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Geschrieben von fusel am 22.11.2005, 21:41 Uhr

@Suka: Zitronenlimonade (o:

Hi,

ich komme erst jetzt dazu mein 5 Cents zum Thema "nörgeligen Jungen" abzugeben, ich hoffe du liest noch mit. Als erstes würde ich auch empfehlen diese Auszeiten zu lassen. Meines Wissens gibt es sowieso eine Regelung die da heißt: Soviele Minuten wie das Kind alt ist, da wären 5 min. schon zuviel. Ich weiß das diese Auszeiten, stille Stühle usw. unheimlich populär sind, sei es durch Supernanny, Triple Sowieso oder ich weiß nicht.
Ich habe meine Sohn auch 1-2x in sein Zimmer gestellt, weil ich wirklich kurz davor stand, ihm eine zu kleben. Türe aufgelassen, bin raus und er ist mir kreischend und brüllend hinterher und hat sich mir ans Bein geworfen, höher geht ja nicht.
Fakt ist das es meiner persönlichen Meinung entweder garnichts bringt oder zur Eskalation beiträgt.
Aber das wurde ja schon gesagt.

Mein Sohn hat auch Pfeffer im Hintern und es gibt immer wieder Phasen wo es echt ausartet und ich ihn gern ohne Rückfahrschein auf den Mond schnipsen würde. Dieses Getobe im ÖPNV kommt dann auch vor. Wenn er diese Phasen hat traue ich mich auch kaum mit ihm rauszugehen, weil er dann auch kein Stückweit hört. D.h. in Läden wegrennt, auf dem Bügersteig rumhampelt, statt "bei Fuss" zu gehen, einfach nur Terror macht. Das nervt dann nicht nur -ich könnte dann- auf gut Deutsch- kotzen vor Angst, das er pklötzlich weg ist oder vors Auto läuft.
Ich erinnere mich das er irgendwann im Einkaufswagen getobt hat und wirklich 15 geschlagene Minuten gebrüllt hat, woraufhin mich eine Oma an der Kasse drauf ansprach das er wirklich gut bei Stimme ist. Und irgendwann hat er im Haus meiner Eltern so einen Kreischer abgelassen (grundlos), ich weiß garnicht wie ich es beschreiben soll: Die Welt stand still. Die Haustiere bewegten sich nicht, die Autos hielten an, die Vögel draussen kippten von den Bäumen, wir waren alle fass-ungs-los. Mein Vater gab dann noch so ein Kommentar: "Verdammt, ich dachte ich wäre in der Blechtrommel" - worüber ich noch lachen musste. Denn ein, zwei Oktaven mehr und es wär wirklich Glas gesprungen. Aktiv ist er auch, er rennt 30 min bei 30° im Kreis. Wenn andere Kinder schon längst umliegen, macht er noch einen Kilometer. Aber gut wenn er 4 ist geht er in einen Verein, wird in 18 Jahren millonenschwerer Fussballer und kauft mir als Entschädigung für sein reichlich strapaziöses Temperament in der Kindheit ein Haus im Grünen... na, ein Villa passt dann wohl eher.

Wenn er diese Phasen hat (und auch sonst natürlich), packen wir dieses Chaos in ein Sandwich. Ganz dämlich gesagt: Im Hause Fusel wird frühmorgens gekuschelt und spätabends und tagsüber gibt es noch "Tomaten" und andere Zutaten. Mit anderen Worten: ist dein Sohn eine Zitrone, mach eine Limonade aus ihm. Nein, nicht in die Saftpresse stopfen *fg*.
Ich denke man verkennt oftmals das die Beziehung zum Kind auch eben "nur" eine Beziehung ist. Die kann im Alltagstrott ersticken, man sieht sich selten, durch Dauerstress vergißt man dann wie wichtig einem derjenige ist den man gern auf den Mond schnipsen würde.
Ich rede jetzt nur von mir, du mußt selber wissen inwiefern das auf eure Situation zutrifft.
Unsere Sandwichmethode sorgt dann immer wieder dafür das wir beide uns darin erinnern das wir aneinander wichtig sind. Das macht dann auch das Zusammenleben leichter, ich sage jetzt ganz bewußt nicht Erziehung. Denn du hast ein schwieriges Kind und bekommst viele Tips und Ratschläge, du fragst auch danach, ganz klar. Aber das Ganze läuft in Gefahr zu analytisch zu werden. Verstehst du was ich meine?
Mein Sohn hat sein Phasen in denen er mich rund macht, sei es nun bewußt oder nicht, denn er weiß natürlich mit seinen 3 Jahren ganz genau was er zu tun und zu lassen hat.
Aber er findet auch irgendwann eine Bremse. Deshalb haben die Auszeiten auch nichts gebracht, er war ENTSETZT das ich auf ihn sauer war und hat darum gejammert das ich wieder lieb zu ihm sein soll.
Und ich denke das liegt eben auch ein Stückweit am engen Kuschelkontakt. Ich erinnere mich noch als er ein Baby war und diese Wachstumsphasen hatte und ich 3-4 Tage am Stück kaum geschlafen hatte, hatte ich wirklich alles versucht um ihn zum Schlafen zu bekommen. Z.b. auch Babymassagen. Und die fetten Schenkel durchzuwalken, das Wunder "mein Kind" mal wieder kennenzulernen, die kleinen Fingerchen usw. - hat sehr viel von meinen negativen Gefühlen ihm gegenüber, die sich nach tagelanger Schlaflosigkeit, Brüllerei und Stillstress zwangsläufig einstellen, weggenommen. Besser geschlafen hat er dadurch natürlich nicht, aber ich war nicht mehr so gestresst und sauer auf ihn.
Und ich denke das in den Arm nehmen und so wirkt bei ihm jetzt genauso. Er bewundert jetzt zwar nicht meine Fingerchen, oder meine dicken Schenkel aber er findet dadurch einen Anker, das er sich -so denke ich- irgendwann sagt: Okay, nun ist mal Schluss. Muttern bricht gleich auseinander.

Also, ich werfe dir jetzt um Gottes Willen nicht vor keine liebevolle Mutter zu sein, ich rede jetzt darüber durch was es bei mir besser wird.

Achte darauf nicht nur darüber nachzugrübeln, was an deinem Sohn schlecht, nervig ist, sondern versuche dir mal bewusst Zeit für ihn zu nehmen, damit feststellst was er auch für gute Eigenschaften hat. Nicht nur feststellen, sondern mal ein Bad drin nehmen.
Wenn du es nicht schaffst einen Tag weniger zu arbeiten, mach doch irgendwann nur mit ihm irgendwo ein preisgünstiges verlängertes Wochenende. Oder führe es ein das wenigstens ein halber Tag in der Woche, nur "Mutter-Kind" erlebt wird. Vielleicht Schwimmen gehen. Irgendwas Schönes zusammen machen, nur ihr 2 als Team. Dann lass deinen Freund auch mal zuhause, ich denke er wird gern mal für ein paar Stunden verzichten, wenn die anderen dafür umso ruhiger sind.
Und wenn dein Sohn nervt: Pack ihn und kitzel ihn durch, oder pruste ihm an den Hals - nimm einfach Dampf aus der Situation. Wir machen hier z.B. manchmal "Popo-Piek" dann renne ich ihm hinterher und zwick ihn ins Brötchen, oder "Achselhöhlchen", erklärt sich von selbst. "Kusscheln" und "Liebsein" genauso. Wenn sich das erstmal eingewöhnt hat, dann ist es auch eine gute Methode um z.B. das lästige Anzieh-Problem aufzulockern. Eine Runde "Popo-Piek" und danach geht der Pulli mit einem Lachen über den Kopf.
Ich würde an deiner Stelle auch auf jeden Fall diese Videoüberwachung in Anspruch nehmen, um euer Verhältnis zueinander kritisch zu beobachten. Denn je eher ihr das Problem löst desto besser.

So, das war jetzt mal ein Alternativ-Vorschlag von mir, der sich ganz bewusst nicht um die Er-zieh-ung kümmert. Ich hoffe es ist einigermaßen rübergekommen was ich meine, weil ich nebenher noch am pusseln bin.

LG

fusel

 
1 Antwort:

Re: @Suka: Zitronenlimonade (o:

Antwort von Suka73 am 23.11.2005, 9:53 Uhr

Hallo Fusel, danke für den schönen Beitrag. Ich fand ihn sehr sehr hilfreich aber vor allem habe ich mich wirklich schlappgelacht!!! Unsere Kinder scheinen wohl aus dem selben Bau zu sein :O)

Ich habe mich gestern noch sehr lange mit meinem Freund unterhalten. Man selbst setzt sich ja schon immer etwas unter Druck, gerade als Alleinerziehende. Mache ich alles richtig? Liebt mein Kind mich auch noch wenn er den Keks jetzt nicht bekommt? So Sachen eben. Er meinte, er würde es total toll finden, wie ich die Situationen mit Simon meister. Vielleicht brauch ich auch einfach von außen ein wenig mehr "you can do it" - die Anfeuerungsrufe und ein wenig mehr Aufbau für mein Ego.

Gestern hatten Simon und ich z.B. einen total entspannten Abend. Sowas hatten wir schon lange nicht mehr. Es ging damit los, dass er von alleine seine Hose bei der TaMu anziehen und nach Hause gehen wollte, Mama dazu aufforderte doch endlich in den blöden Schlabbermantel zu steigen, damit wir Busfahren können. Im Bus war er total ruhig, im Supermarkt hat er es akzeptiert dass es keinen Tee für ihn gibt (wir kommen halt immer am Getränkeregal vorbei und da fängt er an zu krähen, ich schnapp mir dort oft ne Flasche oder Tee ausm Tetrapack, nur leider fliegt der 5 Meter weiter dann durch den Laden, habe jetzt schon zweimal vor dem Metzgerstand wischen dürfen)

Bei uns daheim war auch alles total friedlich UND mein Sohn ist mir gestern zweimal von alleine um den Hals gefallen und hat gekuschelt. Dazu muss man sagen es ging mir gestern sehr schlecht. Vielleicht hat er das auch gemerkt. Keine Ahnung. Aber in dem Moment habe ich uns tatsächlich mal wieder als das gesehen, was wir sind: Ein Team das zusammengehört.

Vielen Dank auch nochmal an alle, die zu dem Thema geantwortet haben. Es tat mal sehr gut sich hier auszukotzen. Und auch von anderen Seiten die Meinungen zu hören, ich konnte für mich (auch gerade aus Deinem Beitrag, Fusel) sehr viel daraus ziehen.

Ich werde auf jeden Fall, sobald mir das möglich ist, die Therapie wieder aufnehmen, weil sie mir damals sehr gut geholfen hat. Ich mußte damals auch immer Tagebuch schreiben und das vorlegen. Ich sollte NUR die schönen Momente reinschreiben. Zugegeben, es gab Tage da gabs tatsächlich nichts, weil alles schief lief. Das glaubt mir vielleicht keiner aber es war wirklich so. Die Therapeutin meinte damals "na gut, dann schreiben sie einfach rein - mein Kind hat morgens noch gelebt, als Aufstehzeit war" Klar, echt dämlich, das ist doch auch was Schönes!!!!

Ich hänge mich oft an Sachen auf die schieflaufen, das können Kleinigkeiten sein, obwohl der Rest des Tages schön war. Dann ist aber automatisch der GANZE Tag für mich im Eimer und war shit. Das ist einfach die falsche Einstellung und da muss ich auch noch an mir arbeiten. Vielleicht ERWARTE ich auch einfach von Simon zu viel. Mein Gott, er ist zwei Jahre alt. Dass der lieber beim Essen die Feuerwehr in die Nudeln tunkt als diese zu essen ist doch irgendwie logisch. Ich kann von ihm nicht erwarten, dass er wie mit einem Flock im Hintern auf einem Stuhl hockt...

Natürlich hat Simon sehr viele schöne Seiten und Sachen, die ich bewundere. Darüber habe ich mir eben auch viele Gedanken gemacht. Ich bin sehr stolz auf ihn, er ist ein wunderschöner Junge (ja klar jedes Kind ist schön *g* aber MEINER besonders höhö), wir haben ein schönes Leben obwohl wir alleine sind und ich alles alleine machen mußte. Er ist mehr oder weniger ein Geschenk. Jedes Kind ist ein Geschenk, aber gerade ER... Und das sollte ich besonders schätzen, denn normalerweise (so wurde mir mal von Ärzten bestätigt) hätte ich gar keine Kinder bekommen können. Simon war insofern ein Unfall, mit dem keiner gerechnet hat. Aber dafür ein sehr liebenswerter. Ich denke, ich unterschätze oft was mir da ermöglicht und geschenkt wurde... ich sollte es einfach dankbar annehmen.

Vielen Dank für Eure Ohren und Eure Hilfe.

LG Sue

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