Rund um die Erziehung

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@solelo - bin neugierig geworden

Thema: @solelo - bin neugierig geworden

Hallo, ich habe mit Interesse Deine Internetseite gelesen und habe deshalb einige Fragen. Ich gehe davon aus, dass Du Deine Tochter noch nicht von klein auf "nicht erziehst", oder? Mich würde wirklich interessieren, wie man gerade Kids im Trotzalter nicht erziehen kann, gerade weil man in diesem Alter mit Erklärungen nicht wirklich weit kommt. Natürlich könnte man die Kinder unter Aufsicht alles machen lassen. Ich finde aber manches ziemlich gefährlich. Irgendwie kann ich mir Nichterziehung eher im ländlichen Gebiet mit einer nichtarbeitenden Mutter und eben nur diesem einen Kind vorstellen. Zu mehr dürfte man kaum Zeit aufbringen, weil Nichterziehung wohl um einiges zeitintensiver ist als Erziehung. Mich würde jetzt einfach mal interessieren wie Du das alles umsetzt bzw. wie Du das alles schaffst. Du beziehst Dich einmal auf das Beispiel mit dem Fernsehen und dem Einkaufen. Beides soll gleich gewertet werden und wenn das Kind keine Lust zum Einkaufen hat, soll man eben Kompromisse finden. Ich sage meiner Kleinen dann auch, dass wir dann eben nichts zu Essen haben werden. Ich selbst würde aber den TV gar nicht erst anmachen wenn ich weiß, dass ich noch weg muß. Wie macht man das aber morgens? Wenn beide Eltern arbeiten und man nicht ewig Zeit hat? Ich habe nicht den Nerv morgens lange zu diskutieren, weil ich zu einer bestimmten Zeit auf der Arbeit sein muß. Wir leben nunmal in einer Welt, in der nicht viele Leute "Nichterziehung" praktizieren und ich fürchte, dass die Vorgesetzten es nicht verstehen würden, wenn ich morgens immer zu spät käme, weil ich mit meinem Kind erst über die Notwendigkeit meines Jobs diskutíeren müsste. Wenn ich dagegen irgendwo im ländlichen Gebiet auf einem Hof leben würde, selbst nicht arbeiten müsste und alle Zeit der Welt hätte, würde ich mein Kind auch anders erziehen. Da habe ich auch nicht viele Reibungspunkte. Die Frage ist nur, ob man so weltfremd leben sollte. Unerzogen bedeutet auch, dass die Schule nicht wichtig ist. Vielmehr sollte man das Wissen seinen Kindern selbst vermitteln. Auch hier stoße ich an meine Grenzen. Natürlich hat man die Verantwortung für sein Kind und sollte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Aber wenn man den ganzen Tag nur am diskutieren ist, weil Kinder sehr oft nicht die Notwendigkeiten mancher Sachen sehen, dann fehlt einem die Zeit für sich. Je höher ich mein Kind stelle, desto kleiner werde ich. Dann wird meine Persönlichkeit eingeschränkt, obwohl ich auch Freiraum brauche. Wie soll das neben Arbeit und Haushalt alles funktionieren? Ich kann das nicht nachvollziehen. Gruß Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 10:32



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Hallo, ich habe die Diskussion über ein paar Tage mitverfolgt und musste leise schmunzeln. Das "Nicht-Erziehen" war doch schon mal da in den 70ern und es ist grandios gescheitert. Ich finde es total naiv -wie übrigens das Continuum Concept, an dem mich stört, dass "Urvölker-Verhältnisse" auf eine moderne Gesellschaft übertragen werden. Da steht z.B. dass die Bali-Bewohner nicht mit ihren Kindern spielen, damit diese lernen, sich allein zu beschäftigen. Es ist absolut weltfremd wenn nicht grausam, ein Kind HIER so aufzuziehen. Im Bali-Dorf hat es nämlich jede Menge Nachbarn, Freunde und Geschwister, hier nicht unbedingt. Auch stört mich die Widersprüchlichkeit, mit der gefordert wird, ein Kind zu respektieren und auf der anderen Seite, "Bitte" und "Danke" zu vermeiden. Ich finde Teile des Continuum Concepts gut, meine Tochter (2,5) wurde 16 Monate gestillt, getragen und schläft bei uns im Bett. Aber zurück zum "Nicht-Erziehen". Leider scheinen hier viele drauf abzufahren. Aber Johannas Tochter ist erst 7. Vielleicht sitzt sie in zehn oder zwanzig Jahren vor Johanna und macht ihr bittere Vorwürfe, da sie in dieser Gesellschaft nicht ankommt. Einer Gesellschaft, die anders funktioniert als in dem Mikrokosmos ihrer Eltern? Haben wir Langzeitstudien dieses "Konzepts"? Wird hier die nächste Generation von Egoisten aufgezogen? Ist deine Tochter glücklich, Johanna? Was ist wenn sie sieht wie andere Kinder aufwachsen? Eckt sie bei ihren Freundinnen an? Vielleicht empfindet Sie deine Laissez-Faire-Haltung auch als Ignoranz, Gleichgültigkeit und wird Dir das mal vorwerfen? Ich bin nicht für die autoritäre Erziehung, aber ich möchte meinem Kind eine Führung geben, eine Orientierung und gleichzeitig ein sicherer Bezugspunkt. Deine Theorien zum freie verfügbaren Fernsehkonsum finde ich übrigens völlig absurd, aber das muss jeder selbst wissen. Grüsse, Holle

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 11:39



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Liebe Holle, Zitat Das "Nicht-Erziehen" war doch schon mal da in den 70ern und es ist grandios gescheitert. Zitatende Ich will das gern mal klar stellen: was angeblich in den 70iger Jahren grandios gescheitert ist - worüber man im übrigen auch streiten kann - war die antiautoritäre Erziehunng. Merkst du was? ERZIEHUNG!!!! Hat nichts mit Nicht-Erziehen zu tun :-) Nachlesen darüber kannst du hier: http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/ Ich kenne im übrigen niemand, der so dumm wäre, das CC 1:1 zu übernehmen. Ich glaube, die von dir genannten Unterschied zwischen den Yequana und unserer Zivilsation sind schon klar.... Schön, dass deine Tochter das Glück hatte, so lange gestillt und getragen worden zu sein. Auch schön, dass sie bei euch schlafen darf. Weiter so! Zitat Vielleicht sitzt sie in zehn oder zwanzig Jahren vor Johanna und macht ihr bittere Vorwürfe, da sie in dieser Gesellschaft nicht ankommt. Zitatende Ja, genau. Vielleicht passiert dasselbe auch dir oder anderen Erziehern, wer weiss das schon? Wer kann schon sagen, was in 10 Jahren oder 20 Jahren ist? Aber ich lebe heute mit meinen Kindern im Jetzt. Und dieses Jetzt will ich mir und ihnen schön, angenehm, zufrieden gestalten. Zitat Einer Gesellschaft, die anders funktioniert als in dem Mikrokosmos ihrer Eltern? Zitatende Das verstehe ich nicht? Johannas Tochter lebt nicht nur bei ihren Eltern und wird vom Rest isoliert. Außerdem: wer kontrolliert deinen Fernsehkonsum? Wer schickt dich abends ins Bett? Wer sagt dir: fass dieses nicht an, zieh diese Sachen an? Ist das die Gesellschaft, wie sie da draussen funktioniert? Zitat Haben wir Langzeitstudien dieses "Konzepts"? Zitatende Nein, aber wir haben Langzeitstudien betreffs der Erzogenen. Das spricht ganz klar für die Nicht-Erziehung. ;-) Zitat Was ist wenn sie sieht wie andere Kinder aufwachsen? Zitatende Ich schätze, sie bedauert sie und will ihnen gern erzählen, wie schön es sein kann mit den Eltern zu leben und zu tun, wie man beliebt. Zitat Deine Theorien zum freie verfügbaren Fernsehkonsum finde ich übrigens völlig absurd Zitatende Hauptsache wir haben da mal einen Brocken hingekotzt, ohne Begründung mal ebenso die wohldurchdachten Überlegungen von Johanna abgewatscht. Du magst das ja absurd finden, aber nicht nur die Theorie, nein auch die Praxis zeigen, dass es so funktioniert. LG vina

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 12:08



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Gruß Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 12:16



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"aber ich möchte meinem Kind eine Führung geben, eine Orientierung und gleichzeitig ein sicherer Bezugspunkt." Genau das tut Johanna! 1. durch ihr eigenes Vorbild. 2. sie sagt schon mal ihre Meinung und fragt, ob sie Lust hätte, das oder das jetzt mit ihr zu machen --> sie zwingt sie aber nicht durch Konsequenzen! 3. sie hat stets ein offenes Ohr und auch Augen, um ihre Bedürfnisse zu erkennen 4. sie hält kreativ Ausschau, wie man diesen Bedürfnissen gerecht werden kann, um das Glück aller innerhalb der Familie zu erhalten. Du machst einen großen Gedankenfehler!!!: Du denkst, sie lässt sie einfach machen ohne sich zu kümmern, sich Gedanken zu machen. Nein! Aber sie setzt ihr nichts auf, mit dem Gedanken "das ist schlecht was du tust, du machst jetzt DAS...ansonsten darfst du xy nicht (mehr) tun." Sie gibt ihr nicht das Gefühl, dass sie etwas noch nicht kann und dass sie es besser weiß als das Kind selbst. Was sie aber tut: Sie macht Angebote, die der Befriedigung der Bedürfnisse dienen und der eigenen Persönlichkeit des Kindes nicht entgegen stehen. Stehen sie ihren Bedürfnissen klar entgegen, ist sie für Kompromisse bereit. Ich habe auch lange gezweifelt, ob das so wirklich möglich ist. Mittlerweile denke ich aber, dass Nicht-Erziehung Erfolg hat. Die Kinder können sich wesentlich besser einschätzen als Kinder, die immer in Richtungen gezogen/erzogen wurden. Kinder folgen sowieso ihrer Herde ;-) und versuchen alles bestmöglich nachzumachen. Das hat die Natur sowieso so eingerichtet. So wie man Kindern die Kontrolle über ihre Körperausscheidungen abgewöhnt indem man ihnen Windeln anzieht. Genauso kann man ihnen die Kontrolle über alle anderen Grundbedürfnisse abgewöhnen. Wichtig ist, dass man ihnen die richtige Umgebung schafft, ihre Bedürfnisse (Primär- und Sekundär) zu befriedigen. Problem ist: Durch Erziehung durch Strafen, Konsequenzen, Loben, Ablenken vom gerade aufkommenden Bedürfnis... verzerrt man das Fühlen und Befriedigen der Bedürfnisse beim Kind. Das Ausmaß der Verzerrung wird klar, wenn man mit der Nicht-Erzieung beginnt. Alles bisher Verbotene wird nun ausgelebt, das Lernen die eignen Bedürfnisse zu erkennen und richtig zu befriedigen muss erst wieder erlernt werden, Unsicherheit ob die Befriedigung des Bedürfnisses auf die empfundene Art erlaubt ist... Das gesamte System zur Schaffung eines inneren Gleichgewichtes muss sich erst wieder einpendeln. Je mehr man erzogen hat, desto länger wird es dauern. Aber anschließend kann man einen ausgeglichenen Tagesablauf erkennen, ohne Anzeichen von Süchten oder sonstigen. Denn für diese besteht kein Nährboden - nämlich die Ersatzbefriedigung eines nichtbefriedigten Bedürfnisses ;-) Beim Thema Essen wurde schon nachgewiesen, dass Kinder dieses Grundbedürfnis optimal befriedigen können, indem man zwei Gruppen bildete. Die einen bekamen das Essen gemäß wissenschaftlicher Grundlagen zu festen Zeiten und festgelegten Mengen und die anderen konnten frei wählen wann sie was davon essen. Wie man sieht: man muss aber das passende Umfeld schaffen - hier: die vom Körper benötigten Nahrungsmittel (Inhaltsstoffe) bereitstellen. Wenn man Angst hat das Kind äße zu viel Schokolade oder anderes Naschzeug, dann hat man das Wer länger keine Süßigkeiten gegessen hat, der hat auch kein Verlangen mehr danach. Fängt man wieder an, dann geht es von vorne los. Das stimmt so aber nur, wenn bereits eine Sucht nach dem Zeugs eingetreten ist. Also, wie gesagt, ich war lange nicht überzeugt. Aber habe viel drüber nachgedacht und auch mit entwicklungspsychologischen Grundlagen verglichen. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass es richtig umgesetzt bestens zum Wohl des Kindes funktionniert. Nur jeder selbst Erzogene muss halt ne Menge Selbstdisziplin aufbringen, um es umsetzen zu können. Vor allem muss man erstmal überzeugt sein, dass es funktionnieren wird damit man seine angsteinflößenden Vorbehalte abwerfen kann. Denn: sobald man nur ein bisschen erzieht, fällt das Gleichgewicht ins Ungleichgewicht - auch wenn dieses nicht so gravierend abweicht als wenn jemand autoritär erzieht. LG

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 16:42



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"Wenn man Angst hat das Kind äße zu viel Schokolade oder anderes Naschzeug, dann hat man das Wer länger keine Süßigkeiten gegessen hat, der hat auch kein Verlangen mehr danach. Fängt man wieder an, dann geht es von vorne los. Das stimmt so aber nur, wenn bereits eine Sucht nach dem Zeugs eingetreten ist." umgewandelt in: "Wenn man Angst hat das Kind äße zu viel Schokolade oder anderes Naschzeug, dann hat man DIESES ZEUGS EINFACH NICHT IM HAUSE. Wer länger keine Süßigkeiten gegessen hat, der hat auch kein Verlangen mehr danach. Fängt man wieder an, dann geht es von vorne los. Das stimmt so aber nur, wenn bereits eine Sucht nach dem Zeugs eingetreten ist." LG

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 16:46



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Hallo, ich möchte jetzt keine Grundsatzdiskussion anzetteln und ich halte es ja nicht für grundsätzlich falsch nicht zu erziehen. Ich möchte nur wissen, wie man das so einfach umsetzen kann. Meine Frage war, wie man es überhaupt schafft, alles unter einen Hut zu bringen, wenn ich doch den ganzen Tag versuche mit meinem Kind Kompomisse zu finden. Denn mich fragt ja keiner, ob ich Lust zu irgendwas habe. Als Erwachsener hat man nunmal feste Termine, an die man sich halten muß und man kann es dann nicht darauf anlegen dem Kind durch "learning by doing" vermitteln, dass es doch eigentlich wichtig gewesen wäre, rechtzeitig auf der Arbeit zu erscheinen. Für mich hört es sich einfach so an, als würde das Kind plötzlich über den Eltern stehen. Wenn die Eltern sich also abends mal Gäste (ohne Kind) einladen, stelle ich mir das so vor, dass das Kind das gleiche Recht hat so lange aufzubleiben, wie die Gäste da sind. Es ist ja gleichberechtigt. Wenn es - egal was - zu sagen hat, muß man es wichtig nehmen, sonst diskriminiert man es. Ich bin also quasi verpflichtet, mein eigenes Leben komplett hintenanzustellen, bis mein Kind das Elternhaus verlässt und auf eigenen Füßen steht. Ich will doch einfach nur wissen, wie man das umsetzen kann. Wie macht man das? Wenn man alles mit dem Kind ausdiskutiert, hat man doch keine Zeit mehr für andere Sachen, die auch wichtig sind. Natürlich würde das Kind irgendwann von selbst darauf kommen, da bin ich sicher. Aber bis dahin habe ich keinen Job mehr und im privaten Bereich wären auch viele erstaunt, wenn ich mir mein Leben von einem Kind vorbestimmen lasse. Es wäre wirklich schön, wenn darauf mal einer eingehen könnte. Gruß Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 18:37



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Ich kann Dir das sooo direkt auch nicht beantworten. Wenn die "Nicht"-Erziehung hier hin und wieder den Eindruck hinterläßt, den Du beschrieben hast, dann kann ich nur wiederholen, daß ich mich dann nicht als "nicht"-Erzieherin verstehe. Natürlich gehen wir zur Arbeit, und meine Tochter wurde schon zwangsweise und unter Gebrüll bei der inzwischen ungeliebten Tagesmutter abgegeben, weil es keine andere Möglichkeit gab. Das ist nicht zu diskutieren, das muß gemacht werden. Natürlich versuchte ich vorher, meinem Kind das Ganze durch Verhandlung, Erklären etc... schmackhaft zu machen, aber sie blieb fest und wollte nicht (mit gutem Grund). Andere Betreuungsmöglichkeit gab es nicht, obwohl ich mich dringend bemühte. Dann kann ich es nicht ändern. Man versucht aber eben, nur das allernötigste auf diese Weise durchzusetzen. Je größer die Kid´s werden, umso weniger kommt man ihnen ja bei, indem man sie einfach überfährt. Ziehst Du Dein Baby noch gegen seinen Widerstand an, ein 4-jähriges Kind gewiß nicht mehr. Das muß kooperieren. Bei Medikamentengaben muß es kooperieren, beim Zähneputzen, bei Arztterminen. Also ist es unsere Aufgabe, Kinder so ernst zu nehmen und solche Umstände zu schaffen, daß es in der Lage ist, zu kooperieren. J.Juul ("Das kompetente Kind") vertritt die Ansicht, daß Kinder kooperieren wollen, immer. Stellen sie die Kooperation ein, dann hat es einen Grund. Den herauszufinden und zu beseitigen, ist unsere Aufgabe. Deine persönlichen Grenzen hingegen - wie den Wunsch danach, mit einem Besuch ungestört reden zu können - kann man versuchen, einem Kind in einem bestimmten Alter deutlich zu machen. LG Elke

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 18:58



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bei uns wird nichts "ausdiskutiert". gut, unsere kinder sind noch klein, aber auch in meiner kindheit (ebenfalls schon nicht-erzogen, übrigens bin ich eins der kinder bei denen das erziehungskonzept, wer sagte das denn hier, so "grandios gescheitert" ist -musste doch schmuzeln) und jugendzeit gab es keine diskussionen. nicht mehr als anderswo. nicht-erziehung ist ein lebensstil. kinder werden als gleichberechtigt angesehen. keine belohnungen, strafen etc. in der folge lebt man MIT den kindern und nicht gegen sie. natürlich verlangt es den erwachsenen im vergleich zur "konventionellen" erziehung mehr ab, weil sie sich auf die kinder einstellen müssen, anstatt über ihren kopf hinweg zu entscheiden. dennoch ist es möglich, völlig normal zu leben. für uns und unsere kinder sogar die einzige möglichkeit, denn wir hätten eine katastrophale familie, würden wir versuchen unseren stolzen sensiblen kindern etwas von oben durchzubefehlen. in deiner frage klingt die angst mit, dass kinder, wenn sie nicht durch erziehung reglementiert sind, aus dem ruder laufen und sich möglichst kontraproduktiv verhalten (nicht als angriff werten, falls das jetzt aggressiv rüberkommt, bin ich eile). das ist nicht der fall! laut meiner erfahrung sogar das gegenteil. mir fehlt jetzt die zeit das weiter auszuführen, aber gib doch "nichterziehung" als stichwort in der suche ein, darüber wurde vor wochen schon gesprochen. lg miebop

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 19:16



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Hallo Iris, ich muss miebop recht geben. Es ist mehr eine gesamte Einstellung, denn es reflektiert auch auf andere Beziehungen, die du führst. Ich sehe oft bzw. denke, wenn ich es beobachte, dass Erziehung doch eine riesige Masse an Arbeit, Kampf, Stress, Terror, Unwohlsein mit sich bringt. Da sehe ich die Nicht-Erziehung als unheimlich einfach, angenehm, stressfrei. Selbstverständlich gibt es auch Momente, da muss man geduldig sein - wie im täglichen Leben mit anderen Menschen auch. So wie du das beschreibst, was du bisher von Nicht-Erziehung verstanden hast, haben wir noch viel Arbeit hier vor uns :-) Die Basis ist, dass dein Kind gleichberechtigt mit dir leben soll .. nicht über dir, nicht unter dir. Es ist ausser Frage, dass du als Erwachsener in der Famillie nun mal fürs Geldverdienen zuständig bist.. das tust du mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln ... du kannst das mit deinem Kind ausdiskutieren (solltest du auch), dennoch musst du natürlich pünktlich dort sein, egal ob dein Kind das in dem Moment versteht oder nicht. Da braucht man sich nichts vormachen. Man hätte das vielleicht gern in dem Moment geklärt, aber es funktioniert nicht, gut.. dann verschiebt man es auf den Nachmittag und nimmt das Gespräch noch mal auf. Das Gästeproblem habe ich nicht verstanden. Natürlich sind meine Kinder auf, wenn Gäste kommen, oder eben nicht, weil sie im Bett sind, freiwillig. Aber ich stecke meine Kinder nicht der Gäste wegen ins Bett (würde sich mein Grosser auch gar nicht gefallen lassen :-)). Warum auch? Wo ist das Problem? Natürlich hat das Kind das Recht aufzubleiben, solange die Gäste da sind. Erfahrungsgemäß tut mein Sohn das selten. Oft haben wir Besuch von Leuten, die ihre Kinder mitbringen, da kann es passieren, dass mitten aus dem Toben heraus mein Sohn zu mir kommt und bittet ins Bett gebracht zu werden. Bei "nur" Erwachsenen langweilt er sich irgendwann dermassen, dass er auf meinem Schoss oder neben mir auf der Couch einschläft, oder wir sehen ihn gar nicht, weil er in irgendeinem anderen Zimmer was anderes tut. Was meinst du mit dem wichtig nehmen, egal was es sagt? Im Bezug auf Gäste? Meinst du, dass dein Kind deine Gespräche stört und unterbricht? Ich weiß nicht wirklich was ich dir raten soll. Wie macht man das? Es ist eine Einstellung. Es beginnt mit dem Menschenbild. Frage dich im Umgang mit deinen Kinder: was würde ich in der Situation mit meiner Freundin tun? Dann handle so. Z.B. die Arbeitssituation: Deine Freundin sagt: Ach komm Iris, es ist gerade so schön, lass uns noch bis zum Essen weitermachen. Du: Nee, ich muss los. Meine Arbeit beginnt in 30 Minuten. Sie: Ach, komm, is doch gerade so schön. Du: Ja, da hast du recht. Finde ich auch, aber mein Chef wird da kein Verständnis für haben. Ich muss jetzt wirklich gehen. So, und da dein Kind nicht die Erfahrung deiner Freundin hat, sprich nicht genau weiß, dass davon eure Miete, euer Auto, euer Essen etc. abhängen, erklärst du das. Fertig! Dann gehts auf Arbeit. LG vina

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 20:03



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Hallo, hm, ich weiß nicht genau, wie ich es verständlich machen soll. Das was Du sagst, hört sich ja gut an: "Ich sehe oft bzw. denke, wenn ich es beobachte, dass Erziehung doch eine riesige Masse an Arbeit, Kampf, Stress, Terror, Unwohlsein mit sich bringt. Da sehe ich die Nicht-Erziehung als unheimlich einfach, angenehm, stressfrei." Aber im Endeffekt glaube ich nicht daran, dass es so stressfrei ist. Denn warum greifen Erzieher denn ein? Doch nicht aus Willkür, sondern weil es in diesem Moment eben wichtig ist. Und wenn es einem Nichterzieher in dem Moment wichtig ist z.B. rechtzeitig zur Arbeit zu kommen (und ich rede jetzt nicht von einem verschlafenen Tag oder so, also ganz normal mit ausrechend Zeit - eigentlich), dann wird er doch auch nicht anders handeln als ein Erzieher, oder? Das hast Du doch auch geschrieben (Es ist ausser Frage, dass du als Erwachsener in der Famillie nun mal fürs Geldverdienen zuständig bist.. das tust du mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln ... du kannst das mit deinem Kind ausdiskutieren (solltest du auch), dennoch musst du natürlich pünktlich dort sein, egal ob dein Kind das in dem Moment versteht oder nicht. Da braucht man sich nichts vormachen. Man hätte das vielleicht gern in dem Moment geklärt, aber es funktioniert nicht, gut.. dann verschiebt man es auf den Nachmittag und nimmt das Gespräch noch mal auf.) Das Gästeproblem war nur ein Beispiel. Natürlich treffen wir uns auch mit Familien und da sind die Kids dann natürlich dabei. Aber manchmal kommen auch mal Freunde ohne Kinder und dann möchten wir uns eben auch ohne Kinder unterhalten. Bei uns ist das kein Problem, weil die Kids dann eben schon im Bett (bzw im Zimmer) sind. Bei uns ist ab 20.30 Uhr (dann geht die Große ins Bett) Elternzeit, denn auch wir brauchen unseren Freiraum. Sollte noch etwas dringendes zu klären sein, ist das natürlich etwas anderes. Ein Kind mit Sorgen würden wir nie wegschicken. Aber zum 20sten Mal Pipi machen geht eben nicht. "Was meinst du mit dem wichtig nehmen, egal was es sagt?" Auf der Unerzogen-Homepage habe ich einen Artikel gefunden in dem steht, dass alles, was ein Kind sagt, genauso wichtig ist wie das, was ein Erwachsener sagt. Ich weiß jetzt nicht, ob da mit dem Alter des Kindes Unterschiede gemacht werden, aber es kam jedenfalls nicht so rüber. Der Kleine Mensch ist ja gleichberechtigt mit dem Großen und deshalb ernst zu nehmen. Ich will jetzt gar keine Beispiele anführen, da gibt es einige, bei denen sich mir nur gedanklich die Haare sträuben. Vielleicht ist der Knackpunkt aber auch einfach der, dass die Nichterzieher bereits vom fertigen nichterzogenen Kind ausgehen, bei dem alles schon "klappt" und die Erzieher von ihrem jetzigen Kind ausgehen, welches natürlich sehr extrem auf eine plötzliche Nichterziehung reagieren würde. LG Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 22:07



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Warum denkst du, dass die Aussagen deines Kindes manchmal nicht so ernst zu nehmen sind wie die von Erwachsenen? (kommt zumindest so bei mir an) Weil sie noch nicht deinen Wissensstand haben und deshalb unter dir stehen? Weil es dir zu stressig ist, eine vernünftige Antwort aus dem Blickwinkel des Kindes zu geben? Also ich würde mir als Mensch (egal ob Kind oder Erwachsener) sehr mies vorkommen, wenn ich mit einem Lächeln oder "das verstehst du (noch) nicht" abgestempelt werden würde. Und ein Erwachsener würde sich das (auf Dauer)nicht gefallen lassen, weil er sich in seinem Menschsein gekränkt fühlen würde. Aber lässt sich das ein Kind gefallen? Nein, es rebelliert (schreien, stampfen, weinen, schimpfen, ausreißen,....) und wird es dann immer noch nicht beachtet, dann resigniert es. Denn es hat einen entscheidenden Nachteil zum Erwachsenen: es kann nicht einfach weg, schon allein aus rechtlichen Gründen! Das als Erwachsener auszunutzen, indem man frei nach dem Motto "da muss es durch, denn weg kann es ja eh nicht" denkt, ist respektlos. Respektvoll wäre ein gleichberechtigtes Miteinandersprechen, wobei man dem weniger Wissenden die Dinge ganz normal erklärt. Damit ein jeder Mensch den anderen versteht, ist es unabdinglich auf seiner Ebene zu sehen und zu denken ;-) "Denn warum greifen Erzieher denn ein? Doch nicht aus Willkür, sondern weil es in diesem Moment eben wichtig ist." Sicher häufig, aber nicht immer. Wenn du auf Arbeit musst, dann geht es eben nicht anders. Und Kinder, die wissen, dass sein Gegenüber sonst niemals ungerecht, willkürlich handelt, zeigen in diesen wichtigen Momenten auch keine Gegenwehr - sie kooperieren. Sie sind sich sicher, dass es einfach wirklich sein MUSS. Erzieher handeln aber häufig willkürlich - hier ein paar Beispiele: 1. Essen: entweder zusammen am Tisch zu vorgegebener/ festgelegter Zeit oder gar nicht mehr --> nachweislich wirkt sich ein "falscher Zeitpunkt" auf die Essensmenge aus (Kinder essen dann weniger) 2. Essen: Machtkämpfe beim Essen, weil die Eltern der Meinung sind, das Kind muss mehr essen. Richtige Fütterungsorgien entstehen: "Du bleibst so lange sitzen bis der Teller leer ist", "wenn du jetzt nicht aufisst, dann können wir dann nicht xy tun, da du keine Kraft hast." oder "Ein Haps für die Mama, ein Haps für den Papa,..." --> so kann man nachweislich perfekte Essstörungen anerziehen. Das Kind selbst weiß besser wieviel es gerade braucht - auch das wurde bereits nachgewiesen. 3. Schlafengehen: um die und die Uhrzeit wird bettfertig gemacht, dann die Gute-Nacht-Geschichte... und wenn das Kind zu lange trödelt, wird die Gute-Nacht-Geschichte gestrichen. --> typischerweise zeigen alle Kinder, die zum Schlafen geschickt werden, eine Abwehrhaltung; auch wenn bereits Anzeichen zur Müdigkeit da sind und somit ein Schlafbedürfnis besteht. Da Schlafen zu den Primärbedürfnissen zählt, kann man es analog zum Essverhalten betrachten 4. Fernsehen: "Du darfst eine Stunde Fernsehen schauen, danach wird der Fernseher ausgeschaltet." Teilweise sogar, wenn die Serie dann noch nicht zu ende ist. --> Dazu kenn ich keine Studien, aber so wie die Nicht-Erzieher schreiben, werden dann in etwa die Richtlinien zur Stundenzahl Fernsehenschauen automatisch eingehalten; sprich auch hier empfindet das Kind automatisch ein "Sättigungsgefühl" und ist fähig dem nachzugehen 5. ... Der Erwachsene greift also überall in das innere Gleichgewichtsgefühl des Kindes ein und verzerrt nicht nur die Wahrnehmung sondern auch die Befähigung zur ausgleichenden Bedürfnisbefriedigung. Ganz klar, dass die Kinder dann bei allem einen "Haken" vermuten. Wehren sie sich öfter unterstellen Erwachsene ihnen von vornherein, dass sie das noch nicht können oder noch lernen müssen - eine FEHLinterpretation! Verstehst du? LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 10:21



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Hallo Susanne, es ist nicht so, dass ich die Fragen oder Aussagen meiner Kinder nicht ernst nehme. Das habe ich nie behauptet. Aber jeder hat schon erlebt, dass Kinder ein Gespräch unterbrechen, damit sie wieder im Mittelpunkt stehen. Und jetzt erkläre mir nicht, dass das jetzt eines meiner Probleme als Erzieher wäre. Ich persönlich habe noch bei keinem Kind (zumindest bis Ende KiGaalter) erlebt, dass es gerne wartet, wenn sich zwei Erwachsene unterhalten. Ich bin auch kein Befürworter von: Kinder haben den Mund zu halten, wenn ERwachsene reden, sondern einfach, dass man jemanden zu Ende reden lässt. Das ist für Kinder aber sehr schwer (bis zu einem gewissen Alter). Und genau aus dem Grund ist es doch hin und wieder mal schön, wenn man mit guten Freunden einfach mal so ohne Kids zusammensitzen kann. Ich bin ja nicht nur Mutter. Ich als Erzieher bin übrigens kein Mensch, der die Kinder dazu auffordert den Teller leer zu essen. Ich höre ja selbst auf, wenn ich satt bin. Aber ich schicke sie zu einer bestimmten Zeit ins Bett. Da sie dann binnen zwei Minuten einschlafen (nach Gute-Nacht-Ritual) gehe ich davon aus, dass es so falsch gar nicht sein kann. Wir haben jedenfalls keine Probleme mit dem Zubettgehen. Und natürlich überwache ich das Fernsehen meiner Kinder. Sie würden von morgens bis abends fernsehen oder auch Nintendo spielen, zumindest in der kalten Jahreszeit. Es würde Monate dauern, bis sich das eingependelt hat und das muss man entweder schon von klein auf praktizieren, oder es sein lassen (da die Schule auf jeden Fall darunter leiden würde). In einem Artikel habe ich etwas tolles gelesen: Konsequenz ist gut, solange sie auf Liebe beruht. Dort wird zwischen einem autoritären Erziehungsstil und einer kindorientierten Erziehung unterschieden. In einer kindorientierten Erziehung macht das Kind den Erwachsenen zu seiner Autorität, indem es sich an ihn bindet. Bezugspersonen sind für ein Kind natürliche Autoritäten. Und solange die Bezugspersonen verantwortungsvoll damit umgehen, werden die Kinder das auch als ganz natürlich annehmen. Wie gesagt, ich lehne die Nichterziehung ja nicht ab, sondern denke einfach, dass es für einen selbst passen muss. Wir sind glücklich mit unserer Art der Erziehung und somit besteht für uns kein Handlungsbedarf. Ich mache mir einfach nur Gedanken über die Nichterziehung und kann manches nicht nachvollziehen. Deshalb meine Fragen. LG Iris

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 14:21



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Hallo, ich greife mir nur mal etwas aus deiner Aussage heraus: Zitat Konsequenz ist gut, solange sie auf Liebe beruht. Dort wird zwischen einem autoritären Erziehungsstil und einer kindorientierten Erziehung unterschieden. In einer kindorientierten Erziehung macht das Kind den Erwachsenen zu seiner Autorität, indem es sich an ihn bindet. Bezugspersonen sind für ein Kind natürliche Autoritäten. Und solange die Bezugspersonen verantwortungsvoll damit umgehen, werden die Kinder das auch als ganz natürlich annehmen. Zitatende Da fiel mir ein, ich verstehe nicht, warum man glaubt (also ich meine nicht dich, sondern generell), dass Autorität mit Erziehung gleichzusetzen ist bzw. eine Autorität zu sein, automatisch Erziehungsbestrebungen mit sich bringt. Ich bin bestimmt eine Autorität für meinen Sohn, er fragt mich um Rat, fragt mich, wie die Welt funktioniert. Ich beantworte ihm seine Fragen, gehe aber nicht davon aus, dass er meinem Rat folgt. Es ist seine Entscheidung. Autoritäten dienen ganz sicher der Orientierung. Man sucht sich diese und orientiert sich an ihnen, ganz freiwillig. LG vina

Mitglied inaktiv - 11.01.2007, 17:37



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oh, entschuldige.. ich dachte, du wolltest eine Antwort von Johanna, ich wollte da jetzt nicht vorweg greifen. lg vina

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 12:24



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Hallo, ich freue mich über jede Antwort von Nicht-Erziehern, da es wohl trotzdem Unterschiede gibt. Gruß Iris

Mitglied inaktiv - 10.01.2007, 13:11