Hilfe für kranke und behinderte Kinder

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Ein kleiner Einblick von ADHS ohne Medis (lang)

Thema: Ein kleiner Einblick von ADHS ohne Medis (lang)

Hallo zusammen, hab weiter unten mal in den Beiträgen zum Thema Ritalin ADHS etc gestöbert. Und muss dazu was loswerden. Mein Sohn (10) lebt nun seit März aufgrund seiner Erkrankung bei seinem Vater, nein er kann nix dafür nur ich kam damit einfach nicht mehr klar war auch im KH (Nerven) Zu meiner Geschichte: schon als Nico klein war hob er sich von den anderen Kindern ab er war immer wibbelig und und teilweise auch aggresiv, vor drei Jahren bat mich die Schule ihn testen zu lassen weil es so mit ihm nicht weiterginge.....die testungen haben mit SPZ Terminen, Ergotherapie Ernährungsumstellung(Omega3) Jugendamt etc. drei Jahre gedauert ....im Sommer letzten Jahres bekam er Medikinet 10mg....erstmal 1/2 dann alle paar wochen gesteigert bis wir bei 20mg medikinet Retart angekommen waren. (Mittags 16.00uhr war ende) Sein Verhalten vor den Medis war folgendes.....er verprügelte seine Geschwister wie Mitschüler fiel in der Schule immer mehr ab, randalierte hier im Haus hatte kaum Freunde und in sämtlichen Geschäften hier im Ort Hausverbot ganz zu schweigen von den Haftpflichtschäden (selbstb.lag mittlerweile bei 500€) Mit Medis ein Kind wie ausgewechselt...ausgeglichen etc aufmerksam. Im Dezember haben wir versucht runterzusetzen weil ich auch ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatte, wäre ich da nicht rechtzeitig gekommen hätte ich nun ein Kind weniger, weil er mit dem Messer auf eins seiner Geschwister losgegangen ist nur weil er ihm die Butter nicht geben wollte Die Medis kamen wieder.....im Februar dann der Vollausraster Vekalien im Zimmer Möbel in Trümmern, das war dann der Tropfen vom überlaufenden Fass ich kam ins KH (Nervenzusammenbruch) und mit dem JA wurde besprochen das er zu seinem Vater zieht.....Ich seh ihn nun alle 14 Tage und es ist ok. Er fühlt sich dort wohl hier war er mit 4 anderen Kindern dort ist er allein, sah diese Entscheidung als Neuanfang für beide Seiten.... Sorry, für den langen Text, aber das wollte ich mal loswerden LG Sabrina PS: Ich bin froh für beide Seiten (Patient wie Angehörigen) das es diese Medikamente gibt

Mitglied inaktiv - 27.06.2009, 20:39



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Ohje, mensch da hast du ja einiges mitgemacht. Soo schlimm ist es bei uns Gott sei Dank nicht. Aber den letzten Ausraster hat er unter den Medis bekommen?? Achso und zu dem nun allein beim Vater sein. Niklas ist auch wie ausgewchselt wenn er bei uns oder wo anders alleine ist und er die volle Aufmerksamkeit bekommt und diese eben nicht teilen muss mit seinen beiden Geschwistern. Naja, gestern wurde ich mal wieder schief angeguckt und ich soll mir das doch ncoh mal überlegen, weil der Neffe von meiner Bekannten sich ja so verändert hat, total abgemagert ist und ständig neben sich steht, seit er Medis bekommt. Aber ich lese nun seit 3 Tagen dauernd in AD(H)S Foren und es hilft so vielen, so hoffe ich, dass es uns auch hilft und gut vertragen wird. LG

Mitglied inaktiv - 27.06.2009, 22:04



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Hi, Du darfst einfach nie Deinen Mutterinstinkt abschalten. Sollte Dein Kind "neben sich stehen", dann stimmt einfach was mit der Medikation oder der Diagnose nicht. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 27.06.2009, 23:00



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bei meinem Sohn ist auch ein Junge in der Klasse, der Medikinet Retard nimmt. Im Kiga und am Schulanfang war er ein Kind mit dem niemand klar kam, er hat mit Gegenständen durchs Klassenzimmer geworfen,weil er nicht drankam usw usw.. Keiner wollte neben ihm sitzen. Nun nimmt er dieses Mekikinet retard und er ist wie ausgewechsel, inzwischen hat er sogar schon die ersten Freundschaften geschlossen, und macht sich ganz gut in der Schule. Dieses Kind wäre für die KLasse nicht tragbar, würde er keine Medikamente nehmen.

Mitglied inaktiv - 27.06.2009, 23:43



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genauso war es bei meinem Sohn auch....und zur ersten Antwort, der letzte Ausraster war wieder ein Experiment ohne Medis Mittlerweile bekommt er andere Medikamente was genau weiß ich jetzt gar nicht da ich zu WE´s nur abgezählte Tabletten mitbekomme. Aber ich bin froh das man sich hier auch austauschen kann über Erfahrungen und Mißerfolge.....Wollte mit meinem Beitrag eigentlich nur sagen, das es in manchen Situationen gar nicht anders geht, wie diese Medikamente zu verabreichen. Und das man diese Eltern die solche Erfahrungen machen nicht verurteilen sollte, den jemand der dies nicht mitgemacht hat bzw. nie oder selten mit einem ADHS-Kind in berührung kommt weiß gar nicht was manche Angehörige/Eltern mitmachen bzw. durchleben müssen. LG Sabrina

Mitglied inaktiv - 28.06.2009, 14:13



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Ja ich glaub genau darin liegt das Problem. Einmal weil oft viel zu schnell von Laien die "Diagnose" AD(H)S gestellt wird, bzw. einfach das Kind abgestempelt wird und zum anderen, weil die meisten sich den Alltag gar nicht so schlimm vorstellen wie es wirklich ist. Woanders würde man bei Niklas auch nicht denken, das er wirklich ADHS hat. Er kann sich meist ganz gut zusammenreißen. Hat dann zwar auch ab und zu kurze Aussetzer bzw. ausraster und heulanfälle, aber dann heißt es immer, "ja ist halt ein Wilder" oder "meiner hat auch solche Phasen" Bei den anderen gehen diese Phasen aber irgendwann vorbei nur bei uns nicht, bei uns werden sie immer schlimmer und das bekommen die meisten gar nicht richtig mit. Selbst meine Mutter, meint immer, so schlimm ist er gar nicht und die Lehrerin soll sich nicht so anstellen, er ist genau wie mein Bruder. Ja genau, er ist genau wie mein Bruder, nur mein Bruder hat nach etlichen anzeigen im Knast gesessen, dann auf der Straße gelebt, Drogen genommen, hat jetzt zwar endlich wieder ne WOhnung, ne Freundin und ein Kind, aber gut leben tut er nciht. Und das alles mit einem IQ von 139 (getestet) und nem Sonderschulabschluss nach der 9. Klasse. Meine Mutter hat ihn 3mal in die stationäre Kinderpsychatrie gebracht, usw. Sie schiebt es aber immer noch allein auf die Trennung meiner Eltern damals. Und ich hab mit vielen Ärzten darüber gesprochen , weil ich tierische Angst hab, dass Niklas auch so wird und alles waren sich einig, dass er ADHS hat bzw. haben mich gefragt ob er mal auf ADHS getestet wurde. Ich wusste am anfang auch kaum was AD(H)S genau ist, jetzt schon viel mehr, obwohl bestimmt noch nicht alles. Wir sind erst noch am Anfang unseres Wissens. Aber wer sich damt nicht beschäftigt, bekommt halt das meiste gerade mal übers Fernsehen oder evtl. ne Zeitschrift mit und das ist bei weitem nicht das was man wissen muss um sich ein wirkliches Bild von ADHS zu machen. Es wird immer und überall nur als Modekrankheit abgehakt, genau wies mit Depressionen ist was wirklich dahinter steckt und wie es den Betroffenen geht weiß kein Mensch. Ich kann es mir so langsam vorstellen und hab lange Niklas erklärt warum er so ist usw. und er freut sich wirklich auf die Medikamente und fragt schon immer danach wann er sie endlich bekommt.

Mitglied inaktiv - 28.06.2009, 16:41



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Hallo, also AD(H)S haben wir zum Glück ja nicht auch noch , aber zum Thema "manchmal geht es nicht anders" möchte ich hier auch was schreiben. Sebastian hatte Neugeborenenepilepsie und bekam da Medikamente, die nicht für Dauer bestimmt sind (ich glaub das sind sogar welche für Erwachsene ...). Jedenfalls sollten die dann abgesetzt werden und es wurde ein Kontroll-EEG gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Sohn schon eine Weile keine Anfälle mehr, war aber ein Schreikind. Es stellte sich bei dem EEG heraus, dass er BNS hatte. Üblicherweise sieht man Anfälle (nicht bedrohlich), bei ihm aber nicht, nur sein Gehirn war, die ganze Zeit mit diesen typischen elektrischen Entladungen beschäftigt, so dass ein Lernen nicht möglich war (in gewisser Weise ist es bei AD(H)S ja ähnlich). Diese Form der Epilepsie ist bösartig, d.h. wird immer schlimmer und ist teilweise therapieresistent (ein nicht geringer Prozentsatz trägt kognitive Behinderungen davon und es gibt auch Todesfälle im Kindesalter). Wir waren glücklich, dass die Monotherapie mit Sabril wirksam war. Allerdings hat dieses Medikament doch gravierende Nebenwirkungen. Bei Sebastian war das Unruhe, d.h. er drehte nach jeder Medikamentengabe auf. Und (wir wußten damals nicht, dass es auch eine NW war) er schlief pro Nacht max. 8 h (und das im Alter zw. 6 und 20 Monaten) und Mittags kam er nur zur Ruhe, wenn ich ihm was "vorschlief" (ich durfte mich aber dabei nicht bewegen!). Wegen diesen NW hatte er dann ein ziemliches Schlafdefizit und als er an einem Abend erst nach Mitternacht zur Ruhe kam, hatte er dann einen Anfall in der Einschlafphase. Das Medikament wurde dann gewechselt, denn sein EEG hatte sich verbessert. Mit dem neuen Medikament (Orfiril long) wurde sein Schlafverhalten wesentlich besser, aber mit diesem Medikament riskiert man Leberprobleme (besonders im ersten Jahr). Es gibt also auch andere Medikamente, die enorme NW haben. Aber ohne diese Medikamente wäre das Leben unserer Kinder sicher wesentlich schwerer oder weniger lebenswert. Und ich glaube nicht, dass eine "normale" Mutter (oder Vater) sich für ein Medikament entscheidet, wenn nicht dringender Handlungsbedarf besteht. Und gerade bei AD(H)S geht ja eine sehr lange und intensive Diagnostik (wie hier ja öfter zu lesen ist) voraus. Ich finde also, dass keiner ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil er seinem Kind ermöglicht, es selber zu sein und nicht die Geisel einer Krankheit. Natürlich muss man, wenn die NW zu stark werden nach neuen Wegen suchen, aber das ist auch bei Antibiotika so. LG Anja

Mitglied inaktiv - 28.06.2009, 22:44