Mehrsprachig aufwachsen

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Wie habt Ihr es gemacht?

Thema: Wie habt Ihr es gemacht?

Hallo, mein Freund ist zweisprachig aufgewachsen, doch keine seiner Muttersprachen ist Deutsch. An unser Kind würden wir gerne alle drei Sprachen weitergeben, haben aber Angst, dass das unser Kind überfordert und ein Kuddelwuddel an Sprache bei ihm ergibt. Wie habt Ihr das gehandhabt?

von Fam.Heg am 24.10.2019, 16:33



Antwort auf Beitrag von Fam.Heg

Hej Solani und willkommen hier.! Ich habe zwar nur zweisprachig erzogen und sicher antworten Dir noch einige mit 3-sprachiger Praxis im Gepäck, aber gleich als erstes räume ich dann schon mal den Mythos aus Deiner Welt (aus der ganzen Welt bekommt man ihn wohl nicht), daß Kinder durch mehrere Sprachen verwirrt werden. Das verkraften sie sehr gut,und mischen auch nicht mehr als im Anfang, wo ihnen manchmal ein Wort in der einen Sprache fehlt und sie es sich aus der anderen Sprache holen/leihen (und DAS ist doch klug!!!), also mischen werden sie nicht, wenn sie nicht Mischsprachen als Vorbild haben. Sprich: Solange Ihr die Sprachen trennt und kind sie zuordnen kann, vermischt sich da nichts. Wenn Du Deutsch als Muttersprache hast und übernimmst, muß der Vater mal nachfühlen: Fühlt er sich in beiden Sprachen gleich wohl, beherrscht er beide gleich gut oder ist da nicht doch eine, die er lieber hat und/oder besser kann? Es ist gut,die Herzenssprache zu sprechen, umso authentischer ist man eben. Vielleicht kann man dann die 3. Sprache für besondere Situationen aufheben - beim Ins-Bett-gehen oder so - dann wird sie allerdings nicht so gut ausgebaut, denn am wichtigsten ist eben immer der Zeitfaktor. Wenn der Tag, an dem man spricht, auf 3 Sprachen statt auf 2 oder 1 aufgeteitl wird, kann es passieren, daß eine der 3 Sprachen zu kurz kommt. Welche soll das sein - oder laßt Ihr sie evtl. gleichweg, weil Ihr lieber 2 Sprachen gut ausbauen wollt? Eine Person 2 Sprachen ist eben eine große Aufgabe für den Vater - wieviel ist er zuhause mit dem Kind zusammen, so daß er die Sprachen dauerhaft anwenden kann? Kannst Du eine der Sprachen, so daß Ihr die als Familiensprache nehmen könntet und er Vater die andere mit dem Kind allein? Wie gesagt,sichere rzählen Dirandere, wie sie es machen,auchwenn eben 1 für 2 Sprache verantwortlich sein soll. Alles GUte - Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.10.2019, 23:05



Antwort auf Beitrag von Fam.Heg

Ich war in derselben Situation - meine beiden Muttersprachen sind Nicht-Umgebungssprachen - mein Mann spricht die Umgebungssprache (wir wohnen in Tschechien). Ich habe es so gemacht, dass ich eine meiner Muttersprachen mit den Kindern gesprochen habe - diese war gleichzeitig Famliensprache, wobei mein Mann mit den Kindern tschechisch gesprochen hat. die zweite Muttersprache hat meine Mutter mit den Kindern gesprochen (und tut es noch), genau wie meine Schwester. So war die dritte Sprache zwar immer schwächer, aber auch immer präsent, wenn auch nicht so regelmässig wie die anderen zwei. Dafür gab es bevorzugt videos (so ab vier Jahre, beim Kleinen etwas früher) in dieser Sprache und ich habe Bilderbücher und Kinderlieder auch mal in dieser meiner zweiten Sprache "vorgelesen", wenn sie es bewusst verlangt haben (das hat vor allem der Grosse - er hat natürclih im Kontakt mit Oma schnell gemerkt, dass Mama die andere Sprache auch spricht). Die Kinder dürfen sprechen, wie sie möchten, haben aber früh begriffen, dass Oma tatsächlich kaum tschechisch versteht. Mischen oder nur passiv deutsch funktioniert da einfach nicht. Sie kommen dann schon mal zu mir und fragen: Wie sagt Oma dieses oder jenes... andersrum ist es einfacher - oma kann ja erklären was sie meint - das ist ja bei der einsprachigen Erziehung auch nicht anders. Sie "dolmetschen" inzwischen sogar für sie, wenn es nötig ist :-) Wir fahren inzwischen auch gezielt ins Land mit der "schwachen" Sprache in Urlaub. Ich finde es wichtig, die eigenen Erwartungen hintenanzustellen. Das Sprachangebot entwickelt sich natürlich, das Kind reagiert und darauf widerum reagiert man intuitiv. Nur das Sprachverhalten des Kindes sollte man nicht werten, erstmal lassen. Die Kindheit ist lang, bis zur Schule ist viel Zeit, dann auch noch! Jeder Lebensabschnitt (Kita, Schule, Pubertät) bringt wieder Verschiebungen mit sich. Es gibt keine perfekt parallele Mehrpsrachige Entwicklung, immer ist eine Srpache stärker, andere schwächer. Bei uns klappt es sehr gut, die Kinder verständigen sich in allen drei Sprachen (sind jetzt 5 und 9), der Grosse liest natürlcih lieber tschechisch (das übt er ja in der Schule auch) und die anderen verweigert er aber auch nicht komplett.... alles andere ist ja letztlich auch seine "Entscheidung": wo er leben möchte später, mit wem er wie spricht. Was dann evtl. fehlen wird, kann er immer dazulernen, schliesslich lernt man seine Muttersprache(n) ein Leben lang. Also auch wenn er jetzt schlechter deutsch liest - das kann er jederzeit aufholen, wenn es sein muss (und die Motivation da ist). Ich bin da eher entspannt, biete an, zwinge aber nicht auf - negative Emotionen sind Gift für eine positve Einstellung zur Sprache.

von Kacenka am 25.10.2019, 19:14