Frage: Traumatische U7a beim Kinderarzt

Wir waren am Montag mit meinem fast drei Jahre alten Sohn bei der U7a. Mein Sohn ist sehr schüchtern und fremden Menschen gegenüber zumindest anfangs recht ängstlich und distanziert. Zum Kinderarzt geht er nicht gern und hat Angst. Schon beim Reingehen wollte er wieder raus, im Wartezimmer konnte ich ihn aber etwas beruhigen und mit einem Buch ablenken. Dann wurden wir ins Sprechzimmer gerufen und die Arzthelferin wollte erste Untersuchungen durchführen: Gewicht, Größe, Lang-Stereotest. Schon das Ausziehen wollte mein Sohn nicht mitmachen. Ich habe ihm dann aber einfach Schuhe und Shirt ausgezogen. Bei der Hose hat er sich gewehrt und ich habe es dann gelassen und ihn nicht gezwungen. Er hat sich nicht auf die Waage gestellt und auch nicht an die Messlatte. Dort hat die Arzthelferin dann sein Bein fest auf den Boden gedrückt und wir haben irgendwie die Größe abgelesen. Der Sehtest war nicht möglich, da mein Sohn immer zu mir sagte "Sag du", statt dass er gesagt hat, was er sieht. Ich bin mir nicht sicher, ob er etwas gesehen hat, denke aber schon, er wollte es nur nicht sagen. Die Arzthelferin ging dann mit den Worten: "Für die U8 müssen Sie ihr Kind aber besser vorbereiten, die geht eine Stunde und da muss es viel mitmachen". Danke für den Tipp!  Dann mussten wir ca. zehn Minuten auf den Arzt warten. Währenddessen saß mein Sohn auf mir und wollte sich anziehen und wieder gehen. Ich habe versucht ihn zu beruhigen und sagte immer, wir ziehen das jetzt durch, es sei nicht schlimm und dann können wir wieder gehen. Der Arzt kam und mein Sohn hatte große Angst und hat sich an mich geklammert und hat immer wieder gesagt, er wolle sich anziehen und hat geweint. Der Arzt versuchte noch einen Sehtest mit einem Gerät zu machen, in das er aber nicht richtig reingeschaut hat. Dann kam die Untersuchung. Mein Sohn saß auf mir und ich hielt ihn fest, der Arzt hat ihn auch festgehalten und erst abgehört, dann seinen Bauch befühlt, Hose runtergezogen, Windel aufgemacht, Penis und Hoden abgetastet. Mein Sohn hat sich mit seinem ganzen Körper dagegen gewehrt und geschrien. Ich habe ihn dabei festgehalten.  Danach habe ich mich quasi noch bei dem Arzt entschuldigt. Ich ärgere mich so über mich selber, dass ich das mitgemacht habe und schäme mich zutiefst. Mein armes Kind! Wie oft sagt man "dein Körper gehört dir und du musst dich zu nichts zwingen lassen, was du nicht möchtest" und "nein heißt nein" und dann sowas? Ich habe hier voll versagt! Ich war so überrumpelt und ich weiß auch nicht... Ich möchte ja zudem mein Kind so erziehen, dass es sich wehrt und nicht alles mit sich machen lässt! Ich habe so ein schlechtes Gewissen und weiß nicht, wie ich dieses Trauma mit meinem Sohn jetzt verarbeiten soll. Er wird in Zukunft bestimmt noch abwehrender zum Arzt gehen. War der Preis nicht zu hoch? Es war ja kein Notfall, "nur" die U-Untersuchung. Morgen gehe ich mit meiner Tochter zur U6 und ich bin noch nicht sicher, ob ich den Montag ansprechen will / soll. Meine Fragen hierzu: Ist das ein noch normales Vorgehen des Arztes?  Was wäre denn passiert wenn ich die Untersuchung abgebrochen hätte? Wie wichtig ist der Eintrag ins U-Heft? Wie kann ich meinem Sohn helfen, das zu verarbeiten und ihn auf weitere Arztbesuche vorbereiten? (Wir haben jetzt eine Überweisung zum Augenarzt bekommen, aber ich kann es eigentlich vergessen mit ihm da hin zu gehen, er wird nicht mitmachen...) Soll ich das Erlebnis morgen beim Arzt noch mal ansprechen, mit welchem Ziel? Kinderarzt wechseln ist so eine Überlegung, nicht einfach hier wegen Ärztemangel, und mein Sohn wird sich vermutlich auf keinen Arzt einlassen. Vielleicht legt sich das ja mit dem Alter und ich muss da einfach durch?  Oder was raten Sie mir? Danke für Ihre Antwort! T mit E

von Coco. am 11.04.2024, 09:05



Antwort auf: Traumatische U7a beim Kinderarzt

Hallo T, ich sage immer, ich habe ein Mama-Hirn und ein Kinderarzt-Hirn. Mein Mama-Hirn kann Teile Ihrer Gedanken und Sorgen verstehen, mein Kinderarzt-Hirn weiß aber auch, wie der Alltag in einer Praxis und manche U-Untersuchungen ablaufen und kann den Kinderarzt verstehen. Die "schwierigsten" Us sind meist die U7 und U7a, da die Kinder hier oftmals wenig zugewandt sind und nicht mitmachen wollen. Davor klappt es in der Regel problemlos und ab der U8 sind manche Kinder natürlich schüchterner als andere, aber sie verstehen die Situation besser und machen meist sehr gut mit. Was ich damit sagen will: die Situation, die Sie beschreiben, ist bei Weitem kein Einzelfall, auch wenn das so etwas traurig klingt, und ja, es liegt oftmals am Alter. Sie haben erstmal nichts falsch gemacht und müssen kein schlechtes Gewissen haben. Sie wollen ja auch nur das Beste für Ihr Kind und dazu gehören eben auch die Vorsorge-Untersuchungen. Bei den Vorsorgen geht es nicht um die Einträge im U-Heft, sondern darum, die Kinder in regelmäßigen Abständen zu sehen und festzustellen, ob sie sich körperlich und geistig unauffällig entwickeln oder ob man hier und da weitere Untersuchungen einleiten muss. Das ist also etwas ganz wichtiges und tolles! Natürlich sollte das Ganze nicht traumatisch ablaufen und natürlich versuchen wir immer, erstmal ruhig auf die Kinder zuzugehen und ein Verhältnis herzustellen, erst mit den Eltern zu reden, damit die Kinder merken, dass nichts schlimmes passiert etc. Manche Kinder sind aber so in Rage, dass das kaum möglich ist und dann versucht man eher, den Untersuchungs-Teil so kurz wie möglich zu halten und so schnell wie möglich "durchzuziehen". Es tut mir also leid, dass es bei Ihnen so blöd gelaufen ist, ich glaube aber nicht, dass es am Kinderarzt lag oder dass ein Wechsel das besser machen würde. Zudem glaube ich nicht, dass Sie sich jetzt schon Sorgen um weitere Arztbesuche, insbesondere die U8, machen müssen, da sich in einem "Kinderjahr" unendlich viel tut und sich Verständnis und Interaktion oftmals stark verändern. Wenn Sie das Bedürfnis haben, die Situation anzusprechen, können Sie das natürlich machen. Ich denke, das Ziel wäre vor allem, dass Sie es loswerden und danach hoffentlich besser mit der Situation umgehen können. Den Augenarzttermin würde ich schon mal für in ein paar Wochen vereinbaren, der muss ja nicht nächste Woche sein. Und bis dahin würde ich versuchen, Kinderbücher zum Thema Arztbesuch mit Ihrem Sohn zu lesen. Kinder verstehen viel mehr, als man manchmal denkt, wenn man es Ihnen altersgerecht so erklärt, dass sie es auch verstehen können. Und dafür sind z.B. Kinderbücher häufig ein super Medium! Prinzipiell ist es natürlich so, dass viele, vor allem kleine Kinder, ungern zum Arzt gehen bzgl. Impfungen, Festhalten, in den Mund schauen etc. Manchmal geht es aber halt leider nicht anders und Sie als Mutter und wir als Kinderärzte werden immer versuchen, nur im besten Sinne des Kindes zu agieren! Ich hoffe, Sie können die Sache bald abhaken! Viele Grüße!

von Miriam Althoff am 11.04.2024



Antwort auf: Traumatische U7a beim Kinderarzt

Meine Kinder sind schon gross. Aber es gibt Dinge im Leben da müssen die Kinder durch, dazu gehört für mich auch die Untersuchungen beim Arzt. Wenn dein Kind eine platzwunde hätte, müsste das ja auch behandelt werden oder?  Das Kind wird kein bleibenden Schaden davon tragen.   

von Bianca81 am 11.04.2024, 14:12



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