Müde und ausgelaugt

Meine Hebamme hat gesagt, dass Kinder zu haben bedeutet, dass man von Geburt an loslässt. Und so lässt man auch auf gewisse Art und Weise jede einfache Phase in der Entwicklung seines Kindes los, um dann in eine noch schwierigere zu gleiten und die vergangenen schwierigen Phasen kommen einem dadurch, das man mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird, im Nachhinein vergleichbar einfach vor. Dessen versuche ich mir bewusst zu bleiben.

Aber okay, einigen wir uns darauf, dass jeder über seine individuellen Belastungsgrenzen verfügt und Stress für jeden etwas anderes bedeutet.

Wenn man seine subjektive Wahrnehmung auf die positiven Dinge lenken kann, dann fällt wohl vieles leichter.

Aus Nachbarsicht kann ich jedenfalls sagen, dass mir Kindergeschrei/Kindergespiele/Kindermusizieren (und sei es die Blockflöte) - also allgemein alle Kindergeräusche! - lieber ist, als Gezetere und Partys, Streitereien, Türknallerei, etc., weil Kinder das nicht in dem Bewusstsein machen, dass sie stören könnten, aber sich Erwachsene Menschen schon darüber im Klaren sein sollten, dass sie damit andere beschallen.

Ich bin Stillmama nach Bedarf (also total einhornmäßig unterwegs) und habe mal mehr oder weniger ruhige Nächte, da kann mir aber keiner helfen, dazu habe ich mich ja auch bewusst entschieden und deswegen jammere ich nicht, wenn es mal heißt, dass ich alle Stunde aufwachen muss. Ich freue mich dann über die Nächte, in denen die Maus 7 Stunden am Stück schläft und nutze diese für meinen Schlaf. Wir haben gerade diese ominöse Brustverweigerungsphase mit Anbrüllen und Kratzen hinter uns, aber ich bin während des Stillens ruhig geblieben und hab mir einfach gedacht, dass es schon vorbei geht, sie bestimmt nicht verhungern und verdunsten wird vor der vollen Brust und voilá...

Und dass ein Baby Zähne kriegt und was weiß ich alles, das war mir schon vor seiner Zeugung bewusst, trotzdem habe ich mich (und mein Freund, der sich des Risikos durchaus bewusst war) dafür entschieden, ein Baby zu bekommen.

Aber ich habe generell ein entspanntes Umfeld und kenne leider niemanden, der sein Kind ironischerweise aussetzen wollte, meine Schwägerinnen sind bspw. mit ihren schreienden Babys zu meiner Mutter gefahren, wenn sie diese nicht mehr beruhigen konnten. Das ist mir bis jetzt glücklicherweise erspart geblieben. Wäre wegen Corona auch etwas schwierig gewesen.

Hatte letztens mit einer meiner Nichten (12) und einem meiner Neffen (13) genau über das Thema Phasen geredet, die haben nämlich auch zugegeben, dass ihr Schwesterlein (2) nicht annähernd so anstrengend ist wie sie beide im Moment. ;-)

Die "wer wie was"-Phase ist übrigens meine Liebste, ich finde die "ich schreie mich um den Verstand und werfe mich auf den Boden, wenn ich etwas nicht kriege"-Phase eher schwierig, aber auch das wird vorbei gehen.

Ich arbeite in der Gastronomie und hab schon viel erlebt, schon viel Geschrei und Verwüstung gesehen... eigentlich fast täglich... wenn der Betrieb es zuließ, habe ich doch öfter mal ein Baby rumgetragen, oder wenn das Kind schon laufen konnte, eine kleine Führung durch die Räumlichkeiten gemacht, damit die jeweiligen Eltern in Ruhe essen konnten.
Vielleicht habe ich da schon andere Erfahrungen, weil ich beruflich quasi das Mädchen für alles bin (aber auch irgendwie sehr gerne)... und glaube mir, Erwachsene können immer viel fordernder und nerviger als Babys/Kinder sein...