Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von HHelmutS am 18.05.2003, 21:51 Uhr

Behindertenfahrdienst u.Schulbeförderung. Was man damit erleben kann und worauf man achten sollte.

Hallo zusammen,

hier ein Aktuelles Erlebins mit einem Behindertenfahrdienst, der im Ramen der Schulbeförderung auch hilflose schwerstbehinderte Kinder fährt, ein wenig Vorgeschichte und Hintergrundinfos.

Normaler weise muß man davon ausgehen können, das Beförderungsunternehmen die hilflose Fahrgäste die ohne besondere Begleitung fahren.... wie es bei der Schulbeförderung z.B. ist... so im Fahrzeug sichern, das für sie zumindest einfacher menschlicher Logik folgend, kein extra hohes Verletzungsrisiko besteht. Dazu muß man wissen, das in Rollis oder Sitzschalen vorhandene Gurte, Kinder zwar halt geben, und sie gegen herausfallen oder ungewolltes aussteigen gegen ihre eigene Kraft schützen können, aber meistens in keiner Weise so belastbar sind, das sie sie bei verkehrsbedingten Aktionen des Fahrzeugs, ( harte Bremsmanöver oder Auffahrunfälle ) daran hindern können, wie ein Geschoß durch den Bus zu fliegen, ihrem Vordermann mit Hautfetzen aus ihrem Gesicht und ihren Zähnen die Rückseite des Rollis dekorieren, oder sich "nur" ihren Kopf auf ihren eigenen Knien verletzen. Daher sollten Beförderungsunternehmen die unsere Kinder im Rolli fahren IMMER zusätzlich zur Sicherung des Rollstuhls mit einem Schulter und einem Beckengurt sichern.

Seit dem ersten Tag an dem Sonja im Rolli sitzend von Beförderungsunternehmen zur Schule gefahren wird, habe ich bei mindestens jedem 2. neuen Fahrer festgestellt, das sie die zusätzlichen Gurte nur auf besonderen Hinweis anlegen. Da ich bisher davon ausgegangen bin, das die Fahrer vom Unternehmer zwar entsprechend eingewiesen werden, und die Gurte "nur" aus Faulheit nicht anlegen, ich es mir mit den Fahrern aber auch nicht verderben wollte, hab ich ihnen je nachdem wie sie sich verhielten, mit der Zeit immer deutlicher gesagt, das es Probleme geben wird wenn sie nicht alsbald die Gurte von sich aus sachgerecht anlegen. Da die meisten Fahrer meinen Hinweis das die Gurte erforderlich sind ernst nahmen, hielten sich größere Probleme bis jetzt in Grenzen.

In letzter Zeit verhielten sich insbesondere Fahrer, die Sonja das erste mal fuhren anders als sonst. Mit skurilsten Begründungen kämpften einige darum, Sonja den Schultergurt nicht sachgerecht anlegen zu müssen. Einer war der Meinung, das es reichen würde, wenn er den Gurt “aufwendig dekorativ”, aber eben nicht sichernd um Sonja wickeln würde. Er meinte auf meinen Einwand, das selbst wenn ich die Polizei holen würde, die nichts an der Art und Weise, wie er die Gurte um Sonja gewickelt habe aussetzen würde. Kurzerhand griff ich in der Situation zum Handy, um erst einmal den Fahrdienstleiter des Unternehmens um einen Ortstermin zu bitten. Da sich in der Zentrale des Fahrdienstes niemand meldete, und der Fahrer sich dann doch entschloss die Gurte sichernd an zu legen geschah nichts weiter. Ca. eine Stunde später rief mich der Fahrdienstleiter überraschend an. Er fragte ob es Probleme gegeben hätte. Ohne den Fahrer besonders zu belasten bat ich ihn darauf zu achten, das die Fahrer vernünftig darin eingewiesen werden, wie sie die Gurte anlegen müssen. Daraufhin bot er mir nicht etwa an ihn anzurufen wenn es Probleme gab, damit er sich selber davon überzeugen konnte, sondern verbot sich Unterstellungen derart, das seine Fahrer die Fahrgäste nicht richtig sichern würden.

Ein paar Tage später wartete ich nachmittags vor dem Haus auf Sonja, um zu sehen wie sie während der Rückfahrt... wo keiner dem Fahrer an der Schule sagt das er etwas vergessen haben könnten... gesichert war. Da der Fahrer (ein anderer) Sonja keinen Schultergurt angelegt hatte, sagte ich ihm das der nötig sei. Er sagte, das in normalen Autos auf dem Mittelplatz hinten kein Schultergurt sei, und das Sonja deswegen da.. der Rolli stand in der Mitte... auch keinen brauchen würde. Ich sagte ihm, das das DRK schriftlich habe, das ein Schultergurt erforderlich sei, ( Es steht so in den Richtlinien zur Beförderung rollstuhlgebundener Personen ) und bat ihn beim nächten mal den Schultergurt anzulegen.

Als ich den selben Fahrer ein paar Tage später nachmittags erneut kontrollierte fehlte der Schultergurt wieder. Im selben Moment als ich das sah sagte ich ihm, das er den Rolli, so wie er ist im Fahrzeug stehen lassen solle, weil ich die Situation sofort von der Polizei prüfen lassen wolle. Ich griff zum Handy und rief die Polizei. Während dessen fing der Fahrer an den Rolli doch aus dem Fahrzeug zu holen. Ich war dermaßen sauer, (mit einem Puls von über 200) das ich ihn anbrüllte..." Wenn du damit nicht sofort aufhörst bekommt du was auf die Fresse ". ( Ein Satz der mir in all meinen 43 Jahren noch nie über die Lippen gekommen war ) Daraufhin machte er die Gurte wieder so wie sie waren, und entfernte sich vom Auto.

Als die Polizei da war und sah wie Sonja gesichert war, erklärte mir ein Polizist, das es nicht immer leicht sei, inbesondere wenn kein entsprechender Gurt am Rolli sei, solche Kinder besser zu sichern. Nachdem ich ihm dann erklärte, das alle erforderlichen Gurte im Fahrzeug vorhanden wären, der Fahrer sie trotz meiner Bitte aber nicht anlegen würde, wandte er sich an den Fahrer. Der erklärte sein tun damit, das er nach meiner Bitte Sonja den Schultergurt anzulegen, seinen Vorgesetzten gefragt, und der ihm gesagt habe, das er bei Sonja keinen Schultergurt anlegen brauche. Dann erklärten die Polizisten dem Fahrer, das es allein schon einfacher Logik folgend erforderlich ist, das er Sonja einen Schultergurt anlegen, und er im Wiederholungsfall mit polizeilichen Maßnahmen rechnen müsse. Zum Schluß bat ich die Polizisten, in ihrem Bericht alles zu schreiben was sie gehört hatten, und hoff(t)e das sich mit Hilfe dieses Berichtes am Verhalten des Fahrdienstes des DRK etwas ändert.

Eine halbe Stunde nach diesem Geschehen, als ich dabei war dem Schulträger das Geschehen zu schreiben, bekam ich einen Anruf vom Fahrdienstleiter des Unternehenms (DRK). Der für den Fahrdienst verantwortliche Angestellte entschuldigte sich nicht etwa dafür, das bei Sonjas Sicherung wohl was "schief gelaufen" sei. Er entschuldigte sich auch nicht dafür, das sein Fahrer nicht schon nach meiner einfachen Bitte, den Rolli stehen zu lassen, sondern erst nach der Androhung von Gewalt dazu bereit war, seine Sicherungsmaßnahmen durch die Polizei prüfen zu lassen. Mit erhobener Stimme erklärte er mir, das er es sich verbieten würde, seinen Fahrern in irgend einer Weise - insbesondere wohl dann nicht, wenn sie ihre mangelhaften Sicherungsmaßnahmen nicht freiwillig der Polizei zeigen wollen - Gewalt an zu drohen. Weiter sagte er, das das DRK, weil wir ständig ( wegen großer Schwankungen in den Abholzeiten ) meckern würden, den Beförderungsvertrag für Sonjas Schulbeförderung mit dem Schulträger kündigen werde. Als ich ihm daraufhin sagte, das ich ( insbesondere nach diesem Verhalten des Fahrdienstleiters ) die Angelegenheit umfassend von der Staatsanwaltschaft prüfen lassen werde, sagte er das er mit dem kündigen des Vertrages bis nach dieser Prüfung warten werde.

Wie anfangs schon geschrieben hatte ich die z. T. mangelhafte Sicherheit bis dahin eher der Faulheit den Fahrer selbst, als den Anweisungen des Unternehmens an die Fahrer zugerechnet. Mit dem was der Fahrer über den Fahrdienstleiter gesagt hat, und dem wie ich den Fahrdienstleiter nun selbst erlebt habe, muß man das Geschehen wohl sehr anders einordnen.

Da ich weis das viele Eltern und Pfleger in Heimen und Co. hilflose rolligebundenen Menschen den Fahrdiensten morgens an der Haustür übergeben, sie nachmittags da wieder abholen, und viele überhaupt nicht wissen wie Rollikinder während der Schulbeförderung gesichert werden MÜSSEN !... bitte ich alle deren hilflose ihre Kinder von Fahrdiensten gefahren werden, nachzusehen wie die Fahrer rollstuhlgebundenen Personen sichern. Wenn sie so einer hilflosen Person nicht mit Schulter- und Becken -gurt zusätzlich zum Rolli sichern, sollte man das... zur Sicherheit ohne das man dem Fahrer was sagt.. der Polizei mitteilen. Ruft dann einfach sofort wenn er los gefahren ist die Polizei an ( Tel. 110 ), sagt was ihr gesehen habt. = schwere "Gesundheitsgefährdung" hilfloser Personen in dem Fahrzeug, die Autonummer, die Stelle wo der Fahrer hin fährt, und bittet darum die Situation dort sofort zu prüfen. Das ist auf der einen Seite den Fahrern gegenüber zwar nicht schön. Auf der anderen Seite ist nachmittags an der Schule aber auch niemand dabei, der dem Fahrer sagt wenn er einen Gurt zur Sicherung "vergessen" hat. So hat der Fahrer und das Beförderungsunternehmen die selbe Chance sich vor Strafe zu schützen, wie es die Kinder vor Verletzungen schützt, das ist nicht gemein, sondern leider zur Sicherheit hilfloser rollstuhlgebundener Menschen nötig.

:-) Helmut

Vater von Sonja, 18 J. alt, nach einer schweren Erkrankung
im Alter von 2 Wochen jedoch noch auf dem Stand von 9 -15
Monaten. ICP, HC, Epi., gehörlos, kaum Verständigung,
schwerst mehrfach behindert.

 
1 Antwort:

Re: Behindertenfahrdienst u.Schulbeförderung. Was man damit erleben kann und worauf man achten sollte.

Antwort von GoLLoM am 19.05.2003, 0:51 Uhr

Vielleicht darf ich da auch mal was zu schreiben.
Erstmal kann ich die Aufregung gut nachvollziehen!!!

Ich habe selbst mit körperbehinderten, grösstenteils Rollstuhlfahrenden, zusammengearbeitet.
Wir haben natürlich auch Unternehmungen mit "unsren Jungs und Mädels" gemacht. Hatten hierfür einen extra Bus.
Allerdings...

ALLE, die an den Scheiben sassen, waren durch Schulter UND Beckengurt gesichert, der Schultergurt war fest angebracht.
Wenn aber drei Rollis nebeneinander standen gabs ein Prob. Es gab nämlich keine "losen" Schultergurte! Daher standen bei uns immer die in der Mitte, die am Rolli einen Schultergurt hatten.
Desweiteren wurde bei ALLEN ein seperater Beckengurt angelegt. UND die Räder der Rollis wurden vorn wie hinten seperat gesichert, Bremsen selbstverständlich angezogen.

Bei unsren Fahrdiensten (die die Leute in die Werkstatt oder Tagesförderstätte brachten), waren leider nur wenige Gurte vorhanden. ABER wir haben einfach versucht, diese Gurte über die KK genehmigt zu bekommen. Einige Kassen spielten mit, andre nicht :o(
Also sprang unser Förderverein ein.

Ich kann nur von unsrem Fahrdienst reden .. und die haben immer drauf geachtet, dass eine möglichst hohe Sicherheit gewährleistet war.

Gleiches gilt für unsre Unternehmungen (auch längere Ferienfahrten) in der Wohnanlage. Lieber einen weniger mitnehmen, dafür aber gescheit gesichert fahren.

Hoffe, bei Euch geht alles gut!!

GoLLoM, die nie verstehen wird, warum gerade bei den Kranken und Schwachen IMMER noch gespart wird!!! *grummel*

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