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Zeit bei den Großeltern

Thema: Zeit bei den Großeltern

Hallo, bei uns gibt es seit geraumer Zeit immer wieder Probleme zwischen mir und meinen Eltern, wenn es um meinen Sohn geht. Ich bin von der Mutter meines Sohnes getrennt seit 4 Jahren. Mein Sohn ist 6. Unter der Woche ist er bei der Mutter. Am WE habe ich meinen Sohn. Ich lebe mit meiner neuen Partnerin zusammen, mit der sich mein Sohn sehr gut versteht. Die Besuchs-WEs sind alle sehr gut geregelt und soweit gibt es auch keine Problem. Allerdings ist es so, dass mein Sohn nach der Trennung sehr viel auch bei meinen Eltern war, weil ich beruflich auswärts gearbeitet habe und nur an den WEs zurück kommen konnte. Wenn er krank war oder so, haben das alles meine Eltern übernommen. Als ich noch nicht mit meiner Partnerin zusammen gewohnt habe, waren wir die WEs auch die meiste Zeit bei meinen Eltern. Dort hat er viele Freunde und ein sehr liebevolles Umfeld. Seit seinem zweiten Lebensjahr ist das ein ganz wichtiger Ort für ihn. Nun ist es so, dass meine Partnerin und ich ihn gerne öfters bei uns hätten, ihn es aber immer wieder zu meinen Eltern zieht, die nicht weit weg wohnen. Das sorgt oft für Stress. Sobald ich mal Regeln aufstelle und diese dann durchsetze, will er zu meine Eltern, wo es nicht so streng zugeht. Ich bin mir schon über alles bewusst, dass es bei Großeltern immer etwas anders zugeht, war ja bei mir auch so. Dass er dort einen sehr wichtigen Anlaufpunkt hat, weil er dort quasi "groß geworden" ist und dort seine Freunde hat, wenn er am WE da ist. Dennoch wollen wir ihn auch bei uns haben, denn wir planen selbst bald zusammen Kinder zu bekommen und möchten, dass er dort als Bruder ein wichtiger Teil ist. Wir fragen uns oft, was "normal" ist und was wir ändern müssten und geraten dabei untereinander und auch mit meinen Eltern in Streit, was natürlich auch sehr belastend ist. Wie seht ihr das und habt ihr einen Tipp für mich?

von Nightcrawler am 28.08.2019, 08:48



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Hallo Nightcrawler, Dein Sohn ist 6 Jahre und hat die Trennung von Mutter und Vater erlebt. Das war für das Kind eine Belastung. Deine Eltern wissen das und geben ihn schon seit Jahren ein Zuhause. Sie ersetzen Euch fast vollständig. Das Kind hat sich daran gewohnt. In der Regel fühlen sich die Kinder noch mit ihren leiblichen Eltern verbunden. Es kann sein, dass die Trennung vom Kind selbst nicht vollständig vollzogen ist. In diesem Fall ist es äußerst schwer das Problem zu lösen. Eines könnte helfen: Viel Einfühlungsvermögen in die Situation des Kindes und auch der Eltern. Ich wünsche, dass es gelingen wird.

Mitglied inaktiv - 28.08.2019, 09:20



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Hallo Perspektiven, vielen Dank für deine Antwort. Ja, du hast recht... Meine Eltern haben ihm tatsächlich ein stabiles Zuhause in der Zeit der Trennung gegeben und darüber hinaus. Natürlich würde ich ihn gerne mehr bei mir haben und ihn auch stärker integrieren in eine "neue Familie". Aber wo du absolut recht hast, ist, dass das nur gelingt, wenn man es einfühlsam macht, ohne großen Druck. Ich hoffe auch, dass mir das gelingt... Ich denke, dass ich meine Wünsche auch mehr hintenan stellen muss und meinen Sohn stärker in den Fokus rücken muss.

von Nightcrawler am 28.08.2019, 10:00



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Hallo, ich kann Deine Gefühle gut verstehen, es ist sicher kränkend, wenn ein Kind lieber zu Oma und Opa will, als zu einem selbst. Trotzdem ist Dein Problem natürlich hausgemacht. Es gibt ja das Sprichwort „Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass“. Ein bisschen so ist es mit Dir und Deinen Eltern: Einerseits war es natürlich jahrelang sehr bequem für Dich, dass Du Deinen Sohn viel zu ihnen bringen konntest. So hattest Du Zeit für den Job, aber auch für den Aufbau einer neuen Beziehung zu einer Frau etc. Andererseits bist Du jetzt unzufrieden, weil Dein Sohn zu den Großeltern nun eine engere Bindung hat als zu Dir. Klar tut das weh, aber man kann halt nicht alles haben. Dein Sohn hat die Großeltern als verlässlich erlebt, Dich aber als unverlässlich. Sie waren für ihn da, Du eher nicht. Es ist dabei wurscht, ob Du etwas dafür konntest, oder es wirklich nur am Job lag. Das Ergebnis ist dasselbe. Ich finde es gut, dass Du Deinen Sohn jetzt wieder stärker an Dich binden möchtest. Aber vielleicht musst Du dabei auch einmal ehrlich Deine Motive anschauen: Du schreibst nicht, dass Du Deinen Sohn wieder mehr bei Dir haben möchtest, weil Du ihn liebst und seine Gesellschaft genießt. Sondern Du schreibst, es passe gut in Deine Planung mit einem weiteren Baby, wenn ein großer Bruder mit dabei ist. Du denkst also vielleicht nicht in erster Linie an Deinen Sohn und was er sich wünscht - sondern daran, was fürs neue Baby und die neue Partnerin praktisch wäre. Das finde ich keine so gute Motivation. Ich glaube daher, es ist jetzt entscheidend, dass Du für Dich selbst und für Deinen Sohn wieder eine engere Beziehung ihm Sohn aufbaust. Damit er mit der Zeit (und mit viel Geduld!) neues Vertrauen entwickeln kann. Verbringe viel Zeit mit ihm. Macht regelmäßig gemeinsame Vater-Sohn-Aktionen. Führe „Männergespräche“ mit ihm. Redet über Gefühle, sei für ihn da. Ich glaube, nur dann hast Du überhaupt eine Chance, dass er wieder lieber zu Dir als zu den Großeltern möchte. LG

von Windpferdchen am 28.08.2019, 10:27



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Ich verstehe nicht ganz wie ihr das geregelt habt. Es schimmert durch, das Kind ist - für deinen Geschmack - zu oft und zu lang bei den Großeltern? Bezieht sich das auf die Wochenenden oder kann dein Sohn auch unter der Woche dorthin? Du fragst nach „normal“. Ich kann von uns berichten: Meine Eltern wohnten immer in unserer Nähe, seit längerem nun auch im Nachbarhaus. Das bedeutet für‘s Kind, es kann hin, wenn es möchte und doch gibt es Regeln. Geschlafen und gegessen wird bei uns und wir sprechen uns ab, ob etwas anliegt (Ausflug/Aktivität) oder ob das Kind zu den Großeltern kann/darf. Der Zeitliche Rahmen ist allen bekannt, das Kind weiß also, wann es wieder da sein muss. Ausnahmen gibt es natürlich, aber es bleiben Ausnahmen (sonst wird mein Kind dick und fett und kriegt eckige Augen, denn natürlich haben Großeltern das genetisch verbriefte Recht das Enkelkind zu verwöhnen). In meinen Augen haben Großeltern im Gegenzug aber die Pflicht, den Eltern nicht unnötig ins Habdwerk zu pfuschen, sie hatten ihre Chance Eltern zu sein, die Rolle der Großeltern ist anders aber doch sicher nicht schlechter. So muss eigentlich niemand in Konkurrenz treten.

von Mutti69 am 28.08.2019, 10:37



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das stabielste , was deinem sohn im leben geblieben ist( klingt dramatisch, ist es aber weniger -nur für die seele des kindes ist es realität) sind die grosseltern er hat euch als paar verloren , sicher auch seine alte wohnstääte und den alltag mit euch beiden. lass ihm das bedürfniss zu oma und oma zu gehen und lass auch dort deren regeln gelten, dich mag er deswegen ja nicht weniger . und für mich ist der umgang mit kind , zeit ,die für das kind is , nicht für den umgangselternteil auch finde ich nicht schö, das in der not die eltern zur stelle sein , sich aber nur lieber zurückziehen sollten VIELLEICHT EINEN DEAL. EIN TAG BEI EUCH ;EINEN TAG BEI OMA7OPA

Mitglied inaktiv - 28.08.2019, 10:52



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Lieber Nightcrawler, ich finde super dass ihr hier nachfragt und nicht einfach euch gegen jeglichen Widerstand durchsetzt. Ich möchte dir gerne rückmelden, was mir aufgefallen ist. In deinem Text schreibst du zweimal, die Großeltern seien "ein wichter Ort/Anlaufpunkt" für ihn. Ich glaube, das unterschätzt du und es ist neben der Mutter sein 2. Zuhause geworden (eigentlich 3. nach dem Umbruch mit 2 Jahren). Du möchtest jetzt, dass ihr das seid, aber das geht nicht so schnell. Das wäre das 4. Zuhause in 6 Jahren, wo sich das Kind nun einfinden soll -und uns eine Homezone einzurichten finden wir Erwachsene ja oft schon schwer. Da bin ich beim zweiten Punkt: in deinem Text geht es sehr viel um eure Wünsche: "wir hätten gerne, wir wollen, wir planen, wir möchten". Ich verstehe, dass ihr ihn als Halbbruder gerne integriert, aber ich denke mit 6 darf er doch auch eigene Wünsche ans Wochenende haben und auch an die Rolle als großer Bruder. Jetzt einfach so eine neue Familie sein, auch das geht zu schnell. Wie sähe sein Wunschwochenende denn aus? Hört ihn doch an. Teilt ihm auch euren Wunsch nach gemeinsamer Zeit mit ihm mit. Siehst du irgendeinen Kompromiss zwischen euren Wünschen?

von Elchkäfer am 28.08.2019, 13:28



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Liebe Leute, vielen Dank für eure ehrlichen Antworten! Sie haben mir sehr geholfen, ein paar Dinge anders zu sehen, auch wenn es nicht ganz einfach ist. Ihr habt recht, mein Sohn hat sein zweites Zuhause bei seinen Großeltern. Das merkt man immer wieder. Er ist gerne bei mir und meiner Partnerin, aber bei seinen Großeltern hat er nicht nur ein Spielparadies sondern auch Freunde und ist dort quasi seit seinem zweiten Lebensjahr sehr häufig an den Wochenenden. Es stimmt, dass es nur langfristig und Stück für Stück geht, ein anderes und auch engeres Verhältnis zu meinem Sohn aufzubauen. Im Prinzip ist es sogar so, dass ich immer auch für ihn da war, aber eben auch dann bei den Großeltern. Wir hatten uns da nie alleine. Ich denke, dass ich da nun den Fokus drauf legen muss. Ich vermisse ihn und er vermisst mich auch... darüber reden wir schon immer mal wieder. Es ist bestimmt so, dass ich erst mal wieder langsam diese ganzen Beziehungsseiten aufbauen muss und er dann vielleicht auch öfters wieder Zeit mit mir sucht. Ich finde es eine gute Idee, mit ihm zu sprechen, wie wir ein Wochenende planen können, an dem wir einen Kompromiss machen können. Das werde ich mal versuchen. Ich denke, es bringt nichts, wenn ich einfach durchsetze, dass er bei mir bleibt und Punkt. Das wird ihn auf Dauer eher von mir entfernen.

von Nightcrawler am 28.08.2019, 17:32



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Ist Dein Sohn vielleicht auch einfach lieber bei den Großeltern, weil die sich mehr mit ihm beschäftigen? Was macht er denn gern mit Dir? Ich finde es auch wichtig, Deine Motive zu hinterfragen. Es wäre echt brutal, ihn stärker an Dich zu binden und dann wegen neuem Kind oder neuen Job oder neuer Frau die Zeit nicht mehr in ihn zu investieren. Sowas tut wahnsinnig weh.

von emilie.d. am 28.08.2019, 21:16



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Ich glaube nicht, das es an der Intensität der Beschäftigung liegt, sondern eher an der emotionalen Bindung, die eben eher mit den Großeltern aufgebaut wurde. J

Mitglied inaktiv - 28.08.2019, 21:27



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Hallo nochmals, irgendwie musste ich noch sehr viel an dich und deinen Post denken. Folgende Frage ist etwas übergriffig, gleichzeitig dachte ich, sie könnte hilfreich sein. Deshalb stelle ich sie nun doch: kann es sein, dass du dir einfach unsicher warst wie du deine Vaterrolle leben kannst? Wie du die Zeit mit deinem Sohn gestalten kannst und was er braucht? Das es dir Sicherheit gab, wenn die Großeltern dabei waren und jetzt deine Partnerin? Wenn es so ist möchte ich dir einfach Mut machen, dir Anregungen zu holen, z.B. auch hier im Forum. Viele Männer tun sich da heute schwer, weil sie sich um die Kinder kümmern wollten aber selbst kein väterliches Vorbild dafür hatten. Und noch ein Nachtrag: mit Kompromiss meinte ich z.B. vormittags Großeltern, nachmittags ihr. Oder 1 Tag bei Ihnen mit euch, einer bei euch. Oder ein Freund von ihm darf mitkommen zum Spielplatz, Schwimmen, Zoo etc. Dabei kann das was du über das vermissen schreibst im Gespräch hilfreich sein, weil es ein authentisches Gefühl ist und deinem Sohn einen Wert beimisst. Nicht: "du bleibst, weil ich es so will", sondern: "ich habe Lust und Sehnsucht, mit DIR etwas schönes zu erleben". Da gibt es bestimmt auch tolle Sachen, die mit euch besser gehen als mit den Großeltern und ihn allmählich "locken" könnten: Fußball, Klettern, Radtouren, Sport überhaupt, Kino, mal was am Computer zusammen spielen (natürlich in Maßen). Dann wird er sicher auch euer Zusammensein genießen -trotz anderen Regeln. Alles Gute für euch!

von Elchkäfer am 29.08.2019, 01:01



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Hej! Das glaube ich auch, Pauline. Fürden Kleinen ist bei der Scheidung ja eine Welt zusammengefallen. Das tut es oft schon fürErwachsene, aber die haben dann doch ihr Leben - oft schon einen neuen Patrner, neueAufgaben. Für Kinder sind die Eltern die ersten und wichtigsten Bezugspersonen, wenn das plötzlich wackelt, wackelt die ganze Welt, je kleiner, umso heftiger. Und das Vertrauen in in diese Welt und ihre Stabilität, ihre Zuverlässigkeit, schwindet auch. Da haben die Großeltern einen sicheren Hafen gebildet,den der Kleine auch brauchte. Dafür solltet Ihr dankbar sein. Statt ihm nun diese Welt zu nehmen, solltest Du versuchen, Vertrauen aufzubauen. Er muß ja erst wieder lernen, daß Du zuverlässig da bist - noch ist seine kleine Welt ziemlich in Unordnung mit dem vielen Hin und Her und dieser einschneidenden Erfahrung des Verlusts (den ndas ist es) im Nacken. Und Vertrauen baut sich eben langsam auf, das geht nicht über über ein Wochenende. Natürlich hat Emilie auch Recht: Ist es wieder da, hast Du wieder erreicht, daß sich auch bei Dir sicher udn geborgen fühlt, wäre es doppelt traumatisch (und hier stimmt das Wort sicher), ihn noch einmal zu ent-täuschen. Ein Kind ist eben eine Verantwortung, die man immer hat. Und die nicht nach unseren Wünschen beliebig an- und auszuknipsen ist. ASber das hattest Du ja bereits erkannt. Dein Wünsche sollten hintan stehen - zeig ihm einfach,d aß Du da bist. Ich denke, dann bekommen die Großeltern auch wieder den Raum, den sie als Großeltern verdienen - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.08.2019, 09:18



Antwort auf Beitrag von Nightcrawler

Naja,er ist dort großgeworden,schreibst du ja selber. Ihr müsst nun allerdings auch sehr stabil für ihn sein und dazu nicht erlauben, dass er zu deinen Eltern geht, sobald es bei euch ungemütlich wird. Ihr müsst die Situation souverän meistern. Es ist sicher auch nicht ganz ohne, wenn er mehrere "Zuhause" hat. Wenn deine Eltern allerdings nicht weit von euch weg wohnen, warum können die Freunde deines Sohnes dann nicht auch zu euch kommen? Wie weit wohnen sie entfernt? Verabredungen können ja auch so stattfinden. Bei euch oder wenn ihr alle bei deinen Eltern zu Besuch seid. Da solltest du auch mit deinen Eltern sprechen,dass du/ihr vor dem Kind die erste Geige spielt und sie euch mit Regeln und Verboten nicht in den Rücken fallen. Vielleicht macht es auch Sinn, wenn ihr die Wochenenden komplett bei euch als Familie verbringt. Bei uns ist es bspw so, dass am Wochenende immer Familienzeit ist. Mindestens aber am Sonntag. Da finden dann keine Verabredungen mit Freunden statt. Es sei denn ich arbeite eh, dann ist es für meinen Mann auch eine Entlastung, wenn die Kinder unterwegs sind. Verabredungen könnten unter der Woche bei der Mutter stattfinden. Und am Wochenende ist Zeit nur für euch als Papa und Sohn und Stiefmutter. Zeit für Unternehmungen oder ein Tag bei euch Zuhause mit Spielen etc. Das tut eurem Plan ihn zum großen Bruder zu machen sicher auch gut.

von Monroe am 29.08.2019, 12:49



Antwort auf Beitrag von Monroe

Leider konnte man nicht ganz herauslesen, ob auch unter der Woche die Großeltern und die Freunde besucht werden. Wenn man in der Nähe wohnt, dann wäre das doch sinnvoll, dann müssen sich die Großeltern, der Vater samt Freundin mit Dickbauchwunsch und die Freunde die knäppliche Zeit am Besuchswochenende nicht teilen/streitig machen!

von Mutti69 am 29.08.2019, 13:55



Antwort auf Beitrag von Mutti69

Hallo, vielen Dank für eure detaillierten Fragen und Antworten, die mir wirklich sehr helfen. Ich fange einfach mal von hinten an. Mittlerweile ist es bei mir beruflich so, dass ich meinen Sohn 2-3 mal im Monat an den Wes bei mir habe und ihn auch in der Woche ab und zu von der Schule abholen kann, wenn es bei mir zeitlich passt. Das kann ich aber immer gut planen und er weiß vorab, dass ich komme und ihn dann abhole. Nach den vielen Antworten ist mir klar, dass es vor allem ein Problem meiner Definition als Vater ist. Ich habe meinen Sohn die ersten Jahre bis zur Trennung eng begleitet, weil ich ausschließlich home office machen konnte und nur ab und zu für Termine (alle zwei Wochen) weg musste. Ich war also bis zur Trennung eine sehr wichtige Bezugsperson - von 0,5 bis 2 Jahren war ich alleine mit ihm tagsüber. Danach war es ein deutlicher cut, denn ich war eben nicht mehr so oft dar und ich konnte auch die Nähe aufrecht erhalten. Ich denke vielmehr, dass er sich von mir nun wünscht, dass wir mehr so "Vater-Sohn-Sachen" machen... zum Fußball gehen, ins Kino etc. Da ist er immer ganz Feuer und Flamme. Ein guter Freund von mir meinte mal, dass er sich wahrscheinlich einen vollkommen durchschnittlichen Vater wünscht, der mit ihm die Dinge macht, die alle anderen Väter auch mit ihren Söhnen machen und eben keinen Vater, der "alles" abdeckt. Ich denke, dass dort auch das Problem ist... ich meine, ich müsste ihm immer was ganz besonderes und ganz emotional Nahes bieten, damit er zufrieden ist und glücklich. Ich habe aber immer mehr das Gefühl, dass er das gar nicht will und ich deshalb etwas "unattraktiv" für ihn geworden bin. Vielleicht muss ich mir einfach sicherer werden in meiner Rolle als Vater. Dass auch, weil ich immer versuche/ versucht habe, so ganz anders zu sein, als mein Vater und die Väter meiner Freunde zu sein. Und für dieses anders sein gibt es eben kaum gute Vorbilder in meinem Umfeld. Es ist bestimmt gut, wenn ich mich mit anderen Vätern austausche, um dort sicherer zu werden. Eine gute Idee ist auch, dass wir mit ihm reden und Kompromisse machen und auch seine Freunde zu uns holen und dann hier was machen oder etwas unternehmen. Es braucht einfach Zeit, denke ich, bis sich eine neue und andere Art der Beziehung zwischen uns entwickelt, aber ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt und vor allem mir als dem erwachsenen Part.

von Nightcrawler am 29.08.2019, 17:31



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Das ist nicht ungewöhnlich, dass du der Super-Papa sein willst, der Besondere, der seinem Sohn die Sterne vom Himmel holt. Wahrscheinlich ist es aber auch einfach besser, wenn du ein stabiler Papa bist, der Sicherheit gibt. Und das eben auch durch Regeln, die du aufstellst. Es nützt deinem Kind nichts, wenn du ihm alles erlaubst, er sein darf wo er will und wann er will, er dafür aber keine Stabilität hat im Sinne von Regeln, die unumstößlich sind. Denn eigentlich ist das eine Hauptzutat für ausgeglichene Kinder. Kinder brauchen feste und verlässliche Regeln. Und da bist neben der Mutter eben auch du als Vater gefragt, diese aufzustellen. Es müssen nicht überall die gleichen Regeln gelten, das können Kinder auch sehr gut unterscheiden. Vielleicht denkst du über meinen Vorschlag mit dem Familienwochenende nochmal nach.

von Monroe am 30.08.2019, 06:40