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Geschrieben von tigermami am 12.07.2013, 21:21 Uhr

Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Hallo zusammen!
Da es mich doch schon eine ganze Zeit lang belastet, ja geradezu verfolgt, wollte ich mal Eure Meinungen zu dem Thema einholen.

Kurz zu meiner Geschichte:
Meine Kleine sollte per Einleitung zur Welt kommen. Montag Morgen (25.03.2013) wurde ich ins KH überwiesen von meiner Frauenärztin, da sie ja jetzt in Urlaub ginge und ich eh schon sieben Tage drüber wäre. Fruchtwasser und Plazenta war aber alles noch okay. Dumm wie ich war - es sollte meine erste Geburt werden - ließ ich also einleiten an besagtem Montag.
Wehen setzten circa um 15 Uhr ein und hielten bis zum nächsten Morgen an ohne Wehenpausen. Es war furchtbar.
Am nächsten Morgen war der MuMu gerade 5 cm offen. Man riet mir zur PDA, die ich bis dahin strikt abgelehnt habe. Ich wollte es einfach selber schaffen.
Ich war aber schon so erschöpft, dass ich zugestimmt habe. Hab dann einen Wehencocktail bekommen, innerhalb einer Stunde war der MuMu ganz geöffnet, aber die Kleine wollte nicht raus, steckte im Geburtskanal und hielt anscheinend das Köpfchen etwas schief.

Urplötzlich standen dann 20 Mann um mich rum, mir wurde so im Vorbeigehen mitgeteilt, dass nun ein KS vorgenommen werden würde. Ich hab Rotz und Wasser geheult. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet und mich auch nie damit befasst.

Den Rest der Story erspar ich euch. Es ist verdammt viel schief gelaufen. Leider.

Auf jeden Fall kämpfe ich noch heute damit. Ich bin so unendlich traurig darüber es nicht alleine geschafft zu haben. Ich fühle mich beraubt - hatte gar kein Geburtserlebnis und gar nicht so richtig kapiert, dass ich jetzt ein Kind habe.
Es hat einige Wochen gedauert, bis ich einen Draht zu meiner Kleinen hatte.
Heute sind wir unzertrennlich und trotzdem bedauere ich immer noch, wie s****** alles gelaufen ist.

Wie ging es euch mit euren Notkaiserschnitten? Hattet ihr ähnliche Gefühle?
Oder war es positiv für euch?
Liebe Grüße!

 
15 Antworten:

Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von majo am 13.07.2013, 7:48 Uhr

hallo,
mir geht es ganz ähnlich wie dir. ich hatte nach über 34 h wehen und geburtsstillstand plötzlich einen notkaiserschnitt nachdem die herztöne abgefallen sind und ich hohes fieber bekommen habe. die geburt ist zwar schon "12 wochen" her, richtig verarbeitet hab ichs aber immer noch nicht.

mittlerweile kann ich schon drüber sprechen ohne sofort in tränen auszubrechen und ich hab mich auch schon mit dem arztbericht auseinandergesetzt (das wollte ich machen um das ganze zu verarbeiten) aber es tut immer noch verdammt weh wenn ich daran denk. vielleicht hilft es dir auch den arztbericht nochmal durchzulesen? mir hat es geholen, weil ich wirklich schwarz auf weiß sehen konnte, dass ich nichts an der situation hätte ändern können und dass es auch nichts geholfen hätte wenn ich mich "noch mehr angestrengt hätte".

das mit dem fehlenden geburtserlebnis kann ich nachempfinden. ich hab meinen kleinen gar nicht gesehen nach der geburt, weil es auch komplikationen gegeben hat. meine hebamme hat ein, zwei wochen später das bonding mit mir gemacht. das war nicht schlecht. natürlich ersetzt es dir das geburtserlebnis nicht, aber schön wars trotzdem. vielleicht wäre das etwas für dich?

ich weiß, dass es andere noch hundert mal schlimmer erwischt hat und andere noch viel viel schlimmere dinge erleben mussten und hab deswegen dann auch immer ein schlechtes gewissen, dass ich mich mit meinem geburtserlebnis so anstelle. aber ich kanns leider (noch) nicht abstellen.

ich glaub es wird noch eine ganze weile dauern, bis das richtig verarbeitet ist. und ich bin auch der meinung dass man das ganze thema, gerade bezüglich einer eventuellen weiteren schwangerschaft, nicht verdrängen sollte. ich weiß, dass wenn ich jetzt nichts mache, das ich mich bei einer weiteren schwangerschaft total reinsteigern würde und das möchte ich definitiv nicht.

ich hoffe du findest für dich einen weg das zu verarbeiten. wie lange ist die geburt bei dir her? ich versuche mich nicht unter druck zu setzten dass ich nach zwölf "immer noch nicht" das geburtserlebnis verarbeitet hab. das ganze braucht zeit.

wenn ich meinen kleinen sehe und im arm hab dann bin ich wirklich froh, dass es die möglichkeit des kaiserschnittes gibt. früher wären wir wohl beide gestorben. ich bin dafür einfach unheimlich dankbar und es geht jedesmal die sonne auf wenn ich meinen kleinen anschau! in diesem sinne wünsche ich dir einen schönen und sonnigen tag :)

liebe grüße
majo

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Nicht nur das Baby wird geboren: auch die Mutter

Antwort von emilie.d. am 13.07.2013, 22:00 Uhr

Liebe Tigermami, liebe Majo,
bei mir waren es vier lange Tage Einleitung, dann Wehensturm, Eröffnung auf 9 1/2 cm, KS, Krankenhaus. Etwas Schlimmeres habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt.
Ich habe auf Anraten meiner Hebamme eine Trauma-Therapie gemacht. Zu den Albträumen und Nachhallerinnerungen sind bei mir auch die Schlafstörungen nicht besser geworden, vom nicht vorhandenem Sexualleben mal ganz zu schweigen.
Wichtig ist denke ich, nicht zu relativieren in Form von "Andere hatten es noch schlimmer" "Ich sollte mich nicht so anstellen". Das ist falsch. Was uns passiert ist, war schrecklich und die meisten Menschen müssen so etwas in ihrem Leben nie erleben.
Während der Therapie haben wir die Ereignisse "integriert", sozusagen angeschaut und dann versucht einzuordnen. Reframing hat mir auch sehr gut geholfen. Für mich war es nach dem KS nach allem, was eh schon passiert war, doppelt schlimm ans Bett gefesselt und dem Personal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Wir haben versucht, in meinem Kopf die Situation umzudeuten und die Erinnerung zu verändern. Ich habe mich darauf konzentriert, daß für mich und mein Baby dort gesorgt war, daß ich mich wie ein Tier in meine Höhle zurückziehen konnte, um zu heilen.
Eine andere Technik geht so, daß man sich vorstellt, die Emilie von heute besucht die Emilie im KH. Was würde sie ihr sagen, was raten?
Meine Therapeutin hatte mir in der Mitte der Therapie gesagt, daß es auch um Loslassen der Ereignisse geht, um verabschieden. Ich bin in Tränen ausgebrochen und habe gesagt, daß ich nicht loslassen will. Daß ich vergessen will und nie wieder darandenken möchte, aber daß ich mein altes ich WIEDERHABEN will und nicht begraben. Das war ein ganz wunder Punkt. Daß ich das Gefühl hatte, etwas ganz Wichtiges tief in mir drin ist für immer zerstört.
Nach der Therapie war das ganz anders. Ich konnte Frieden schließen und die Ereignisse loslassen. Wir haben uns eine Art Ritual (eine Art Beerdigung) ausgedacht, was noch einmal viel bringt, wenn man denn dann soweit ist.
Heute ist es komisch, weil ich gar nicht mehr verstehe, warum das alles für mich so schlimm war. Die Erinnerungen sind alle noch da, aber sie tuen nicht mehr weh. Da kommt keine Emotion mit. So wie wenn man sich halt mal in den Finger geschnitten hat und dran denkt. Irgendwann habe ich auch gemerkt, daß mein ich oder was auch immer nicht zerstört ist: meine Therapeutin hat es ganz schön gesagt, nicht nur das Baby wird geboren, auch man selber als Mutter. Damit muß man auch erstmal zurechtkommen und wenn die Geburt so sch**** war, dann geht das einfach alles zu schnell und die Psyche kommt nicht mit.
Es ist gut, wenn ihr für Euch Wege findet, wie ihr das Ereignis für Euch am besten verarbeitet. Bei mir hat das nicht gereicht, ich brauchte Hilfe und ich bin so froh, daß ich es gemacht habe. Einfach, weil auch meine Beziehung jetzt wieder normal laufen kann.

Viele Grüße und Euch alles Gute!

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von maimami73 am 13.07.2013, 23:40 Uhr

hallo tigermami......

erstmal danke das du deine geschichte gepostet hast (und auch die anderen)...ich hatte zwar keinen notkaiserschnitt aber auch die absolute horrorgeburt...es ist alles eingetreten was ich nicht wollte....blasensprung ohne wehen...einleitung...pda....saugglocke...das volle programm...wehen über 24 stunden...zweimal zu spät nachgespritzt worden und hab das volle programm vom wehentropf abbekommen....ich war schon fix und fertig bis die geburt pberhaupt mal in richtung presswehen los ging....da mein kleiner immer vor und zurück gewandert ist habe ich dann mal kurz die absolute extremhilfe bekommen....die assistenzä. hat meinen bauch nach unten gedrückt(und das mit aller gewalt) die chefä. hat die saugglocke bedient und die hebamme hat mit beiden händen gedehnt.....bei der letzten presswehe bin ich geistig ausgestigen....kann nicht sagen wo ich war, aber ich habe nicht mitbekommen wie der kopf kam....das nächste was ich weiss ist...das hände in mir waren die versucht haben mein baby zu befreien....er hing mit der schulter fest....irgendwann machte es dann plop und er war da...ich war voll im schockzustand von den ereignissen und das der kleine sich nicht rührte...er wurde dann abgesaugt und abgerieben und dann hat er sich endlich gemuxt.....ich bin noch heute sehr traurig wie alles gelaufen ist...besonderst das der kleine soooo mit machen musste...das er mit gewalt ins leben gerissen wurde...das der natur einfach keine zeit gelassen wurde...oder konnte...vieleicht wäre ein kaiserschnitt die besser alternative gewesen....keine ahnung...es tut einfach nur weh...und es wird lange dauern bis diese wunde verheilt sein wird....ich wünsche euch und mir viele schöne momente im jetzt um wieder auf die spur zu kommen....

lg

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von yunis am 14.07.2013, 12:36 Uhr

hallo,
mir ging es haargenauso, wie dir
ABER ich bin darüber nicht frustriert,eher,das der ks nicht schon vorher durchgeführt wurde,denn auf natürlichem wege ging es eben nicht,auf grund des missverhältnisses...
und ganz ehrlich,ich bin froh,das wir beide das überstanden haben....

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von majo am 14.07.2013, 12:52 Uhr

das ärgert mich auch, dass die entscheidung des kaiserschnittes nicht früher gefallen ist. in unserem falle hätte es uns sehr viel ärger erspart. ich glaube es wäre für mich dann auch psychisch nicht so belastend gewesen, wenn die entscheidung ganz in ruhe gefallen wäre und nicht in hektik während es mir und meinem kind schon schlecht ging.

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ich versteh genau was du meinst

Antwort von diana90 am 14.07.2013, 22:49 Uhr

Hallo, ich weiß genau wie du dich fühlst. Ich habe Zwillinge vor 2 Monaten bekommen, habe auch eingeleitet und der erste Tag hatte sich nichts getan am nächsten Tag am Abend kamen sie dann. Hatte dann schlussendlich auch notkaiserschnitt unter vollnakose zur Welt.zum Glück geht es beiden gut. Aber es ging so viel schief Über Einzelheiten kann ich noch nicht sprechen es tut einfach zu weh ich fühle mich als Versagen und weine immernoch wenn ich anschaue.
Du kannst mir gerne schreiben wenn du reden willst.

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von Fuchsina am 14.07.2013, 23:24 Uhr

Ich mache mich jetzt womöglich unbeliebt, aber schreibe dennoch meine ehriche Meinung.

Ich verstehe, dass Du DIch schlecht fühlst, kann es aber nicht nachvollziehen. Am Ende bist Du und das Kind gesund. Ich denke, darauf soll doch bei der Geburt ankommen, oder nicht? Dass man am Ende ein gesundes Kind im Arm hält.

Ich glaube, Deine Probleme und die Probleme viele anderen mit KS sind zweierlei, einerseits wird KS teils schon fast tabuusiert und wird z.B. in Geb.Vorb.Kurs gar nicht angesprochen so dass man als Schwangere einfach häufig gar nicht mal in Erwägung zieht, dass das ganze in einem KS enden könnte. Und dies obwohl mitterweile ein Dritter der Geburten in KS enden! Wie bei Dir eben auch, Du hast einfach Dich damit vorher gar nicht auseinandergesetzt und warst dann in der Situation ensprechend überrumpelt.
Dann kommt noch die künstlich gesteigerte Erwartungshaltung wenn es um die Geburt geht. Früher starben die Frauen und die Kinder leider sehr häufig an der Geburt. Damals war das Ziel einfach, Kind und Mutter gesund durchzukriegen Mittlerweile sind die Geburten zum GLück sehr sicher und Katastrophen passieren nur selten. Deswegen reicht es nicht mehr, die Geburt nur gut zu überstehen, nein es muss ein "Erlebnis" sein. Das zeigt bei Dir die an sich unvernüftiges Verweigern einer PDA obwohl dies wahrscheinlich schon deutlich früher als dann gegeben wurde Sinn gemacht hätte.

Ich hatte bei meinem beiden Kindern einen sekundären KS. Beim ersten war das nach fehlgeschlagener Wehenbealstungstest und ging ganz schnell, zwischen Entscheidung und Geburt lagen keine anderthalb Stunden. Und ja, ich war überrumpelt und ja ich hatte das Gefühl die Schwangerschaft endet nun plötzlich, aber soche PRobleme wie Du hatte ich nie. Denn ich hatte auch nicht die Einstellung es "alleine schaffen" zu müssen, weil ich wusste, dass dies nicht in meinen Händen liegt. Ich wusste, wenn ich Glück habe, dann wird das Kind problemlos spontant gebboren, wenn nicht dann eben nicht. Und da mein einziges Ziel war am Ende ein gesundes Kind in den Armen halten zu können und dieses Ziel dann auch erfüllt wurde, war ich gar nicht enttäuscht.

Beim zweiten Kind hatte ich mir den Versuch der Spontangeburt gewünscht, einfach weil ich nicht zweimal schwanger sein wollte ohne je auch nur eine richtige Wehe gespürt zu haben. Das ganze endete dann nach etlichen Stunden schmerzhaften aber inneffektiven Wehen in einem KS und auch da war ich nicht enttäuscht. Ich hatte wieder das gesunde Kind in Arm und war somit zufrieden.

Sinn meiner langen Geschichte: ich kann Deine Gefühle ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen und denke, Du solltest Dich vielleicht ein wenig wieder auf das Wesentliche besinnen: Du hast ein gesundes Kind in Arm.

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Nachtrag

Antwort von Fuchsina am 14.07.2013, 23:41 Uhr

Habe gerade bei nochmaliges Durchlesen meines Textes gemerekt, dass ich über die zweite Geburt etwas schnell "rübergeflogen" bin, deshalb hier die Erklärung:

Ich wollte dort zwar eine spontane Geburt versuchen aber am Ende ging es mir viel eher um den Versuch und nicht darum wie es dann wirklich endet. Ich wollte einfach - so böld es auch klingen mag - schlicht wissen wie sich Wehen anfühlen und wie ich in dieser Extremsituation reagiere. Ob das Kind am Ende dann spontan oder doch wieder per KS geboren wird war mir nicht so wichtig, Hauptsache gesund.

Da ich dann mein Versuch hatte und nach kurzer Zeit von der Idee unbedingt wissen zu wollen wie sich Wehen anfühlen geheilt war, war ich nicht ennttäuscht als am Ende die Entscheidung KS getroffen wurde. Ganz im Gegenteil, ich war erleichtert als endlich die Schmerzen weg waren.

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Re: Nachtrag

Antwort von tigermami am 15.07.2013, 10:36 Uhr

Hallo!
Ich kann deinen Einwand sehr gut nachvollziehen, aber so einfach war es bei mir eben nicht. Es ist noch einiges mehr schief gelaufen, das ich eigentlich nicht anfügen wollte, weil sonst der Beitrag zu lang geworden wäre, aber zur Erklärung für dich:

Natürlich bin ich froh, dass es heutzutage medizinisch möglich ist, Mutter und Kind so gut zu schützen.

Bei mir lief es schon von Anfang an schief. Mein Kind war noch gar nicht bereit geboren zu werden. Fruchtwasser war ja noch total in Ordnung, ebenso Plazenta. Die FA überwies mich nur, weil sie dann in Urlaub war und ich keinen Ansprechpartner mehr hatte. Heute würde ich das nicht mehr machen und einfach abwarten.

Aber da es mein erstes Kind war und ich einfach noch jung bin, habe ich auf die FA gehört und einleiten lassen.

Ich wurde während den Wehen nicht betreut. Konnte mich nicht bewegen und hing nur am CTG. Ich bekam zwar Schmerzmittel, man erkannte aber nicht, dass der Tropf zu wenig davon durchließ. Erst am nächsten Morgen hat die mittlerweile dritte Hebamme das bemerkt, nachdem sich mein Mann beschwert hatte (mir hatte man ja nicht viel geglaubt...)

Die PDA wurde mir auch erst empfohlen am nächsten Tag, morgens von besagter Hebamme. Eine Stunde später hab ich mich dann ja auch dafür entschieden, obwohl ich die Wehenschmerzen noch länger aushalten hätte können.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, dass die Geburtsstation über Nacht total überfüllt war, alle Wehenzimmer voll waren, die Wöchnerinnenstation voll war und zwei Frauen sogar auf der Kinderstation untergebracht waren um Wehen zu veratmen. Und damit begann das Dilemma ja auch.

Deshalb drängte man mich in den Kreißsaal. Dort öffnete sich dank Wehencocktail mein MuMu dann sofort auf 10 cm und ich hätte anfangen können zu pressen.
Dann wurde meinem Baby Blut entnommen, aufgrund Sauerstoffsättigung.

Erst nach zwei Monate, bei der Nachsorgeuntersuchung meiner FA bekam ich meinen Arztbericht. Meine FA hat sich ihn angeschaut und gemeint, dass der KS nicht notwendig gewesen wäre in diesem Moment. Die Sauerstoffsättigung meines Kindes war nicht so schlecht.
Und als ich diese Aussage bekam war ich eben verärgert.

Denn der KS war furchtbar. Man hat mich falsch gespritzt, ich habe alles gespürt und das auch dem Anästhesist gesagt. Der ist einfach drüber hinweggegangen und hat mir irgendeinen Käse über seinen Urlaub erzählt. Dann wurde ich panisch.
Mein Mann wurde dazugerufen. Mein Baby kam zur Welt.

Ich wurde in den Aufwachraum gebracht und musste dort geschlagene drei Stunden verbringen. Ich hatte bis dahin mein Baby nur einmal gesehen für zwei Sekunden, als sie es an mir vorbei dem Kinderarzt übergaben.

Man vergass mich in die Wöchnerinnenstation zu verlegen, man hatte meine Krankenakte verschlampt, mein Mann saß zusammen mit meinem Kind drei Stunden draußen im Gang, meine Kleine wurde nicht mal angezogen, er hatte noch den OP-Kittel an, niemand hatte Zeit und Muße sich um ihn zu kümmern. Unsere Koffer hatte man achtlos in den Gang geworfen, weil man das Wehenzimmer wieder gebraucht hat. Mein Mann ist dann auf eigene Faust in die Wöchnerinnenstation umgezogen und hat sich um ein Zimmer und Kleidung für meine Kleine bemüht.

Also nichts von wegen Bonding.

Ich habe dann im Aufwachraum Terror gemacht und nach drei Stunden hat man mich endlich zurückgebracht. Ich durfte das erste Mal mein Kind sehen, das jetzt bereits schlief. Es wurde mir lieblos an die Brust geklatscht, da sie schlief saugte sie natürlich nicht.
Ich wollte gerne stillen, durch den ganzen Stress hatte ich aber selbst nach einer Woche keine Milch.

Wie man sieht lief eigtl alles schief, was schief laufen konnte.
Der KS war nicht unbedingt notwendig, aber das gesamte Personal war überfordert und man wollte mich endlich "los haben" um Platz zu gewinnen. Ohne KS hätte die Geburt noch einige Stunden gedauert.

Ich war so froh, als sie mich nach 4 1/2 Tagen endlich "rausgeworfen" haben. Keinen Tag länger wäre ich geblieben.

Und das Ende vom Lied war, dass ich fast zwei Wochen brauchte um eine Bindung zu meinem Baby herzustellen, das mit dem Stillen nicht klappte und ich ein Schreikind zuhause haben.

Aufgrund dieser vielen Missstände bin ich schon etwas sauer auf dieses KH und die Entscheidung mehr oder weniger über meinen Kopf hinweg, das Kind einfach ins Leben zu holen.

PS.: Meinem Kind ging es hervorragend. APGAR 10. Keine Gelbsucht.

Mittlerweile kann ich mit dem KS leben, aber immer wenn ich an diese Zeit zurückdenke spüre ich nur Frust und Ärger.
Und das finde ich halt schade.
Die einzig positive Erfahrung war meinen Mann und mein Neugeborenes in trauter Zweisamkeit zu sehen. Das darf nicht jede Mutter erleben. Durch den ganzen Mist hat er sich zu einem prächtigen Vater gemausert.

Soviel zu meiner Story ;)

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von Charly0815 am 15.07.2013, 12:16 Uhr

Hallo,

mein Notkaiserschnitt 2007 hat mir auch sehr zu schaffen gemacht. Vor allen Dingen habe ich oft gehört: "Hauptsache ihr seid gesund, der Kleine und du, sei froh." Ja, darüber war ich auch froh, aber dass meine Schwangerschaft in der 35. SSW per Notsectio in Vollnarkose beendet wurde, mein Kind auf der Intensivstation lag, als ich aufwachte und ich ohne Kind zu einer Zwillingsmama ins Zimmer gelegt wurde machte mir zu schaffen. Ich habe dem KH nichts vorzuwerfen, sie haben alles richtig gemacht, an meinen Gefühlen änderte dies aber nichts. Erst über ein Jahr nach der OP wurden bei einer osteopathischen Behandlung Blockaden auf Höhe der Gebärmutter festgestellt. Zunächst war dies nicht ungewöhnlich, wegen der Narben, als ich aber in Tränen ausbrach beim Gedanken an den KS wurde insbesondere mir selbst klar, wie sehr ich noch immer darunter litt. Plötzlich fand ich aber auch Menschen, die Verständnis zeigten und musste mir nicht nur immer 'sei froh' anhören. Ich konnte darüber reden und mit der Zeit habe ich gelernt damit umzugehen.
Ich kann nicht bestätigen, was Fuchsina schreibt, dass der KS ein Tabuthema ist. In meinen GVK wurden über den KS geredet und ich wusste immer, dass es dazu kommen könnte. Trotzdem fand ich's schlimm.
Bei Dir ist aber noch so vieles andere schlecht gelaufen und ich kann Dir nur die Frage stellen, die meine Hebamme und eine Kinderkrankenschwester im KH mir nach meiner letzten Geburt (bei der auch einiges anders lief als man sich das wünscht) gestellt haben. Hast Du gegenüber dem KH geäußert, wie Du Deine Geburt empfunden hast? Schreibe einen Brief und führe alle Punkte, die Du in dem Beitrag hier im Forum angeführt hast an. Die KH sind alle unterbesetzt, aber das sollte nicht auf Kosten der Patienten gehen.
Alles Gute!!!

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von tigermami am 15.07.2013, 15:01 Uhr

Hallo du!
Ich habe den Bewertungsbogen meiner Krankenkasse ausgefüllt - dementsprechend ehrlich und nicht anonym. Bislang keine Antwort.
Und wahrscheinlich werde ich auch einen offenen Beschwerdebrief an das KH schicken, weil ich wirklich unzufrieden war.

Vielen Dank.

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von Dinchen1302 am 15.07.2013, 21:12 Uhr

Ich weis genau wie du dich fühlst.
Nach über 36h Wehen wurde bei mir auch leider eine KS gemacht. Es ist auch sehr viel schief gegangen, abfallende Herztöne, Scherzmittel auf die ich allergisch reagiert habe obwohl die wussten dass ich Asthma habe (laut Beipackzettel darf das Mittel nicht bei Asthma gegeben werden, hat dann die Hebamme nachgelesen, als mein Puls auf über 200 hochgeschossen ist). Und vieles mehr.
Da wir uns ein zweites Kind wünschen, ich aber extreme Angst vor der Geburt habe, habe mich dann nach über einem Jahr dazu entschlossen eine Trauma-Therapie zu machen. Es hat mir sehr geholfen.

LG

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von Lina301 am 15.07.2013, 22:41 Uhr

So richtig Tipps geben kann ich dir nicht, aber ich kann dir sagen, dass du nicht alleine bist.
Ich hatte letztes Jahr einen KS mit ähnlicher Vorgeschichte und der KS ist auch immer noch ein schwieriges Thema für mich. Abgesehen davon dass es völlig unerwartet kam und einfach ein schreckliches Erlebnis war, das anfangs auch die Beziehung zum Kind belastet hat, und den ganzen Schmerzen usw. hinterher, habe ich auch ähnliche Zweifel wie du, ob der KS überhaupt nötig war. Da ist einiges nicht optimal gelaufen. Das macht es nicht leichter das Geschehene anzunehmen.

Ich finde es gut, dass du einen Beschwerdebrief schreiben möchtest. Ich habe damals ein paar Wochen nach der Geburt mit den beteiligten im KH geredet, da konnte ich zumindest etwas loswerden und mir die Erklärungen anhören, auch wenn das meine Zweifel nicht beseitigt hat.

So einen perfekten Weg mit dem KS umzugehen habe ich trotz ausführlicher Beschäftigung mit Thema noch nicht gefunden. Zum Glück rückt es mit der Zeit etwas in den Hintergrund, aber alleine wegen der Auswirkungen auf weitere Schwangerschaften bleibt es leider irgendwie doch aktuell und mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich zu lange darüber nachdenke.

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von augustzwerg am 21.08.2013, 14:41 Uhr

26.08.2011 es lief alles gut mit wehen , muttermund war nach 13std. geöffnet aber sein kopf drehte sich nicht ins becken . dann sollte ich ein kaiserschnitt bekommen aber die spinale saß nicht und sie drückten mir eine maske drauf ( vollnarkose ) ich wachte auf bauch war weg . ich lag im aufwachraum ,mein baby mein freund keiner da !!!!! ich leide bis heute noch psychisch drunter und kann es nicht verarbeiten . niemand versteht meine gefühle die ich in mir trage !

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Re: Psychische Belastung und Verarbeitung - Notkaiserschnitt

Antwort von Mandy1311 am 04.11.2013, 18:46 Uhr

Hallo
Mir geht es genau so wie dir.ich hatte auch ein Not ks und ich verkrafte das auch sehr schlecht. Bei mir ist das jetzt 4 Wochen her und ich träume jede Sonntagnacht davon und wenn mich jemand danach fragt kommen mir sofort die tränen. Hast du es inzwischen überwunden und wenn ja wie? Ich habe nun schon darüber nach gedacht zum Psychiater zugehen.
LG Mandy

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