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Autismus Spektrum Störung/ Schule

Thema: Autismus Spektrum Störung/ Schule

Hallo, bei meiner Tochter wurde nun doch nach einer Odyssee in den letzten Jahren eine Autismus Spektrum Störung diagnostiziert. Eher ein grenzwertiger Befund. Es gibt eindeutig autistische Züge, und andere Merkmale, die wieder komplett in die andere Richtung gehen. Recht spät, sie kommt jetzt schon in die Oberstufe am Gymnasium. Ihr macht in der Schule hauptsächlich der hohe Lärmpegel zu schaffen und wenn es zu wuselig wird. Sie bräuchte einfach die Möglichkeit sich aus dem Geschehen zu nehmen, wenn es ihr zu viel wird, also z. B. für ne viertel Stunde in die Bücherei. Und/ oder die Erlaubnis Kopfhörer/ Gehörschutz zu tragen. Letztes Jahr hat sie letzteres heimlich gemacht, Silikonhörschutz ist bei langen Haaren quasi unsichtbar, sorgt aber natürlich auch oft bei dem nicht eingeweihten Lehrer zu irritationen, weil sie dann u. U. auch auf direkte Ansprache nicht/ verzögert reagiert. Wo kann man sich informieren welche Erleichterungen möglich wären (die Diagnose wurde in einer spezialisierten Erwachsenpsychiatrie gestellt, da sie schon volljährig ist und mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie schlechte Erfahrungen gemacht hat). Wir kommen aus dem Münchner Raum. LG Inge

von IngeA am 28.08.2020, 09:47



Antwort auf Beitrag von IngeA

Hier wurde damals die Behinderungsbeauftragte der Bildungsagentur ( in Bayern heißt das glaub ich anders ..Schulaufsicht o.ä.) eingeschaltet. Sie hat mein Kind 3Tage in der Schule hospitiert und mit ihm und Lehrern gesprochen. Danach wurde ein Nachteilsausgleich erstellt , der das berücksichtigt, was das Kind braucht oder nicht leisten kann. Den Antrag hat die Schule gestellt , nachdem wir eine Diagnose hatten. Kann man aber auch als Eltern tun. Dann hat sich die Bildungsagentur mit der Schule in Verbindung gesetzt und alles weitere besprochen. https://www.km.bayern.de/ministerium/institutionen/ministerialbeauftragte-gymnasium.html Die sind bei euch, glaub ich , für den Nachteilsausgleich zuständig. Da musst du eure Schule in dem Link suchen. Nachfragen kann man ja mal.

von memory am 28.08.2020, 12:50



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Danke!

von IngeA am 29.08.2020, 19:21



Antwort auf Beitrag von IngeA

Ich würde sie jetzt, auch wenn eine Diagnose da ist, nicht unbedingt psychologisch behandeln lassen, sondern gucken, wie sie ihr Leben so normal wie möglich selbständig gestalten kann! Der Gehörschutz ist doch schon eine gute Idee - es gibt für Musiker speziellen Gehörschutz - da ist das Getöse Aussen rum weggefiltert, aber du kannst schon noch die sprechende Hauptperson hören....also, sie müsste dann die Lehrkraft schon noch hören können. Vielleicht ist sie keine richtige Autistin, sondern hochsensibel?

von Flirrengel am 01.09.2020, 12:02



Antwort auf Beitrag von IngeA

Mein Kind hat Kopfhörer (in-ear), bei denen sie die Transparenz ein- und ausschalten kann. Je nach Lärmpegel bzw. Umgebungsgeräuschen lässt sie diese Geräusche draußen oder eben nicht. Klare Stimmen vom Lehrer hört sie trotzdem, denn im Klassenraum im Unterricht schaltet sie die Transparenz ein - dann hört sie alles. Normalerweise reden da ja nicht 25 Schüler durcheinander. Auf dem Pausenhof (jede Stufe hat einen Bereich, sie können sich da nicht so gut aus dem Weg gehen), schaltet sie die Transparenz aus und hört nur die näheren Stimmen von den Freunden. Ansonsten half und hilft bei uns (HB, HS und Asperger): immer möglichst weit vorn sitzen, um nicht visuell von anderen abgelenkt zu werden; Fokus möglichst immer auf den Lehrer (da hilft der aktuell bevorzugte Frontalunterricht enorm!). Gruppenarbeiten finden zurzeit gottseidank nicht so umfangreich statt wie früher. Wie du siehst, abgesehen von den Kopfhörern (die sie nicht dauerhaft tragen darf und soll) haben wir gemeinsam Strategien entwickelt, um mit der Umwelt klarzukommen, da sich die Umwelt nicht an sie anpassen wird. Jetzt nicht, und später auch nicht. Einkaufen etc. gehen wir zu Zeiten, zu denen wenig los ist, "üben" aber auch schwierige Situationen auszuhalten. Außerdem achten wir auf viel Ruhe, Entspannung und nur die nötigsten Termine nach der Schule und am Wochenende. Immer nach dem Motto: Was muss, das muss, was nicht muss, das muss nicht. Klingt blöd, aber hilft bei uns sehr. Ich selbst (auch getestet HB und HS und Verdacht auf Asperger), musste ähnliche Strategien erlernen und komme damit bis heute gut klar. Mal mehr, mal weniger - aber ich habe gelernt, dass ich für mich sorgen muss, meine Umwelt wird es auf Dauer nicht tun. Ach, meine Tochter hat noch so einen Fidget Cube - den nimmt sie überall hin mit. Wenn ihr die Eindrücke zuviel werden, kann sie damit spielen und sich ablenken, wenn ein richtiger Rückzug in ruhigere Räume oder so nicht möglich ist. Ich würde mir mal anschauen, was man autistischen Kindern so für Strategien empfiehlt und dann schauen, was davon hilft bei deiner Tochter. Am Ende ist doch egal, wie die Diagnose heißt oder was "schlimm" genau es ist - wenn eine Strategie oder eine Hilfestellung wirklich Hilfe bietet, dann ist es doch gut. Wir haben das schon so versucht, bevor wir die Diagnose hatten.

von EinTraumWirdWahr am 14.09.2020, 16:45



Antwort auf Beitrag von EinTraumWirdWahr

Danke auch für deinen Beitrag. Normaler Alltag klappt recht gut. Sie setzt sich in der Klasse auch immer ganz vorne hin. Wir hatten mal Kopfhörer mit Noise Cancelling probiert, das man auch ausschalten kann (eher für so Sachen wie Supermarkt etc., nicht für die Schule). Das war aber gar nichts, weil die "Antischallwellen" des Noisecancelling ihr in den Ohren gejuckt haben und zwar noch ein paar Stunden danach. Aber Das mit Transparenz werden wir ausprobieren. Wenn die auch jucken, weiß sie jetzt zumindest dass das ein paar Stunden später wieder aufhört. Nachdem keiner mit so was gerechnet hat, hat sie halt Panik bekommen als es nicht aufgehört hat. Zum Glück sind ihre Kurse recht klein und in der Oberstufe geht es ja auch nicht mehr so zu wie in der Mittelstufe mit den Pubis. Ihr "Fidget Cube" ist ihr Skizzenbuch. Sie zeichnet, wenn sie abschalten muss. Wird im Unterricht nur auch nicht immer gern gesehen. Mal sehen. Sie hat (aus anderen Gründen) die Schule gewechselt, bis jetzt klappt es gut. LG Inge

von IngeA am 16.09.2020, 07:29