Rund um die Erziehung

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@solelo zur Nichterziehung von Kleinkindern

Thema: @solelo zur Nichterziehung von Kleinkindern

Hab gerade was in dem "Gefühle (@Makira)"-Thread gepostet, aber dann gesehen, wie weit unten der schon ist, also lieber hier noch mal: Das find ich jetzt lustig. Ich bin definitiv keine "Nichterzieherin", was u.a. daran liegt, dass ich unter Erziehung Hilfe und Förderung zum Aufbau von Persönlichkeit und Eingliederung in Gesellschaft verstehe, nicht Knechten und Unterdrücken ;). Vieles, was hier als "Erziehung" negativ hingestellt wird, ist für mich einfach pädagogisch unsinnig und daher nicht ein Fehler von Erziehung an sich, sondern ein Fehler im Umgang miteinander. Vorbild sein, loben, Bedenken äußern, eigene Grenzen vermitteln - das ist für mich Teil von Erziehung. Vielleicht stehen also Erziehung und Nichterziehung gar nicht in allen Fällen so weit auseinander, wie du es empfindest. Dazu geh ich mal deine Liste durch... Wohnung / JA-Umgebung Auch unsere Wohnung darf von unserer Lütten erkundet werden. Sie darf an die Stereoanlage, sie darf auf den Stuhl klettern oder die Leiter hoch, damit sie an den Lichtschaltern kommt, sie darf die Schubladen auf machen etc. Es gibt allerdings Ausnahmen... die Gitarre darf sie be"spielen", aber nur, wenn wer dabei ist - geht einfach zu schnell kaputt, wenn wer drauf rum hüpft ;). Die Teeschublade darf sie nicht xmal hintereinander ausräumen. Etc. Will sagen, wir haben fast alles auf sicherer Höhe, wo sie nicht dran darf, aber nicht ganz alles. Ist aber im Alltag nicht wirklich ein Problem, sie geht nicht dauernd an das "Verbotene". Spülmaschine: Oh ja, der Hit! Die räumt sie auch mit Vorliebe aus. Ich steh dan daneben und dirigiere sie entweder zu dem richtigen Regal hin ("legst du den Teller zu den anderen Tellern?") oder nehme die Sachen an und parke sie auf der Küchenarbeitsfläche zwischen und räume sie später weg. Ich rufe sie immer zum Anstellen der Spülmaschine / Waschmaschine / des Trockners, wenn sie gerade in der Nähe ist - sie liebt es, den Knopf anzustellen, und hat inzwischen auch verstanden, dass man da nur 1x draufdrückt und dann schon was passiert. Dadurch kommt ein Verstellen der Knöpfe kaum noch vor. Herd: "Heiß" kennt sie schon von klein auf vom Essen, von Tee, und von Kerzen (vorsichtig zusammen die Hand drüber gehalten und die Hitze gespürt). Sie hält von sich aus eher respektvollen Abstand vom Ofen und von Kerzen oder tastet sich vorsichtig ran zum Fühlen. Anziehen: Hihi, wann immer sie ihre Gummistiefel sieht, will sie die anziehen statt ihrer normalen Schuhe. Na gut, gibt's halt Gummistiefel an. Wenn ich das mal nicht möchte, muss ich die eben vorher ein bisschen außer Sichtweite stellen ;). aus der Hand reißen: Ein leidiges Thema... nicht bei uns selbst, sondern den beiden Großen das beizubringen, dass man mit danach fragen, oder abwarten, oder sie ablenken, viel weiter kommt als mit feste dran ziehen... Du siehst, vieles läuft hier ganz ähnlich... und das, obwohl ich sogar Lehrern an einer Schule für ERZIEHUNGShilfe war *ggg*. Sowas wie Hausarrest oder Fernsehverbot oder so hat es hier noch nie gegeben. Allerdings setze ich, anders als bei Nichterziehung, durchaus auf gewisse (wenige) Regeln, deren Nicht-Einhaltung Konsequenzen nach sich zieht. Aber eben logische, nachvollziehbare und gemeinsam verabredete (mit den Großen) Konsequenzen. LG sun

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 14:48



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ich schließ mich hier an. ich erziehe auch nicht nicht - trotzdem herrscht hier ein respektvoller, liebevoller, unautoritärer und harmonischer umgang innerhalb unserer familie. erziehung ist nicht immer nur druck und zwang und autorität - es gibt viele abstufungen. eigentlich hat mich das von beginn an gestört: dass die nicht-erzieher erziehung nur mit autoritärer erziehung gleichsetzen. sie sehen das "in-between" nicht.

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 21:22



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Huhu! Schließe mich euch ebenfalls 100% an. Liegt vielleicht aber auch in dem blöden Wort "Erziehung". Klingt ja auch grauenvoll, nach Zucht und Zwang... erfindet doch mal ein neues! lg - roma

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 21:45



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Hallo ny152, es stimmt einfach nicht, dass wir das "in-between" nicht sehen. Nur kann ich persönlich das nicht als positiv bewerten. Wie Johanna schon sagte, selbst ein bisschen Erziehung ist eben Erziehung. Und wo Erziehung ist, ist immer Autorität, Unharmonie, oben und unten, Respektlosigkeit. Sehe ich so. Ich sehe Entwicklung bei manchen. Das freut mich. Für die Kinder und auch für die Eltern. lg vina

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 22:00



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Ja aber auch ihr greift doch durch wenn ihr auf die Arbeit müsst und das Kind noch weiter spielen will. Wenn alles Erklären und Zureden nichts nützt, dann erzieht ihr doch auch. Das hast Du mir doch geschrieben. Oder wie darf ich das verstehen? LG Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 22:21



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Liebe Celmin, nein, das habe ich nicht geschrieben. lg vina

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 23:04



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Hallo nochmal, wir schreiben ja auch in einem anderen Thread miteinander.... Da hast Du mir dies geschrieben: "Die Basis ist, dass dein Kind gleichberechtigt mit dir leben soll .. nicht über dir, nicht unter dir. Es ist ausser Frage, dass du als Erwachsener in der Famillie nun mal fürs Geldverdienen zuständig bist.. das tust du mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln ... du kannst das mit deinem Kind ausdiskutieren (solltest du auch), dennoch musst du natürlich pünktlich dort sein, egal ob dein Kind das in dem Moment versteht oder nicht. Da braucht man sich nichts vormachen. Man hätte das vielleicht gern in dem Moment geklärt, aber es funktioniert nicht, gut.. dann verschiebt man es auf den Nachmittag und nimmt das Gespräch noch mal auf." Ich möchte hier bestimmt nicht alles widerlegen, das ist nicht meine Absicht. Ich habe nur etwas dagegen, wenn eine Sache so schöngeredet wird, als wäre das ja alles so einfach. Ohne Erziehung ist ja alles ganz easy und stressfrei. Das glaube ich nunmal nicht, weil es für mich nicht nachvollziehbar ist. Eine Welt in der man Kinder nicht erziehen muss, weil sie alles instinktiv richtig machen (früher oder später) - das hört sich super an. Ich glaube aber, das geht nur in einer Welt, in der alle so leben. Sobald sie die heile Welt der Familie verlassen haben und nach draußen kommen, Kindergarten, Schule, Ausbildung.... Wie soll das möglich sein? Ich sage ja gar nicht, dass ich das Nichterziehen schlecht finde. Wenn es demjenigen gut geht damit - warum nicht? Ich habe nur etwas dagegen, wenn Leute mich oder eigentlich meine Kinder für etwas bedauern, was ich eigentlich gar nicht für bedauernswert halte. Und das ist es, was meinen Widerspruchsgeist reizt. Nichts für ungut. LG Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 23:33



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hallo nochmal, celmin :) ich möchte es mit einem perspektivenwechsel versuchen: "Eine Welt in der man Kinder nicht erziehen muss, weil sie alles instinktiv richtig machen (früher oder später) - das hört sich super an." kinder machen nicht aufgrund der nichterziehung alles "richtig" (richtig im sinne von: sie erfüllen den plan, den du für sie im kopf hast). sondern du als nichterzieher gibst ihnen die möglichkeit, das zu tun was sie wollen (innerhalb der natürlichen grenzen) und e b e n d a s ist richtig. liebe grüße! miebop

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 23:54



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Hallo Iris, stell dir mal vor, wenn dein Kind sagt: "Ich WILL das." und dabei ist es jetzt mal rein theoretisch egal, um was es sich handelt. Und du sagst dann zum Kind aufgund deiner Erfahrungen/Überzeugungen: "Ich WILL da aber nicht." (Natürlich nicht verbal, bitte sinngemäß verstehen.) Das Kind ist dann wütend und brüllt los. Was glaubst du, wer hat Recht? Wahrscheinlich (?) denkst du: Ich habe Recht, denn ich bin erfahrener, kann es besser einschätzen usw. Die Nichterzieher gehen davon aus: Keiner hat Recht, wir suchen und finden aber gemeinsam eine Lösung. Ich denke übrigens: Das Kind hat IMMER recht! Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte und wahrscheinlich noch schwerer nachzuvollziehen als Nicht-Erziehung, die von einem partnerschaftlichen Miteinander ausgeht.:-)) Liebe Grüße Heike

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 23:57



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Hallo, prinzipiell haben beide Recht und es muss eine Lösung gefunden werden. Im Zusammenhang mit Nicht-Erziehung fiel öfter der Vergleich WG (nach Freundschaft). Da sträubt sich so manches in mir. Kinder sind mündig und müssen als Persönlichkeit wahrgenommen werden. Wenn jemand diese Persönlichkeit in Frage stellt oder nicht respektiert(z.B. Ärzte in der Klinik oder die Neunmalklugen-Sich-Einmischer) müssen Eltern es schützen und klar Partei ergreifen. Aber eine WG ist eine reine Zweckgemeinschaft. Das hauptverbindende Mittel ist: "wir wohnen gemeinsam", weil es vermutlich billiger, praktischer, aber auch lustiger ist. Ich führe mit meinem Mann keine WG! und mit meinen Kindern auch nicht! Auch wenn ich manchmal wie in einer WG fühle :-) Und mir einen Abwaschplan wünschte. Als Freund bin ich nicht bedingungslos für meine Freunde da, es gibt definitiv Grenzen. Als Eltern hoffe ich und wünsche ich mir, dass ich immer bedingungslos da sein kann für meine Kinder, ganz egal was sie für einen Mist bauen (dabei muss man noch nicht einmal an die Extreme denken). Dass ich ihr Handeln nicht verstehen muss, sie aber immer annehme. Jemand schrieb: "Warum darf er (oder sie?) denn nicht alle Harry Potter Filme anschauen, meine Tochter hofft jetzt auch, dass unser Auto fliegt. Kinder können nicht erkennen, dass das im Fernsehen nicht Realität ist! wie lange habe ich geglaubt, dass im Fernsehen schwarz-weiße Püppchen sind, die man da irgendwie reingetan hat und rausholen kann? Ich finde schon die Harry Potter-Bücher schweren Tobak für Kinder. Ich kann mich selbst an ganz shclimme Träume erinnern, weil ich als jüngstes mal einen Thriller mit meinen Geschwistern angschaut habe (ich glaube es war ein Hitchcook in s/w). Irgendwie war meiner Mutter durchgegangen, dass das nichts für mich war. Es war fürchterlich! Ich hatte permanent ein Kissen vor dem Kopf, war aber zu gebannt um einfach rauszugehen (bin heute auch noch so empfindlihc, aber heute gehe ich raus und verlasse das Kino, wenn es sein muss nach 5 Minuten, egal wie teuer der Eintritt war). Genau davor möchte ich meine Kinder so lange schützen, so lange sie solche Sachen selbst noch nicht richtig bewerten können und ich hoffe, es gelingt mir. Ganz extreme Fälle gibt es, in denen Kinder Szenen aus dme TV nachspielen und sich selbst dabei verletzen, was sie nicht verstehen, weil der im Fernsehen hat sich ja auch nicht verletzt. Mir leuchtet das sogenannte "Nicht-Erziehen" überhaupt nicht ein. Wir erziehen unsere Kinder und das sehe ich nicht negativ (sie erziehen mich übrigens auch :-) Grüße Tina

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 10:57



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Hallo Tinai, Zitat (sie erziehen mich übrigens auch :-) Zitatende So gesehen hat mein Sohn mich auch erzogen ... hin zur Nichterziehung :-) Lg vina

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 11:47



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"Im Zusammenhang mit Nicht-Erziehung fiel öfter der Vergleich WG (nach Freundschaft). Da sträubt sich so manches in mir. [...] Aber eine WG ist eine reine Zweckgemeinschaft. Das hauptverbindende Mittel ist: "wir wohnen gemeinsam", weil es vermutlich billiger, praktischer, aber auch lustiger ist." Und nur, weil es einem Zweck dient, hat dann jeder das Recht, den anderen zu erziehen? Ich glaube, dann ist die WG ganz schnell wieder aufgelöst und der Zweck sowie das Ziel sind passé ;-) Ich zumindest würde mich nicht erziehen lassen. Wenn jemand etwas nicht passt, dann soll er das sagen und dann wird eine Lösung gefunden, mit der alle weitestgehend klar kommen. Würde mir einer versuchen es einfach zu verbieten (vielleicht noch unter Androhung von Konsequenzen), würde ich wahrscheinlich auf stur schalten und das Machtkämpfchen wäre da. Resultat: keinem ist gedient! Es gibt nur Stress. Man kann also das Ziel viel effektiver erreichen, indem man das Gespräch sucht und respektvoll miteinander umgeht. Das heißt also, indem man nicht einfach über den anderen hinwegbestimmt. Das führt stets nur dazu, dass der andere genauso handelt. Vertrauen? = futsch, bei allem wird ein MUSS und ein HAKEN (Konsequenzen,...) schon im Vorfeld vermutet. Somit wird das meiste doch heimlich gemacht. (Selbst Eltern beschatten ihre Kinder mal ganz heimlich) Und spätestens dann ist der Vertrauensbruch offenkundig. "Als Freund bin ich nicht bedingungslos für meine Freunde da, es gibt definitiv Grenzen." Wo liegen die? Bei mir liegen die Grenzen dort, wo meine eigene Grenze beginnt. Wenn meine Freundin sagt "ich komme euch besuchen und wir würden gern bei euch übernachten." dann sage ich "nein" wenn es mir nicht einzurichten geht bzw. "Ja, ihr könnt uns gern besuchen kommen, aber das mit dem Übernachten klappt nicht." und "ja", wenn mir alles nichts ausmacht. Auch bin ich nur bereit bei Dingen zu helfen, die ich mit reinem Gewissen unterstützen kann - die nicht gegen meine Überzeugung (Straftaten,...) gehen. Also, keine Sachen, die ich nur persönlich nicht toll finde. Bspw. Sie will sich einen Jagdhund kaufen. Fragt mich, ob ich sie hinfahren und mit aussuchen helfen (oder was auch immer) kann. Und ich sage "nein", weil ich Jagdhunde persönlich nicht mag. Das wäre rein willkürliche Boykottierung, denn sie mag sie anscheinend. Also, warum sollte ich das als Freundin boykottieren. Ich würde den Kauf allerdings nicht unterstützen und auch vorher mit ihr reden, wenn ich einerseits selbst Angst vor Hunden hätte (meine persönliche Grenze, dann dabei zu sein) oder klar ist, dass sie das Tier nicht weitestgehend artgerecht halten will und kann. Das würde ich dem Tier nicht zumuten wollen. Denn artgerechte Haltung zählt zu meinen Überzeugungen - alles andere möchte ich nicht unterstützen. Das ist sicher ansichtssache, aber unter artgerechte Haltung geht bei mir nix. So viel Respekt biete ich auch einem Tier. Will ein Kind einen Jagdhund, dann muss man sich natürlich erstmal näher mit dem Kind befassen und mit ihm Material anschauen. Aber nicht gleich "nein" sagen. Hat man allerdings eine Phobie oder Allergie gegen Hunde, dann muss es natürlich beim nein bleiben und man dem Bedürfnis nachgehen. Sprich, das eigentliche Bedürfnis auf andere Art und Weise befriedigen. Kommt man nach dem Wälzen von Material zu dem Entschluss, dass man den Bedürfnissen des Tieres nicht gerecht werden kann, dann muss man ebenfalls eine gemeinsame Lösung für das Kind finden. Es geht also bei der Nicht-Erziehung nicht darum alles zu erlauben und nichts zu verbieten. Es geht vielmehr darum, dass man nicht über die Richtigkeit der Bedürfnisse der Kinder bestimmt und dementsprechend handelt. Also, nicht nach dem Motto: "So lange wie du die Füße unter meinen Tisch stellst, so lange kannst du dir den Hund abschminken." oder "Du brauchst keinen Hund, du hast doch deine Freunde und uns." oder "Ja, natürlich ... der kann wenigstens nicht widersprechen.".... Wichtig ist, das Kind samt seiner Bedürfnisse ernst zu nehmen, ihm Vertrauen, dass es seine Bedürfnisse richtig interpretiert (bzw. ihm auch die Möglichkeit zu geben genau dies perfekt zu "erlernen") und gemeinschaftlich eine Lösung zum Wohle der gesamten Familie finden. Aber nicht durch Erniedrigung des Schwächeren durch diskriminierende Worte und willkürliche "Basta-Sprüche". Ich denke, wenn man dies immer einhält, sind Machtkämpfe oder Schreiattacken gar nicht mehr an der Tagesordnung - auch wenn mal nicht der Wunsch in Erfüllung geht. "Ernst nehmen" und "keine Tricks, wie Ablenkung oder Zeitschindung oder ..." sind also schon die halbe Miete. Und so meinen das die Nicht-Erzieher - Johanna, vina, miebop... falls es falsch ist, dann korrigiert mich bitte. LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 11:54



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aber dann erziehe ich auch nicht. hier gibt es kein "so lange du die füße...", hier wird alles erklärt und es wird versucht lösungen zu finden, die alle zufrieden stellen. hier gibt es auch keine wutanfälle und schreiattacken, die trotzphase geht sehr stressfrei an uns vorbei. trotzdem distanziere ich mich von der nicht-erziehung ganz bewusst, weil ich meine kinder um x uhr im bett haben will, um die kinderfreie zeit mit meinem mann zu genießen (um das zu erreichen, begleite ich meine kinder in den schlaf - ein sehr intimes und kuscheliges ereignis - ich kann nicht erkennen, was daran respektlos oder herabwürdigend ist, auch wenn meine interessen an meinem ruhigen abend zu zweit ganz klar im vordergrund stehen - meine kinder allerdings im laufe der zeit auch einen echten schlafrhythmus haben, der dazu führt, dass sie wirklich um 19 oder 20 uhr todmüde sind). auch süßigkeiten gibt es nicht en masse, weil ICH die gesunde ernährung und die heilen zähne höher bewerte als das bedürfnis meines kindes nach süßigkeiten zu jeder tageszeit in beliebigen mengen. ebenso tv: man kann alle anerkannten studien über die gefährlichkeit von tv im kleinkindalter ignorieren, das recht hat jeder. ich tue das nicht. in meinen augen ist das ignorant. albträume und unkonzentriertheit wegen zappeliger bilder kann ich voraussehen oder für möglich halten, mein kind nicht. ich schau aber auch selber erst am abend und dann auch nur gezielt und auserwählt, bin kein zapper, lese lieber. also, in weiten teilen erziehe ich vermutlich nicht, würde das aber nie so nennen. mich überzeugt einfach die definition nicht. ich habe eine ganz klare intention. respektlos, autoritär oder unharmonisch ist das wahrlich nicht. das würde jeder erkennen, der uns mal ein paar tage begleitet. ich weiß, dass nicht-erzieher das nicht für möglich halten. aber es ist so und ich wehre mich gegen eine absolute sichtweise, die lautet: nur mit nicht-erziehung begegnet man einem kind mit respekt, nur mit nicht-erziehung hält harmonie einzug ins haus. wir sind das gegenbeispiel.

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 13:47



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Hallo Heike, so würde ich aber selbst als Erzieher nicht handeln. Normalerweise sollte ein Kind selbst lernen, was richtig ist. Ich lasse mein Kind also selbst entscheiden, ob es z.B. die (für mich viel zu hohe) Rutsche hinaufklettert. Ich würde es unterstützen, wenn es das probieren möchte bzw. wieder beim Herunterkommen helfen, wenn es das wünscht. Es kommt doch auf die Sache an. An einer Hauptverkehrsstrasse lasse ich mein kleines Kind jedenfalls nicht alleine laufen. Wenn die Autos vorbeirasen und mein Kind nach zig Erklärungen meinerseits immer noch meint, es müsse alleine laufen, dann halte ich es doch trotzdem fest. Da gibt es doch Unterschiede. Ich will mein Kind ja gar nicht bremsen. Wenn etwas aber lebensgefährlich ist, dann schreite ich ein. Und genau das ist der Punkt den ich nicht nachvollziehen kann. Ich denke einfach, dass auch Nichterzieher an einem gewissen Punkt einschreiten werden. Eben dann, wenn etwas sehr gefährlich ist (oder auch wenn Mama zu Arbeit gehen muss). Ich glaube eben einfach nicht, dass es gänzlich ohne Erziehung geht. LG Iris

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 14:35



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Hallo Ny152, ich denke auch nicht, dass ihr in eurem Umgang Probleme miteinander habt. Das liegt sicher zum einen an eurer "Erziehung light" und zum anderen am Temperament eurer Kinder. Für euch ist es so in Ordnung. Ich versuche hier auch nur zu verdeutlichen wie Johanna und Co. es meinen. Und wie du sicher mitbekommen hast, war ich anfangs auch nicht dafür. Inzwischen habe ich aber komplett verstanden wie es gemeint ist und bin der Meinung, dass es klappen würde. Deine Kinder schlafen sofort ein: Habe ich persönlich auch nix dagegen, dass du den Zeitpunkt bestimmst. Wie du auch meinst, hat dieser sich gut bei euch eingependelt. Deine Kinder erkennen bzw. wollen keine Freiheit durch länger aufbleiben erkämpfen. Vielleicht weil euer gesamter Umgang in ihren Augen ausgeglichen genug ist. Generell wird nur das Aufsetzen eines Bedürfnisses als respektlos bezeichnet. Und dazu gehört auch das Bestimmen, wann das Kind müde ist und ins Bett gehört ;-) Bedeutende Fortschritte hat die Entwicklungspsychologie schon erbracht, indem sie davon abrät als Eltern zu bestimmen, wann das Kind seine Ausscheidung kontrollieren muss und wieviel das Kind essen muss. Bei diesen Dingen hat man inzwischen eingesehen, dass das eher nachteilig ist. Aber mehr traut man den Kleinen anscheinend noch nicht zu oder man hat noch nicht ausreichend erforscht um dies öffentlich so darzulegen. Was auch immer. Wenn Kinder nur Fernsehen schauen oder PC spielen, dann doch nur, weil sie nie gelernt haben mit körperlichen Signalen umzugehen und Alternativen nicht zur Verfügung waren. Ich jedenfalls fühle mich bei zu langem Fernsehen oder Ganztags-PC (wie heute aus mangelndem Alternativangebot ;-)) nicht besonders gut. Also, wenn das innere Gleichgewicht stimmt (und das kann nur bei kompletter Nicht-Erziehung am ausgeglichensten sein), dann sehe ich in diesen Medien gar keine Probleme mehr. LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 14:56



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Ich hatte gerade eine ganz lange Stellungnahme geschrieben und nun ist sie weg! Mist. Aber in Nys Posting finde ich mich zu 100% wieder. Noch zur WG: Natürlich erziehe ich niemanden in der WG, habe ich doch selbst eine Zeit in einer Chaos-Männer-WG zugebracht. Aber da gibts doch gravierende Unterschiede. In der WG stehen alle im Mietvertrag, alle sind verantwortlich dafür, dass die Miete bezahlt wird. Zahlt einer nicht, hält sich der Vermieter an die anderen. In der Familie verdienen 1-2 das Familieneinkommen. Kinder haben darauf keinen Einfluss und können so auch gar nicht in die Pflicht genommen werden. Der Unterschied zwischen Freundschaft und Elternsein: Man denke an die Schwerstverbrecher, Kinderschänder, Vergewaltiger etc. Eine Mutter distanziert sich zwar von den Taten, aber die wenigstens distanzieren sich von ihren Kindern. Das denk ich mir nicht aus, dass ist tasächlich so! Im Fall eines Freundes distanziert man sich auch vom Freund. Ich würde mich hintergangen, betrogen und getäuscht fühlen. Beim Kind würde ich vermutlich Mitverantwortung übernehmen, überlegen, was habe ich falsch gemacht, wie kann ich ihm jetzt beistehen, egal was es getan hat. Zumindest hoffe ich, dass ich im Fall die Stärke hätte. WG oder Freundschaft kann man nicht 1:1 auf die Eltern-Kind-Beziehung übertragen. Teile sind übertragbar, aber es deckt sich nicht, schon allein wegen der Ungleichheit an Erfahrung und gegenseitiger Verantwortung. Vorhin hatte ich das viel dezidierter geschrieben, aber mir fehlt die Zeit, alles noch einmal aufzuschreiben. Gruß Tina

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 18:03



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Hallo, jetzt habe ich noch etwas vergessen. Der evidente Unterschied zwischen Eltern-Kind-Beziehung und Freundschaft oder WG ist, dass ich mir erstere nicht aussuche. Als Eltern vielleicht noch, weil ich über das ob und wie viel entscheide, als Kind habe ich 0 Einfluss darauf. Freunde suche ich mir selbst und da kann man auch darüber mal die ein oder andere Freundschaft verwerfen. Als Kind bin ich meinen Eltern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das ist die größte Verantwortung, die auf uns Eltern lastet. Wir können nicht ausziehen, weil uns das "WG-Mitglied" stinkt. Wir können uns nicht zurückziehen für ein paar Tage, um der "Freundschaft" Abstand zu gewähren. Wir müssen immer und jederzeit verfügbar sein und sind 24 Stunden in der Pflicht.

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 18:10



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Schade, dass dein Langtext flöten gegangen ist. Aber ich verstehe was du meinst. Auch ich musste erstmal schlucken als ich von "wie eine Freundin" gelesen habe, eben weil ich auch dachte "das kanns jetzt nicht sein". Habe dann das Wort aber erstmal vergessen und mich weiterhin dem Zusammenhang gewidmet. Also, ich denke auch nicht, dass man dieses Wort 1:1 auf die Nicht-Erziehung übertragen kann. Ich jedenfalls verstehe es nur als Verdeutlichung bezüglich der gleichen Ebene. Beim ersten Mal musste ich auch diesbezüglich schlucken, habe es eine Weile nicht mehr durchdacht, aber inzwischen habe ich den Sinn sowie diese "gesamte Einstellung" durchschaut und von diesem Punkt aus kann ich nun sagen, dass es mehr positive Auswirkungen auf den Heranwachsenden haben wird, wenn man mit dieser Einstellung "erzieht" (es hängt ja nur an der Definition von Erziehung). Die Persönlichkeit/ das Selbst des Kindes bleibt dabei stabiler und im Gleichgewicht. Dadurch ist auch ein harmonischeres Zusammenleben möglich, insbesondere bei Kindern die stark rebellieren. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch nicht-rebellierenden Kindern zu Gute kommt, wenn sie sich selbst so gut kennenlernen dürfen immer im Rahmen der Grenzen der anderen. LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 18:19



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Genau, das ist vollkommen richtig. Und gerade weil niemand einfach weg kann, sollte man ihn auch nicht dazu treiben. Sonst sitzt er ziemlich in der Klemme. Wenn sich einer aber bspw. über den anderen stellt, indem er ihm willkürlich VORSCHREIBT was er zu tun und was zu lassen hat, dann treibt er ihn dazu. Eltern lassen sich das nicht gefallen, Kinder aber auch nicht. Sie kämpfen bis zum Äußersten. Also, es geht doch nur um die Gemeinschaftlichkeit auf einer Ebene - genauso wie man mit jemanden umgehen sollte, wenn man nicht möchte dass man ihn vertreibt. Das ist doch das Grundsätzliche (Basisebene) daran. LG, also ich verstehe eure Skepsis, aber ich glaube ihr wollt nicht-erziehung auch nicht wirklich an euch ran lassen ;-)

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 18:29



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In der Erziehung hat Willkür nichts zu suchen (wie eigentlich kaum irgendwo). Die Willkür passt nicht in diese Diskussion. Auch das Bild der Ebenen nicht. Es geht bei Erziehung nicht um oben und unten. Was ist das für eine Angst vor Autorität?

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 23:11



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Wegen der Strasse. Wie vina schon sagte,klar muss du dein kind vor den gefährlichen Situationen schützen, du würdest doch auch nicht deinen MAnn vor das Auto laufen lassen und notfalls mit Gewalt abhalten und genauso wenig würdest du dich von ihm abhalten lassen auf die Arbeit zu gehen. Bei der Nichterziehung geht es darum, bedürfnisse des Kindes, die deine nicht überqueren und ihn nicht lebensbedrohlich gefährden , erfüllen zu lassen. das ist eigentlich alles, in meinen Augen. Das kind einfach leben und seine eigene Erfahrung machen zu lassen.

Mitglied inaktiv - 12.01.2007, 00:45



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"In der Erziehung hat Willkür nichts zu suchen (wie eigentlich kaum irgendwo)." Zig Sachen werden doch in der Erziehung von den Eltern einfach festgelegt - "und bitte ohne Widerspruch, denn das ist eine Regel" (Bsp. 1 Std. DVD pro Tag). Das hatte ich ja schon ausgeführt. Das ist mit willkürlich gemeint. Und dies hat nichts damit zu tun, dass man das seinem Kind schuldig ist. Das Kind findet sein inneres Gleichgewicht für sein Selbst nur, wenn es frei ist von Beschränkungen. Natürlich gibt es immer wieder Beschränkungen, die einfach nicht zu umgehen sind (Eltern müssen auf Arbeit, Kind hat Schulpflicht,...). Aber man muss diese Liste nicht unnötig verlängern. "Die Willkür passt nicht in diese Diskussion." siehe oben "Auch das Bild der Ebenen nicht." Wieso? Personen, die einfach etwas festlegen und darauf beharren, weil SIE es für gerade sinnvoll halten - sind sie in meinen Augen ganz eindeutig auf einer anderen Ebene (sie stellen sich über die andere Person). Wir müssen auch nicht darauf zurückkommen, dass Eltern letztlich immer über ihrem Kind stehen - das hatten wir schon geklärt. "Es geht bei Erziehung nicht um oben und unten." siehe oben und gerade bei autoritärer Erziehung wird es ganz klar deutlich! Bei nicht-autoritärer E. ist dies natürlich schon stark abgeschwächt, aber (siehe oben) dennoch vorhanden. In bestimmten Bereichen findet man es sicher auch noch in der Nicht-Erziehung, aber schon deutlichst weniger. Und bei Laissez-Faire ist es dann wahrscheinlich komplett verschwunden - nur da leben die Kinder nur noch neben den Eltern, ohne dass sie eine Autorität darstellen. "Was ist das für eine Angst vor Autorität?" Inwiefern? Irgendwer hatte es schon mal schön geschrieben. Ich gebe es mal grob wieder: Nicht-Erzieher sind genauso Autoritäten für ihre Kinder, die Kinder kommen freiwillig zu den Eltern und bitten um Rat (sie vertrauen). Somit stellen diese Eltern eine akzeptierte Autorität dar. Aber Eltern erwarten nicht, dass das Kind sich an diesen Rat hält. Dennoch tun es die Kinder meistens, da sie ihnen von Natur aus folgen. Hier erkennst du vielleicht auch, dass erzogene Kinder immer wieder in Kampfstellung gerichtet sind und Dinge auch heimlich machen. Auch fragen sie weniger um Rat bei etwas - die Furcht vor Verbot der Bedürfnisbefriedigung ein ständiger Begleiter (zumindest in bestimmten Bereichen; und je nach Erziehungsstärke). Es geht also keinesfalls um Angst vor Autorität oder überhaupt vor Autorität oder Autoritätsverlust. Damit hat es nichts zu tun - es geht um die Kinder und deren gesunde, ausgeglichene Entwicklung ;-) LG

Mitglied inaktiv - 12.01.2007, 10:07