allerlei Projekten und Kursen im KiGa.alter.Die Eltern wollen ihre Kinder fördern,wollen das beste "herauskitzeln." Es werden allerlei Erziehungsratgeber gelesen,man hat große Angst,etwas zu verpassen. Wenn ich an meine Kindheit denke,denke ich an stundenlange Rollenspiele mit gleichaltrigen Freunden OHNE dass ein Erwachsener begleitend dabei gewesen wäre.Wir waren viel in der Natur,kletterten auf Bäumen herum. Ein Instrument spielte in meinem Freundeskreis kaum jemand. Pekip gab es nicht.Englisch im KiGa? Da hätte jeder den Vogel gezeigt. Wie verbringen denn heute die Kleinen ihre Freizeit? Ich glaube,da hat sich einiges verändert. Einiges zum positiven.Aber manchmal denke ich,dass meine Kindheit schöner war.Es war lockerer.Vielleicht bin ich da auch zu sentimental. Vielleicht waren wir doofer als die Kinder heute. Ich denke aber gerne an meine Zeit in der Natur,mit Freunden zurück.Ich hatte keinen Terminstress mit 10,von einem Kurs zum nächsten.... Von der KiTa zum Kinderturnen,danach zum autogenen Training für Kinder. ( ich weiß,ich überspitze hier gerade etwas,aber dies ist ein Thema,das mich sehr beschäftigt.sorry.) Liebe Grüsse

Mitglied inaktiv - 19.01.2014, 21:51



Antwort auf Beitrag von ClaudiaJonas

Nein, das würde ich nicht sagen. Erstmal ist es doch so, dass die Erinnerung der Eltern mit jedem Jahr mehr verbalsst...wenn deine Mutter also nicht alles akribisch protokolliert hat, dann wird sie kaum mehr wissen, wie weit den Wortschatz mit 2 Jahren war. Und witzig finde ich auch immer, wenn meine Mutter behauptet, ich sei mit 1,5 Jahren schon windelfrei gewesen....ja, weil ich permanent auf dem Topf saß ! In dem Punkt bleibt sie aber hartnäckig und behauptet felsenfest: in dem Punkt waren die Kinder früher weiter ! Und vom sozial-emotionalen her war und ist nunmal jedes Kind anders, das ändert nix an der Generation. Es gab und gibt schon immer die soziale "Rampensau" genauso wie das andere Extrem- also den ruhigen Einzelgänger. Damals wie heute muss man daher ganz persönlich und je nach Kind entscheiden, wann und in welcher Form man es fremdbetreuen lässt.

Mitglied inaktiv - 19.01.2014, 16:18



Antwort auf Beitrag von ClaudiaJonas

Ich habe jetzt nicht alles gelesen. Ich denke, die Gesellschaft ist anders und dadurch die Entwicklung der Kinder anders. Heute geht jeden Kinde irgendwann in den Kindergarten, wodurch es natürlich Fähigkeiten erlernt, die es zu Hause nicht lernte. Dafür sind Kinder heute aber behüteter. Meine Tochter ist letzten Sommer in die Schule gekommen.Ich (Jahrgang 1975) wurde damals max. am ersten Tag in die Schule gebracht. Die Kinder die mal von den Eltern gefahren wurden, wurden vor der Schule an der Straße rausgelassen und das war's. Jetzt werden die Kinder - nicht nur in der 1. Klasse - noch von den Eltern im Klassenzimmer betüdelt. Das spricht ja nicht unbedingt von "weiter entwickelt", eher im Gegenteil. Die Entwicklung wird wohl die gleiche sein, nur die Welt ist anders geworden.

von Tanja30 am 20.01.2014, 09:40