Frage: Geschwisterkrise?

Liebe Frau Henkes, Vor ca. 2 Wochen ist mein 3 1/2 jähriger Sohn großer Bruder geworden. Wir versuchen ihn so gut wie möglich emotional aufzufangen, in dem wir ihm weiterhin sehr viel Aufmerksamkeit schenken und es vor allem auch mit mir als Mutter viel Allein-Zeit gibt, die er auch aktiv anfragt (z.B. gemeinsames Einkaufen gehen, was er liebt, oder auch das gute Nacht Ritual). Er und ich hatten und haben eine sehr enge Bindung zueinander. Dennoch leidet er natürlich ein wenig unter der neuen Situation, was sich vor allem mit Provokation seinem Vater und mir gegenüber äußert, aber wir lernen damit umzugehen und begleiten ihn so gut wie möglich da durch. Zu seinem Bruder ist er sehr fürsorglich und lieb. Nun hat mir aber auf Nachfrage seine Erzieherin im Kindergarten erzählt, dass er seit der Geburt immer sehr müde ist und schwer zu motivieren, was gar nicht zu ihm passt. An Schlafmangel in der Nacht kann es nicht liegen. Er schläft weiterhin durch und nicht im gleichen Zimmer wie das Baby. Auch kommt er mir immer wieder sehr traurig und verhalten vor, v.a. Wenn ich das Baby im Arm habe. Ist dies noch im normalen Rahmen der nachgeburtlichen Geschwisterkrise? Vor allem die Aussage der Erzieherin macht mir Sorgen. Vielen Dank für Ihre Einschätzung!  

von Nephi1 am 18.04.2024, 10:10



Antwort auf: Geschwisterkrise?

Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes aufgrund der Entthronung durch den neugeborenen Bruder ist völlig normal. Mit seinen Provokationen Ihnen gegenüber versucht Ihr Sohn, sich Ihre Aufmerksamkeit zu sichern. Er befürchtet ja unbewusst, durch den Bruder aus Ihrer Gunst verdrängt  zu werden. Kinder handeln dann oft nach dem Motto, negative Aufmerksamkeit ist besser als keine Aufmerksamkeit. Möglicherweise ist Ihr Sohn seit der Ankunft des Bruders eher bedrückt, weil er seine aggressiven Impulse noch nicht mobilisieren konnte, um sich neben dem "Eindringling" zu behaupten. Eventuell will er es Ihnen auch recht machen, indem er sich wohlverhält. Zwei Wochen sind eine kurze Zeit für einen Dreijährigen, um sich an eine so veränderte Familiensituation zu gewöhnen. Mit der Zeit wird sich dieses Bedrücktsein sich wieder legen und Ihr Sohn wird vielleicht eine Zeitlang aktiver seine Bedürfnisse in den Vordergrund rücken. Sie können einen Dreieinhalbjährigen schon auf Ihren Eindruck ansprechen: "Ist für dich gar nicht so leicht auszuhalten, dass ich mich jetzt auch um deinen Bruder kümmere." Dann kann er Ihnen etwas dazu sagen und Sie können entsprechend auf ihn eingehen. Im Kiga sollten die Erzieher/innen Ihren Sohn eine Zeitlang etwas stärker motivieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 18.04.2024



Antwort auf: Geschwisterkrise?

Hallo Nephi, ich bin keine Expertin, aber ich berichte dir mal wie das bei uns war. Nachdem unser Sohn geboren war hat unsere Tochter ihn immer und immer wieder auf den Kopf geschlagen und quer übers Gesicht gekratzt, oftmals so "aus dem Nichts" heraus, dass wir es nicht geschafft haben sie davon abzuhalten. Als der Kleine viele Monate später stehen konnte, hat sie ihn geschubst oder sich auf ihn draufgesetzt oder ihm die Finger in der Schublade eingeklemmt. Je nach Temperament (und Alter) des erstgeborenen Kindes können die Reaktionen auf das Geschwisterkind also deutlich heftiger ausfallen. Euer Sohn braucht Zeit um das zu verarbeiten, 2 Wochen sind da leider nichts, das dauert meistens viele Monate. Unser "Kleiner" ist mittlerweile 15 Monate alt und auch jetzt würde ich noch nicht behaupten, dass unsere Tochter es komplett überwunden hat. Das ist aber bestimmt auch sehr individuell. Das Wichtigste was ihr machen könnt, ist eurem Sohn immer wieder zu vermitteln, dass ihm eure Liebe erhalten bleibt und er sie nicht durch das Baby verliert. 

von Baghira222 am 18.04.2024, 12:50