Rund um die Erziehung

Forum Rund um die Erziehung

Ständige heftige Wutanfälle bei 3jährigem

Thema: Ständige heftige Wutanfälle bei 3jährigem

Hallo, ich muss mich dringend mal ausjammern, bin absolut am Ende heute, und erhoffe mir nebenbei vielleicht gute Ratschläge... Mein Jüngster ist gerade 3 geworden. Seit er im "Trotzalter" ist hat er sehr, sehr heftige Wutanfälle, auch sehr häufig, finde ich. Meine Tochter war auch nicht schlecht dabei in dem Alter, bzw. hatte sie es mit 3 schon weitgehend hinter sich, aber so kenne ich das doch bei Weitem nicht. Frage mich ernsthaft, ob es noch im Bereich des "normalen" liegt oder ob irgendwas im Argen ist. Heute hatte er 3 (!) Wutanfälle von der schlimmsten Sorte, die jeweils ca. 30 min. gedauert haben. Es gibt auch Tage, an denen nichts dergleichen vorkommt, das sind die guten Phasen. Oft ist es wenn er müde ist, da verstehe ich es noch, da kennt er sich selbst kaum mehr, weiß nicht wohin mit der Müdigkeit o.ä. und findet dann aus dem Schreien usw. nicht mehr heraus, hängt sich an einer Kleinigkeit auf, das kann ich noch irgendwie nachvollziehen. Heute aber war ein Fall nach dem Mittagsschlaf, also eigentlich war er fit und guter Dinge. Wir waren kurz spazieren, holten beim Bäcker noch ein Brot. Ich habe schon vorher zu den Kindern gesagt, dass ich aber außer dem Brot nichts kaufe, dass es also jetzt nichts zu essen gibt, da wir gerade zu Hause eine Zwischenmahlzeit eingenommen hatten und es später ja schon wieder Abendbrot geben sollte. Ich dachte, dies hätte zur Vorbeugung gereicht. Sofort als wir aus der Bäckerei raus kamen ging das Gezeter los: er hätte was haben wollen, warum ihm die Verkäuferin nichts gegeben hätte (die tun das dort manchmal mit halben Brötchen o.ä., aber ich hatte auch das besprochen, dass wir das heute nicht nehmen würden. Die Verkäuferin hat dann aber gar nichts angeboten.), aus dem Gezeter wurde Brüllen. Ich versuchte mit ihm zu reden, ihn zu beruhigen, als das nicht half habe ich ihn einfach gelassen und gewartet. Er stand weiter vor der Bäckerei. Als es nach endlosen Minuten nicht besser wurde habe ich gesagt, wir müssen jetzt nach Hause, er soll bitte mitkommen. Nein, nur noch mehr Geschrei. Erneuter Tröstungsversuch, noch mehr Geschrei. Ich versuchte ihn zu tragen, ging gar nicht. Bin mit meiner Tochter ein paar Meter voraus gelaufen, auch das hat ihn nicht in Bewegung gesetzt. Habe ihn gefragt, ob ich ihn dort abholen solle. Nein. Und das alles bei einem so lauten und wüsten Geschrei, dass aus sämtlichen Fenstern und Türen die Leute schon ihre Köpfe rausgestreckt haben. Es hat sich bis dato auch sehr in die Länge gezogen (20 min.?) und irgendwann hat mich die Geduld verlassen, ich wollte nur noch nach Hause und nicht mehr mit dem brüllenden Kind auf der Straße stehen. Habe es nochmals im Sanften versucht - ergebnislos - und ihn schließlich "unter den Arm geklemmt", was natürlich nicht gut ging, er hat sich mit Armen und Beinen gewehrt. Mit einer Hand musste ich noch den Buggy schieben... Er hat geschrien, er wolle in den Buggy sitzen. Okay, das ist ja prima. Reingesetzt, er sofort wieder rausgerutscht, auf den Gehweg gelgt, um sich getreten, das volle Programm. Also wieder von vorn, Kind geschnappt, schwitzend ein paar Meter bewältigt. Unmöglich. Ich weiß, das kann's nicht sein. Aber es war keine Besserung in Sicht und ich konnte es da draußen so nicht mehr ertragen :-((( Irgendwie kamen wir dann z.H. an, völlig am Limit, da hat er in der Wohnung noch weiter geschrieen, bis er sich irgendwann nach Ewigkeiten trösten ließ (Insgesamt muss dieser Wutanfall ca. eine Stunde gedauert haben). Völlig erschöpft, ich auch. Mit den Nerven am Ende, unzufrieden mit meinem Unvermögen, die Situation anders zu lösen. Später noch ein Wutanfall, nicht ganz so heftig, wegen einer Lapalie. Jetzt als er ins Bett sollte erneut, obwohl das normalerweise an sich kein Problem ist. Heute hat er angefangen zu schreien und nicht gesagt, was los ist. Erst nach 20-30min. war er wieder ansprechbar und hat sich beruhigen lassen. Ich kann nicht mehr. Was ist denn nur los? Das heute war nur als Beispiel für solch einen Tag, wenn er gerade wieder in der akuteren Phase ist. Ich kenne sehr viele Kinder/Kleinkinder, sowas habe ich aber noch nie mitbekommen (vielleicht bekommt man das aber auch nur als Eltern mit...(?)). Findet ihr das noch "normal"? Was soll ich denn tun, was könnte bei uns falsch laufen, damit das bei ihm so ausartet? Sorry für den langen Text und DANKE, wer es bis hierher mit dem Lesen überhaupt geschafft hat. Über Antworten würde ich mich freuen. LG C.

von Cinny am 20.01.2011, 21:22



Antwort auf Beitrag von Cinny

Hallo, ich kann Dich so gut verstehen, mache gerade das gleiche bei unserer Tochter durch...auch gerade 3 geworden. Bin gespannt auf die Antworten, weiss naemlich auch nicht weiter. Letztens hat sie sich vor lauter Wut im Auto waehrend der Fahrt abgeschnallt, und ich habe sie geschlagene 20 Minuten nicht beruhigen koennen und natuerlich auch nicht zurueck in den Autositz bekommen. Manchmal ist es halt nicht so einfach die Szene zu verlassen und zu warten, bis sie sich beruhigen. Eins ist mir allerdings egal -- was die anderen denken. Ich finde es eher sehr schwierig, nicht selber loszuschreien. Alles Gute...ist sicher nur eine Phase!

von kfischgen am 20.01.2011, 23:01



Antwort auf Beitrag von kfischgen

das hört sich übel an. kann es sein das dein sohn bisher gut damit durchkam? also wenn er was nicht bekommt nen bisschen heulen und mama gibt nach? ich für meinen teil wär auch ziemlich angespannt. und trösten hilft eher weniger.mein sohn hatte das früher ( mit 1,5 oder 2). hab mich dann daneben gesetzt und abgewartet. hab nicht viel mit ihm geredet. ab und zu hab ich meinen trost angeboten( also in die arme nehmen) und bin in meiner entscheidung hart geblieben. wenns mir zu blöd wurd bzw. die sache ewig lang gedauert hat hab ich ihn auch gegen seinen willen "weggeschleppt" oder bin laut geworden...ich mein irgendwann is mal schluss...

von Lolli85 am 20.01.2011, 23:24



Antwort auf Beitrag von Lolli85

Hallo Lolli, nein, damit kam er noch nie durch. Er müsste wissen, dass solch ein Anfall überhaupt nichts "bringt" außer Ärger und Missstimmung. Aber ich habe das Gefühl, er kann in solch einem Moment gar nicht anders und schlittert in den Ausbruch hinein, egal welche "Konsequenz" ihn erwartet. Bis das Geschrei vorbei ist, weiß er ohnehin nicht mehr, was eigentlich der Auslöser war und was er ggf. damit bezwecken wollte. Getröstet werden will er ab einem gewissen Punkt dann immer, nur kann es extrem lange dauern, bis er dazu bereit ist. Das Wegschleppen geht halt langsam fast nicht mehr, bei seinem Gewicht und wenn man sonst noch Zeug dabei hat :-( So kommt man aus der eskalierten Situation kaum noch raus, wenn dann ist es ein Kraft- und Gewaltakt :-((

von Cinny am 21.01.2011, 13:29



Antwort auf Beitrag von Cinny

Sind es bei euch den Situationen, die sich wiederholen? Auslöser, die du im Vorraus schon weißt? Manchmal kann man sich dann in Ruhe schon einen Notfallplan machen. Dann ist man in der Situation nicht mehr so hilflos. Noch ein Ansatz. Für mich liest es sich so, als wärst du sehr konsequent, was ja auch nicht schlecht ist. Hat er vielleicht das Gefühl, dass er nur fremdbestimmt wird? Zu wenig eigene Entscheidungsfreiheit? Hätte es etwas gebracht ihn vorher zu fragen, was man denn beim Bäcker unbedingt kaufen muss? So in der Art zumindest. In der Situation hätte ich mich warhscheinlcih neben ihn gesetzt und auf ihn eingeredet. So, jetzt bist du sauer, weil du kein Brötchen bekommen hast, kann ich verstehen..... LG Näppi

von Näppi am 21.01.2011, 20:31



Antwort auf Beitrag von Näppi

Meine Tochter hatte auch immer extreme Trotz-/Wutanfälle, zum Glück selten in der Öffentlichkeit. Diese Phase ging noch weit über den 3. Geburtstag hinaus. Versuchen sie zu trösten oder zu beruhigen ging garnicht. Nur wenn sie sich abreagiert hatte wollte sie dann auch wieder in Arm genommen werden. Obwohl man eine soziale Ausgrenzung ja wirklich nur in Ausnahmen machen sollte haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das heiß wenn sie einen Anfall bekam, der fast immer zu 100% aus nicht ersichtlichen Grund anfing, haben wir sie in ihr Zimmer gebracht. Ihr erklärt das sie wieder zu uns kommen kann wenn sie sich beruhigt hat. Und das hat besser und schneller geklappt wie wenn wir immer wieder auf sie eingegangen sind, ihr ihre Gefühle beschrieben haben etc. Ich hatte auch das Gefühl das immer wieder auf sie eingehen sie mehr auf die Palme gebracht hat, denn wie du schon geschrieben hast irgendwann wissen sie überhaupt nicht mehr warum sie eigentlich wütend sind. Und irgendwann ist sie dann schon von allein in ihr Zimmer gegangen wenn sie wütend wurde. Und kam dann als unser Sonnenschein wieder zu uns. Die Trotzphase ist ja eine Phase wo die Kleinen ihre sämtlichen Gefühle noch nicht einordnen können und schon garnicht mit umgehen können. Speziell bei Wut fällt es dann besonders auf. Unsere Tochter hat gelernt mit ihren Gefühlen umzugehen indem sie wirklich für sich war. Denn alle anderen Versuche haben die Situation nur hochgeschaukelt. Ich persönlich finde es sehr gut das du so konsequent bist. Wenn man vorher eine Bedingung angekündigt hat, dann müssen die Kinder sich einfach daran halten. Bzw. es lernen das es danach geht was Mama sagt. Jetzt über "zu wenig Entscheidungsfreiheit und zu viel Fremdbestimmung" nachzudenken wäre Quatsch. Zumal das sowieso Quatsch ist. alsame

von alsame am 22.01.2011, 12:12



Antwort auf Beitrag von alsame

ist das einzige was die kids lernen, dass ihre Wut unerwünscht ist und untergrückt gehört!

von kirshinka am 23.01.2011, 01:03



Antwort auf Beitrag von Cinny

Vielen Dank, es tut gut zu hören, dass andere Mamas das Problem auch kennen.... Wenn so ein Anfall zu Hause passiert, dann geht es auch am Besten, wenn der Wüterich eine Weile für sich toben kann - ich schaue dann zwar regelmäßig nach ihm, damit er weiß ich bin für ihn da, wenn er mich braucht. Aber i.P. macht meine ständige Anwesenheit nur noch rasender. Das würde ich auch nicht gleich als soziale Ausgrenzung bezeichnen, sondern eine kurzfristige räumliche Trennung, um sich eben abzureagieren, wieder zu sich zu finden, keine Ahnung. Soweit so gut. Nur unterwegs geht das ja leider nicht. Ich kann ihn nicht am Gehweg stehen lassen, da wo er gerade tobt, und nach Hause gehen. Ich kann ihn nicht wirklich aus den Augen lassen, er könnte ja vor Wut auf die Straße rennen (?)! Also kommt man draußen aus der Situation schwer raus und vom Schauplatz kaum weg. Finde ich schon sehr schwierig und würde es wohl wieder so machen (müssen), dass ich ihn schnappe und nach Hause trage, wenn er sich partout nicht beruhigt. So blöd das für ihn ist, pädagogisch betrachtet, (und so anstrengend für mich...). Ich denke der Ansatz ist gut, zu überlegen ob er im Alltag in zu vielen Situationen das Gefühl hat, übergangen zu werden. Ich werde es im Hinterkopf behalten und versuchen ihn noch mehr einzubeziehen, ihm noch öfter das Gefühl zu geben, dass seine Meinung wichtig ist usw. Könnte mir schon vorstellen, dass der Kern des Problems in solch einem (eher generellen) Ohnmachtsgefühl liegt..... LG C.

von Cinny am 24.01.2011, 13:58