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"Normales" Verhalten für einen 4,5 jährigen Jungen...

Thema: "Normales" Verhalten für einen 4,5 jährigen Jungen...

Hallo, ich bin neu hier und komme direkt mit einem irre langen Post (also alle, die keine Lust haben, das zu lesen, dürfen JETZT aufhören). Es geht um folgendes: Mein Kind ist 4,5 Jahre alt und hat eine sozial-emotionale Störung, die sich dadurch äussert, dass er sich teilweise benimmt wie ein einjähriger... Er weint wegen jeder Kleinigkeit, an schlechten Tagen reicht es schon, dass ihm etwas hinfällt oder ich ihn böse anschaue. Im Kindergarten ist es auch so, er wird dort schon als "Heulsuse" ausgelacht, lässt sich von kleinen Mädchen etwas wegnehmen und weint dann... Er wehrt sich nicht, lässt alles mit sich machen usw. Zuhause kann er nicht alleine Spielen, alle 2 Minuten kommt er und will etwas. Er ist extrem anhänglich und rennt mir überall hinterher, selbst auf die Toilette. Er will viel kuscheln und macht kaum etwas alleine. Essen ist immer ein Horror, weil er viel zuwenig isst und dadurch schon untergewichtig ist. Aber er macht beim Essen nur quatsch und albert rum usw. Zur Logopädie geht er schon, weil er nicht richtig sprach bzw. eine verwaschene kleinkindsprache hatte. Auch verhält er sich im Kindergarten oft wie ein kleines Kind, das man bitte lieb haben und ganz doll drücken soll. Er ist wahnsinnig sensibel und lt. dem Psychologen der die o.g. Störung diagnostiziert hat, bekommt er wesentlich mehr von seiner Umwelt mit, als andere Kinder. Auch malt er wie ein einjähriges Kind, nur Striche und eventuell kann man die eine oder andere Form erahnen, auch wenn er bei der Untersuchung einen Menschen gemalt hat, der dem Stand eines weitaus älterem Kindes entsprach. Ich verstehe das alles nicht :-( Zu seinem familiärem Hintergrund kann ich sagen, dass ich mich von seinem Vater getrennt hatte, als er knapp 3 Jahre alt war. Sein Vater war gewalttätig, schmiss öfter Sachen durch die Gegend, machte mich runter und wurde auch übergriffig. Das bekam er alles mit. Seit der Trennung macht mir sein Vater noch mehr das Leben zur Hölle, er greift mich verbal vor dem Kind an, droht mir, erpresst mich... Wenn er dann bei ihm ist an den Umgangswochenenden, "schiebt" sein Vater ihn ab, entweder vor den Fernseher oder er fährt zu seiner Familie, wo mein Kind dann mit seiner fast gleichaltrigen Cousine spielen kann. Sein Vater hatte 3 Wochen nach der Trennung bereits die Next, mit der sich mein Kind aber gut versteht. Wenn sie denn mal telefonieren (also der Vater anruft), dann will mein Kind nach ca. 3 sekunden direkt mit der Next sprechen. Jedenfalls... mein Freund gibt mir in großen Teilen die Schuld an dem Verhalten meines Kindes. Ich habe ihn zu sehr verweichlicht, da ich ihn IMMER getröstet hatte, wenn er weinte. Außerdem hatte ich ihn im Tragetuch als Baby, habe ihm viele Freiheiten gelassen und kaum nein gesagt, auch kaum Konsequenzen aufgezeigt und keine Struktur in unserem Alltag. (By the way, das Kind war nicht geplant, ich hatte eigentlich selber noch sehr viel Vergangenheitsklamotten zu bewältigen...) Dadurch sei er eben so weinerlich, weil er damit früher ja durchkam und jeder ihn dann hochgenommen hatte oder getragen hatte. Auch dass er sich nicht alleine beschäftigen kann sei meine Schuld, schließlich musste er das nie, ich habe mich ja immer mit ihm beschäftigt und mit ihm gespielt. Es ihm ergo nicht gezeigt. Auch dass er sich nicht wehren kann sei meine Schuld, da ich ihm das ja vorgelebt hätte und mich genauso verhalten habe, wie er jetzt. Wir streiten uns sehr oft, weil er mir vorwirft, dass ich nach wie vor nicht konsequent genug bin und mir zu oft "auf den Schädel sch... lasse" von meinem Kind. Ich tröste ihn schon nicht mehr so oft, vor allem dann nicht mehr, wenn ich merke, dass er nur deshalb weint, weil etwas nicht nach seinem Willen läuft. Ich gebe mir die größte Mühe, eine Struktur und einen festen Ablauf im Alltag zu gewährleisten, ich bin strenger geworden und unnachgiebiger. Trotzdem frage ich mich jeden Tag, kann das denn wirklich alles meine Schuld sein? Ich wollte nur das Beste für mein Kind, ihn liebevoll erziehen, ihm geborgenheit und sicherheit geben. Alles dinge, die ich nie hatte. Wie ist es denn bei euren Kindern? Und was kann ich jetzt machen? Ich will, dass er sich wehrt und vor allem wäre es schön, wenn diese Störung wegginge... Liebe Grüße Melli

von Melli_Mehlwurm am 30.05.2013, 19:52



Antwort auf Beitrag von Melli_Mehlwurm

Hallo, also erst mal kommt man mit Schuldzuweisungen ja nicht weiter. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dein Sohn als Kleinkind mehr mit bekommen hat, als ihr denkt. Du hast geschrieben, dass der Kindsvater gewalttätig war (nur dir gegenüber oder auch dem Kind???). Wenn er als Kind mitbekommen hat, dass du geschlagen o.ä. wurdest, sind da wahrscheinlich große Ängste in dem Kind ausgelöst worden und könnten diese Störung hervorgerufen haben. Du hast ja aber schon den wichtigsten Schritt getan, indem du dich von deinem Partner getrennt hast. Wie man diese Störung nun in den Griff bekommen kann, kann ich dir jetzt nicht genau sagen. Aber du hast selber erkannt, dass er Struktur benötigt. Kinder brauchen Regeln und Grenzen um sich orientieren zu können. Biete ihm Sicherheit und Geborgenheit, mit klaren Strukturen. Baue feste Rituale in seinem Alltag ein. Aber nur weil, du dein Kind immer getröstet hast und auf seine Bedürfnisse eingegangen bist hast du ihn nicht "verweichlicht". Das sind Grundlegende Bedürfnisse eines Babys/Kindes die auch befriedigt werden sollten. Ich würde ihn im Frühförderzentrum vorstellen, falls du es noch nicht getan hast. Ist er denn noch in Behandlung beim Kinderpsychologen??? Wäre für ihn wahrscheinlich auch noch gut. Alles Liebe

von Jessilou am 30.05.2013, 20:30



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Hallo, nein, geschlagen wurde ich nicht, ich wurde in einer Tür eingeklemmt und einmal an einer Kasse geschubst... Das hat er aber mitbekommen. Auch die Gegenstände die mein Ex gerne geschmissen hat, hat er öfter fast abbekommen. Gsd ist es aber immer knapp vorbeigeflogen. (so eine Pfanne zb). Bei einem Psychologen waren wir, der meinte aber, eine Therapie sei noch nicht notwendig. Allerdings ziehen wir bald um und dann wollte ich nochmal einen aufsuchen... Liebe Grüße

von Melli_Mehlwurm am 30.05.2013, 20:53



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Die sind kostenlos, und werden von den Gemeinden oder aber von freien Trägern (oft gibt es mehrere in der Stadt) geführt. Die Beratung ist vertraulich und es werden auch keine Informationen weiter getragen (also keine Angst dass das Jugendamt dann vor der Tür steht). Informiere Dich mal im Netz, welche Hilfsangebote es diesbezüglich bei euch gibt. Diese Stellen helfen auch bei Problemen in der Trennung vom Partner und eben bei Problemen mit dem Kind. Ich habe die Beratung als sehr kompetent empfunden. Jeckyll

Mitglied inaktiv - 30.05.2013, 22:07



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Ich würde euch dringend nochmal einen Kinderpsychologen ans Herz legen! Du scheinst auch ein Händchen für dämmliche und nicht hinter dir und deinem Kind stehende Männer zu haben. Ihr solltet beide das Erlebte aufarbeiten und an einer vertrauten Mutter-Kind-Beziehung arbeiten. Auch würde ich das JA zu Rate ziehen damit das Kind nicht mehr zum Vater muss, denn das kann nicht gut fürs Kind sein. Wehre dich endlich, sei konsequent. Eine Kur kann euch beiden auch helfen, eine engere Beziehung zu bekommen und sehr intensiv alles aufzuarbeiten.

von Princess01 am 31.05.2013, 18:05



Antwort auf Beitrag von Melli_Mehlwurm

Ich bin natürlich keine Expertin, und kann dir nur meine Gedanken dazu geben. Auf der sichereren Seite bist Du da sicher wenn Du dir wirklich mal vorort eine Beratungsstelle aufsuchtst. Bis dahin erstmal was mir da so beim Lesen durch den Kopf ging, so für Dich als Denkanstöße vielleicht... Also vorab finde ich auch gut das du dich getrennt hast. Und Pfannen die "nur fast" am Kind vorbeifliegen weil der Papa sie geschmissen hat... der ausserdem die Mama beschimpft, schubst und in Türen einklemmt... da ist es doch kein Wunder das der Kleine einen riesen Bedarf an Wärme, Nähe und Geborgenheit hat. Er hat die Welt als einen unfreundlichen (Menschen - Mama- werden Beschimpft), gefährlichen (es fliegen schwere Gegenstände herrum die einen treffen könnten) und unsicheren (der Papa ist jetzt weg, und wer weiß wie lange Mama noch da ist) Ort kennengelernt. Ich glaube er sucht das Gefühl, Mama hat mich immer lieb egal was passiert, und wird mich nie im Stich lassen. Auch dass er alles mit sich machen lässt, kann ich irgendwie Nachvolziehen. Er ist halt verunsichert. Wenn er wegen einen "bösen Blick" weint, dann wahrscheinlich weil er wirklich Angst hat nicht geliebt zu werden... Das Du jetzt konsequent bist ist gut, und Du sollst da auch nicht nachgeben wenn er was will und darum weint. Das heißt aber nicht das Du ihn nicht trösten kannst. Wenn meiner gejammert hat weil er unbedingt Schokolade kaufen wollte, hat er sie nicht bekommen. Ich hab ihn aber trotzdem in den Arm genommen und ihm gesagt, das ich verstehe das er traurig ist, aber wir haben nein gesagt, und das bleibt auch so. Was ich dir auch ans Herz legen würde (wenn Du es nicht schon tust) ist Kuscheleinheiten auch unaufgefordert in den Tagesablauf einplanen. Also zum Beispiel, nach dem Essen gemeinsam auf's Sofa, ein Bilderbuch ansehen und Kuscheln. Vor dem Schlafengehen bei der Gutenachtgeschichte extra viel Kuscheln. Morgens beim Aufstehen fünf Minuten früher aufwachen und ne Runde unter der Decke Kuscheln. So merkt er, das er auch so Kuscheleinheiten bekommt, auch wenn er nicht jammert. Wenn er einen so großen Kuschelbedarf hat, dann braucht er das vielleicht erst mal. Es muss dann nicht erst dazu kommen das er weint. Vielleicht weint er weniger, wenn der Bedarf auch so gedeckt wird. Bei der Psychischen Störung kann ich dir nicht helfen. Da brauchst Du jemanden der sich damit auskennt. Ich wünsch euch jedenfalls, das ihr jemanden findet der euch da helfen kann. Dein Kind nimmt. wie Du sagst, viel von seiner Umgebung wahr. Ich vermute das da seine Unsicherheit ihn ziemlich behindert, und ihr daran am meißten arbeitem müsst. Aber da geht nun die Hobbypsychologin mit mir durch. Viel Glück euch beiden

von Stripelove am 31.05.2013, 18:22



Antwort auf Beitrag von Melli_Mehlwurm

Hallo ihr lieben, erstmal danke für eure Anteilnahme und die Antworten :) Ich schaue mal, dass ich etwas Licht ins Dunkel bringe. Also, mein jetziger Lebensgefährte steht mitnichten nicht hinter mir und meinem Kind, ganz im Gegenteil ist er derjenige, dem überhaupt erstmal aufgefallen ist, dass mit ihm etwas nicht stimmt (um es mal so krass auszudrücken) und seitdem versucht er alles, um uns zu helfen. Sicher, das artet oft in Streitigkeiten usw aus, aber unter dem Strich muss ich zugeben, dass er meistens recht hat mit dem, was er bemängelt (vor allem was mein Verhalten angeht, ich muss leider zugeben, dass ich die gleiche emotionale Störung habe wie mein Kind durch diverse traumatische Erlebnisse in meinem Leben) und er eigentlich nur will, dass ich meinem Kind, durch meine Krankheit(en) nicht noch mehr schaden zufüge. Dass er keine sichere Umwelt erlebt habe, kann ich gut nachvollziehen. Ich habe ihm von Anfang an aber versucht, ihm diese zu vermitteln. Hat er als Baby geweint, war ich da, teilweise habe ich ihn stundenlang im Arm gehabt und getröstet. Ich hatte ihn im Tragetuch, wo immer ich hinging, er war sonst auch überall dabei. Er durfte auch, bis er fast 4 Jahre alt war, mit in meinem Bett schlafen. Jeden Abend blieb ich bei ihm, bis er eingeschlafen war. Das ist teilweise noch immer so. Eine Geschichte gibt es natürlich auch. Wir kuscheln eh sehr oft, das will er von sich aus auch und ich finde es nicht schlimm, ganz im Gegenteil, geniesse ich es sehr ;) In einer Beratungsstelle sowie beim Psychologen war ich schon, leider beides (bis auf die Feststellung dieser Störung) ohne Ergebnis bzw. wurde ich mit den Worten:"Er braucht noch keine Therapie, kommen Sie wieder, wenn er RICHTIG fertig ist..." abgekanzelt. Mit dem Jugendamt stehe ich eh in regelmäßigem Kontakt, die Wissen ALLES, was sein Vater getan hat und noch immer macht, aber unternehmen nichts dagegen. Er konnte mich auch schon vor dem Jugendamt erpressen und es wurde abgetan als "völlig natürliche Reaktion", da er vorher den Brief bekommen hatte indem er von meinem Anwalt unterrichtet wurde, dass ich das alleinige Sorgerecht haben will. Als ich daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichte, wurde mir unterstellt, ich sollte nicht so kleinlich sein und doch mal einen Psychologen aufsuchen um zu wissen, was ich eigentlich will im Leben... Ich habe jetzt ab August eine arbeit in einer anderen Stadt, die ca. 3 Stunden von seinem Vater entfernt ist, dafür musste ich wieder das Gericht einschalten, da dieser sich weigert, seine Zustimmung für den Umzug zu geben. Ich bin allerdings der Meinung, dies würde dem Kind und mir gut tun, der Abstand zu allem, ein neuer Kindergarten, der ihn hoffentlich besser fördert und fordert als der jetzige und eine Mutter, die endlich wieder arbeit hat und dich dadurch auch mehr leisten kann... Naja, alles in allem ist es nicht leicht für uns und sicher kann ich mein Kind gut verstehen... die Frage ist... wie kann ich ihm helfen??? Liebe Grüße

von Melli_Mehlwurm am 31.05.2013, 19:32



Antwort auf Beitrag von Melli_Mehlwurm

Sei weiter für es da, tröste es weiterhin. Was du über dein Verhalten ihm gegenüber schreibst, kann sicher nicht der Auslöser für sein Verhalten sein. Ganz im Gegenteil eher der Grund, warum er überhaupt trotz dieser furchtbaren Geschichte noch halbwegs "normal" ist. Ich würde allerdings nochmal zu einer anderen Erziehungs- und Familienberatungsstelle gehen. Hab ich noch nie gehört, dass die jemanden der Hilfe sucht wegschicken, weil das Kind noch zu "normal" ist. Scheint ja ein schräger Verein zu sein. Gib einfach mal "Familien- und Erziehungberatung + deine Stadt" bei Google ein, das findest du sicher noch mehr.

von Tine1 am 01.06.2013, 13:57



Antwort auf Beitrag von Melli_Mehlwurm

"Hat er als Baby geweint, war ich da, teilweise habe ich ihn stundenlang im Arm gehabt und getröstet. Ich hatte ihn im Tragetuch, wo immer ich hinging, er war sonst auch überall dabei. Er durfte auch, bis er fast 4 Jahre alt war, mit in meinem Bett schlafen " Du hast alles richtig gemacht. Lass dir von niemandem einreden, deine intensive Zuwendung sei falsch. Jedes Kind ist anders. Manche sind nunmal sensibler und entwickeln sich langsamer. Halte weiterhin Kontakt zu Psychologen und Fachleuten. Versuch auch mal eine andere Therapie als nur Logopädie - vielleicht Spieltherapie oder Reittherapie.

von Sailor am 01.06.2013, 14:15