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Geschrieben von mami06 am 21.09.2007, 17:28 Uhr

Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Mein große Tochter ist gerade in die zweite Klasse gekommen, und langsam aber sicher wird das zur Gewissheit, was ich in der ersten Klasse schon geahnt hatte: Kurz und knapp zusammengefaßt bedeutet das, dass die Kinder heutzutage zwar sehr selbstständig lernen sollen, dass ihnen aber keiner beibringt, wie man das macht.
Uns hat man damals in der Grundschule Wissen geballt in Form von größtenteils Frontalunterricht eingetrichtert, und später dann sollten wir nach und nach selbstständiger werden. Heute soll alles von Anfang an gehen. Keiner kritisiert das Schriftbild, Schönschrift gibt es nicht, Rechtschreibfehler sollen anfangs ja nicht korrigiert werden, damit die Kinder den Spaß am Lernen nicht verlieren. Falsch geschriebene Worte werden nicht richtig wiederholt aufgeschrieben, hingeklierte Schriftzeichen mit 100 Radierungen und Streichungen gelten als "normal", und was ist das Ergebnis? Meine Tochter hat ein tolles 1. Klasse-Beurteilungszeugnis, ist aber meiner Ansicht nach nicht imstande, auch nur die Hälfte dessen zu leisten, was sie lt. Zeugnis angeblich kann. Im Nachmittagsbereich (Ganztagsschule) wird allenfalls geguckt, ob die Kinder etwas gemacht haben, aber korrigiert wird nichts, echte HA gibt es (noch) nicht, und heute hat die Mathelehrerin zu einer völlig wirr beschmierten Heftseite, auf der meine Tochter verzweifelt versucht hat, vier Sachaufgaben zu lösen, mit "prima" kommentiert.
Das kann doch alles nicht wahr sein! Da war nichts "prima". Es war ein völlig unübersichtliches, wirres Geschmiere, was vor Fehlern nur so wimmelte und jegliche Struktur vermissen ließ, obwohl eine Beispielaufgabe vorgegeben war. Selbst wenn meine Tochter versucht hätte, sich ihr Geschriebenes noch einmal durchzulesen, dann wäre sie kläglich gescheitert - jeder wäre gescheitert.

Diese dämliche Druckschrift können die wenigsten Kinder "schön" schreiben, was letztlich bedeutet, daß man Groß- von Kleinbuchstaben nicht unterscheiden kann (da sie oft gleich aussehen und meistens - zumindest bei meiner Tochter - auch dieselbe Größe haben, wenn nicht in der Dreierzeile geschrieben wird).

Was ist denn das für ein beklopptes Lernsystem in dem den Kindern nicht auch mal gesagt wird, dass das, was sie da abliefern, unter aller Kanone ist? Wie sollen sie wissen, daß sie Mist gemkacht haben, wenn man ihnen nicht erklärt, wie es richtig ist?
Ich habe ähnliche Dinge auch schon von anderen Schulen gehört, also scheint das nicht nur schulspezifisch zu sein! Da muß man sich über negative Pisaergebnisse oder die Qualität der Lehrlinge heutzutage nicht wundern!

Seit zwei Wochen versuche ich nach 16.00 Uhr (denn meine Tochter hat bis 16.00 Uhr Schule), mit ihr das geradezubügeln, was die Schule versäumt, und das mit noch zwei kleineren Kindern im Nacken. Ab Januar muß ich wieder arbeiten, und was dann? Andere Eltern in der Klasse beschäftigen pädagogisch ausgebildete Kindermädchen, die täglich mit ihren Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen üben. Das kann doch nicht wahr sein, oder?

Sorry fürs Auskotzen, aber ich bin gerade extrem sauer. Mal sehen, wie das heute Abend wird, da werd ich wohl beim Elternstammtisch mal eine Kostprobe dessen geben, was meine Tochter heute in Mathe so "prima" gemacht hat!

 
22 Antworten:

Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von ferkelchen am 21.09.2007, 19:16 Uhr

Hallo,

das kann ich verstehen. Bei uns in der Schule wird nach dem gleichen System gearbeitet und ich finde es ebenfalls voll zum kotzen. Wer soll denn die Nachhilfe in Rechtschreibung bezahlen wenn die Fehler nicht sofort korigiert werden?

Ach man, früher war doch nicht alles schlecht

LG

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von Graupapagei3 am 21.09.2007, 19:21 Uhr

Tja unsere Schule arbeitet ganz altmodisch, es wird doch noch ziemlich viel Frontalunterricht gemacht, die Rechtschreibung ab dem 1.Wort korrigiert und ab der 1.Woche gibt es auch nicht nur Lob und Bienchen,sondern es wird unterschieden, ob die Leistung das wert ist.

Tja wird zwar alle super kritisiert , aber meine Kinder lernen so wenigstens was und es kommt nicht irgendwann das böse Erwachen.

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von huevelfrau am 21.09.2007, 19:33 Uhr

Also, bei uns gibt es auch noch Frontalunterricht und ehrlich, ich bin froh drum. Gerade meine Tochter kann dies unheimlich gut gebrauchen. Ich weiß auch nicht, wenn die Rechtschreibung nicht korrigiert würde, mein Gott, die armen Kinder.

Würd mal mit den Lehrkräften sprechen.

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von +emfut+ am 21.09.2007, 20:39 Uhr

Es gibt ernstzunehmende wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen in diesem System (keine Rechtschreibung bis zur 3. Klasse) unterrichteten Klassen, bis zu doppelt so viele Legastheniker sind als in den Klassen, die nach anderen Systemen unterrichtet werden.
Legatheinei ist eine Veranlagung, die nicht immer zum Tragen kommt. Diese Methode läßt also vorhandene legasthene Veranlagungen zum Tragen kommen.
Erschwerend kommt hinzu, daß die Legasthenie dann oft erst in der 3. Klasse erkannt wird. Vorher werden Rechtschreibfehler ja nicht mal markiert, geschweige denn gezählt und (aus-)gewertet. Bei Fumi war das so. Zwei Jahre hieß es: "Das verwächst sich!", und dann hat es sich nicht verwachsen.

Ich halte von dieser Methode deswegen genau gar nix. Aber es liegt nicht in der Entscheidung der Lehrer, ob sie diese Methode anwenden oder nicht. Und es gibt immer noch Wissenschaftler die diese Methode verteidigen. Meines Wissens ist allerdings kein Legasthenie-Experte darunter :-(.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von Birgit 2 am 21.09.2007, 20:54 Uhr

Hallo,
meine Tochter ist auf einer kleinen Dorfschule und hier wird nach althergebrachter Manie unterrichtet, also mit ziemlich viel Frontalunterricht, vielen Diktaten, Mathearbeiten, etc. Und es ist bei weitem nicht alles super, sondern es wird arg differenziert. Ich finde das sehr gut so.

Ich kann verstehenm, das du sauer bist!

Gruß
Birgit

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von babu am 21.09.2007, 21:11 Uhr

Mami06, Du schreibst mir aus der Seele. Bei uns läuft es genauso und ich war auch verwundert, was alles "prima" ist.

Das positive daran ist aber, dass mein Sohn bisher keine Schulangst und Druck kennt und wirklich gerne zur Schule geht. Allerdings bin ich zu Hause anders als in der Schule, ich lasse ihn sehr wohl Fehler in den Hausaufgaben verbessern, auch wenn man es nicht soll, und Schmierereien kann er gleich nochmal von vorne machen, daher gibt er sich eigentlich immer Mühe.

Dieser Mittelweg läuft bei uns ganz gut, auch wenn mir der Frontalunterricht auch besser gefallen würde.

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von uli88 am 21.09.2007, 21:50 Uhr

Unser Sohn lernt auch "Schreiben nach Hören"

Im Laufe des 1. Jahres wurde die Schreibweise immer verständlicher. Was am Anfang nur nach "Kauderwelsch" aussah, nahm am Ende des Schuljahres Form an.

Jetzt, in der 1. Klasse bekommen die Kinder jeden Montag 5 Wörter, die sie lernen sollen und am Freitag wird ein Vokabeltest geschrieben.

Bis jetzt kann ich an dieser Art des Schreiben lernen nichts aussetzen. Ich denke es ist alles eine Frage der Qualität des Lehrers.


Radieren war bei uns erst ab der 1. Klasse erlaubt und die Kinder lernen keine Schreibschrift.

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JAAAAA!!!!!!

Antwort von sumse am 22.09.2007, 9:56 Uhr

Ich bin froh, dass es Eltern gibt, die so denken!!!
Ich oute mich-ich arbeite an einer ganz altmodischen Schule und ich stehe zu diesem System (-auch wenn eleanamami mich hier gleich auffressenwird-).
Bei uns bekommen die Kinder vom ersten Tag an Hausaufgaben. Sie lernen vom ersten Tag an die lateinische Ausgangsschrift und schreiben in kleinformatige Lineatur. Nicht formschöne Buchstaben müssen neu geschrieben werden.
So geht es weiter. Rechtschreibfehler müssen verbessert werden (3x neu schreiben), wenn das Wort Bestandteil des systematisch aufgebauten Grundwortschatzes war, ansonsten verbessert der Lehrer das Wort. Vergessene Hausaufgeban müssen nachgearbeitet werden, hingeschluderte werden durchgestrichen und müssen neu gemacht werden.
Das heißt nicht, dass wir schwache Kinder fallen lassen-innere Differenzierung und Förderung gibt es auch bei uns, aber wir erwarten auch was von den Kindern.
Soviel in Kurzform. Von den weiterführenden Schulen bekommen wir POSITIVE Rückmeldungen. Unsere Kinder sind leistungsbereit, sind überdurchschnittliche rechtschreibsicher und selbständiges Arbeiten gewöhnt. Sie haben Überblick über ihren Kram und kommen gut klar.
Und nochwas-aktuell hat unsere dritte Köasse im Vera-Test weit überdurchschnittlich abgeschnitten.

LG sumse, bekennende Kuschelpädagogikgegnerin UND Mutter einer Erstklässlerin.

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Re: Ich bin total gefrustet von der Schule! vorsicht-

Antwort von dhana am 22.09.2007, 10:26 Uhr

Hallo,

irgendwie bin ich schon arg verwundert - so kann es doch nicht laufen.

Bei uns gibt es auch nicht viel Frontalunterricht (hat damit ja auch nix zu tun) gerade Sachkunde wird auch viel in Gruppenarbeiten erarbeitet,...

Aber natürlich wird wert auf den richtigen Rechnenweg und Rechtschreibung gelegt. Falsche Wörter werden von Anfang an angestrichen und müssen verbessert werden.

Und mein Sohn geht auch jetzt in der 3. Klasse noch sehr gern zur Schule. Das jetzt angezogen wird, findet er als herrausforderung und es gefällt ihm zu zeigen was er kann.
OK - Hausaufgaben ist ein Thema für sich. Wobei sich da seit dem Lehrerwechsel auch viel getan hat - jetzt muß er Rechnungen nimmer in 3 Farben ausführen - dafür mehr Aufgaben. Aber das macht ihm nix aus, damit ist er viel schneller als vorher.

Dhana

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Die goldenen Mitte...

Antwort von Henni am 22.09.2007, 11:36 Uhr

ist halt schwer zu finden.

Meine Schüler gehen oft direkt nach "mir" ins Berufsleben...und gemeckert wird dort fast IMMER! Die eienn können zwar sehr hübsch schreiben, aber nciht selbstständig arbeiten. Die anderen können toll in gruppen Probleme diskutieren aber beherrschen nciht die Grundrechenarten. Eine dritte Gruppe beherrscht alles gut, kann aber nciht im Team arbeiten usw...es ist NIE alles richtig was man sich da so in 9-10 schuljahren ranzieht.


Wie man das Problem löst??? Keine Ahnung..sagt ihrs mir...

Henni

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Was der Bauer nicht kennt... (LANG!!!)

Antwort von momworking am 22.09.2007, 12:01 Uhr

...frisst er nicht.

Soso, es gibt "bekannte wissenschaftliche Studien", die belegen, dass die Methode "Lesen durch Schreiben" mehr Legasthenie-Kinder hervorbringt? Meintest du überhaupt diese Methode, oder wovon in aller Welt sprichst du?

Wenn Lehrer GUT ausgebildet sind und sich intensiv mit dieser Methode befassen ist es eine AUSGEZEICHNETE Chance für alle Kinder!

Klaro, bei den Eltern kommt an "Da wird nix korrigiert!", aber das ist nicht so! Gerade bei der Reichen-Methode muss der Lehrer gründlichst beobachten, differenzieren und gezielt fördern. Was logischerweise in Klassen mit 30 Kindern ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das aber nur am Rande...

Ich frage mich: Warum werden Eltern nicht über die Methodik aufgeklärt? Warum ist bei Eltern ein so grundsätzliches Misstrauen in die Methoden der Lehrer vorhanden, wenn sie nur geringfügig von dem abweichen, was Eltern selbst als Schüler erfahren haben? Warum glauben Eltern, dass sie (natürlich ohne Studium o.ä.) mindestens genauso kompetent in ihrer Methodenwahl sind, wie die Lehrer (wenn nicht sogar besser)?

Warum traut ihr euren Kindern so wenig zu? Im Kleinkindalter wird allenthalben darüber lamentiert, dass sich Kinder individuell abstillen, sie individuell krabbeln/laufen/sprechen lernen. Und wer es wagt, die Sauberkeitserziehung auch nur etwas zu forcieren gilt als unnachgiebige Eislaufmutter. KiGas die Windelfreiheit als Aufnahmekriterium haben sind per se unten durch.

Aber das alles ändert sich mit dem Schuleintritt. Ab da heißt es bitte im Gleichschritt marsch und Gehorsam gezeigt. Texte wie "Fu fliegt fröhlich fort" gelten als Gipfel der Literatur und Kinder werden gezwungen zum 100sten Mal das kleine "m" in Lineaturen zu schreiben, ganz egal, wie sicher sie bereits den Buchstaben dem Laut zuordnen können. Niemand erkennt die Leistungen an, die Kinder intellektuell und sozial an jedem einzelnen Schultag bringen. Den Kindern wird bei Schuleintritt abgesprochen sich bis dato individuell entwickelt zu haben und individuelle Interessen zu haben. Stattdessen lesen sie im Chor hochinteressante Texte über merkwürdige Sockentiere oder grüngelockte Kobolde, die im Wald ihr Unwesen treiben. Glaubt ihr ernsthaft, dass DAS motivierend ist?
Klaro, es ist eine sichere Methode, Kinder klein zu halten in ihren Gedanken und jedwede "Andersartigkeit" sei es in Ideen oder in kreativen Handlungen im Keim zu ersticken.

Die Eltern derweil hängen sich an vermeintlich "schön" oder "unordentlich" geschriebenen Buchstaben auf.
Liegt diese merkwürdige Haltung in der Angst vor dem Kontrollverlust? Logisch, wenn 50 "m"s fein säuberlich in Reih und Glied stehen, hat das Kind sichtbar was geleistet. Aber was ist mit den "unsichtbaren" Leistungen? Zählen die nichts?
Oder traut ihr den Lehrern nicht zu, diese zu erkennen??? Erkennt ihr sie vielleicht selbst nicht? Oder müsstet ihr euch an dieser Stelle eingestehen, dass ihr zuwenig Ahnung von den Prozessen des Schriftsprachenerwerbs habt, als dass ihr euch diesbezüglich ein Urteil erlauben könntet? Das wäre natürlich ganz bitter...

Es ist natürlich auch schwierig, sich in so wesentlichen Belangen wie einem Schulabschluss auf das Urteil von Fremden zu verlassen. DAS nimmt "man" lieber selbst in die Hand.

Ach wisst ihr, ich finde das so schade, dass hier in unserem Land so wenig Vertrauen herrscht und dass jeder sich zum misstrauischen Einzelkämpfer entwickelt. Warum ist es nicht möglich als Team zusammen zu arbeiten, im Sinne der Kinder?

Stattdessen wird der Ruf nach autoritären Strukturen immer größer. Ich kann euch gar nicht sagen, wie schade ich das für alle Beteiligten finde.
Auf die Zukunft werden Kinder meiner Meinung nach in autoritären Strukturen jedenfalls nicht vorbereitet.
Oder welche Zukunft soll das sein?

LG
Annette

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Kuschelpädagogik - ja ich bin auch dagegen :-)

Antwort von Ulli am 22.09.2007, 12:09 Uhr

Obwohl ich es überhaupt nicht wollte, bin ich längst so weit, dass ich das selbst so mache, wie ich es für richtig halte.
D.h. die Rechtschreibung habe ich von Anfang an korrigiert, das Einmaleins haben wir - auch gegen Schulempfehlung - ganz stumpf auswendig gelernt, wenn die Mädels Eselsohren an den Heften haben, unordentlich schreiben oder keine gerade Linien ziehen, meckere ich. (Die Lehrer tun's ja nicht.)
Wenn es in Mathematik mal was zu erklären gibt, entweder weil die Kinder nicht zugehört haben oder weil die Erklärung zu schnell in der großen Klasse war oder weil der Lehrer von Fachdidaktik der Mathematik keine Ahnung hat, dann erklären das Oma und Opa (Rechenlehrer der alten Schule).
Deutschtexte korrigiere ich, auch auf Zeichensetzung etc. und erkläre den Kindern auch warum ...
Bestimmt bin ich nur ne übereifrige Mutter, aber mein Vertrauen in unser Schulsystem hab ich komplett verloren.
Mir liegt nur der Spruch meines Vaters (Lehrer!) in den Ohren: "Reg Dich nicht so auf, die Lehrer können gar nicht so schlecht sein, dass sie verhindern, dass die beiden Mädchen lesen und schreiben lernen."
Und er hat recht. :-)
Nein, der Zeitaufwand ist eigentlich nicht besonders hoch, Hausaufgaben sind in max. 1 Stunde erledigt, am Wochenende und in den Ferien machen wir nix.
Allerdings leiste ich mir den Luxus nur 20 Wochenstunden zu arbeiten.

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Re: Was der Bauer nicht kennt... (LANG!!!)

Antwort von Eleanamami am 22.09.2007, 16:11 Uhr

Ich danke dir für deine Worte und es ist immer wieder schön zu hören und zu lesen, dass wir nicht allein wie maulwürfe gegen eine Schule kämpfen, die " heute, mit Methoden von gestern, auf ein Morgen vorbereiten sollen"..

Kennst du den Film " Das Gehirn lernt immer"???? Freund Spitzer erklärt an lernpysiologischen Grundlagen, wie kontraproduktiv das ist, was die " Alte Schule" da treibt.....


LG

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Re: Kuschelpädagogik - ja ich bin auch dagegen :-)

Antwort von MamaMalZwei am 22.09.2007, 18:16 Uhr

Hallo, jetzt sag ich auch noch was dazu: Es ist bekannt - bzw. sollte Lehrern bekannt sein - dass die Methode "Lesen durch Schreiben" mehr Legastheniker hervorbringt als andere Methoden. Warum? Weil sich den Kindern, die eventuell sowieso schon Rechtschreibschwierigkeiten mitbringen, fatalerweise die falsche Rechtschreibung besonders gut einprägt. Dazu gibt es mittlerweile mehrere Untersuchungen. Gar nicht berücksichtigt werden bei "Lesen durch Schreiben" Kinder, die eine gewisse Schallschwerhörigkeit mitbringen und die deshalb entweder hohe oder tiefe Töne nicht hören. Und das sind mehr, als man glaubt. Wenn man denen nicht gleich die Fehler zeigt, prägen sie es sich falsch ein und fallen dann in Klasse 3, wenn Rechtschreibung bewertet wird, ganz hintenrüber.
Übrigens, an unserer Schule wurde das "Lesen durch Schreiben" seit Jahren praktiziert. In den weiterführenden Schulen fallen überproportional viele Schüler unserer Schule dadurch auf, dass sie im Deutsch Förderuntericht sind. Die "Paukschüler" der anderen Schulen, bei denen Rechtschreibung, Mathe-Einmaleins und Mappenführung bis zum Gehtnichtmehr vermittelt wurde, haben an der weiterführenden Schule durchweg 2en und 3en. Sie sollen aber beim Schul-TÜV durchgefallen sein, weil das für Schüler ja so langweilig ist. Da verstehe einer die Bildungspolitiker! LG

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Re: Was der Bauer nicht kennt... (LANG!!!)

Antwort von IngeA am 22.09.2007, 19:16 Uhr

Hallo,

irgendwie kann ich deinen Beispielen aus dem Kleinkindalter nicht folgen:
Kinder stillen sich individuell ab: aber wehe du stillst dein 3jähriges Kind noch
Waaaas? das Kind ist schon 10 Mon. und krabbelt noch nicht?
Und wenn dein Kind mit 3 noch nicht sauber ist, bist du eh ein totaler Versager.
Wenn ein Kind mit 3 noch nicht Kindergartenreif ist und nach der Mutter weint muß es da halt durch, schließlich kann es ja nicht ewig an der Mutter hängen...
Ein knapp 6-jähriges, das sich noch nicht zurückhalten kann wenn es was sagen will hat garantiert ADS und wenn es mal ausrastet, wegen was auch immer, ist das höchst bedenklich.

Den Erstklässlern (zumindest an unserer Schule) wird wesentlich mehr Unselbständigkeit und Mamaheimweh zugebilligt als in manchem Kindergarten den 4-jährigen (und ich finde das gut so!!!)

Was das lesen/schreiben lernen anlangt: ich habe immer noch mit vielen Wörtern Probleme, die ich mir aus irgendwelchen Gründen falsch eingeprägt habe. Ich finde die Methode "lesen durch schreiben" an sich gut, man sollte aber meiner Meinung nach darauf achten, daß die Wörter, die die Kinder "erhören" und dann schreiben und schließlich irgendwann auch mal lesen auch wirklich lautgetreu sind. Wohlgemerkt, die Wörter die Wörter die der Lehrer vorschlägt, nicht die, die die Kinder selbst freiwillig schreiben. Maria Montessori hat sich diese Aufteilung in lautgetreue Wörter und Wörter mit "Phonemen" wohl auch nicht aus den Fingern gesaugt, auch wenn das natürlich auch eine alte Pädagogik ist, die man heute sicher nicht mehr ohne Abänderung so anwenden kann.
Ich bin garantiert auch nicht von den Eltern, die dem Kind mit ständigen Korrekturen die Freude am Lernen nehmen, aber wenn meine Tochter etwas, was sie eigentlich gut und ordentlich kann, einfach nur hinschmiert, dann sag ich auch, daß sie das besser kann und bitte auch besser machen soll. Oder soll ich sie für eine schlampige Arbeit noch loben? Was ist denn dann bitte noch ein Lob für eine gute Arbeit wert?
Kinder können sehr wohl auch Kritik vertragen und brauchen diese auch. Man kann schließlich auch differenzieren und z.B. sagen: "Das hast du toll geschrieben, aber wenn du es noch ordentlicher schreibst kann man es noch besser lesen" Und solang ich die Arbeit des Kindes kritisiere und nicht das Kind selbst weiß ich nicht was daran schlecht sein soll.

LG Inge

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Nochwas...

Antwort von IngeA am 22.09.2007, 19:41 Uhr

Hallo Annette,

du hast geschrieben:

"Klaro, bei den Eltern kommt an "Da wird nix korrigiert!", aber das ist nicht so! Gerade bei der Reichen-Methode muss der Lehrer gründlichst beobachten, differenzieren und gezielt fördern. Was logischerweise in Klassen mit 30 Kindern ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das aber nur am Rande..."

Was ich nicht verstehe:
Wenn diese Differenzierung und Beobachtung wegen der großen Klassen nicht möglich ist, warum wird diese Methode dann angewandt, schließlich haben wir halt oft so große Klassen. Das heißt für mich: entweder Klassen wirklich verkleinern oder andere Methode anwenden

LG Inge

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Re: Kuschelpädagogik - ja ich bin auch dagegen :-)

Antwort von Eleanamami am 22.09.2007, 20:35 Uhr

Hallo, ja ich kenne diese Studien auch und Auftraggeber waren große Schulbuchverlage oder Herausgeber von Fibeln......sie sind nichts wert.

Denn die Angst geht rum, immer mehr könnten auf die Idee kommen den Dadaismus der Fibeln für blödsinnig zu erklären....dann gehen ihnen Millionen durch die Lappen......

Oder warum ist fast in jeder Fibel plötzlich eine Anlauttabelle???? Auf den Zug aufspringen und trotzdem ihren Mist verkaufen....ansich eine schlaue Idee.......

Nene, wer sich wirklich mit dem Lernen unserer Kinder beschäftigt, wer ihnen vertraut und anerkennt, was sie schon alles bewältigt haben, kann mit der jetzigen Schule nicht zufrieden sein....

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Maria Montessori...

Antwort von momworking am 22.09.2007, 20:35 Uhr

...lebte in Italien.

Ihr ganzes Denken, ihre ganzen Ideen basieren darauf, dass Kindern so viel mehr zuzutrauen ist, als Erwachsene glauben.
Ihr großer Erfolg damals und heute ist darauf zurückzuführen, dass man das Lerntempo den Kindern überlässt, dass man sie im geordneten Umfeld (der "vorbereiteten Umgebung") eigene Erfahrungen machen lässt und sie sich die Welt zu eigen machen lässt.

Maria Montessori wäre die Letzte gewesen, die die "Alte Schule" gewollte hätte, in denen Kindern stumpes Wissen eingebläut wird. Denn genau DAS hemmt das Lernen, den Forscherdrang, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Die Kinder heute werden unselbstständig gehalten. Sie werden dazu gezwungen unselbstständig und passiv Wissen aufzunehmen und dann ebenso zu reproduzieren. Ja, das ist unselbstständig und vor allem widernatürlich. Alles andere ist aber für das "System Schule", so wie es heute funktionieren soll ungeeignet.

Ja, das gebe ich zu, die reformpädagogischen Ansätze sind schwer umzusetzen in diesem System, aber deshalb denke ich im Traum nicht daran aufzugeben! Never ever!

Und was deine Tochter anbelangt. Ich werde mich hüten hier zu schreiben, wann du sie wofür loben sollst oder nicht loben sollst. Denn ich kenne die Situation nicht, in der ihr euch befunden habt: War ihr die Aufgabe langweilig und hat sie deshalb geschmiert? War sie in dem Moment einfach nicht bereit dazu, so etwas zu schreiben, tat es aber trotzdem und war aber unordentlich dabei? Oder fand sie es selbst vielleicht gar nicht unordentlich, sondern angemessen? Und warum? Muss sie denn die Dinge mit deinen Maßstäben sehen? Was also ist eine "gute Arbeit" für dich? Eine Arbeit, die ein kleines Kind erledigt hat, obwohl gewisse Gründe dagegen sprachen (dann war sie gut)? Oder eine Arbeit, die deinen (erwachsenen!!!) Ansprüchen genügt (dann war sie offenbar schlecht)?
Und die Lehrerin hat gefälligst die gesamte Klasse an deinen Maßstäben zu messen? Merkst du nicht, dass es so nicht geht?

Und nein, Kinder können nicht einwandfrei differenzieren, ob sie oder ihre Arbeit kritisiert wird. Sorry, das können die meisten Teenager noch nicht.

Und zu allerletzt, zu dem "Argument", dass Kinder sich "falsche" Wörter einprägen und nicht die richtigen kann ich nur eine meiner Ausbilderinnen zitieren:
"Wenn dem (s.o.) so wäre, das wäre ja wunderbar! Denn im Umkehrschluss würde das ja heißen, dass man Kindern nur die RICHTIGE Schreibung zeigen müsste und sie würden sich das einfach einprägen. Aber das funktioniert nicht. Sprache muss man durchschauen und verstehen, wenn man sie beherrschen will. Und das kann man am besten erreichen, indem man sie durch eigenen Versuche erforscht. Genau DAS ist die Reichen-Methode. Sie unterstützt Kinder bei ihren Sprachversuchen."

LG
Annette

PS. Ich empfehle immer wieder gern die Lektüre des Buches "So dumm sind sie nicht".

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ät momworking (lang)

Antwort von +emfut+ am 22.09.2007, 20:42 Uhr

Ich nehme an, daß Du Dich zumindest in Teilen auf mein Posting beziehst. Also zumindest in den Teilen, wo es um die Kritik an der "Lesen durch Schreiben"-Methode geht.

Ich erzähle Dir mal, wie ich zu der Kritik gekommen bin.

Fumi wurde 2002 eingeschult. Es gab einen (kurzen) Elternabend zu dieser Methode, die den meisten Eltern naturgemäß völlig unbekannt war. Ich stand der ganzen Sache neutral gegenüber. Ich bin der Ansicht, daß ich aus guten Gründen NICHT Lehrerin geworden bin. Ich kann das nicht. Ich kann andere Sachen, aber dieses ganze Pädagogik-Gedöns ist nicht meins. Wenn diese Methode der Forschung neuester Stand ist, dachte ich, wird das schon seine Richtigkeit haben.
Die erste Klasse ging vorbei, Fumi stand lese-/schreibmäßig am untersten Rand der Klasse. die Lehrerin versicherte mir, daß das okay sei, manche brauchten etwas länger. Ich hab mich bissi gewundert, weil Fumi bei der Einschulung schon seit weit über einem Jahr alle Buchstaben konnte, aber nun gut, sie ist die Fachfrau, wird schon so sein.
Die zweite Klasse brachte keine Besserung. Kurz vor dem Halbjahreszeugnis begann auch die Lehrerin, sich zu wundern, und schlug uns eine Testung bei einem Psychiater vor. Wir sind zum Psychiater gedackelt, der feststellte, daß Fumis Leseleistung im 10. Perzentil lag. Sein Vorschlag war, sie in die Deutsch-Förderklasse zu nehmen. Da war sie zwar schon, aber gut, er wird es schon wissen.
Zu dem Zeitpunkt war ich noch völlig expertenhörig. Er hatte kurz erwähnt, daß es keinen Sinn macht, die Rechtschreibleistung zu testen, da sie ja noch keine Rechtschreibung "kann". "Paßt dann wohl schon!", dachte ich.
Der Deutsch-Förderunterricht brachte genau gar nix. Fumi ging auf eine Schule mit einem Ausländeranteil von rund 70%. Im Deutsch-Förderunterricht war sie das einzige Kind mit Deutscher Muttersprache. Der Schwerpunkt lag also naturgemäß bei der Sprachvermittlung, nicht bei der Förderung für Leseschwache Kinder.
In der dritten Klasse bekam sie eine neue Lehrerin, die sich bald RICHTIG Sorgen machte. Also ab zu einer anderen Psychiaterin, neuer Test. Aber wegen der langen Wartezeiten war es schon wieder März, als die Testung erneut gemacht werden konnte. DA ERST wurde ihre Legasthenie erkannt. Die Testung ergab nicht nur ein besorgniserregndes, sondern ein schwer bedenkliches Ergebnis.

Aber auch zu dem Zeitpunkt habe ich keine Methode in Frage gestellt. Ich war viel zu beschäftigt damit, Zuschüsse für die Förderung zu beantragen und überhaupt einen Therapieplatz zu finden, der weniger als 6 Monate Wartezeit hat.

Es dauerte dann doch noch fast ein Jahr, bis wir einen Platz hatten. Der Platz war und ist beim Forum Legasthenie. Das Forum bietet aber nicht nur Therapien für legasthene Kinder an, sondern auch Forbildung für Legasthenietherpeuten. Außerdem arbeitet es mit Professor Schulte-Körne von der LMU zusammen, einem der anerkanntestesn Legasthenieforscher Deutschlands. Er war vorher in Marburg, wo der das Marburger Rechtschreibtraining entwickelte, das heute bei fast allen Legasthenietherapien verwendet wird.
Wenn man sein Kind da in der Therapie hat, landet man auf einem Verteiler für Informationen über die Forschung von Prof. Schulte-Körne. Außerdem gibt es immer mal wieder Vorträge und Schulungen. Als ich etwas Zeit hatte, dachte ich: "Gehst da mal hin. Schaden kann's nicht."
Und dann bin ich fast rückwärts vom Stuhl gefallen, als der Prof. die internationalen Studien zum Zusammenhang zwischen Leselern-Methode und Legasthenie auf einer Folie darstellte. Ich habe die Folie hier, leider finde ich sie nicht im I-Net. Aber der Zusammenhang ist klar. Die Studie stammt übrigens aus Skandinavien, wo der Anteil legasthener Kinder an der Gesamtbevölkerung stetig sinkt.

Ich wehre mich ganz vehement gegen die Unterstellung, daß ich "alles besser weiß als die Lehrerin". Im Gegenteil, ich habe mich wohl zu lange darauf verlassen, daß die Lehrerin schon die Expertin ist und daher sicher weiß, was sie tut.
Das mag ja sein, was das "normale" Kind angeht. Aber in Fumis Fall wußte sie es definitiv nicht.
Ich finde die Lehrerin auch nicht inkompetent oder gar dumm. Im Gegenteil, m.E. ist sie eine der besten Lehrerinnen an der Schule (und ich halte sehr viel von der Schule). Als Temi jetzt eingeschult wurde, habe ich es sehr bedauert, daß er (wegen dem ungeraden Altersabstand) nicht die gleiche Lehrerin bekommen konnte. Da ich im Förderverein der Schule aktiv bin, habe ich immer noch guten Kontakt zu der Lehrerin. Sie erkundigt sich oft nach Fumi und ist sehr erleichtert, daß Fumi jetzt die für sie richtige Förderung bekommt. Sie sagt selber, daß Fumi mit ihrer speziellen Problematik (legasthen, ADS ohne H und höherbegabt) einfach für sie nicht einzuordnen war. Wegen der Höherbegabung konnte sie lange ihre Probleme beim Lesen überspielen, Rechtschreibung war am Anfang uninteressant, was war da noch zu erkennen?

Ich will den Erfolg dieser Methode für durchschnittlich begabte Kinder ohne genetische Legasthenie-Disposition auch gar nicht anzweifeln. Das mag so sein.

Aber kann es eine gute Methode sein, wenn nachweislich Kinder, die aus dem Rahmen fallen, nicht zu der Methode passen? Der Gag ist ja, daß man diese Kinder nicht vorher rausfiltern kann. Die Legasthenie ist ja erst erkennbar, wenn das Kind Lesen und Schreiben können SOLLTE, es aber nicht kann. Ich weiß also erst hinterher, daß für manche Kinder eine andere Methode besser gewesen wäre.

Ich sage nicht, daß die Fibel-Methode besser ist. Professor Schulte-Körne erwähnte in seinem Vortrag eine "Bonbon-Methode", die wohl am wenigsten legasthene Kinder produziert. Ich kenne diese Methode nicht, ich bin ja nicht vom Fach. Und irgendwie fehlt mir auch die Motivation, mich in die Leselern-Methoden (es gibt ja doch recht viele) einzulesen, aus dem schlichten und einfachen Grund weil ich es sowieso nicht beeinflussen kann. Und die Zeit habe ich auch nicht, jetzt noch ein halbes Grundschullehrer-Studium draufzusetzen.

Ich übernehme lediglich die Kritik von einem, der es m.E. wissen muß.

Fumi hat ihre Rechtschreibleistung mit Hilfe des Marburger Rechtschreibtrainings innerhalb von etwas mehr als einem Jahr von 10% auf 50% steigern können.
Und Temi ist in einem Testprogramm an der LMU, damit wir bei ihm nicht auch erst in der Dritten Klasse erfahren, ob er Legasthenie hat oder nicht. Als Bruder eines legasthenen Kindes hat er eine um 3-4fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, es auch zu haben.
Meine Schwester hat drei Kinder. Zwei von denen sind inzwischen als legasthen getestet.
Ja, wir sind wohl genetisch vorbelastet. Im nachhinein - wir haben uns beide inzwischen mit dem Thema beschäftigt - steht die Vermutung im Raum, daß meine Schwester und meine Mutter auch legasthen sind. Damals hat das nur kein Mensch getestet.

Wenn ich das alles schon vor 6 Jahren gewußt hätte, hätte ich dieses ganze Feld nicht der Lehrerin alleine überlassen. Tja, habe ich aber. Und Fumi war die Leidtragende. So sehr, daß sie jeden Nachmittag bei den Hausaufgaben geweint hat. Sie hing tatsächlich mit einem Bein über dem Balkongeländer und wollte sich da runterstürzen. Das war die Zeit, wo ich jeden Baned bei der Lehrerin angerufen habe. Fumi heulte, ich heulte, die Lehrerin machte pädagogisch wertvolle Vorschläge (die sicher nicht nur gut gemeint sondern in anderen Situationen gut gewesen wären). Und ich dachte immer: "Sie ist die Fachfrau, ich bin bloß die Mutter, ich habe keine Ahnung, es wird schon so richtig sein."

Du hast ja selber einige Einschränkungen bei der "Lesen durch Schreiben"-Methode genannt. Ich glaube heute, daß diese Methode in 90% der Fälle gar nicht so durchgeführt wird, wie es Schleicher gedacht hat. Temi zum Beispiel lernt zwar nach der Methode, muß aber trotzdem seitenweise kleine Ms schreiben. Ja, was denn nun? Die Anlauttabelle ist dann nur noch ein nettes Bild, das vorne in das Schreibheft geklebt wird. Und was ist eine Methode wert, die offensichtlich den Lehrern auch so suspekt ist, daß sie sie ständig verwässern? Im übrigen ist das Schulbuch, das an unserer Schule verwendet wird, schon verwässert. Denn auch in dem dazugehörigen Arbeitsheft werden Ms geschwungen.

Ich mache keinem Lehrer und keiner Lehrerin einen Vorwurf, im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, daß die Lehrer mit ungeeigneten Hilfsmitteln und unzureichend vermittelten Methoden auf die Kinder losgelassen werden. M.E. liegen die Fehler viel weiter oben.

Sorry, daß es so lang geworden ist. Aber der Vorwurf, ich sei so eine Mutter, die erstens viel Disziplin und Autorität verlangt und zweitens sowieso alles besser zu wissen meint als die Lehrerin, hat mich getroffen. Genau das bin ich nämlich nicht. Ich bin eigentlich der Typ Mutter, die gerne ungeliebte Aufgaben delegiert, und dazu gehört definitiv das Thema "Schule und Lernen".

Gruß,
Elisabeth.

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Re: @all

Antwort von mami06 am 22.09.2007, 21:49 Uhr

Ich danke Euch für Eure zahlreichen und auch so unterschiedlichen Beiträge zu "meinem" Problem.
Ein Teil der Eltern aus unserer Klasse sieht es - wie sich gestern beim Elternstammtisch herausstellte - ähnlich wie momworking und Eleanamami, aber das sind zum überwiegenden Teil Eltern von Kindern, die die Anforderungen auch deutlich besser bewältigen als meine Tochter.
Der andere Teil sieht es eher wie ich und würde sich "ein bißchen mehr Anleitung und Struktur" sehr wünschen. Nun ja, da es bei uns nun einmal so läuft, daß "modern" unterrichtet wird, bleibt es uns Eltern überlassen, dem System und unseren Kindern zu vertrauen oder aber zu Hause herkömmlich zu üben. Was nun der richtige Weg ist, wird sich leider erst in vielen Jahren herausstellen. Ich werde auf jeden Fall ach nochmal das Gespräch mit den Lehrern suchen.

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Re: Maria Montessori...

Antwort von IngeA am 23.09.2007, 9:22 Uhr

Hallo,

ich habe Maria Montessori im Zusammenhang mit dem Schreibenlernen genannt, mir sind ihre Prinzipien zu Genüge bekannt und von mir auch wirklich anerkannt.
Ich wollte nur verdeutlichen, daß es schon sinnvoll sein kann, die Kinder über das schreiben das lesen lernen zu lassen, daß aber oft nicht die Differenzierung wie Maria Montessori vorgenommen wird. Es werden lautgetreue und nicht-lautgetreue Wörter verwendet. Wenn man nur lautgetreue Wörter verwendet stellt sich das Problem des "Falsch-Einprägens" ja gar nicht, weil die Kinder die Wörter dann von Anfang an richtig schreiben (von der Anfangsphase mal abgesehen, in der sie halt Buchstaben auslassen, weil sie noch nicht die Übung im heraushören haben).
Und ich habe auch ausdrücklich betont, daß ich das für Wörter sinnvoll halte, die der Lehrer vorschlägt, daß ich das Kind nicht für freiwillig gemachte Arbeit kritisiere versteht sich für mich von selbst. Mit diesen eigenen Wörten experimentiert das Kind halt rum, aber für gewöhnlich nicht so oft an dem gleichen Wort, daß es sich wirklich eine Schreibweise einprägt. Eine Schreibweise, egal ob richtig oder falsch prägt sich nicht durch ein paar mal schreiben ein, sondern durch Wiederholung (was nicht unbedingt hintereinander sein muß). Wenn sich eine Schreibweise, egal wie, nicht einprägen würde würde das heißen, daß der Mensch nicht lernfähig ist, er müßte sich als Greis noch jedes kleine Wörtchen erarbeiten.
Ich habe auch nirgens geschrieben, daß die Lehrerin alle Kinder an meinen Maßstäben messen soll, sie wird ihre eigenen Maßstäbe finden. Aber wenn ich die Maßstäbe nicht gut finde habe ich auch das Recht das zu kritisieren, obwohl ich keine pädagogische Ausbildung habe. Es gibt unheimlich viele Lehr- und Lernmethoden, nicht jede kann jedem Kind gerecht werden, weil jedes Kind anders lernt. Das ist übrigens mit Montessori auch so, obwohl sie das Lerntempo ja der Entwicklung des Kindes überläßt. Es gibt Kinder die diese von M. Montessori beobachteten Wiederholungen einfach nicht so oft machen, daß der Stoff auch wirklich sitzt. Es gibt Kinder die lieber selbst experimentieren, als sich in ein Material einführen zu lassen und es gibt Kinder denen das Material schlicht und einfach zu unkreativ und damit zu langweilig ist.
Auch ich bin für freies und freiwilliges Lernen, bei einer Klassengröße von 29 Kindern und einigen wirklich sehr lebhaften Kindern geht das halt nur im sehr begrenzten Rahmen. Auch ich finde es schade, aber trotzdem eine Lehrmethode anzuwenden, die in diesem Rahmen nicht möglich ist, halte ich auch für fragwürdig.
Und auch wissen sicher nicht alle Lehrer so gut wie du, wie ein freies Lernen wirklich vor sich geht, trotz pädagogischem Studiengang, an jeder Uni liegen die Schwerpunkte anders und auch die Interessen und Überzeugungen jedes Lehrers sind anders.
Die Aufgabe die ich bei meiner Tochter kritisiert habe war übrigens eine Ausmalaufgabe. Die mag meine Tochter nicht. Natürlich könnte ich auch sagen, dann laß es halt sein, aber sich anziehen mag sie auch nicht und muß es machen, sie kann ja schlecht nackt in die Schule gehen und es gibt sicher noch genug Sachen, die sie nicht mag, die sie aber trotzdem machen muß (und das wird den Kindern in einer Klasse, die wirklich frei lernen dürfen auch nicht anders gehen). Ich finde Ausmalaufgaben auch ziemlich blödsinnig, aber ich werde ganz bestimmt auch nicht die Anweisungen der Lehrerin vor meiner Tochter in Frage stellen, das kann ich mit der Lehrerin persönlich klären. Ich bin bei solchen Aufgaben auch nicht kleinlich, aber wenn die ein paar Buntstifte nimmt und ohne Rücksicht auf irgendwelche Linien einfach kreuz und quer über das ganze Bild malt, sage ich ihr schon, daß sie das besser kann. Auch wenn sie das so gemalt hätte, wie sie sonst immer ausmalt, hätte das Ganze höchstens 5 Min. gedauert! Und da denke ich halt auch, daß auch ein 6 jähriges Kind durchaus in der Lage sein kann sich für 5 min. etwas zusammenzureißen.

LG Inge

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Re: @ elenamami

Antwort von MamaMalZwei am 23.09.2007, 14:15 Uhr

Dann lies mal en Beitrag von Emfut, besser hätte ich es auch nicht schreiben können. Ich kenne eine ganze Menge Kinder, die Schwierigkeiten haben Laute zu differenzieren. Dazu gehört im gewissen Grad auch mein Sohn. Der hörte den Lehrer sagen, er wolle gern Opa werden. Mein Sohn verstand "Oper" und forderte den Mann auf, doch eine Arie wie Luciano Pavarotti zum Besten zu geben. Das Gesicht des Lehrers hätte ich sehen mögen...
Deutsch ist eine Sprache, die leider anders gesprochen wird als dass man sie schreibt. Ist es jetzt zum Beispiel "ai" oder "ei"? Schon daran scheitern viele Kinder. In Ländern, wo das anders ist, ist "Lesen durch Schreiben" vielleicht angebracht. LG

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