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mit dem Kind die Sprache des Partners (Englisch) lernen

Thema: mit dem Kind die Sprache des Partners (Englisch) lernen

Hallo, ich weiss dass das Thema die Nicht-Muttersprache mit dem Kind reden schon öfters diskutiert wurde und die Meisten hier im Forum eher skeptisch sind... Trotzdem oder gerade deshalb folgende Frage: Unsere Tochter beginnt jetzt mit der Schule (Schweden). Wir sprechen jeweils unsere Muttersprache (ich=Deutsch, Mann=Englisch) mit dem Kind. Ich hätte gerne, dass unsere Tochter Muttersprachenunterricht Deutsch bekommt und Englisch eben dann als "Fremdsprache". Mein Mann ist allerdings skeptisch, ob "Englisch als Fremdsprache" fuer einen guten Spracherwerb reicht und findet wir sollten unsere Tochter extra in Englisch etwas fördern. Im Prinzip hat er aber dazu keine Zeit, während ich halbtags arbeite. Mein Englisch ist fliessend, aber eben nicht muttersprachlich. Spreche allerdings auch zuhause Englisch mit meinem Mann, so dass meine Kinder mein "German English" auch sonst hören.... Was meint Ihr, macht es Sinn wenn ich mit meiner 1.Klasse-Tochter etwas Englisch (also vor allem eigentlich die Umsetzung von gesprochenem zu geschriebenem Wort) uebe oder sollte ich besser die Finger davon lassen und einen Muttersprachler organisieren? Gruesse aus dem Norden, Alexandra

von baby_im_juli am 27.01.2014, 12:17



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Wollt Ihr denn dann auch einen Schweden organisieren, um Eurer tochter bei den Hausaufgaben für den Schwedischunterricht zu helfen? Da sie ja schon einen Muttersprachler Englisch hat, wird sie gut unterscheiden können, oder? Hier sehe ich kein so grosses Problem, denn sie spricht ja sicher schon fliessend englisch.

von Kacenka am 27.01.2014, 12:50



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Da Englisch die Familiensprache zu sein scheint und als Weltsprache auch sonst im Alltag sehr präsent ist, würde ich mich mit der Förderung eher auf das Deutsche konzentrieren. Auch würde ich nicht parallel eine dritte Schriftsprache einführen. Bei meinen Töchtern hat es sich als hilfreich erwiesen, erst einmal den Abschluss des Schriftsprachenerwerbs in der Schulsprache (in Niedersachsen mit Ende der 2. Klasse) abzuwarten und dann erst Englisch einzuführen. Ich vermute, dass Schwedisch wie Deutsch gelehrt wird, nämlich, dass Silben buchstabieren werden. Im Englischen dagegen werden Wortbilder erlernt. Diese beiden Systeme unterscheiden sich so sehr, dass die Kinder durcheinander kommen. Nachdem meine Töchter Deutsch lesen konnten, ging Englisch quasi von alleine, man musste ihnen nur am Anfang mal Hinweise geben (z.B. das "e" bei -ed wird nicht gesprochen usw.). Ähnliche Erfahrungen haben Freunde von uns gemacht. Also wie gesagt, ich würde jetzt nicht gleich mit der Einschulung anfangen, Englisch lesen und schreiben zu üben, lass ihr erst ein bisschen Zeit, sich überhaupt mit der Schriftsprache zurecht zu finden (und Deutsch und Schwedisch parallel ist ja auch schon genug). Um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen: wenn du sehr gut Englisch kannst, spricht auch nichts dagegen, dass du mit deiner Tochter übst. Aber wie gesagt, ich denke sie hat im Moment schon genug zu tun, warte lieber noch etwas. Silvia

von Silvia3 am 27.01.2014, 12:55



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Kann dein Mann mit Eurer Tochter nicht am Wochenende ueben? Wie lange ist denn Deine Tochter immer in der Schule? Bei uns sitzen die Kinder 5 Zeitstunden in der Schule und haben nur 15 Minuten Pause (es sei denn die Lehrerin haengt von sich aus noch 15 Minuten auf dem Hof dran). Danach muessen sie noch Hausaufgaben machen. An einem Nachmittag haben die KInder nochmals etwas ueber 2 Stunden Unterricht. Da wuerde es zuviel werden danach noch zusaetzlich zu Hause zu lernen. Wir haben auch Deutsch imemr am WE oder in den Ferien gemacht. Am Anfang haben wir lesen geuebt. Schreiben weniger. Jetzt schreibt mein Kind manchmal von selbst was und fragt mich wie dieses oder jenes Wort geschrieben wird.

von germanit1 am 28.01.2014, 17:13



Antwort auf Beitrag von baby_im_juli

Bei uns an der Schule lernen die Kinder ab der ersten Klasse sofort das Lesen auf Englisch. Bei unbekannten Woertern liest meine Tochter manchmal erst das Wort in leicht deutscher Aussprache, aber eine grosse Verwirrung habe ich nie festgestellt. Bei einem Muttersprachler sollte das noch weniger der Fall sein. Wenn Du mit dem Kind gemeinsam englische Buecher liest, sollte das gut funktionieren. Bei uns gibt es die Oxford Reading Tree-Buecher, die den Wortschatz mit Grammatik von Stufe zu Stufe erweiten und echt lustige Geschichten enthalten. Vielleicht waere das etwas fuer Euch.

von Astrid18 am 29.01.2014, 15:18



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Hej nochmal! Ich hatte eine gute Bekannte, Mutter einer deutschspachig aufwachsenden Tochter zweier Dänen -, die Deutsch als Unterrichtsfach studierte. Sie hatte natürlich etliche Praktika an diversen Schulen, und dabei kam auch dieses Thema auf. Ihre Erfahrung, die sie auch mit den Leitern dieser Schulen diskutierte und die ich unerstützte: Muttersprachlich-zweisprachig aufwachsende Kinder haben eigentlich nicht die großen Probleme, Lesen (und Schreiben) in beiden Sprachen gleichzeitig zu lernen. Sie kennen die Wörter vorab, sie wissen, daß es unterschiedliche Aussprachen, Wörter für die dieselben Sachen gibt etc. Also müssen sie auch nur noch lernen, daß es eben auch zwei unterschiedliche Schreibweisen gibt. Kinder, die erst die engl. Wörter lernen müssen, tun sich auch in der 1. Kl. deutlich schwerer, diese zu schreiben und kommen leichter durcheinander - sie haben ja auch viel zu tun: Lernen, wie man auf Deutsch schreibt und liest lernen, wie dieselbe Sache in einer anderen Sprache heißt lernen, wie das dann geschrieben wird. Bei uns hier lagen die dänischen Bücher zwischen den deutschen und es war den Kindern überlassen, welches sie sich zum "Lesen" griffen. Beim Schreiben haben sie von Anfang den sprachlichen Unterschied berücksichtigt, was zu manchen kleinen - auch lustigen - Fehlern führte --- aber ich bewundere inzwischen wirklich, wie alle beide ohne sehr viel Übung die dt. Rechtschreibung doch gut drauf haben! Ein zweisprachig aufwachsendes Kind kann also durchaus auch gleichzeitig lernen, wie es in beiden Sprachen lesen/schreiben soll. Und ich denke mal, wenn Dein Englisch gut (genug=) ist, kannst Du mnindestens in den ersten Jahren mitüben. Allerdings: Wieso das nun sein muß, erschließt sich mir nicht. Gerade Englisch lernen die Kinder früh (und die allermeisten lernen es zu lesen, auch als Fremdsprache). Und viele mehrsprachige Kinder, die ich kenne, haben sich da slesen (und dann Schreiben) selbst angeeignet. Ob es also sinnvoll ist, eine zusätzliche Muttersprache auch noch zum Schulfach zu machen - ich bin dagegen, besonders mit den obigen Überlegungen, aber das ist natürlich jedem selbst überlassen! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.01.2014, 19:20