Sehr geehrter Herr Dr. Paulus
Ich lag vergangenes Wochenende mit einer starken Erkältung und hohem Fieber im Bett. Mein Mann hatte am Samstag in der Apotheke Transpulmin Balsam zum Inhalieren bekommen. Ich habe einmal inhaliert und während 2 Tagen 2-3 x täglich einen 2-3 cm langen Strang Creme auf das Dekolletee aufgetragen ohne abzudecken. Da mein Mann es von der Apotheke bekommen hatte und sagte, ich sei schwanger, habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht. Montag habe ich mit Schrecken festgestellt, dass darin Campher enthalten ist - ich hatte es aufgrund der Erkältung nicht gerochen. Ich habe hernach alles abgewaschen, mich geduscht und viel Wasser getrunken, um es auszuscheiden.
Ich habe gelesen, dass Campher sehr rasch über die Haut resorbiert wird und die Plazentaschranke passiert. Es kann offenbar zu Schädigungen des ZNS führen.
Ich mache mir grosse Sorgen, dass ich meinem kleinen Prinzen damit geschadet haben könnte. Können Sie mich etwas beruhigen?
von
AnnaLeonor
am 24.02.2017, 07:49
Antwort auf:
Campher in Transpulmin
In Tierversuchen an Ratten und Kaninchen führte Campher selbst in hohen Dosen nicht zu einem Anstieg der Fehlbildungsrate (Leuschner et al 1997).
Bei Vergiftungsfällen mit Campher in der Schwangerschaft zeigten sich keine speziellen kindlichen Komplikationen (Weiss & Catalano 1973, Riggs et al 1965, Blackman & Curry 1957, Jacobziner & Raybin 1962). Angesichts toxischer mütterlicher Konzentrationen kam es in zwei Fällen zu Atemversagen und kindlichem Tod (Blackman & Curry 1957, Jacobziner & Raybin 1962).
Ein Übergang von Campher über die Plazenta konnte nachgewiesen werden (Weiss & Catalano 1973).
Das Collaborative Perinatal Project stellte keine Zunahme von Entwicklungsstörungen bei 168 Schwangerschaften nach äußerlicher Anwendung von Campher im ersten Trimenon bzw. 763 Schwangerschaften zu einem beliebigen Zeitpunkt der Schwangerschaft fest (Heinonen et al 1977).
Bei bestimmungsgemäßer äußerlicher bzw. inhalativer Anwendung von Campher in üblichen Dosen ist nicht mit einer embryonalen bzw. fetalen Schädigung zu rechnen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 24.02.2017
Antwort auf:
Campher in Transpulmin
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus
Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre ausführliche Stellungnahme samt Belegstellen. Ihre auf den zitierten Quellen basierte Einschätzung beruhigt mich sehr und lässt mich seit Tagen wieder ein wenig aufatmen. Für Ihre Mühen und Ihre freundliche und detaillierte Rückmeldung danke ich Ihnen aufrichtig. Toll, dass Sie im Rahmen des vorliegenden Expertenforums Fragen rund um Medikamente in der Schwangerschaft beantworten!
Herzlichen Dank und herzliche Grüsse
ALK
von
AnnaLeonor
am 24.02.2017, 14:28