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Geschrieben von Frosch am 14.12.2004, 14:29 Uhr

Was mich an der ganzen Diskussion unten stört:

Hallo!

Ich will niemanden angreifen, das mal vorweg ;-)

Was mich nur wundert: Es ist doch klar, daß einem in den drei Jahren, die man zuhause sein könnte, mal die Decke auf den Kopf fällt!
Man braucht kein Einser-Studium zu haben, um dieses Gefühl zu bekommen, nebenbei bemerkt... Ich lese regelmäßig den "Spiegel" und sehe mir auf ARD/ZDF gerne Reportagen und Politmagazine an. Man kann also gegen diese "Verblödung" durchaus was unternehmen *g*
AAABER: Es geht ja nicht nur um die Mutter, sondern auch ums Kind, und da verstehe ich nicht, warum man sich nicht mit dieser BEGRENZTEN Zeitraum abfinden kann und das beste draus machen?!?
Es geht ja auch darum, daß man als Bezugsperson für sein Kind da sein sollte.
Versteht mich nicht falsch - wie gesagt, wenn es finanziell nicht anders machbar ist, ist es völlig OK, wenn die Mutter arbeiten geht!

Man kann auch versuchen, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen - und von diesen kleinen Persönlichkeiten kann man durchaus noch etwas lernen...

LG Antje

 
14 Antworten:

Re: Und wenn es finanziell eigentlich...

Antwort von vera1970 am 14.12.2004, 15:06 Uhr

ginge, die Mutter aber trotzdem arbeiten geht, weil sie möchte, ist es nicht in Ordnung, oder wie? Das wäre der Umkehrschluß von Deiner Aussage.
Sorry, aber ich meine, dass es keine Art ist, arbeitenden Mütter die Absolution zu geben, weil sie aus finanziellen Gründen nicht Zuhause bleiben können, während die "Rabenmütter", die ihre Kinder "abgeben" und auch noch "gerne" arbeiten gehen, den erhobenen Zeigefinger präsentiert bekommen. Und die Non-plus-ultra-Mutter ist die, die drei Jahre Zuhause bleibt? Nein, nein, nein, so einfach ist die Sache nicht. Es ist immer noch eine PERSÖNLICHE Entscheidung der FRAU / ELTERN, wie was gehandhabt wird. Ferig aus. Und KEINER sollte über andere urteilen, aus welchen Gründen auch immer er bzw. sie arbeiten geht oder Zuhause ist. Diese "Wertungen" sind es, die mich bei all der Diskussion aufregen. Gut oder schlecht, arbeiten oder nicht, schwarz oder weiss! Das Leben besteht aus vielen anderen Tönen und Dingen, flexibel und kompromissbereit sollte der Mensch sein. Und: ich sage es nochmals: TOLERANT!

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Re: Und wenn es finanziell eigentlich...

Antwort von tinai am 14.12.2004, 16:01 Uhr

Vera, Du sprichst mir aus der Seele.

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Re: hab ich doch gerne gemacht :o)

Antwort von vera1970 am 14.12.2004, 16:19 Uhr

o.T.

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und ausserdem...

Antwort von ag am 14.12.2004, 16:22 Uhr

und ausserdem ist es ja nicht so, dass Kinder nur bei den Eltern glücklich sind. Meine Tochter geht mit Begeisterung jeden Tag drei Stunden zu ihrer Oma seit sie 10 Monate alt ist. Kaum ist sie dort, bin ich vergessen und wenn ich sie abhole, geht sie genauso gerne wieder mit. Ich glaube, sie wäre nicht glücklicher oder unglücklicher, wenn sie den ganzen Tag "nur" mit mir zusammen wäre

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Re: Und wenn es finanziell eigentlich...

Antwort von seevetaler am 14.12.2004, 16:23 Uhr

ich denke, daß jeder hier nur seine persönliche Meinung diesbezüglich abgibt, was aber nicht bedeutet, das andere deswegen abgestempelt werden, weil sie anders sind. wäre ja auch schlimm wenn alle gleich sind. ich bin gerne zu hause, bin froh das es mir eben finanziell möglich ist. ich hab auch freundinnen, die trotzdem arbeiten gehen, weil ihnen das "nur mutter und hausfrau sein" nicht ausreicht, und das ist auch in ordnung. ich will damit nur sagen, das ich eben anders bin, deswegen aber andere nicht verurteile. wie ihr schon sagt, das zauberwort hierfür ist toleranz.

LG Inga

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typisch deutsche Diskussion

Antwort von ChristianE am 14.12.2004, 21:45 Uhr

das wurde ja auch schon irgendwo erwähnt. In Deutschland haben wir immer noch einen Mütter-Mythos! Wen´s interessiert: der Leitartikel der ZEIT vom 9.12. (Mehr Ehrgeiz, Schwestern, Warum Frauen sich in Deutschland so schwer tun, Karriere zu machen) bringt einiges auf den Punkt!!
Freunde in Frankreich und USA müssen sich nicht anfeinden lassen, wenn die Frauen berufstätig sind. Ich hab mir jetzt - so halb aus Spaß angewöhnt - immer wenn mir ein Mann erzählt, dass er Papa wird, nachzufragen, ja und wie wirst Du das dann beruflich und mit Betreuung so organisieren???? Das sollten wir alle öfter machen. Und übrigens: die heiligen ersten drei Jahre, die frau mit dem Kind verbringen soll, muss, das geht mir auch auf den Sender. Ich denke und plane ganz anders, viel globaler und binde dabei den Papa immer in alle Planungen ein. Liebe Grüße, Christiane

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Re: typisch deutsche Diskussion

Antwort von Birke am 14.12.2004, 22:02 Uhr

Hast recht, in anderen Ländern ist es ganz normal, das die Kinder in die Krippe gehen und es scheint ihnen nicht schlecht dabei zu gehen.
Mein Mann ist arbeitslos, ich finde auch keinen Job. Wir würden gern beide 20 Stunden arbeiten, damit wir was tun aber beide auch die Zeit für unseren Sohn haben. Ich fänds toll, wenn es diese Möglichkeit gäbe. Manchmal helfe ich ehrenamtlich im Eine-Welt-Laden, da merke ich schon, wie schön es ist, mal unter Leute zu kommen. Letzte Woche waren wir von der Krabbelgruppe essengegangen. Selbst das war super, mal in Ruhe und ohne Kinder miteinander bis Mitternacht zu reden...Solche Lichtblicke muss man sich einfach schaffen und Mann mal mit dem Kind allein lassen. Sie schaffens schon (meistens jedenfalls, heute stand in den Nachrichten was von einem mißhandelten 11-Wochen alten Kind).

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Und in keinem anderen Land werden Großfamilien so runtergeputzt, wie hier in Deutschland...

Antwort von elamaus am 15.12.2004, 8:23 Uhr

von wegen Sozialschmarotzer usw. Finde ich persönlich sehr schade.
Ich habe zwar 2 Kinder, würde aber gerne 3 oder auch 4 haben. Nur habe ich Angst davor, daß man denn mit den Fingern auf uns zeigt.
Erst gestern Abend habe ich im TV eine Reportage gesehen (XXL-Familien in Deutschland) und da ist eine Familie mit 7 Kindern nach Ägypten gereist. Sie wurden dort sehr herzlich begrüßt. Und dort ist es so, daß JE MEHR KINDER man hat - je MEHR ist man dort angesehen. Und in DEUTSCHLAND ist dies gerade umgekehrt. MEHR als 3 KINDER = UM GOTTES WILLEN!

Mag auch sein, daß es in anderen Ländern toleranter zu geht - mit berufstätigen Müttern, aber man muß sich auch mal vor Augen führen, was denen dort an Betreuung geboten wird und was es für finanzielle Unterstützung es für HAUSFRAUEN gibt. Ich denke mal, wenn es hier in Deutschland für HAUSFRAUEN mehr finanzielle Unterstützung geben würde(oder das Kindergeld würde angehoben), dann wären vielleicht solche Diskussionen wie jetzt HIER NICHT NÖTIG.
Denn manchmal habe ICH echt das Gefühl, daß HAUSFRAUEN hierzulande in die "unterste Schublade" gesteckt werden, und nicht die berufstätigen Mütter. Denn als HAUSFRAU+MUTTER bekommt man keinerlei finanzielle Unterstützung. Schade!
Das mal so nebenbei...

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Re: soll nicht jeder wie er will?

Antwort von moni und nic am 15.12.2004, 11:30 Uhr

hallo,

sollte nicht jeder für sich und seine familie entscheiden, was das beste ist?

ICH bin lieber drei jahre für mein kind da, sehe wie es die größtenhindernisse meistert, wie es in kürztester zeit das meiste im leben lernt. ICH möchte nicht auf die ersten worte, schritte, etc verzichten. aber bitte, wenn eine andere mutter eben nich tnur für ihr kind da sein möchte, dann bitte soll sie doch arbeiten, wenn sie denn möchte. tut ihr und dem kind dann gut.

ABER, eine frau die arbeiten muss, warum auch immer, und auf diese dinge verzichten MUSS, die sollte besser gestellt werden. nämlich in form von flexiblem arbeitszeiten und kinderbetreuung.

würde ich arbeiten, dann müßte ich in meinem alten job um 6 uhr morgens los, bin aber alleinerziehend und ich bin der meinung ein kind unter drei jahren (und auch darüber) vor 6h aus dem schlaf zu holen ist eine zumutung für das kind und deren entwicklung. die nächste meiner schichten wäre 22-6h. also wer bitte nimmt mein kind JEDE nacht in der woche? und dann muss morgens auch eine betreuung her, da ich erstmal schlafen muss... ja bitte warum habe ich ein kind??

oder dürfen frauen die vom partner sitzen gelassen werden keine kinder haben??? also bleibe ich schön zu hause, erfreuen mich an meinem kind, fördere es, gebe es im entsprechenden alter in den kiga. und gehe dann auf arbeitssuche.eben ein job, der sich mit den ungünstigen bedingen alleinerziehnder vereinabaren läßt.

lob an andere länder, die diesen weg anders gelöst haben.

in frankreich leben alt und jung zusammen. unten kiga und oben altenheim. die alten die möchten kommen runter, lesen den kindern vor, spielen, erzählen geschichten. die kidner können nicht hoch. wer sich also gestört von kindern fühlt, bleibt einfach weg. kinder lernen von alten menschen, haben eine "neue" oma. die alten erfahren neue lebensfreude und haben wieder kinder um sich, wenn die eigenen vielleicht weit weg wohnen.
das ist in meinen augen ein soziales miteinander. aber hier in D, wo ein kiga imemr wneiger kräfte hat und mehr kinder bekommt. billige aufbewahrungsorte. mit tun die erzieher leid, die sich dennoch mühe geben abe rnicht alles tun können, weil sie keine unterstützung haben.

soweit meine vorläufige meinung
lg
moni

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Wenn es schon um Toleranz geht:

Antwort von Frosch am 15.12.2004, 12:06 Uhr

Hallo!

Trotz allem stehe ich hinter MEINER Meinung - aber das heißt ja nicht, daß Ihr die gleiche haben sollt, oder daß ich Euch verurteile! Ich handele anders, und stehe dahinter und will Euch kein schlechtes Gewissen machen.
Es waren meine Gedanken, daß es MEINER Meinung halt nicht nur um die eigene Verwirklichung geht, sondern auch darum, daß das Kind besonders in der ersten Zeit Mutter oder vielleicht auch Verwandte (Oma/Opa) als Bezugsperson braucht.

Also toleriert bitte auch meine Meinung, ich toleriere Eure auch...

LG Antje

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danke vera, schließe mich an, ot!

Antwort von mogli77 am 15.12.2004, 13:40 Uhr

.

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an elamaus

Antwort von Mariakat am 15.12.2004, 19:58 Uhr

Was du da schreibst, stimmt so nicht.In anderen Laendern gibt es nicht mehr finanzielle Unterstuetzung fuer Muetter oder Familien als hier in DEutschland. WEder Nord- noch Suedamerika kennen Kindergeld oder ERziehungsgeld oder Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld oder 20 Tage zuhause bleiben duerfen bei kranken Kinder... Das alles gibt es mit Sicherheit auch nicht in Afrika oder Asien. Im Amerika gibt es zwar groessere Familien, aber dementsprechend wird geschuftet oder man hat einen sehr viel niedrigeren Sozialstatus.In Suedamerika koennen die zahlreichen kindereichen Familien froh sein, wenn sie ihre Kinder ernaehren koennen. Kurz und gut, was du zum Thema staatliche finanzielle Unterstuetzung von Muettern schreibst stimmt NICHT!
Mariakat

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Re: an mariakat

Antwort von elamaus am 16.12.2004, 8:38 Uhr

Guten Morgen,
bitte nur mal den unteren Bericht lesen. Steht u.a. auch was zu finanzieller Unterstützung in anderen Ländern da. Und diese Länder meinte ich auch eigentlich(dort wollen wir irgendwann mal leben - weil familienfreundlicher!).
MFG elamaus

Alterung und Abnahme der Bevölkerung sind vor allem das Ergebnis der niedrigen Kinderzahlen der vergangenen Jahrzehnte und eines sich daraus seit den 1970er Jahren ergebenden Geburtendefizits. Es ist deshalb für wirksame Maßnahmen einer aktiven Familienpolitik zu plädieren.

Der Anteil der kinderlosen Frauen nimmt in Deutschland deutlich zu, er liegt derzeit bereits bei über 30 Prozent. Kinderwünsche in der Ehe werden in abnehmendem Maße realisiert. Es ist eine Entkoppelung von Ehe und Geburten zu verzeichnen. Viele Eltern begnügen sich mit einem Kind, doch folgt die Mehrzahl der Familien noch immer dem Zwei-Kind-Ideal. Nur jede zehnte Familie hat drei oder mehr Kinder.

Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes ist in Ostdeutschland im vergangenen Jahrzehnt um drei Jahre auf 27,9 angestiegen, in Westdeutschland von 27,1 auf 28,7 Jahre.

Für den Rückgang der Kinderzahl pro Frau gibt es viele Erklärungen: Als gesamtgesellschaftliche Ursachen werden etwa die Relativierung traditioneller Werte und Normen, individuellere Lebensformen, die wachsende Zahl von Ehescheidungen sowie die Rücksichtslosigkeit und Kinderfeindlichkeit der Gesellschaft genannt. Bei den individuellen Motiven werden u.a. die sinkende Bereitschaft, über das eigene Leben hinauszudenken und erzieherische Verantwortung zu übernehmen wie auch die zunehmende Zentrierung der Lebensplanung auf das Arbeitsleben diskutiert. Da das individuelle Lebensrisiko im Sozial- und Wohlfahrtsstaat abgesichert ist und traditionelle familiäre Aufgaben wie Pflege im Alter von staatlichen Einrichtungen übernommen werden, besteht unter materiellen Gesichtspunkten kein Anreiz, eigene Kinder zu haben. Auf der anderen Seite ist aber empirisch belegt, dass ein Kinderwunsch bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung fortbesteht: Nur drei Prozent der Ehepaare geben zu Beginn ihrer Ehe an, keine Kinder haben zu wollen (Stellungnahme des Deutschen Familienverbandes).

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Eine der Hauptursachen für die niedrigen Kinderzahlen und die häufiger gewordene Kinderlosigkeit dürfte demnach die nach wie vor schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein. Die Infrastruktur für die Betreuung von Kindern ist unzureichend. Die bisherige Versorgung an ganztägigen Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren liegt bei nur zwei Prozent (Deutscher Bundestag 1998 a, S. 200). Dies ist in einer mobilen Gesellschaft, in der informelle Netzwerke wegbrechen und Familien mit Kindern in die Minderheit geraten, besonders problematisch. Entscheidend ist, eine für die Familien kostenverträgliche, geografisch gut erreichbare und verlässliche außerfamiliäre Infrastruktur für Kinder bereitzustellen, die auch individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Ganztagsschulen werden von Eltern in zunehmendem Maß gewünscht. Eltern fühlen sich angesichts der unzureichenden öffentlichen Dienstleistung zunehmend überfordert. Dies wird durch steigende Lernanforderungen und die erschwerte Sozialisation in einer kinderarmen Gesellschaft noch verstärkt.

Derzeit ist die Anzahl der Kinder pro Paar in Europa in den Ländern am höchsten, in denen bei hoher Erwerbstätigkeit der Frauen eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegeben ist (Kohler 2000, S. 10). Dort sind die Arbeitswelt familienfreundlich gestaltet und eine institutionelle Kinderbetreuung gewährleistet.

Wenig familienfreundliche Gestaltung der Arbeitswelt

Eine Ursache für den zunehmenden Kindermangel ist in der Arbeitswelt zu suchen: Je länger Frauen zur Kindererziehung aus dem Erwerbsleben ausscheiden, desto stärker sind die Auswirkungen auf ihre berufliche Laufbahn, ihr Erwerbseinkommen und ihre Rentenhöhe. Nach drei Jahren Unterbrechung sinkt der Durchschnittslohn einer berufstätigen Frau lebenslang um 3,50 DM pro Stunde (Anhörung von Frau Prof. Dr. Notburga Ott). Die beruflichen Anforderungen steigen und sind immer weniger mit den Anforderungen an eine verantwortliche Erziehung vereinbar. Das Verständnis für die besondere Situation von Eltern nimmt mit dem Rückgang des Anteils der Personen mit Erziehungserfahrung in den Unternehmen ab. Die eingeschränkte räumliche Mobilität und Flexibilität von Erziehenden schadet ihrem beruflichen Fortkommen. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass mittlerweile über 40 Prozent der hoch qualifizierten Frauen in Deutschland kinderlos bleiben.

Finanzielle Belastung von Familien

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die finanzielle Belastung von Familien. Die Erziehungskosten pro Kind werden allein bis zum 18. Lebensjahr durchschnittlich auf 380.000 DM geschätzt, entgangene Einkommenschancen nicht eingerechnet (Fünfter Familienbericht der Bundesregierung 1994). Der Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen geht sogar von 576.000 DM aus. Das Armutsrisiko nimmt mit zunehmender Kinderzahl zu. Eine Million Kinder leben heute von der Sozialhilfe (Deutscher Bundestag 1998, S. 609). Viele Familien mit Kindern sind überschuldet. Nach einer Berechnung des Deutschen Familienverbandes nimmt das nach Abzug von notwendigen Ausgaben wie Miete, Kleidung und Essen verfügbare Einkommen mit zunehmender Kinderzahl rapide ab. In einem Durchschnittsverdienerhaushalt mit 60.000 DM Jahreseinkommen beträgt es nach dieser Berechnung bei einem kinderlosen Ehepaar 14.580 DM. Einer Familie mit zwei Kindern stehen noch insgesamt 1 800 DM pro Jahr zur freien Verfügung, und bei vier Kindern fehlen bereits über 10.000 DM gemessen am Mindestregelunterhalt.

Problematisch ist auch das Maß der Anrechnung der Erziehungsleistung auf die eigene Alterssicherung. Derzeit führt die Investition in die nächste Generation tendenziell zu einer deutlichen Schlechterstellung bei der eigenen Einkommenssituation im Alter. Nach Angabe des Deutschen Familienverbandes verfügen Ehepaare ohne Kinder durchschnittlich über Rentenansprüche von 3 382 DM, Ehepaare mit drei und mehr Kindern nur über Anwartschaften von 2 490 DM pro Monat.

Reform der Familienpolitik notwendig,gleichwohl begrenzte bevölkerungspolitische Wirkung

Es sind durchgreifende Reformen in der Familienpolitik notwendig, um Paaren die Verwirklichung ihrer Kinderwünsche zu erleichtern. Die finanzielle Besserstellung von Familien mit Kindern ist ein Gebot der Verteilungsgerechtigkeit. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde dazu beitragen, dass dem Arbeitsmarkt mehr Frauen zur Verfügung stünden, und es den Familien ermöglichen, ein zweites Erwerbseinkommen zu erzielen. Stetigkeit und Verlässlichkeit der staatlichen Familienpolitik sind erforderlich, um langfristig Verbesserungen zu erzielen. Dass Erfolge grundsätzlich möglich sind, zeigt ein Blick nach Skandinavien und Frankreich, wo die Anzahl der Kinder pro Frau deutlich über dem deutschen Niveau liegt. In Dänemark, Schweden und Frankreich gibt es umfangreiche finanzielle Unterstützung für Familien mit Kindern und eine gute Infrastruktur für die ganztägige Kinderbetreuung.
Die Kommission empfiehlt,

durchgreifende Reformen der Familienpolitik in Angriff zu nehmen mit dem Ziel, dass vorhandene Kinderwünsche auch realisiert werden. Dabei geht es vorrangig darum, es Eltern zu erleichtern, die Betreuung und Erziehung von Kindern mit einer Erwerbstätigkeit zu verbinden. Große Bedeutung haben die Einrichtung eines flächendeckendes Netzes von Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für personen- und haushaltsbezogene private Dienstleistungen. Der sozialstaatliche Ausgleich und die steuerliche Berücksichtigung erziehungsbedingter Aufwendungen sollten realitätsgerecht ausgestattet und transparenter gestaltet werden.

Der Trend zu niedrigen Kinderzahlen pro Familie besteht in fast allen hochentwickelten Staaten. Eindimensionale Begründungen für dieses Phänomen greifen zu kurz. Selbst langfristig dürfte der bevölkerungspolitische Erfolg familienpolitischer Maßnahmen daher nur begrenzt sein. Der Schrumpfungsprozess lässt sich allenfalls teilweise beeinflussen, da entscheidende Weichen für die künftige Bevölkerungsentwicklung bereits in der Vergangenheit gestellt wurden. Niedrige Geburtenzahlen der Vergangenheit bewirken, dass es nun und zukünftig in Deutschland weniger potenzielle Eltern gibt als in den 1980er und 1990er Jahren. Dies macht einen weiteren Rückgang der Gesamtzahl der Geburten sehr wahrscheinlich. Dies gilt auch dann, wenn es durch familienpolitische Maßnahmen und ein flächendeckendes Angebot an Kinderbetreuung zukünftig wieder etwas mehr Kinder pro Familie geben sollte. Die Geburtenzahlen früherer Generationen werden in Deutschland im 21. Jahrhundert nicht mehr erreicht werden können.

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nur mal so...u.a. Frankreich m.T.

Antwort von elamaus am 16.12.2004, 9:11 Uhr

Leistungen, die von den Familienkassen finanziert werden:



Leistungen zum Kindesunterhalt:



- Kindergeld (allocation familiale) ab dem zweiten Kind, gestaffelt nach der Kinderzahl, mit Aufstockungsbeträgen bei niedrigen Haushaltsnettoeinkommen;



- Beihilfen zum Schulbeginn (allocation de rentrée scolaire), vom 6. bis zum 16. Lebensjahr, einkommensabhängig;



- Familienergänzungsbeihilfe (complément familial) für Familien mit drei und mehr Kindern, wenn diese älter als drei und unter 21 Jahre alt sind, einkommensabhängig.



Leistungen, die an die Geburt und Erziehung von Kindern geknüpft sind:



- Kleinkindbeihilfe für Kinder unter drei Jahren (allocation pour jeune enfant, APJE);



- Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung (allocation de garde de l'enfant à domicile, AGED) für Kinder unter sechs Jahren;



- Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter (aide à la famille pour l'emploi d'une assistante maternelle agréée, AFEAMA) im Haushalt, für Kinder unter sechs Jahren;



- Erziehungsgeld (allocation parentale d'éducation, APE), eine einkommensabhängige Beihilfe für denjenigen Elternteil, der nach der Geburt des zweiten Kindes für die Kindererziehung eine Erwerbstätigkeit unter- bzw. abbricht.



Für Alleinerziehende:



- Beihilfe für Alleinerziehende (allocation de parent isolé), nach Kinderzahl gestaffeltes Grundeinkommen, maximal bis zum 3.Lebensjahr des jüngsten Kindes, in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen.



Wohnbeihilfen



Bei Invalidität



Zur Absicherung von Arbeitsmarktrisiken:



- eine allen bedürftigen Arbeitslosen ab dem 25. Lebensjahr zustehende Grundsicherung, verbunden mit beruflichen Eingliederungshilfen (revenu minimum d'insertion, RMI).



Die wichtigsten Leistungen sind

- das Kindergeld. Hier zeigt sich noch der natalistische Impetus, denn Kindergeld wird im Regelfall erst ab dem zweiten Kind gewährt, was einmalig in Europa ist.



- die Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung (AGED) für die Betreuung im eigenen Haushalt, auch Familienkrippe genannt: Sind beide Eltern erwerbstätig, dann übernimmt die Familienkasse die Kosten der Sozialversicherungsbeiträge für die Betreuungsperson[22] - in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen und dem Alter der Kinder. Diese Form wird vor allem von Beschäftigten in Führungspositionen (cadres) und Freiberuflern bevorzugt, da sie am leichtesten mit ihren langen und flexiblen Arbeitszeiten eventuell auch am Wochenende zu kombinieren sind. Die Hilfen belaufen sich auf 40 Prozent der Betreuungskosten.



- die Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter (AFEAMA) im Haushalt. Auch hier übernimmt die Familienkasse die Beitragszahlungen für die Sozialversicherungen und zahlt, je nach Haushaltseinkommen, eventuell noch eine pauschalierte Beihilfe. Die Betreuungszeiten der Tagesmütter sind reglementierter, weniger flexibel, dafür sind die Kosten geringer.



- das Erziehungsgeld (APE), das anders als die beiden vorgenannten Betreuungshilfen den (vorübergehenden) Berufsausstieg oder die Arbeitszeitreduzierung von Eltern - sprich Frauen - fördert. Über 90 Prozent des Erziehungsgeldes geht an Frauen, vor allem an arbeitslose Frauen und an Frauen mit geringem Einkommen (das Erziehungsgeld beträgt monatlich knapp 470 EUR [2000] und wird max. drei Jahre gewährt). Diese Regelung trägt, anders als die früheren, geschlechtsspezifische Züge, sie verdrängt Frauen vom Arbeitsmarkt und verleiht der Vereinbarkeit von Mutterschaft und Erwerbstätigkeit eine für Frankreich neue Perspektive.[23] Wie immer dies zu bewerten ist, das Mitte der achtziger Jahre eingeführte Erziehungsgeld hat zur Diversifizierung der Angebote in der Kleinkindbetreuung beigetragen und die Wahlfreiheit der Eltern vergrößert.[24]


Kinderloses Deutschland

Kaum noch Kinder auf den Straßen, stattdessen mehr und mehr Ältere. Das ist die Zukunft Deutschlands, wenn man sich die Entwicklung in den Familien anschaut. Erstmals leben in Deutschland mehr Ehepaare ohne Kinder (9,7 Millionen im Jahr 2002) als mit Kindern (9,6 Millionen). Vor gut zehn Jahren sah das Verhältnis noch ganz anders aus. Während 11,1 Millionen Ehepaare Kinder hatten, war eine Minderheit von 8,4 Millionen Ehepaaren kinderlos. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass es mittlerweile mehr als drei Millionen allein Erziehende in Deutschland gibt. Es lässt sich viel tun, um das Leben mit Kindern wieder attraktiver zu machen: zum Beispiel Familien mit Kindern finanziell unterstützen, eine gute Kinderbetreuung aufbauen, es selbstverständlich werden lassen, dass Kinder (fast) überallhin mitgenommen werden können. - Sinnvolle Investitionen, denn wer sonst soll im Alter für uns sorgen?

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