Liebe Biggi,
kurz zusammengefasst ist meine Frage, ob ich meinen Sohn Jakob, der in ein paar Tagen 4 Monate alt wird, zu häufig/ zu lange stille bzw. wie ich v.a. nachts aus dem "Teufelskreis" aus Stillen und dadurch getriggertem Stuhlgang herauskomme.
Zu unserer Situation:
Jakob wird voll gestillt, hat seit der Geburt Stillabstände von ca. 2 Stunden tagsüber. Nachts hat sich die Stillhäufigkeit in den letzten Wochen von 3 auf 5 und inzwischen ca. 8x gesteigert. Inzwischen ist es aber so, dass ich nicht nur für den Hunger (und die Nähe) stille, sondern für fast jedes Schläfchen bzw nach jeder Schlafunterbrechung nachts um wein Weiterschlafen zu ermöglichen. Auch für den Stuhlgang, den Jakob inzwischen 7-8x täglich hat, fordert er fast jedes mal das Stillen ein, trinkt dann nur wenig und sehr unruhig, windet sich und spuckt danach meist sehr viel Milch wieder aus. Generell spuckt er häufig und teilweise auch große Mengen, sodass ich das Gefühl habe, er hätte manchmal evtl gar nicht gestillt werden sollen, sondern etwas anderes gebraucht. Dass er das Angebot der Brust nicht annimmt, ist in der ganzen Zeit max. 10x vorgekommen.
Für mich wird zunehmend problematisch, dass nur ich Jakob zum Schlafen bringe, weil außer Stillen höchstens Kinderwagen oder Auto funktioniert, was aber beides auch häufig in Geschrei endet. Dadurch dass das Stillen bei ihm so häufig Stuhlgang auslöst, passiert es dann häufig, dass wir das Einschlafen zum Wickeln unterbrechen müssen, wodurch er wieder total wach wird. V.a. nachts ist das zunehmend belastend, weil ich durch das ganze Stillen bei Hunger, dann Wickeln und danach wieder Stillen zum Weiterschlafen max. 2 Stunden Schlaf am Stück bekomme und das auch nicht jede Nacht.
Ich habe manchmal das Gefühl, gar nicht zu wissen, was mein Kind "wirklich" braucht, sondern ihn einfach zu Stillen, wenn ich keine andere Idee habe, was sein könnte. Aber es hilft dann eben meistens auch... Die ganzen Hungerzeichen kenne ich ich theoretisch, aber erkennen kann ich sie bei ihm dennoch nicht.
Schon einmal herzlichen Dank für die Hilfe, leider ist der Beitrag jetzt doch ziemlihc lange geworden.
von
Kirschsaftlady
am 06.12.2023, 20:12
Antwort auf:
Teufelskreis Stillen-Stuhlgang stört Schlaf
Liebe Kirschsaftlady,
mit der Brust kannst du dein Kind nicht zustöpseln. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kundtun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht.
Dein Kind kann an der Brust entspannen und schläft so leichter an, was natürlich extrem anstrengend für dich ist.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiterentwickelt!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
Ehe du aber jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet. Das kann durchaus eine vermehrte Einbeziehung des Vaters sein, wenn es nachts nicht geht, dann eben mal am Tag, damit du eine Möglichkeit hast, dich auszuruhen und neue Energie zu sammeln. Auch wenn dein Baby sich beschwert und protestiert, ist das völlig okay, denn Ihr lasst es ja nicht alleine, sondern steht ihm bei.
Suche für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und Abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen.
• Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Dein Baby gedeiht gut, oder?
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.12.2023
Antwort auf:
Teufelskreis Stillen-Stuhlgang stört Schlaf
Erst einmal lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Ja, mein Baby gedeiht gut, aber ist häufig quengelig und schreit v.a. in Verbindung mit Stuhlgang, was ja leider aktuell recht häufig ist. Dazwischen hat er aber auch immer wieder Phasen, in denen er viel lacht und gut drauf ist.
Ich möchte ihm ja unbedingt alles geben, was er braucht. Deshalb fällt es mir umso schwerer ihn an den Papa oder die Großeltern abzugeben, weil ich weiß, dass die ihn im Fall der Fälle nicht stillen können und er im Zweifelsfall dann lange schreit und ggf. nicht in den Schlaf findet. V.a. abends ist die Stimmung sehr wechselhaft und man weiß häufig nicht, was das Problem ist bzw. scheint es kein lösbares zu sein, sondern Verarbeitung o.ä.. Eigentlich hatten wir die abendlichen Schreiphasen seit der 9. Woche überwunden, aber aktuell scheint es wieder zurückzukommen.
von
Kirschsaftlady
am 08.12.2023, 18:48