Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Himbeere90 am 23.02.2018, 11:04 Uhr

Wellensittich und Spatzen

Kennt ihr dieses Lied von Gerhard Schöne?

Ich finde das so erdrückend ehrlich und mir kommen fast jedes Mal die Tränen. Trotzdem mag ich es sehr, besonders den Vergleich mit den Wellensittichen. Es hat noch ein paar mehr Strophen, die auch sehr gut sind.

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16 Antworten:

An das Lied...

Antwort von Trini am 24.02.2018, 14:00 Uhr

...erinnere ich mich noch gut, habe auch die Platte.

Ist ein Indiz dafür, dass es im Sozialismus wirklich keinerlei Integration gab.

Wobei die heutige Inklusion mir ein Stück zu weit geht.

Trini

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Re: An das Lied...

Antwort von Himbeere90 am 24.02.2018, 16:08 Uhr



Zu weit? Leben wir in unterschiedlichen Welten?

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Re: An das Lied...

Antwort von Himbeere90 am 24.02.2018, 16:09 Uhr

Genauso wie es in dem Lied beschrieben ist, ist es heute! Jetzt und hier!

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Ein Ururgroßcousin von mir...

Antwort von Trini am 24.02.2018, 16:48 Uhr

...ist 40 Jahre und hat Trisomie 21.

Seine früheste Kindheit hat er in der DDR verbracht. Dann sind sie in den Westen gegangen.

Er war in Ost wie West immer in Einrichtungen für geistig Behinderte.
Dort hat er in seinem Tempo und von Sonderpädagogen lesen und schreiben gelernt.
Er hat in seiner Schule (Träger ist die Lebenshilfe) das Leben gelernt, kochen, backen, einkaufen.
Diese Erfahrungen hätte er als Inklusionskind in einer allgemeinbildenden Schule nie sammeln können.

Eine Bekannte von mir ist als Lehrerin für g.b. Kinder jetzt an einer Grundschule tätig, war vorher an einer Sonderschule.
Und sie hasst es, so wenig Zeit für ihre Schüler zu haben.
Die Sprachheilschulen wurden hier abgeschafft. Jetzt haben die Kinder ein bis zwei Stunden pro Woche bei speziell ausgebildeten Lehrern. Und die sitzen mehr im Auto als sie unterrichten. Vorher waren es drei Jahre im geschützten Raum.

Dass solche Dinge wie im Lied passieren, kann man durch Inklusion nicht verhindern.

Trini

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Re: An das Lied...

Antwort von Himbeere90 am 24.02.2018, 18:39 Uhr

Ja, aber: Du sagst die heutige Inklusion geht dir zu weit. Und das Sachen, wie in dem Lied beschrieben, nicht dadurch verhindert werden können.

Richtig gemeinsam leben ist nicht nur auf den Bereich der Bildung beschränkt. Wie sieht es denn aus bei uns? Warum wird man denn manchmal so merkwürdig angeguckt? Es gibt spezielle Kindergärten, bei uns immer am Rand der Stadt. Werkstätten für Menschen mit Behinderung, mal ganz zu schweigen von den Bedingungen unter denen dort gearbeitet wird. Und schließlich Heime, die hier zumindest auch außerhalb sind. Es kommt kaum zu Kontakten. Auch überhaupt nicht gewollt. Da wird sich gesträubt, wenn ein Kindergarten mit behinderten Kindern den Spielplatz mit einem anderen teilen soll! Da müssen die Kleinen eben drinnen bleiben, bis die anderen "normalen" drinnen sind. Alles hier und heute. Und besonders an diese Erlebnisse (mehr als genug) muss ich bei diesem Lied denken. Denn soetwas fördert dieses Schachteldenken.

Auch auf die anderen Strophen bezogen zeigt sich doch, wie engstirnig unsere Gesellschaft ist. Und nein, es ist nicht nur veraltet, weil das Lied schon älter ist.

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Re: An das Lied...

Antwort von Himbeere90 am 24.02.2018, 18:39 Uhr

Ja, aber: Du sagst die heutige Inklusion geht dir zu weit. Und das Sachen, wie in dem Lied beschrieben, nicht dadurch verhindert werden können.

Richtig gemeinsam leben ist nicht nur auf den Bereich der Bildung beschränkt. Wie sieht es denn aus bei uns? Warum wird man denn manchmal so merkwürdig angeguckt? Es gibt spezielle Kindergärten, bei uns immer am Rand der Stadt. Werkstätten für Menschen mit Behinderung, mal ganz zu schweigen von den Bedingungen unter denen dort gearbeitet wird. Und schließlich Heime, die hier zumindest auch außerhalb sind. Es kommt kaum zu Kontakten. Auch überhaupt nicht gewollt. Da wird sich gesträubt, wenn ein Kindergarten mit behinderten Kindern den Spielplatz mit einem anderen teilen soll! Da müssen die Kleinen eben drinnen bleiben, bis die anderen "normalen" drinnen sind. Alles hier und heute. Und besonders an diese Erlebnisse (mehr als genug) muss ich bei diesem Lied denken. Denn soetwas fördert dieses Schachteldenken.

Auch auf die anderen Strophen bezogen zeigt sich doch, wie engstirnig unsere Gesellschaft ist. Und nein, es ist nicht nur veraltet, weil das Lied schon älter ist.

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Re: An das Lied...

Antwort von littlestarling82 am 25.02.2018, 7:59 Uhr

also ich muss auch sagen das bei uns schon viel Inklusion stattfindet. Ich habe damals viele Jahre mit einem Mitarbeiter mit Trisomie zusammengearbeitet, toll für ihn, er fühlte sich gebraucht, anstrengend für alle anderen, da man immer auf ihn aufpassen musste. und es ist nunmal so das man nicht zum Spass arbeitet, man hat Quoten zu erfüllen, das war für uns halt eine Doppelbelastung, auf ihn aufpassen, die “Fehler”ausbügeln die er machte und schneller arbeiten um das Ziel zu erreichen.
In dem Kindergarten unserer Tochter war auch ein ganz netter Junge im Rollstuhl, das war gar kein Problem. Und nun in der Schule meiner Tochter ist ein Mädchen mit Trisomie 21. den Kindern fällt nicht mal auf das etwas “anders” ist, das einzige was etwas störend ist, das Mädchen wird ja immer von 2 Betreuerinnen begleitet, das schafft eine Grenze zu den anderen Kindern :-/ denn wenn immer zwei Erwachsene daneben stehn dann trauen sich die Kinder nicht so sehr.

und wenn ich noch etwas aus meiner Kindheit erwähnen dürfte. im Freundeskreis meiner Eltern, war eine Familie mit einem behinderten Mädchen, als ich erwachsen war, hat mir meine Mutter erklärt das bei der Geburt etwas schief gelaufen ist und sie Sauerstoffmangel hatte, dadurch die motorischen und sprachlichen Einschränkungen. aber damals als Kinder...uns war das nicht bewusst, das Mädchen war nett und wir spielten so toll zusammen, das Mädchen lachte viel hatte riesig Spass, dann kam einer der Erwachsenen zu uns und sagte, lasst sie doch mal gewinnen und nehmt gefälligst Rücksicht, ihr sehr doch das sie behindert ist...das hat sich bei mit eingeprägt...tja mit schön spielen war dann nix mehr, wir konnten nicht mehr unbefangen mit ihr umgehen, wir hatten Angst das wir etwas falsch mit ihr machen :-/
ich denke das es einfach unglaublich schwierig ist, das richtige zu tun...Erwachsene meinen oft man müsste besondere Menschen immer besonders behandeln, das unbefangene von Kindern wär aber oft die bessere Lösung

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Natürlich findet Inklusion statt und es hat sich schon sehr viel geändert

Antwort von misses-cat am 25.02.2018, 8:39 Uhr

Guten Morgen,
Mein Schwager ( wurde mit 2 Jahren von meinen Schwiegereltern adoptiert) hat durch starken Alkoholkonsum der Mutter sehr schwer FAS und ist auch mehrfach körperlich stark eingeschränkt ( Sehkraft nur bei 20% zb).
Er lebt auf einen Bauernhof und arbeitet dort und es war immer sein Traum.
Die heutige Inklusion hätte ihm definitiv nicht gut getan, er lernt nur extrem langsam besonders Sachen die ihn nicht interessieren.
Das aber Menschen mit Handicap immer noch versteckt werden kann ich für unsere Wohngegend nicht bestätigen ( NRW, Kleinstadt Nähe einer Universität Stadt), hier ist jeder zweite Kindergarten auch interaktive, die einzige Schule die sich nicht an Inklusion hier beteiligt kann es nicht weil es die baulichen Voraussetzungen noch nicht erfüllt, aber auch Erwachsene werden nicht an den Stadtrand gefkarrt zur Arbeit. Hier gibt es ein Cafe, ein Restaurant, eine Wäscherei und einen Briefzusteller die alle mitten in der Stadt sind und wo Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten, sei es geistig oder körperlich.
Natürlich ist nicht alles perfekt aber es ändert sich doch gerade ne Menge und es ist kein Vergleich mehr zu vor 20Jahren.

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ps

Antwort von misses-cat am 25.02.2018, 8:44 Uhr

Noch ein Beispiel hier gibt es auch viele Wohngruppen für behinderte Menschen in der Stadt oder sie leben eigenständig und bekommen nur Besuch von ihrem Betreuer.
Hatte selber vor fünf Jahren, als ich noch in einem kleinen Hochhaus gelebt habe, drei Nachbarn mit trisomie 21. Unser Mini Hochhaus steht aber mitten in der Stadt und nicht am Stadtrand.

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Re: Wellensittich und Spatzen

Antwort von Himbeere90 am 25.02.2018, 12:27 Uhr

Na dann ist es ja gut, wenn es bei euch anders ist. Ich habe schon viele Gegenden kennengelernt und habe es nie so erlebt.

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An der Schule meiner Lütten läuft Inklosion super......

Antwort von Maxikid am 26.02.2018, 9:23 Uhr

die beiden Jungs in der Klasse haben sich so toll entwickelt. Und der Zusammenhalt an der Schule ist einzigartig....

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Re: Wellensittich und Spatzen

Antwort von Nenilein am 26.02.2018, 17:56 Uhr

Man darf aber Integration nicht mit Inklusion verwechseln, viele Beiträge hier gehen eher "nur" Richtung Integration.

Unsere Einrichtung ist am Waldrand.
Direkt daneben ist ein Bahnhof. In die eine Richtung können wir Zug fahren, wenn wir einmal quer durch die Stadt von der anderen Seite zum Bahnhof gehen, in die Gegenrichtung kommen wir dank unzähliger Treppen gar nicht.
Wenn wir in diese Richtung wollen müssten wir also nach einer endlosen Wanderung durch die Stadt erst in die falsche Richtung fahren, bis wir an einem Bahnhof sind, der so behindertengerecht ist, dass wir irgendwie zu den Gleisen in die richtige Richtung gelangen und umsteigen können.
Und das wenn möglich mit befahrbahren Rampen. Manche sind so steil, da kommt keine Sau hoch.

Und DAS ist alles andere als Inklusion.

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Re: Wellensittich und Spatzen

Antwort von Trini am 27.02.2018, 10:11 Uhr

Behindertengerechte gestaltung des öffentlichen raums, hat aber nicht zwingend mit dem Thema Inklusion vs. Spezial-Einrichtung und dem von der AP aufgebrachten Umgang der Menschen miteinander zu tun.

Trini

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Re: Ein Ururgroßcousin von mir...

Antwort von dana2228 am 27.02.2018, 16:34 Uhr

Sehe ich auch so!!!

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Re: An das Lied...

Antwort von dana2228 am 27.02.2018, 16:41 Uhr

Mein Sohn geht in einen Kindergarten nur für behinderte. Und das ist das beste was ihm passieren konnte!!!
Nigends sonst würde er die Forderung bekommen und das Gefühl daß es total okay ist ein gelber Wellensittiche zu sein, da die Gruppe nur aus bunten Vögeln besteht.

Inklusion ist ein netter Gedanke aber nicht immer der richtige. Und im privaten versuchen wir in zu integrieren und wenn die Leute wissen was los ist, klappt es meist auch. Spatzen gibt es leider überall.

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Re: Wellensittich und Spatzen

Antwort von zwergchen84 am 23.03.2018, 13:12 Uhr

Unsere Heilpädagogische Tagesstätte steht seit 1974 mitten in der Stadt. Etwas versteckt, aber durch die Krippe und der 3. grossen Gruppe jetzt deutlich präsenter.
Es sind drei große Gruppen mit 15 Kindern, darunter 5 Kinder mit I-Status, eine Krippengruppe mit 12 Kindern, darunter 2 Kinder mit I-Status, 1 Familiengruppe mit 12 Kindern im Alter von 1-5 Jahren, ebenfalls mit 2 Kindern mit I-Status und eine Kleingruppe mit 8 Kindern, alle 8 haben den I-Satus. Die meisten Kinder in der Kleingruppe wechseln in ihrem letzten KiGa Jahr in eine grosse Gruppe, um sie auf die Schule vorzubereiten. Ausgenommen sind Kinder, die es körperlich oder geistig nicht auf eine normale Schule schaffen.

Unsere Grundschule hat zwei I-Klassen mit jeweils 5 Integrations-Kindern bei den Eingangsklassen(diese Klassen lehren den Stoff der ersten und zweiten Klasse) und jeweils 1 I-Klasse bei den 3. bzw. 4. Klassen. Überall ist eine Extra Lehrkraft für gewisse Stunden und auch eine Schulbegleitung ist in vielen Klassen zugegen.

Meine Jüngste besucht die 5. Klasse und ist in einer Integrationsklasse. Dort sind häufig zwei Lehrer plus die Schulbegleitung für den Mitschüler in der Klasse. Der Mitschüler ist Autist und hat jetzt seine 4 Schulstunden pro Tag. Es kam extra jemand zu den Kindern, um ihnen zu erklären, was mit dem Jungen ist, was er hat, wie er alles wahrnimmt und wie sie ihn unterstützen können. Und die "Kleinen" machen es großartig!

Unsere Schule für körperbehinderte Kinder ist eine Stadt weiter und ziemlich im Zentrum, ebenso wie die beiden Förderschulen hier.

Vor 14 Jahren wurde an meiner Schule die erste I-Klasse eingerichtet. Meinetwegen. Und wir hatten zwei Kinder, die eigentlich auf die Förderschule sollten. Damals war es ein Experiment, welches erfolgreich war und kontinuierlich weitergeführt wurde.

Es ist viel passiert und dennoch muss man immer noch gucken, welche Kinder integriert werden können. Nicht alle Kinder sind dafür geeignet und brauchen die Förderschule bzw. eine Schule die auf ihre körperlichen Defizite vorbereitet ist und sie interstützen kann.

Ich selbst hab damals nur einen einzigen Nachteil gehabt. Da unsere Schule noch keinerlei Erfahrung hatte, wurde nur abgeschwächter bzw. deutlich erleichterter Stoff gelehrt. Mein Mann, der ebenfalls eine Integrationsklasse ein paar Kilometer weiter besuchte, hat wesentlich mehr gelernt und vermittelt bekommen. Dort wurden die Integrationsklassen sehr viel früher eingerichtet und die I-Kinder sind nicht in allen belangen wie rohe Eier behandelt worden. Ich hätte mir es wirklich anders gewünscht, denn ich komme mir, jetzt da meine Kinder die weiterführende Schule besuchen, häufig vor wie ein Hinterwäldler...

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