Guten Morgen,
ich weiß nicht ob meine Frage hier in Ihre Kategorie passt, probiere es aber trotzdem einmal ;)
Mein Sohn ist jetzt etwa 4 Monate alt und ich stille ihn voll. Nun hat mir meine Ärztin zur Verhütung während der Stillzeit die Minipille Onefra Sanol (Wirkstoff wie Cerazette u.ä.) verschrieben. Ich mache mir jedoch Gedanken, ob es meinem Kind nicht schaden kann, da ja ein Teil der Hormone dieser Pille milchgängig ist? Meine Ärztin sagt nein, jedoch gibt es doch derzeit keine Langzeitstudien darüber was diese Hormone bei meinem Kind ausrichten können oder?
Kann ich die Pille tatsächlich ohne Bedenken nehmen oder sollte ich lieber darauf verzichten? Ich habe Angst, dass ich ihm damit schade und das man es- wenn vielleicht jetzt noch nicht- erst in ein paar Jahren bemerkt wenn es zu spät ist, etwa wenn er in die Pubertät kommt und Hormone eine große Rolle spielen?!
Viele Dank im Voraus und viele Grüße,
Lotti
von
Lottikarotti6
am 29.05.2015, 08:49
Antwort auf:
Verhütung ind er Stillzeit
Liebe Lotti,
ich kann deine Bedenken gut verstehen, denn es kommt ja immer wieder vor, dass ein zunächst unbedenklicher Stoff sich als doch gar nicht so ungefährlich herausstellt. Darum kann keiner wirklich eine Antwort geben.
Die Experten bei der Embryotox in Berlin schreiben in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, Vetter, 7. Auflage 2006:
"Gestagene (Norethisteron, Levonogestrel, Medroxyprogesteron) als Bestandteil einer Mini- oder Kombipille oder eines Depotpräparates beeinträchtigen die Milchmenge kaum und haben - wenn überhaupt - nur einen sehr geringen Einfluss auf die Zusammensetzung. Manche Untersucher beobachteten sogar eine längere Stillperiode unter Depot-Medroxyprogesteron gegenüber Müttern ohne hormonale Kontrazeption (Übersicht in Bennett 1996).
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Bei täglicher Einnahme von 0,05 mg ist Ethinylestradiol in der Muttermilch nicht nachweisbar.
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Die Gestagenaufnahme des Säuglings liegt zwischen 1 und 2 % der gewichtsbezogenen mütterlichen Dosis kontrazeptiver Zubereitungen. Dies wurde für "Pillen" mit Desogestrel (in Cerazette), Megestrol (Megestat), Norethisteronacetat, Noretynodrel und Norgestrel nachgewiesen.
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Empfehlung für die Praxis: Reine Gestagenmonopräparate (Minipille) sind in der Stillzeit die oralen Kontrazeptiva der ersten Wahl. Verträgt die Mutter diese nicht, sind auch die heute üblichen, niedrigdosierten Kombinationspräparate (aus 0,035 mg Ethinylestradiol plus Gestagen) oder Gestagendepot akzeptabel. Etwa 6 bis 8 Wochen nach der Entbindung kann, falls erforderlich, mit der Einnahme hormonaler Kontrazeptiva begonnen werden."
Es gibt natürlich auch andere Methoden, während der Stillzeit zu verhüten. Eine ist das Stillen selbst, siehe dazu diesen Beitrag:
www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=90525&suche2=Verh%FCtung+in+der+Stillzeit&seite=1
Die natürliche Empfängnisverhütungsmethode mit Temperatur-, Muttermund- und Schleimbeobachtung ist möglich, sollte jedoch bereits vor der Schwangerschaft praktiziert worden sein, so dass die Frau wirklich darin geübt ist und weiß, wie sie die Zeichen ihres Körpers deuten muss.
Alle Barrieremethoden (Kondom, Diaphragma, Portio-kappe) sind in der Stillzeit möglich. Ein Diaphragma sollte nach einer Geburt aber unbedingt in Hinblick auf die Größe überprüft werden.
Beim Gebrauch von Spermiziden (Schaumzäpfchen u.ä.) gehen extrem geringe Mengen in den Blutkreislauf der Mutter und in die Milch über. Es gibt aber keine Belege, dass sich daraus Probleme für das Baby ergeben. Der Gebrauch von Spermiziden wird als mit dem Stillen vereinbar angesehen. Zudem wirken Spermizide als zusätzliches Gleitmittel, wenn die Frau aufgrund der durch das Stillen niedrigen Östrogenwerte unter Scheidentrockenheit leidet.
Die Verwendung der Spirale (mit oder ohne Hormonanteil) ist ebenfalls möglich.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 29.05.2015