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Geschrieben von Hase67 am 29.06.2014, 10:16 Uhr

Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Hallo ins Rund,

gibt es in euren Reihen jemanden, der ein Kind mit Entwicklungsstörungen (verminderte soziale Reife ohne bisherige genaue Diagnose) an einer solchen Schule eingeschult hat? Wie sind eure Erfahrungen? Eine Bekannte hat sich für ihre Tochter dafür entschieden, mich (tendenziell eher waldorf-kritisch, aber nicht verbiestert) würden Erfahrungen interessieren... Das Konzept der Schule klingt aber gut...

LG

Nicole

 
22 Antworten:

soziale Reife - was ist das eigentlich?

Antwort von krummenau am 29.06.2014, 14:24 Uhr

Hallo, Nicole,

Du sprichst von "verminderter sozialer Reife" des betreffenden Kindes. Wie alt ist denn das Kind und wie äußert sich das genau bei ihm?

Was versteht man eigentlich unter sozialer Reife? Gibt es da so etwas wie eine Definition oder einen Katalog an Minimalanforderungen?

Ich habe das im Zusammenhang mit meinem Sohn (oft gekoppelt mit mangelnder emotionaler Reife) auch immer wieder mal zu hören bekommen und bekomme es zum Teil noch, er ist jetzt 9 Jahre alt. Aber wenn ich im Internet danach suche, wie das definiert ist oder was genau man darunter versteht, welche sozialen und emotionalen Fähigkeiten in welchem Alter "normal" sind oder erwartet werden, finde ich nichts Passendes.

Vielleicht kannst Du mir da weiterhelfen?

Danke und lG von Silke

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Re: soziale Reife - was ist das eigentlich?

Antwort von Hase67 am 29.06.2014, 14:44 Uhr

Hi,

was "man" allgemein darunter versteht, weiß ich nicht - in dem Fall ist das Kind (fast 7) nicht in der Lage, mit Gleichaltrigen zu spielen, weil sie deren Signale nicht oder nicht richtig deutet. Das ist so eine Art Teufelskreis, weil sie schon spürt, dass sie nicht ankommt, aber so unpassende Strategien hat, sich den anderen anzunähern, dass sie ausgeschlossen und gemieden wird. Sie reagiert darauf mit Selbstverteidigungs und Aufmerksamkeitstrategien wie Hauen, Treten, Sachen-wegnehmen... Sie interagiert auch generell kaum mit anderen, ist eine Mischung aus distanzlos und distanziert und reagiert kaum, wenn man ihr Grenzen aufzeigt. Sie reagiert aber, wenn man sie mit ihrem Namen anspricht und ist auch durchaus an Gesellschaft mit anderen interessiert. Man merkt ihr auch an, wenn sie bestimmte Personen mag bzw. an sie positive Erinnerungen verknüpft - sie sucht dann deren Gesellschaft. Und sie kann auch sehr anschmiegsam sein, wenn die Situation es hergibt - kuschelt sich z. B. beim Vorlesen an o.ä.

Ich glaube, es ist deshalb auch nicht klar, worauf die Störung zurückzuführen ist, für Autismus oder ein Aufmerksamkeitsdefizit ist sie wiederum zu zugewandt und kann auch konzentriert und selbstvergessen spielen. Aber so, wie sie sich im Umgang mit anderen (Kindern wie Erwachsenen) verhält, ist sie an einer "normalen" Schule eben nicht beschulbar, weil sie von ihren zwischenmenschlichen Reaktionen her nur anecken und letztendlich untergehen würde...

LG

Nicole

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Nachtrag...

Antwort von Hase67 am 29.06.2014, 14:51 Uhr

... ich denke, dass es für den Grad der sozialen Reife (also die Fähigkeit, mit seinen Mitmenschen und eben besonders Gleichaltrigen umzugehen und tragfähige und funktionierende Beziehungen zu knüpfen) eine große Rolle spielt, wie alt das Kind ist. Es dürfte dort wie in allen Bereichen bestimmte "Meilensteine" geben, die das Kind bis zu einem bestimmten Alter erreicht haben sollte. Natürlich gibt es da aber enorme Schwankungsbreiten, noch mehr sicherlich als bei konkret messbaren Fähigkeiten. Von einer echten Störung spricht man wahrscheinlich nur dann, wenn das Verhalten stark von der Norm abweicht.

Was bei deinem Sohn gemeint ist, kann ich natürlich nicht sagen - man darf aber generell auch nicht vergessen, dass gerade solche psychologischen oder pädagogischen Begrifflichkeiten gerne überstrapaziert und auch öfter mal falsch verwendet werden, auch von Erziehungs- und Lehrpersonal. Genaues sagen kann deshalb immer nur der behandelnde Arzt oder Psychologe.

LG

Nicole

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Re: Nachtrag...

Antwort von krummenau am 29.06.2014, 17:19 Uhr

Danke für Deine Ausführungen.

Ich kann mir nach Deinen Beschreibungen nun gut vorstellen, daß das Mädchen auf einer normalen Schule vermutlich nicht beschulbar sein wird.
Ist Autismus denn definitiv und von einer Fachstelle (Autismusambulanz) ausgeschlossen worden? Sonst würde ich da nochmal weiterforschen, da es eben auch bei Autismus enorme Schwankungsbreiten gibt.

Genau die von Dir angesprochenen Meilensteine der sozial-emotionalen Entwicklung, verknüpft mit dem jeweiligen Alter, würde ich gerne mal irgendwo nachlesen. Man findet ja immer so Meilensteine, ab wann ein Kind sitzen, krabbeln, laufen können soll. aber das ist eben die rein körperliche Entwicklung.

Trotzdem danke für Deine Erläuterungen.

LG von Silke

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Re: Nachtrag...

Antwort von Muddie2006 am 29.06.2014, 18:26 Uhr

Hallo,
ist eine ASS tatsächlich von einer Fachperson ausgeschlossen worden? Ich finde, dass sich das sehr danach anhört.... Das ASS ist riesengroß!

Ich habe mal an einer solchen Schule hospitiert und kenne mich insgesamt mit Waldorf-Erziehung einigermaßen gut aus.
Es gibt sicher einige Aspekte, die einem Kind mit o.g. Schwierigkeiten zugute kommen (Struktur, Konsequenz, Verlässlichkeit.....), es gibt aber auch entscheidende Nachteile. Die Erziehung ist teilweise sehr strikt und intolerant. An den Steiner-Idealen wird teilweise dogmatisch festgehalten und es gibt wenig Raum für Individualität.
Ich schreibe teilweise, weil es immer von den Lehrern und Erziehern und ihrer individuellen Auslegung abhängt.
Es kann die Lösung für das Kind sein, es kann aber auch komplett in die falsche Richtung laufen.
Ich würde mir das Ganze gründlich anschauen, viele Gespräche führen und hospitieren.
Alles Gute und vielleicht doch nochmal einen Autismusfachmann/frau "draufschauen" lassen?????
Lg

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Pamo am 29.06.2014, 18:50 Uhr

Das kommt ganz sicher auf den betreffenden Lehrer und die Klassengröße an. Hier sind die Klassen sehr groß mit über 30 Kindern und es warden keine besonders schwierigen Kinder genommen.

(Und die Frage krummenaus ist auch meine, das Geschwätz von sozialer Reife hat bisher noch niemand mit irgendeiner wissenschaftlichen Abgrenzung untermauern können. Auch wenn es hier gar nicht darum geht...)

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Muddie2006 am 29.06.2014, 19:20 Uhr

Hallo, ich finde diese "soziale Reife" Geschichte auch interessant.....

Es gibt Waldorfschulen (mit Regelklassen, Kleinklassen und Heilpäd. Klassen). Die nehmen mit Sicherheit keine sehr schwer beeinträchtigten Kinder.
Es gibt aber auch Schulen für "seelenpflegebedürftige" Kinder. Das sind richtige "Spezialeinrichtungen", mit Heimbereich und Bereichen für Kinder, die gar nicht beschulbar sind.....
Lg

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Maxikid am 29.06.2014, 19:20 Uhr

Bei uns gibt es eine Heilpaedagogig Waldorfschule, evtl. wäre das eher etwas? LG maxikid

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Hase67 am 29.06.2014, 20:23 Uhr

Hallo noch mal,

das ist schon eine Schule für Erziehungshilfe, also eine Sonderschule - für Kinder, die tatsächliche und diagnostizierte Entwicklungsstörungen haben und vom Schulamt so einer Schule zugewiesen werden - also nicht so nach dem Motto "Wir machen jetzt mal Waldorf, weil das Kind noch nicht ganz so weit ist". Ein Heim ist nicht angeschlossen, aber die Kinder werden auf jeden Fall (auch) von Sonder- und Heilpädagogen betreut, es gibt also neben dem normalen Epochenunterricht à la Waldorf (nur langsamer und in kleineren Gruppen) auch therapeutisches Voltigieren, Baumklettern, Heileurythmie...

LG

Nicole

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Hase67 am 29.06.2014, 20:35 Uhr

Ach so, das mit der sozialen Reife - das ist möglicherweise auch schönfärberischer Waldorf-Slang, so hat meine Bekannte das eben genannt.

Fakt ist aber in diesem Fall schon, dass die Tochter nicht nur "ein bisschen verhaltensauffällig" ist. Ihr Verhalten erinnert teilweise eher an das eines deutlich jüngeren Kindes (u. a. mit vielen Warum- und Und dann...-Fragen), teilweise fällt es aber auch generell aus dem Rahmen (durch den Wechsel zwischen Distanz und Distanzlosigkeit, durch relativ tonloses bzw. modulationsarmes Sprechen und durch Wiederholen auch von Handlungen, mit denen sie keine guten Erfahrungen gemacht hat).

Was ist denn "ASS"? Steht das für Asperger-Syndrom?

LG

Nicole

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Muddie2006 am 29.06.2014, 21:24 Uhr

Hallo, ja, das ist dann eben eine heilpädagogische Einrichtung für "seelenpflegebedürftige" (Waldorf-Slang) Kinder.

ASS bedeutet Autismus-Spektrum-Störung. Das hört sich ja wirklich alles recht richtungsweisend an. Vielleicht kannst du die Eltern überzeugen, dass sie ihre Tochter noch einmal kompetent anschauen lassen.
Die Waldorfs haben ziemliche Probleme mit solchen "Schubladen". Oftmals wird dort nicht zu Diagnostik geraten. Das kann bei einem Kind mit einer ASS wirklich schlimm sein, da man ihm nicht adäquat helfen kann.
LG
PS: Ich möchte keinem Waldorf-Pädagogen absprechen, dass dies nicht auch ganz anders laufen kann.... Es kann aber eben auch unter den Teppich gekehrt werden!
Es hängt hier ganz extrem (stärker als in anderen Schulformen) vom Lehrer ab.

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Hase67 am 30.06.2014, 8:01 Uhr

Hallo Muddie,

danke dir für deine klugen Worte. Das würde aber passen, denn die Eltern sind selbst "Anti-Schublade" und obendrein recht religiös und "anti-wissenschaftlich", vor allem die Mutter. Grundsätzlich finde ich das Ablehnen von Schubladendenken nicht immer verkehrt, weil ich es auch wichtig finde, ein Kind erst einmal so anzunehmen, wie es ist. Wir haben ein anderes Extrembeispiel im Bekanntenkreis, wo das Kind zu Tode diagnostiziert und -therapiert wird, die Eltern sind dort im Gegenteil sehr "funktionsorientiert".

Wenn aber die Entscheidung für die Waldorfschiene bedeutet, dass dann jahrelang mit Aquarellmalen, Theaterspielen und Holzarbeiten davon abgelenkt wird, dass das Kind auch konkrete alltagspraktische und kognitive Förderung braucht, um irgendwann selbständig zu werden, dann ist das natürlich sehr problematisch. Ich schaue mal, ob und wie ich das geschickt "an die Frau" bringe, ohne dass es allzu sehr nach einmischen und "alles besser wissen" aussieht. Es handelt sich um eine Familie, die in der Nachbarschaft lebt, der älteste Sohn ist sehr gut mit unserem Sohn befreundet, das Mädchen ist seine jüngere Schwester und deshalb auch öfter bei uns, daher kenne ich sie relativ genau.

Viele Grüße

Nicole

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von IngeA am 30.06.2014, 8:38 Uhr

"Wenn aber die Entscheidung für die Waldorfschiene bedeutet, dass dann jahrelang mit Aquarellmalen, Theaterspielen und Holzarbeiten davon abgelenkt wird, dass das Kind auch konkrete alltagspraktische und kognitive Förderung braucht, um irgendwann selbständig zu werden, dann ist das natürlich sehr problematisch."

Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen. Nur mal nebenbei: Das was man heute Heilpädagogik nennt ist zum Großteil aus der Waldorfpädagogik entstanden, die eben zu einer Zeit, wo "schwierige" Kinder einfach in Erziehungsheime abgeschoben wurden sich Gedanken darüber gemacht hat, wie man diesen Kindern helfen kann.
Wie immer und in jeder Pädagogik (auch in der Regelschule) steht und fällt der Erfolg aber mit der Lehrkraft und der Einstellung der Schule an sich. Sprich: es gibt gute Regelschulen und schlechte, es gibt gute Waldorfschulen und schlechte......

Das Problem beim Diagnostizieren ist, dass es kaum ein Zwischending zwischen "nicht diagnostiziert" und "zu Tode diagnostiziert" gibt. Klar, wenn was rauskommt, dann ist Schluss, wenn nichts rauskommt, wird von einem zum anderen weitergereicht bis was raus kommt. Irgend jemand findet schon was. Meine große Tochter ist auch "nicht normgerecht". Sie war bei der Frühförderung, im SPZ, hatte Ergo (wo der KiA ne Diagnose aus dem Ärmel zaubern musste, weil er schlecht "nicht normgerecht ohne Diagnose" auf den Zettel schreiben konnte). Zu guter Letzt waren wir dann noch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, im heilpädagogischen Hort (meine Tochter nannte es Knast), beim Psychologen. Wirklich gefunden hat niemand was, eine Verdachtsdiagnose wurde vom anderen abgeschrieben...
In der neuen Schule wurde dann natürlich auch wieder nach Untersuchungen geschrien. Ich habe das abgeblockt und eben gesagt, dass sie von den verschiedensten Stellen sorgfältig untersucht wurde und dass die Probleme sicher nicht weg gehen, dadurch dass man das Kind durch noch ein paar Tests prügelt.
Seit die ganze Testerei/Therapiererei weg ist, gibt es kaum noch Probleme.
Ehrlich gesagt kann ich mittlerweile jeden verstehen, der seinem Kind das nicht antut. Leider weiß man nicht vorher, ob es dem Kind was bringt oder nicht
Jede Medaille hat leider zwei Seiten.

LG Inge

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Muddie2006 am 30.06.2014, 8:46 Uhr

Hallo, ich glaube, dass wir das recht ähnlich sehen.... Und ich denke auch, dass Waldorf- Erziehung gut für einige Kinder funktionieren kann. Gerade bei autistischen Störungen ist sie aber mit Vorsicht zu geniessen. Viele Dinge sind sehr tief in der Waldorfpädagogik verankert und diese sind nicht immer förderlich für ein Kind mit ASS.
Da müsste man schon sehr genau hinschauen.
Und im Waldorfbereich lässt sich vieles mit religiösen etc. Dingen "zurechtmauscheln".
Eine Diagnose muss auch keine Schublade sein, sondern kann überhaupt erst einmal für die adäquate Hilfe sorgen. Ein Kind mit einer ASS hat Probleme mit dem Gleichschritt und der Auge um Auge und Zahn um Zahn Mentalität der Waldorfschule.
Aber wie gesagt, das kann von Pädagoge zu Pädagoge sehr stark variieren!
Versuche doch mal mit der Mutter zu sprechen. Vielleicht kennt sich sich gar nicht aus mit autistischen Störungen und hat ein sehr eingeschränktes Bild. Autisten sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht und es gibt auch Kinder, die sich am oberen Rande des Spektrums befinden und mit ein wenig Unterstützung recht gut durchs Leben kommen.
Lg

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Hase67 am 30.06.2014, 10:31 Uhr

Hallo Inge,

ja, das verstehe ich gut und traue dir auch zu, so was vernünftig zu entscheiden - ich halte dich von deinen Postings her für eine medizinisch ziemlich bewanderte, reflektierte und sensible Person. Die Entscheidung für oder wider Diagnose und Therapie habe ich auch bei beiden Kindern durch - bei meiner Tochter stand lange im Raum, ob sie nicht evtl. an einer ektodermalen Dysplasie leidet, weil sie im Kleindkindalter Wachstumsstörungen, Zahnschmelzhypoplasien und ein seltsames Haarwuchsmuster hatte. Mein Sohn hat Inselbegabungen in Mathematik, Musik und Kunst und neigt ansonsten sehr zum "schusseligen Professor" - da standen auch Diagnosen wie ADS, Hochbegabung oder "autistische Züge" im Raum. Bei beiden Kindern haben wir uns gegen eine weitergehende Diagnostik entschieden, weil letztendlich keine echte Konsequenz erfolgt wäre (mein Sohn z. B. ist zwar schusselig, kompensiert in der Schule aber vieles durch rationale Intelligenz). Einige dieser Verdachtsdiagnosen haben sich auch schlichtweg "in Luft aufgelöst".

Das ist auch der Grund, weshalb ich geschrieben habe, dass das Konzept der Schule gut klingt - das tut es tatsächlich, und es wird wohl auch angestrebt, das Kind soweit zu fördern, dass es später auf eine Regelschule wechseln kann, sofern das möglich ist.

Was mich eher ein bisschen kritisch und zögerlich in diesem speziellen Fall macht, ist die Tatsache, dass dieses Kind die auf der Waldorfschule gegebene Form der Förderung - viel in der Natur sein, handwerklich arbeiten, klare Strukturen und Grenzen bekommen - ohnehin zu Hause erfährt, die Familie ist sehr naturverbunden, an (auch religiösen und jahreszeitlichen) Ritualen orientiert, setzt klare Grenzen, ist auch durchaus mal streng...

Mein persönlicher Eindruck - der sicher auch täuschen kann - ist eher, dass das Mädchen innerlich auch ein brodelnder Vulkan ist, kognitiv unausgelastet und einfach traurig, dass sie vom Zusammenspiel mit anderen ausgeschlossen wird, weil sie so "schrullig" ist, viele Gleichaltrige finden sie halt "doof und gemein". Und sie ist zwar von ihrem Verhaltensrepertoire her sehr merkwürdig, aber eben gerade nicht "doof", sondern klug und interessiert. Und wenn sie mit ihrem Verhalten abblitzt, dann merkt man deutlich, dass ihr das enormen Stress macht, dann fängt sie an zu blödeln oder macht "komische", sich wiederholende Bewegungen oder Laute.

Was für diese Schule spricht, ist natürlich, dass ihr dort das Gefühl gegeben wird, dass sie eben nicht "falsch" ist - andererseits habe ich ehrliche Bedenken, dass sie dort genügend geistiges Futter erhält, und in dieser Hinsicht sind ihre Eltern eher (vorsichtig ausgedrückt) etwas naiv. Es ist eben auch so, dass der Stil dieser Schule von dem, was ich darüber gelesen habe, in eine Kerbe haut, die den Eltern sehr gut "in den Kram passt". Es geht mich zwar (prinzipiell) nichts an, weil es nicht mein Kind ist, aber ich habe doch Bedenken, ob nicht "mehr desselben" diesem Mädchen wirklich gerecht werden.

Das Problem in unserem speziellen Fall ist leider, dass die Regelschule vor unserer Haustür eine echte Katastrophe ist, was individuelle Förderung von Kindern mit speziellen Bedürfnissen ist - trotz kleiner Klassengruppen kommt man hier mit den Kindern überhaupt nicht zurecht. Insofern ist sie natürlich keine Alternative, erst recht nicht für dieses Mädchen.

Ich überlege mir mal, ob und in welcher Form ich das anspreche - es ist wirklich schwierig, weil ich die Leute einerseits nett, aber eben auch ein bisschen "speziell" finde...

LG

Nicole

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von Hase67 am 30.06.2014, 10:40 Uhr

Hallo Muddie,

ja, danke dir, das mache ich - mich vorsichtig an das Thema herantasten, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Genau das mit dem religiösen "Zurechtmauscheln" kenne ich hier nämlich ganz gut ;-)

LG

Nicole

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Re: Nur noch aus eigener Erfahrung kurz angemerkt....

Antwort von Pampersmami am 30.06.2014, 14:21 Uhr

Was ich feststellen konnte ist, dass Kinder mit einer autistischen Störung, (bei uns Asperger) von allein wissen, dass sie anders sind! Das MUSS man denen nicht einreden!

Es ist für diese Kinder sehr schlimm , wenn man davor die Augen verschließt und damit auch unbewusst Dinge voraussetzt die sie einfach nicht leisten können! Kein Wunder wenn die Reaktionen dann immer extremer ausfallen!

Es geht ja nicht nur um die "soziale Reife" ( wie ich den Ausdruck liebe) sondern auch um das eigene Körpergefühl und die eigene Wahrnehmung!

Diese Kinder brauchen trotz aller Verständniss auch Hilfe! Und die bekommt in DL leider erst nach einer Diagnose!

Mein Sohn sticht sich z.b. mit dem Zirkel in die Beine:-( weil er manchmal "vergisst" das sie da sind!
Für Außenstehende klingt das furchtbar und in der Tat , ist ASS mehr als nur nicht mit anderen spielen zu wollen! Man muss ja auch an die Zukunft denken und Mögl. suchen den Kindern mal ein selbstständiges Leben zu ermöglichen, denn so etwas wächst sich mit noch soviel Liebe nicht einfach aus. Und endet sehr oft im Erwachsenenalter in Selbstmord oder Depressionen, weil sie eben NICHT wie andere sind!

Diese Kinder kommen gar nicht auf die Idee , dass man anders denken /fühlen könnte als sie selbst! Mein Sohn hat durch jahrelanges Training mit der Sozialtherapeutin gelernt zu fragen, wenn er sich unsicher ist und die Körpersignale des anderen einfach nicht deuten kann, bzw. viele Dinge auswendig gelernt.

Sicher ist das für einige Dinge keine Entschuldigung aber auch hier kann man den Kindern IHRE spezielle Situation erklären!
Mitunter verstehen Kinder ihre "Krankheit" ja nicht als was total schlimmes oder einen Freibrief, sondern einfach als Tatsache mit der man umgehen lernen kann! Aber wie soll das ein Kind wenn vorausgesetzt wird , dass es sich von allein und mit Bilchen malen und Joga auswächst?

Lg

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Re: Nur noch aus eigener Erfahrung kurz angemerkt....

Antwort von Hase67 am 30.06.2014, 15:32 Uhr

Du meinst also, dass das, was ich beschrieben habe, auch nach einer Störung klingt, die man dem autistischen Formenkreis zuordnen könnte? Ich bin mir einfach sehr unsicher, inwieweit ich als Laiin diesen Begriff überhaupt in den Mund nehmen sollte...

LG

Nicole

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Re: Nur noch aus eigener Erfahrung kurz angemerkt....

Antwort von Muddie2006 am 30.06.2014, 17:32 Uhr

Jaaaaaaaaaaaaaa

Lies dich mal ein wenig ein!
Lg

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Re: Das ist immer schwierig aus der "Ferne" und ich mag auch keine leichtfertigen

Antwort von Pampersmami am 30.06.2014, 19:21 Uhr

Hobbydiagnosen!

Aber Punkt 1 erinnert es mich sehr an meinen Jungen

und Punkt 2 würde ich , wenn ein Kind "unglücklich" im privaten Bereich (also Familie, Freunde, Anschluss ans gesell. Leben) doch mehr Ursachenforschung betreiben!

Mein Sohn ist im Kiga auch dadurch aufgefallen , dass er mit anderen Kindern seines Alters nicht spielen konnte! Zum Teil weil die Interessen Welten auseinander lagen und auch weil er mit jeglicher Art von Rollen und Phantasiespielen nichts anfangen kann!
Was aber bei Erwachsenen und größeren Kindern (die seine Interessen teilen) kaum auffällt! Außer viell. das er manchmal gar nicht auf Gesagtes vom Gegenüber eingeht , wenn er gerade in seinem "Thema" ist.

ABER das wäre uns teilweise egal gewesen, es waren einfach viele andere Punkte die uns zum Handeln gezwungen haben!

Mein Kind war immer extrem ver-, angespannt , hat kaum noch gegessen, geschlafen , mit 5 hat er kaum noch gelacht! War ständig krank! Wollte nicht mehr in den Kiga! Er war einfach unglücklich und konnte sich über nichts richtig freuen! Irgendwann hat er dann gemeint "er wäre sooooooo anders" und er wäre am liebsten Voyeure 1 (für Laien = Weltraumsonde ;-) dann wäre er allein im All , hätte seine Ruhe aber hier will er nicht sein, lieber wäre er tot! Damals war er 5!

Also man muss immer die Gesamtsituation beachten aber wenn das Kind solche Probleme hat , ja dann sollte man es ansprechen! Mein Sohn geht sogar in eine Regelschule und wird von der Mehrheit gut akzeptiert (vom Rest toleriert) aber das ist auch das Ergebnis von viel reden, erklären, Alltagssit. üben , Alltag ändern , sich als Familie neu gestalten und das rausnehmen der letzten 6 Mon. aus dem Kiga., einer Kur ect. pp. aber es war eine Chance als FAMILIE! Denn dort muss das Kind erst einmal solche Wurzeln bekommen, das man den Rest anpacken kann!

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Re: Waldorfschule für Erziehungshilfe...

Antwort von IngeA am 30.06.2014, 22:12 Uhr

Wir haben 2 Orte weiter eine sehr gute Waldorfschule. Ich hab mich lang mit dem Für und Wider auseinandergesetzt. Dagegen entschieden habe ich mich eigentlich wegen der Fahrerei.

Aber: Man kann von Waldorf halten was man will (ich finde da auch bei weitem nicht alles gut), gerade die legen unheimlich viel Wert auf Klassengemeinschaft. Die Heilpädagogin meiner Tochter kam vom "Waldorfzweig" (deshalb hatte ich mir die Schule überhaupt angeschaut). Sie meinte, dass da die ersten Wochen fast nur an der Klassengemeinschaft gearbeitet wird. Mit dem Schulstoff wird quasi erst verstärkt angefangen, wenn jedes Kind in der Gemeinschaft seinen Platz gefunden hat.
Ich drücke dem Mädchen die Daumen, dass das Konzept wirklich gut umgesetzt wird, dann wird das wahrscheinlich schon gut zu ihrem Problem passen und ich denke, dass es schon eher gut ist, wenn Elternhaus und Schule sich recht gut einig sind. Wenn in der Schule ganz andere Werte gepredigt werden als die Eltern wichtig finden, wird das ja erst recht verwirrend für das Kind (auch wenn natürlich viell. die Eltern dann etwas mehr Input bekommen).
Mehr als abwarten bleibt ja eh erst mal nicht, vor allem für Dich

LG Inge

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Re: Nur noch aus eigener Erfahrung kurz angemerkt....

Antwort von Hase67 am 01.07.2014, 8:09 Uhr

Okayokay, hab verstanden ;-)

Dann muss ich mir jetzt nur noch eine Strategie überlegen... Was ja nämlich auch sein kann (fiel mir gestern ein): Dass es möglicherweise durchaus schon eine Diagnose gibt - immerhin hat das Schulamt ja die Empfehlung für die Schule ausgesprochen - und sie das (bisher) uns gegenüber noch unter den Teppich kehrt. Wir haben schon ein gutes Verhältnis, aber ob sie diesbezüglich wirklich offen wäre... Sie merkt natürlich auch, dass ich ganz anders ticke als sie...

Aber ihr habt mir alle sehr weitergeholfen, vielen Dank!

LG

Nicole

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