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Geschrieben von Mony am 09.02.2016, 7:03 Uhr

Depressionen bei Jugendlichen

Guten Morgen,

vielleicht gibt es ja unter euch jemanden mit Erfahrung, der mir weiterhelfen kann. Wenn nicht, dann hilft es mir vielleicht schon einfach mal alles los zu werden.

Meine Tochter ist sechzehn Jahre alt und leidet seit etwa zwei Jahren an Depressionen. Leider habe ich es erst spät erkannt. Ich habe ihren Rückzug, ihr (für mich oft bockiges Schweigen) als Pubertätsgezicke gewertet. Im Herbst ist die Situation eskaliert.
Meine Tochter hat eine Beziehung zu einem Mädchen. Und das schon sehr lange. Ich habe das immer für eine reine Mädchenfreundschaft gehalten, obwohl ich manchmal schon dachte, dass sie dafür sehr intensiv ist. Meine Tochter ist schon immer eher introvertiert und es fällt ihr schon immer schwer ihre Sorgen und Probleme in Worte zu fassen.
Im Herbst also hatte das andere Mädchen diese Beziehung beendet. Und in ihrem Kummer und ihrer Not hat sich meine Tochter mir gegenüber dann geoutet. Eigentlich war es zu diesem Zeitpunkt aber für mich eher eine Bestätigung, keine Überraschung. Und um es gleich hier vorweg zu sagen, es ist auch kein Problem für mich. Meine Tochter hat ganz furchtbar gelitten, hat sogar ernsthaft über Suizid nachgedacht. Das war der Punkt an dem ich die Notbremse ziehen musste und bin mit ihr zu einem Termin in die KJP. Dort stellte sich dann im Gespräch heraus, dass sie schon länger diese düsteren Gedanken hat, sich gelegentlich selbst verletzt und selber von sich sagt, dass sie ein Monster in sich hat, welches sie nicht immer kontrollieren kann. Letztendlich war das auch der Grund warum ihre Beziehung zu dem Mädchen zerbrochen ist. Diese konnte damit einfach nicht mehr umgehen.
ich war natürlich total geschockt, dass so etwas im Kinderzimmer nebenan passiert und ich merke es nicht. Ich habe mir immer eingebildet einen ganz guten Draht zu meiner Tochter zu haben.
Diese Termine in der KJP und das Outing waren zunächst wie ein Befreiungsschlag für sie. Es ging ihr wesentlich besser. Sie hat sich mit ihrer Freundin wieder vertragen und sie sind auch wieder zusammen. Für Beide ist das jetzt leichter, weil wir ja jetzt bescheid wissen und es nicht mehr heimlich passiert.
Meine Tochter hat jetzt ein Therapieplatz. Soweit klingt ja alles gut.
Aber ich habe das Gefühl, jetzt wo alles "geregelt" ist an meine Grenzen zu stoßen. Ich weiß oft nicht wie ich mit ihr umgehen soll. Gestern war wieder so ein Tag, an dem entweder ihr Monster wieder da war - oder die Pubertät voll zugeschlagen hat. Ich kann das nicht trennen und weiß von daher oft nicht, wäre jetzt mal eine Standpauke angesagt, weil sie mal wieder nicht aufräumt - oder kann sie einfach im Moment wieder nicht. Ich kann das nicht trennen.
Sie ist im Sommer mit der Schule fertig und natürlich stehen wir jetzt vor der großen Frage was dann? Sie möchte gerne weiter Schule machen, ist aber auf Grund ihrer Dyskalkulie gehandikapt. Alle anderen Noten sind gut - aber Mathe könnte zum Problem werden (oder besser, ist eins). Jetzt brauchen wir natürlich einen Plan B. Aber darauf kann sie sich gar nicht einlassen. Ich weiß, dass es sie überfordert. Das hat auch die Psychologin so bestätigt, dass sie zu hohe Erwartungen an sich selber hat - aber trotzdem muss es ja irgendwie weitergehen.
ich finde gerade den Grad zwischen Verständnis und elterlichem Druck nicht.
Kennt das hier noch jemand? Wo kann ich Hilfe bekommen? Sie bekommt jetzt ihre Therapie, zu Hause wissen wir was los ist, in der Schule habe ich einen Lehrerin ins Vertrauen gezogen. Ich habe also das Gefühl sie ist "überwacht". Aber ich fühle mich oft so hilflos und weiß nicht, wie ich mit ihren Stimmungen umgehen soll. Manchmal bin ich schon so weit, dass ich denke, dann soll sie doch einfach machen. Aber dann weiß ich wieder, dass sie nicht absichtlich so ist und Hilfe braucht. Hat hier jemand Erfahrungen?
Danke schon mal fürs lesen, ist leider lang geworden
Mo

 
8 Antworten:

Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von kanja am 09.02.2016, 19:47 Uhr

Das ist ein sehr ernstes Thema und du solltest dir professionelle Hilfe holen.

Kannst du die Therapeuten deiner Tochter fragen, ob sie dir eine Anlaufstelle für dich selbst nennen können?

Ich wünsche euch alles Gute.

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Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von niccolleen am 10.02.2016, 13:26 Uhr

Wofuer genau brauchst du gerade den elterlichen Druck? Wenn sie 16 ist, dann ist doch noch lange keine Frist abgelaufen. Ich habe nach der Schule (war 18) nochmal 2 Jahre "verbummelt", weil ich nie so richtig sicher war, was ich weiter machen will bzw. nicht so die Selbstdisziplin hatte, das durchzuziehen, was ich mir ausgesucht hatte.
Klar will man als Teenager auch Grenzen von Eltern, unbedingt, also keiner will als Teenager seine Mama als Freundin sehen. Man will die Eltern widerlegen, weil man ja inzwischen kein kleines Kind mehr ist und selbst Dinge erkennt.

Also von daher wuerde ich als Laie aber auch als Aussenstehender sagen, deine Tochter hat Therapie, das ist wichtig und gut, und sie kann immer zu dir kommen, das ist auch wichtig und gut. Dass sie ihr Zimmer aufraeumen soll, finde ich schon nicht mehr altersgemaess, denn das ist ihr einziges ureigenstes Reich, ihre Privatsphaere, und da drin hast du nichts zu suchen und auch nichts zu bekritteln. Wenn sich diese Unordnung im Allgemeinbereich ausbreitet, dann sind Standpauken angebracht. Alles, was das Zusammenleben betrifft oder Sorgen um ihre Sicherheit oder Zukunft, ist natuerlich auch fuer dich Thema. Aber beruflich wenn sie eh shcon so viel um die Ohren hat... naja also dann wuerde ich ihr mal Zeit lassen, sich selbst zu finden. Es gibt Messen und Anlaufstellen fuer Teenager, um sich nach beruflichen und weiterbildenden Moeglichkeiten zu erkundigen und da soll sich einfach mal zu sowas gehen und ein paar Schulen anschauen. Da wuerde ich sie auch aktiv unterstuetzen, aber ansonsten in eurer Situation ihr erstmal zutrauen, dass sie erstmal die richtigen Prioritaeten setzt und nicht unter Druck setzt.

Fuer dich selbst, da schliesse ich mich an, waere es schon gut, fachliche Unterstuetzung zu holen, wie du mit dieser Situation und mit dir selbst besser umgehen kannst. Deine fast erwachsene Tochter nun zu einem Mitleidsobjekt zu machen, hilft ihr sicher nicht. Wobei ich das jetzt mal einfach so krass hinwerfe, denn Einblick habe ich ja aufgrund von einem einzigen Post ueberhaupt nicht.

Meine Erfahrungen begruenden sich auf meine eigene Teenagerzeit, wo es auch diverse Huerden gab wie eine Essstoerung, aber am meisten belastet hat es mich, dass meine Mutter nicht mich, sondern mein Alter gesehen hat. Auf Streits oder Argumente hat sie mit Sachen wie "Ja ich weiss, dass du jetzt in einem schwierigen Alter bist, das geht auch vorbei" reagiert... oft sogar gar nicht zu mir, sondern ueber meinen Kopf hinweg zu anderen. Ernstnehmen und Unterstuetzung, das denke ich sind die wichtigsten Dinge. Ueberzeugen statt zwingen.

lg
niki

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Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von Eve84 am 10.02.2016, 23:22 Uhr

Hallo,
Denke sie braucht einfach noch Zeit sich selber zu finden!
Aber ich finde es schon sehr wichtig, das sie weiß wie es nach der Schule weiter geht und sie übergangslos etwas hat. Den Kinder halten sich ja immer an den Strukturen fest und entwickeln eine Routine und wenn man ersteinmal aus der Routine raus gekommen ist, ist es schwer wieder rein zu kommen!
Und gerade bei psychischen Problemen ist der Halt und eine feste tagesstruktur wichtig. Und wenn sie zB. Eine Ausbildung macht oder studiert und Erfolge sieht dann festigt sie ihr "ich".
Alles gute
Eve

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Danke schön :-)

Antwort von Mony am 11.02.2016, 11:40 Uhr

Für eure Beiträge.

Wie ich schon in meinem Posting geschrieben habe, geht es mir nicht um meine Tochter, sondern um mich.

Das klingt zwar vielleicht blöd, aber meine Tochter ist "versorgt".

Ich muss lernen mit der Situation klar zu kommen. Ich - oder wir in der Familie - müssen mit den Stimmungsschwankungen klar kommen. Und ich will eben nicht sagen : Ach das ist das schwierige Alter.
Ich wünschte das wäre es! Das habe ich bei meinem Großen durch. Und so sehr ich die Auseinandersetzungen und Reiberein gehasst habe - so sehr wünsche ich sie mir bei meiner Tochter jetzt manchmal.

Ich sehe das genauso, dass es für sie eigentlich im Anschluss weiter gehen muss. Sie braucht diese Regelmäßigkeiten. Das Gewohnte. Der Schulabschluss kommt dafür jetzt denkbar ungünstig.
Sie hat Pläne und Ziele - aber Angst. Und jeder Mißerfolg, jede nicht so gute Note, jede Absage weckt das Monster in ihr wieder.

Und davor habe ich Angst. Weil ich nie weiß, wenn sie wieder in so einem Tief ist, ob sie sich wieder schneidet - oder noch schlimmer, wieder Abschiedsbriefe schreibt und auf der Brücke steht.

Und ich finde schon, dass ich bei einer sechzehnjährigen die Ordnung im Zimmer noch ansprechen kann. Vor allem wenn es meine Teller, Löffel und Gläser sind die da so vor sich hinstehen.... Aber sie ist so labil, dass ich heilfroh bin wenn es ihr gut geht und es dann mit solchen Dingen nicht wieder runterreißen will.
Dann denke ich aber wieder, vielleicht wartet sie auch auf solche Grenzen. Ich habe jegliches Gefühl dafür verloren.

Und da hatte ich gehofft, dass hier vielleicht Eltern sind, die in einer ähnlichen Situation stecken.

Liebe Grüße
Mo

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Re: Danke schön :-)

Antwort von Juli+Felix-Mama am 11.02.2016, 14:55 Uhr

Hallo,

auch ich habe eine 16jährige Tochter, die an Depressionen leidet. Sie war im letzten Jahr zwei mal in der KJP. Im Moment hat sie wieder eine schwierige Phase, sie verletzt sich zur Zeit schlimmer, als vor dem Klinikaufenthalt.

Viele Grüße

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Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von Philo am 11.02.2016, 19:44 Uhr

Hallo,
ich komme aus einer Familie, in der Bipolare Störungen bei beiden Elternteilen vorkommen, war in meiner Jugend depressiv. Dies hat sich durchgezogen bis ins frühe Erwachsenenalter. Vor 11 Jahren ist es eskaliert und ich bin für 4 Monate in einer psychosomatischen Klinik gelandet. Das war meine Rettung, im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte.
Ich habe zu meinen Eltern für ca. 2 Jahre keinen Kontakt gehabt, anschl. haben wir uns angenähert.
Ich würde die Therapeutin der Tochter fragen, was sie Dir empfehlen kann. Sie hat sicher einen umfassenderen Blick für Hilfeleistungen in Deiner Nähe und kann Dir Empfehlungen aussprechen.
Alles Gute für die nicht einfache Zeit, Philo

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Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von Eve84 am 11.02.2016, 22:55 Uhr

Hi ich nochmal,
Ich habe mir damals auch die Arme zerschnitten, ich tat es als lauten Hilferuf und weil ich eine Verbindung zu meiner besten Freundin herstellen wollte.
Es sind damals schlimme Dinge passiert und dann starb meine beste Freundin mit nur 15 Jahren. Sie starb an einer embolie nach einer OP, ich machte mir unglaubliche vorwürfe da ich sie animiert habe zu rauchen... Sie war verzweifelt, ritzte sich die Arme und wollte sich umbringen, ich riet ihr zu rauchen, denn dabei kann man wunderbar entspannen. Sie tat es und ich dachte die Zigaretten könnten die embolie gefördert haben und zusätzlich waren ihre Eltern entsetzt, beim entrümpeln ihres Zimmers Zigaretten gefunden zu haben und sie davon nichts Wussten.

Ein paar Monate später starb eine andere Freundin durch selbstmord.

Wie auch immer es geht ja hier nicht um mich, was ich dazu sagen wollte, ich wusste nicht wohin mit meiner Trauer, Wut, Angst und ließ es an meinen Armen aus.

Ich denke für deine Situation ist es ganz wichtig das du mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst, und einfühlsam unterstützt aber nicht erdrückst!
Ihr könntet euch gemeinsam überlegen was zu ihr passt furr ihre Zukunft, und du koenntest versuchen einen Ausflug dorthin zu machen zB. Apotheke und ihr fragt ob ihr in einer ruhigen Minute mal sehen könnt was hinter dem Tresen passiert, und vielleicht eine jobbeschreibung bekommt von jemanden der dort arbeitet um Ihr Motivation und anspurt gibt.

Und schöne Ausflüge zusammen machen vielleicht kannst du ein kurz Wochenende mit ihr wegfliegen zB Ryanair Edinburgh oder an die Ostsee in ein Ferienhaus. Und ihr ganz bewusst die Augen öffnen wie schön das Leben sein kann und das tut euch beiden und auch eurer Bindung gut.

Und ganz ehrlich wenn dir mal danach ist sie anzuschreien und mal richtig zu meckern, ist es vielleicht auch gut. Denn dann sieht sie, das es dir nahe geht, das du wütend bist etc. und es versetzt sie ein bisschen in Schock. Vielleicht weinst du ja am Ende, dann sieht sie wie es dich beschäftigt. Sprich Dinge und Gefühle klar aus, sag ihr das sie verdamt nochmal nicht nur Fuer sich zuständig ist, sondern die Familie damit belastet und wenn sie sich einfach umbringen würde, nicht nur ihr Leben zuende wäre!


Und du solltest furr dich selbst versuchen auch abschalten zu können, mache Sport hole dir deine Kraft aus Ruhe und Bewegung.

Alles gute

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Re: Depressionen bei Jugendlichen

Antwort von Spock1 am 20.02.2016, 17:30 Uhr

Hallo Mony,

ich bin mit meiner Tochter in einer ganz ähnlichen Situation, sie ist 15...und ich kann diesen Zwiespalt total nachvollziehen. Einerseits hat sie ja auch "normales" pubertäres Gehabe und man möchte Regeln und Grenzen durchsetzen, auf der anderen Seite dann immer die Angst, es damit noch schlimmer zu machen, weil sie eben labil ist...es ist ganz furchtbar und auch die Ängste, die damit verbunden sind, sind manchmal kaum zu ertragen..

Ich gehe seit einiger Zeit zur Erziehungsberatung hier beim Jugendamt, und das ist wirklich hilfreich. Einfach mal alles sortieren, eine Sichtweise von außen bekommen, sich auch mal ausheulen/ausk****** zu können. Mir tut es sehr gut. Und es ist meins, dort werde ich mit meinen Ängsten und Sorgen gesehen, das ist echt wichtig. In der KJP ging es halt immer nur um sie (was ja auch in erster Linie deren Aufgabe ist), aber ich fühlte mich als Mutter dort ziemlich allein gelassen damit, wie ich mit all dem umgehen soll.


Falls du dich austauschen möchtest...

LG

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