Frage: Wildes toben

Liebe Frau Henkes! Mein Sohn wird im Sommer 4 Jahre alt und besucht seit September 2023 den Kindergarten und hat letztes Jahr im Mai einen Bruder bekommen. Der Kleine ist leider kein "pflegeleichtes" Baby, denn er quengelt viel und ist ständig unzufrieden. Der Große war und ist ein aktiver und neugieriger Junge, aber zur Zeit ist er sehr wild. Er verletzt niemanden, aber sein Toben geht meiner Meinung nach in die wilde und aggressive Richtung. Im Kindergarten ist er ganz normal, sobald er nach Hause kommt, aber auch wenn kein Kindergarten ist, ist er wie ausgewechselt. Es gibt Phasen wo er tagsüber ganz normal ist und man mit ihm ordentlich reden kann , aber es gibt dann wieder Phasen wo er auf einmal sehr wild wird, egal ob drinnen/draußen, während dem Spielen oder einfach beim Reden. Er fängt einfach an laut zu sein, zu laufen, zu springen, Sachen zu machen die er nicht darf (zB. auf den Esstisch legen), blöde Antworten zu geben und nicht folgen. Wenn wir gemeinsam zB. etwas mit den Bausteinen bauen, dann zerstört er meine Sachen, wenn ich ihn etwas frage, dann antworter er in einem aggressiven Ton und sagt zur Zeit auch Wörter wie: blöde Mama, blöder Papa, Kacka Mama/Papa. Kleine und leichte Spielsachen wirft er einfach so durch die Gegend, seinen Bruder umarmt oder küsst er so fest, dass der Kleine dabei umfällt. Während dem Essen steckt er seine Hand in sein Glas und wäscht sich die Hände und wenn ihm etwas nicht passt, dann ist sowieso Ausnahmezustand. Wenn die Großeltern zu uns kommen, dann ist er auch laut, wild und übertreibt mit seinem Verhalten. Wenn wir oder die Großeltern sagen dass er aufhören und ruhiger sein soll, dann hört er nicht auf. Mein Mann und ich versuchen ruhig zu bleiben und mit unserem Sohn auch ruhig zu reden, aber das bringt nichts, es ist ihm alles egal. Jeden Tag erklären wir ihm, dass er nicht so "wild" und auch mit seinem Bruder liebevoll umgehen soll. Ich habe ihm auch gesagt, dass andere Kinder keine Lust haben werden mit ihm zu spielen, wenn er wild ist.Seine Spielsachen habe ich jetzt einmal in den Keller geräumt, da er diese durch die Gegend geworfen hat und ich das nicht in Ordnung finde. Ist dieses Verhalten vom Großen nur eine Phase oder sucht er Aufmerksamkeit? Und die wichtigste Frage ist: Was können wir als Eltern tun bzw. wie damit umgehen? Wenn er so wild tobt, dann spiele ich manchmal mit ihm auch so wild, damit er sich auspowert, nur hört er nicht mehr auf. Es nimmt viel Energie in Anspruch, mehrmals am Tag sagen zu müssen, dass er "normal" sein soll bzw. aufhören soll so wild zu sein. Irgendwann reißt auch bei uns Eltern der Gefuldsfaden und wir werden lauter und schimpfen. Nur reden und erklären hilft nicht, mit etwas drohen entstehen nur Tränen und Konsequenzen bringen auch nichts.  Vielen Dank und liebe Grüße  Kristina 

von k_ristina am 25.04.2024, 11:05



Antwort auf: Wildes toben

Guten Tag, vermutlich sucht Ihr Sohn durch sein Verhalten nach Ihrer Aufmerksamkeit. Er befindet sich noch in starker Rivalität zum kleinen Bruder. Er befürchtet, dass diesem zuviel Aufmerksamkeit zuteil werden könnte, was in seinen Augen mit "mehr Liebe" gleichbedeutend ist. Kinder versuchen oft ihre Angst vor Liebesverlust durch negative Aufmerksamkeit aufzulösen. Sie merken, dass Eltern auf unangemessenes oder verbotenes Verhalten reagieren, weil sie ja oft eingreifen müssen. Sie können versuchen, dem unerwünschten Verhalten Ihres Sohnes weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Suchen Sie sich wenige Verhaltensweisen, auf die Sie reagieren, z.B. wenn die Sicherheit eines Ihrer Kinder gefährdet ist. Reagieren Sie dann deutlich und klar. Wenn er Essen oder Getränke verdirbt, kann er nicht weiter mit Ihnen am Tisch sitzen. Bringen Sie ihn in sein Zimmer und sagen sie ihm, dass er wiederkommen kann, wenn er bereit ist, die Regeln für das gemeinsame Essen einzuhalten. In provokativen Situationen kann man Vierjährige mit Worten und Erklärungen meist nicht erreichen. Der kindliche Impuls ist zu stark und die elterlichen Erklärungen erreichen das Kind nicht. Eine klare Handlung, die das Kind begrenzt, ist hier meist effektiver. Wenn Sie Ihrem Sohn etwas erklären, sagen Sie ihm deutlich, was er machen oder unterlassen soll. Ihr Sohn kann sich unter "normal sein" noch nichts vorstellen. Gleichzeitig sollten Sie viele Gelegenheiten schaffen, in denen Sie Ihrem Sohn positive Aufmerksamkeit widmen. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn lieben und richtig finden, so wie er ist. Er sollte die Rolle des "Großen" als positiv erleben können. Schaffen Sie Situationen, in denen Ihr Sohn sich als gut und kompetent erleben kann. Das fördert die Entwicklung seines Selbstwertgefühls, was ihn in der Rivalität zum Bruder stabilisiert. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 25.04.2024



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