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nochmal Ritalin oder Schulwechsel

Thema: nochmal Ritalin oder Schulwechsel

Hallo, ich hätte gern mal Euren Rat und Eure Erfahrungen dazu. Alexander (10, 5.Klasse Gesamtschule) hat LRS. Bei der Testung kam zusätzlich eine Konzentrationsstörung ADHS raus. Im Allgemeinen ist er ein entspanntes Kind, freundlich, sehr sozial, allerdings ständig in Action, jedoch nicht unbedingt ein Zappelphilipp. Er hat eine Realschulempfehlung bekommen. Da die Realschule bei uns jedoch extrem voll ist, über 30 Kinder in der Klasse, seine Freunde zur Gesamtschule gehen, fiel die Entscheidung dafür aus. Er ist in der Naturwissenschaftsklasse mit 26 Kindern. Anfangs hatte er ständig negative Einträge im Logbuch. Inzwischen gab es sogar den Eintrag, hat die ganze Woche gut mitgearbeitet *staun. Er kommt oft mit Kopfschmerzen heim und sagt, die Klasse sei sehr laut. Hausaufgaben sind ein ständiger Kampf. Lesen klappt eine Weile, dann geht gar nichts mehr und er blockt. Inzwischen bin / war ich so weit, dass er die Schule wechselt. Er selber sagt, er hat das Gefühl, er gehört nicht an diese Schule. Er findet alle so laut und aggressiv. Seine Noten sind etwas gefallen, nur Physik und Hauswirtschaft sind 1, also Fächer in denen praktisch gearbeitet wird. Wir haben uns nun die Hauptschule mit sehr gutem Ruf angeschaut. 16 Kinder in der Klasse, es wird viel praktisch gearbeitet, ab der 7 Klasse gibt es eine Lernwerkstatt mit Holzarbeiten, ab der 9 Klasse wird mit Firmen klooperiert, im 10 bekommen Schüler, die sich gut machen die Möglichkeit bei den Firmen 1 tag in der Woche zu arbeiten und 4 Tage Schule zu machen. Fast alle bekommen auch eine Lehrstelle. Nun habe ich mit dem Kinderarzt (sehr guter Arzt und schaut auch über seinen Tellerrand hinaus) gesprochen und er riet davon ab. Alexander bekommt Ergo und Marburger Konzentrationstraining (letzteres bringt meiner Meinung nach kaum etwas und Alexander findet es doof). Der Kinderarzt meinte, wir sollten mit dem Kinderpsychologen reden wegen Ritalin. Mit dem Wissen wäre Alexander auf der Hauptschule völlig unterfordert. Bitte schreibt mal Eure Meinungen dazu. Ich sollte bis ca. 20.01.15 eine Entscheidung treffen und tue mich sehr schwer. Danke LG Anke

von bikermouse66 am 21.12.2014, 09:24



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ich kann dir mal schreiben, was meine Tochter meinte als sie das erste mal medikinet bekommen hat... Sie war damals in der zweiten Klasse und meinte: mama Lesen ist ja gar nicht anstrengend! Mit medikinetr waren dann auch auf einmal die Flüchtigkeitsfehler weg in den arbeiten. ... Wenn er Adhs hat sind die Medikamente echt hilfreich. leider wird im netz dzu viel zu viel Blödsinn erzählt, so daß man sich als eltern immer 20 ml überlegt geb ich es. Hätte er diabetes und bräuchte Insulin, würdest du keine sekunde überlegen,,,, LG Moni

von lovemoni am 21.12.2014, 10:16



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Ich habe zwei AD(H)S Kinder. Beide haben für ca. 2 Jahre MPH bekommen und bekommen seit ca 1 Jahr nichts mehr. Für mich ist es zunächst eine Grundsatzfrage, ob du AD(H)S als Krankheit siehst und es als behandlungsbedürftig einstufst oder ob Du es als spezielle Charaktereigenschaft Deines Kindes ansiehst, mit der die Schule meist nur nicht umgehen kann. Für mich hat AD(H)S auch sehr viel positives, was z. B. die Kreativität, die Spontanität und die Lösungskompetenz betrifft. Nicht umsonst wird z. B. Einstein oder Leonardo da Vinci ADHS nachgesagt. Wenn Du Dein Kind durch das Standardschulsystem erfolgreich durchbekommen willst, wirst Du wohl um MPH nicht rum kommen. Meine Kinder besuchen jetzt eine Privatschule, die sehr viel auf Praxis und Erlebnispädagogik setzt und sind dort sehr erfolgreich und glücklich ohne Medikation. Es ist eben die Frage, ob man das Kind (mit Medikamenten) der Schule anpassen will oder die Schule dem Kind anpasst. Nachdem wir 2 Jahre ersteres versucht haben, sind wir jetzt mit Variante deutlich zufriedener. Gruß Kerstin

von kevome* am 21.12.2014, 11:56



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Hallo Kerstin, letzteres wäre mir eigentlich lieber, jedoch stehen mir als Schulalter native eine Waldorfschule oder eine Integrative Privatschule zur Auswahl. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass die Schüler der Waldorfschule später sehr seltsam ticken. Die andere Schule ist sehr teuer und extrem schlecht mit ordentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Bliebe also nur die erwähnte Hauptschule. Ich weiss echt nicht was daher richtig ist. LG Anke

von bikermouse66 am 21.12.2014, 12:15



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Hallo, das ist ein Thema, bei dem die Meinungen sehr auseinandergehen. Ich habe mit ADHS-Kindern gearbeitet, und ich befürworte ich Gabe von Medikamenten (muss nicht unbedingt Ritalin sein), wenn das Kind tatsächlich ADHS hat. Ich empfinde auch nicht, dass die Kinder durch die Medikamente zugedröhnt werden, sondern sich mit dem Medikament besser auf eine Sache konzentrieren können. Vorausgesetzt, das Medikament ist richtig dosiert. Bis es richtig eingestellt ist, kann es allerdings eine Weile dauern. Das ist jetzt zwar kein direkter Vergleich, aber zu mir meinte mal jemand: Wenn Dein Kind Diabetes hätte, würdest Du ihm auch Medikamente geben... Die richtige Entscheidung zu treffen, ist sicher nicht leicht. Aber was spricht eigentlich dagegen, dass Dein Sohn es eine Weile mit Ritalin auf dieser Schule versucht? Wenns nicht klappt, kann er immer noch wechseln... Liebe Grüße Luvi

von luvi am 21.12.2014, 13:08



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Bei unserer Tochter wurde im Sommer ADS also ohne Hyperaktivität festgestellt. Bei ihr war Lesen und Rechtschreibung eine komplette Katastrophe. In 3 Sätzen waren 20 Fehler beim Abschreiben keine Seltenheit. Eher noch mehr. Auch Mathe ging immer 2 Aufgaben super, danach ging es drunter und drüber auf den Arbeitszetteln. Und sie wurde immer unglücklicher. Bei den Tests lag ihr IQ im sehr guten Bereich und doch konnte sie wenig umsetzen. Das hat sie natürlich selbst gemerkt. Wir haben erst mit einer Lerntherapie gestartet, mussten aber feststellen, dass ihr das nicht reichte. Nach reichlicher Überlegung haben wir mit Medikinet begonnen. Bei uns wurde da ein Schalter umgelegt. Sie meinte nach 2 Wochen: "jetzt macht Schule endlich Spaß" Der Notenunterschied ist der Oberhammer. Und das letzte Diktat war eine 1. Lange Rede kurzer Sinn, ich würde Ritalin eine Chance geben.

von Bajuli am 21.12.2014, 14:50



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Genau wie du deine Tochter beschreibt, so ist Alexander auch. Ich kann nicht sagen, dass er über dreht ist oder ausflippt. Sein IQ liegt auch im sehr guten Bereich und Käthe geht er mehr als locker durch, aber sobald es mit lesen zusammenhängt (Testaufgaben) ist Ende. Bisher ging er auch gerne zur Schule und ich merke ja auch, dass er nicht dumm ist, nur es ihn sehr anstrengte sich zu konzentrieren. Er ist dann schnell müde, sodass man es ihm ansieht, dass er fix und alle ist. Wenn ich Eure Erfahrungen lese, denke ich, ich werde diesen Weg mit ihm versuchen. Die Schule wechseln kann er zur Not auch im Sommer. LG Anke

von bikermouse66 am 21.12.2014, 15:07



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Hallo! Also zum 1. finde ich Euren KiA nicht besonders gut, wenn er Euch zum PsychOLOGEN schickt um über Medikation bei ADHS nachzudenken. Der Psychologe kann gar keine Medis verschreiben, weil er kein Arzt ist. Meint er etwa den PsychIATER? Zum 2. macht es jeder wie er meint mit den Medis - es gibt die einen die es als Erleichterung finden und praktisch ein funktionierendes per Knopfdruck bekommen und die anderen finden es eine komische Gesellschaft, wenn das Kind nur so zum Funktionieren zu bringen ist. Im Übrigen brauchen nur ca. 50% der ADHS-Kinder überhaupt Medis. - Diese Entscheidung müssen aber alle Eltern mit ADHS-Kinder treffen und damit leben können und auch später so oder anders vor dem Kind rechtfertigen können. Wichtig ist also hinter der Entscheidung 100%-ig stehen zu können. Das kann man m.E. nur wenn man die Entscheidung selber trifft und dazu braucht man sehr viele Infos - am besten die aktuellsten. ADHS ist die best-erforschte psychiatrische Krankheit im Kindesalters und alle fühlen sich genötigt mehr oder weniger wissenschaftlich fundiertes Zeug zum Thema abzusondern. Der einzige, der Euch bei der Entscheidung auch in Kenntnis Eures Spezialfalls helfen kann ist der behandelnde Psychiater. VG, 2.

von 2auseinemholz am 22.12.2014, 13:09



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Hallo, wir werden ab neuem Jahr damit anfangen bzw. so schnell wie möglich.... Mein Sohn ist 6 und hat ADS ASS steht im Raum bzw. er hat autistische Züge.

von desire am 23.12.2014, 11:22



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Wenn Medis sein muessen, lass ihm Strattera und kein Mph aufschreiben. Strattera greift nicht in den Hirnstoffwechsel ein, es dauert halt 4-6 Wochen bis es richtig wirkt. Wird laut unserer Hausaerztin nur nicht so gerne verschrieben, weil Mph (Betaeubungsmittelrezept) finanziell um einiges lukrativer fuer den Arzt ist. Hauptschule wuerd ich einem Kind, das arbeitswillig und halbwegs intelligent ist nicht antun wollen.

von mama von joshua am tab am 23.12.2014, 13:01



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"Hauptschule wuerd ich einem Kind, das arbeitswillig und halbwegs intelligent ist nicht antun wollen." Das möchte ich jetzt so nicht stehen lassen. Mein Sohn (überdurchschnittlich begabt, aber etwas unorganisiert und v.a. durch die Grundschule unmotiviert) geht seit diesem Jahr auch auf die Hauptschule. Ich kenne Gym und Real von meiner Großen her, ich erlebe die Hauptschule (für meinen Sohn aber auch für mich) endlich einmal als NORMALE Schule, wo sich die Lehrer um die Kinder bemühen und wirklich jedes Kind da abholen wo es steht. Das hatten wir so nicht auf der Grundschule und schon gar nicht auf Gym oder Realschule. Mein Sohn ist seit er auf der HS ist absolut tiefentspannt und motiviert. Ihm tut diese Schule einfach soooo gut, obwohl er total unterfordert sein müsste. Ist er aber nicht. Geht bei "Hauptschule" bitte nicht gleich von irgendwelchen "Ghettoschulen" in den Problemgebieten der Großstädte aus. Das entspricht in den seltensten Fällen der Realität. Von unseren Hauptschulen bekommen übrigens 98%!!!!! eine Lehrstelle. Schulabschlüsse lassen sich nachholen, eine glückliche Kindheit nicht. Wenn es mit Schulwechsel ohne Medis klappt, wäre das durchaus ne Alternative. Die Frage ist ja auch: Ist er auf der Realschule mit dem ganzen Gewusel überfordert, oder fühlt er sich aus anderen Gründen nicht wohl. Bei ersterem können Medikamente mit begleitender Therapie ev. durchaus hilfreich sein. Zweiteres wird man durch Medis nicht ändern können. LG Inge

von IngeA am 24.12.2014, 06:35



Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

"Strattera greift nicht in den Hirnstoffwechsel ein," Also das erklär mir jetzt mal genauer. Wie es ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer und NMDA-Rezeptorblocker schafft nicht in den Hirnstoffwechsel einzugreifen? Das hast du jetzt nicht von deiner HÄ?

von Bajuli am 24.12.2014, 08:31



Antwort auf Beitrag von Bajuli

für Eure Antworten und auch die netten PN´s. Ich habe mit Alexander in einem kuscheligen Moment nochmal geredet was ihm so nicht gefällt. Er findet es schrecklich laut und wuselig dort. Allerdings möchte er doch auch irgendwie nicht wechseln, weil sich nun 4 Jungs zusammengefunden haben, die sich prima verstehen. Jedoch würde er auch gerne lieber in eine kleinere Schule mit kleineren Klassen gehen. Anschließend habe ich noch mal mit dem Direktor der Hauptschule gesprochen und er sagte, Alexander kann auch zum Schuljahresende wechseln, wenn es nicht klappt. Die Hauptschule ist keine Asi-Schule. Auch hier bekommen fast alle Schüler eine Ausbildungsstelle. Der KiA hat uns übrigens an den Kinderpsychologen verwiesen, weil dort die Testungen gemacht wurden und Alexander dort auch zum Marburger Konzentrationstraining geht. Dort kennt man ihn und kann ihn einschätzen. Warum sollte der KiA von vorne anfangen? Ich finde dies völlig ok. Wir werden nun Weihnachten in Ruhe genießen und im neuen Jahr den Start mit Ritalin wagen. Wechseln kann Alexander immer noch. LG und schöne Weihnachten Anke

von bikermouse66 am 24.12.2014, 09:00



Antwort auf Beitrag von Bajuli

Die Wirkweise und der Unterschied Mph und Strattera kannst du ergoogeln. Nein , hab ich nicht von meiner HA. Aber von diversem Infomaterial und Internet. Wie gesagt, google....

von mama von joshua am tab am 24.12.2014, 10:31



Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

Hmmm, also dann solltest du da nochmal nachlesen. Falls du meinst Strattera gehört nicht zu den Psychostimulantien, dann hast du Recht, aber das ist was anderes als der Hirnstoffwechsel. Strattera war ja primär ein Antidepressivum. Es wirkt halt auf andere Neurotransmitter als Methylphenidat.

von Bajuli am 24.12.2014, 15:42



Antwort auf Beitrag von Bajuli

Ich googel dir das gerne nach den Feiertagen wenn ich Zeit dazu habe.

von mama von joshua am tab am 24.12.2014, 16:12



Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

Natürlich greifen beide Medikamente in den Hirnstoffwechsel ein. Das ist ja auch Sinn und Zweck, und der Facharzt entscheidet eben welches Medikamet erste und welches zweite Wahl ist. Man kann nicht sagen, dass Strattera für alle ADS/ADHS Kinder besser sei. http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.3161.3163.3167

von Sputnik am 24.12.2014, 16:38