Frage: Kind gibt vor, was ich sagen soll

Liebe Frau Henkes, mein Sohn, 3.5 Jahre, gibt mir jetzt immer häufiger vor, was ich sagen soll, in einer zwanghaften Weise. Beispiel: ich bitte ihn noch vorm Schlafen gehen aufs Klo zu gehen. Dann sagt er "sag bitte, dass ich auf Klo gehen soll" "sag jetzt, dass ich meine Hose runterziehen soll", er möchte also, dass ich ihn zu jedem Arbeitsschritt auffordere. Wortgenau. Weiche ich vom Satzbau ab, flippt er aus, und bettelt, dass ich es genau so sagen soll. Da ich nicht möchte,  dass er darüber bestimmt, was ich sage, teile ich ihm das mit und es endet meistens trotzdem in einem riesen Drama.  Er neigt sowieso zu Routinen, das bestimmte Dinge genau einen bestimmten Ablauf haben müssen, und wiederholt diese Routinen, solange, bis der Ablauf korrekt ist. In seinen Routinen lasse ich ihn  bislang gewähren, solange es mich nicht direkt betrifft (also er mir vorgibt was ich tun soll, außer beim Verabschiedungsritual vor der kita, das gestehe ich ihm ein). Ich weiß nicht, warum er das macht. Will er bestimmen? Will er Sicherheit herbeiführen, indem er der Verlauf vorbestimmt? Ist das der Beginn von einem Rollenspiel? Manchmal erwische ich mich, wie ich seine Sätze wiederhole, weil es schnell gehen muss und ich das Drama jetzt nicht provozieren will. Aber soll ich ihm weiter entgegnen, dass er nicht über mich und meine Sätze bestimmen darf?   Über einen Ratschlag würde ich mich freuen, vielen Dank!

von Fluchti am 09.05.2024, 08:45



Antwort auf: Kind gibt vor, was ich sagen soll

Guten Tag, Sie gehen mit dem Verhalten Ihres Sohnes ganz angemessen um. Es ist gut möglich, dass Ihr Sohn dieses Ritual als stabilisierend erlebt. Es geht jedoch vermutlich vor allem um Dominanz und Grenzen. Hier müssen Dreijährige erleben, dass sie nicht über die Eltern bestimmen können. Es gibt ausgewählte Situationen, in denen sie auch schon bestimmen können. Dazu gehört aber nicht, den Eltern vorzuschreiben, was sie zu sagen haben. Für Ihren Sohn ist es frustrierend, wenn Sie nicht auf ihn hören. Aber in diesem Entwicklungsschritt geht es genau darum, zu lernen,mit solchen Frustrationen angemessener umzugehen. Unterstützen Sie ihren Sohn dabei, indem Sie mit ihm nach Alternativen suchen. So kann er sich z.B. selber vorsagen, was er jeweils machen soll. "Ich gehe jetzt aufs Klo." Sie können Ihrem Sohn die Routinen, die er sich selbst geschaffen hat, lassen. In seinem Alter wirken sie häufig stabilisierend. Sie zeigen ihm, dass er schon genau weiß, was alles in welcher Reihenfolge zu geschehen hat. Wenn diese Entwicklungsstufe bewältigt ist, geben Kinder diese Routinen dann auch wieder auf. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 10.05.2024