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Geschrieben von Oma am 05.10.2007, 19:07 Uhr

Hommage an einen Hund

Ich glaube, ich habe noch nie von Balou erzählt…
Balou ist der einzige Hund, der je den Weg in mein Herz gefunden hat. Solange ich denken kann, habe ich Angst vor Hunden, obwohl mir nie einer was getan hat.
Ich hatte auch nie den Wunsch nach einem Haustier, sei es Hund, Katze oder Maus.

Und der Spruch, Hunde merken, wenn man Angst hat und beißen dann eher, stimmt wohl nicht, weil mir Hunde in der Regel buchstäblich zu Füßen liegen und mich anhimmeln, was dann regelmäßig dazu führt, dass ich mich vor Angst nicht mehr zu rühren wage und um Hilfe schrei, wenn ich aufstehen muss *ggg*.

Aber egal. Ich will ja von Balou erzählen.

Als die Ex-Verlobte meines Sohnes, Helena, noch hier im Haus wohnte, haben sie zusammen Balou aus dem Tierheim geholt. Er war damals ca. 2 Jahre alt. Ein schöner Hund, aber absolut unerzogen.

Die Rasse sollte angeblich Bosnischer Jagdhund heißen. Wenn ich danach google, stimmt das aber nicht. Am ehesten sieht er aus wie ein Rhodesian Ridgeback, nur etwas kleiner. Ich hab mal ein Bild ausgesucht, das ihm ziemlich ähnlich sieht. Nur die Schnauze ist nicht schwarz. Mittlerweile ist sie sogar so grau wie mein Haar *ggg*.

http://tinyurl.com/2kkwcb

Nun gab es also zum ersten Mal ein Tier im Haus. Ich gebe zu, ich war nicht glücklich darüber.
Die beiden nahmen aber Rücksicht auf meine Angst und sorgten dafür, dass Hund und Oma sich nicht zu nahe kamen.

Irgendwann ging ich mal die Treppe runter, als sie mit dem Hund gerade ihre Wohnung verließen.

Balou, der übrigens nie gebellt hat, kam mir schwanzwedelnd entgegen und wollte mich wohl begrüßen.

Mir rutschte das Herz in die Hose und ich blieb wie angewurzelt stehen. Sofort blieb auch er auf der Treppe stehen, schaute mich einmal kurz an und senkte dann wie beschämt den Kopf. Er ließ mich vorbeigehen, ohne auch nur einmal aufzuschauen.

Ich dachte mir noch nichts dabei, war einfach nur erleichtert.

Tage später sollte ich in die Wohnung kommen. Ich bat darum, Balou in ein Zimmer zu sperren. So war er also im Wohnzimmer, als ich runterkam. Ich wollte durch die große Türscheibe einen Blick auf ihn werfen, denn der neugierige Kerl stand natürlich davor und drückte sich die Nase platt.

Sobald er sah, dass ich stehenblieb und ihn ansah, passierte dasselbe wieder: Er senkte den Kopf und stand wie erstarrt.
Dazu muss man sagen, dass dieses Tier normalerweise ein kaum zu bändigendes Temperamentsbündel war. Ich weiß nicht, wie oft er aufgrund seines ausgeprägten Jagdtriebes stiften gegangen ist und uns alle in Angst und Schrecken versetzt hat.

Aber jetzt stand er wieder da wie eine Statue. Mit tief gesenktem Kopf. Und plötzlich wusste ich, dass die kluge Hundeseele meine große Angst erkannt hatte, und er mir zeigen wollte, dass er meine Angst respektiert. Ich war zutiefst gerührt.

Kurz danach habe ich mich zum ersten Mal getraut, ihn zu streicheln. Und ab da gab es eine große Liebe zwischen uns ;o). Ich habe ihn dann nicht nur gern gestreichelt, ich habe ihn sogar umarmt. Dieses Vertrauen hatte ich noch zu keinem Hund, und ich fürchte, werde ich auch nie wieder haben.

Gassi gehen funktionierte mit uns beiden allerdings nicht ;o). Wir haben es einmal versucht, mit Herrchen und Frauchen im Schlepptau, aber im Endeffekt war es Balou, der die Oma ausführte, und zwar im Schweinsgalopp! Ich glaube, mein Sohn hat mich an diesem Tag zum ersten Mal richtig laufen sehen *ggg*. Er und Helena hatten jedenfalls einen Riesenspaß. Der Saukerl von Hund war sowas von stark! Und sobald er gehorchen sollte, stellte er sich taub. Stocktaub!

Als wir an der Hundewiese ankamen, frage ich die beiden: Und was soll ich jetzt machen, damit er kackt? Mein Sohn erklärte, ich müsse sagen: Balou! Kacken!

Also stellte ich mich vor den Hund und sagte ernsthaft: Balou! Kacken!

Das arme Tier sah mich verstört an, während Herrchen und Frauchen sich in Lachkrämpfen wanden *grmpf*.

Eine Geschichte werde ich nie vergessen: Helena machte täglich sehr, sehr lange Spaziergänge oder Fahrradfahrten mit Balou, damit er sich richtig auspowert.
Eines Tages kam sie völlig aufgelöst zurück und war überzeugt, dass Balou am Sterben ist. Und wirklich, es sah so aus:

Der Ärmste schleppte sich keuchend und in Zeitlupe in die Wohnung, sah uns mit Dackelblick herzerweichend an und fiel um….

Helena stürzte auf ihn, wälzte ihm herum und rief: Oh mein Gott, er hat einen ganz blauen Bauch! Er stirbt!

Balou gab nur einen tiefen Seufzer von sich und schloss dramatisch die Augen.

Es war – natürlich – Samstag Abend, und die beiden mussten erst einen tierärztlichen Notfalldienst ausfindig machen.

Sie schleppten den sterbenden Schwan in die Praxis und legten ihn auf den Behandlungstisch, wo eine Sekundenheilung stattfand, sobald der Tierarzt eintraf ;o).

Nach gründlicher Untersuchung befand der Arzt den Schlingel für kerngesund und meinte, da hätte er wohl einen großartigen Schauspieler vor sich.

Tja, und so war es auch. Balou hat einen hochdramatischen Auftritt hingelegt und unsere ganze Aufmerksamkeit genossen. Ich wette, er hat innerlich gegrinst ;o).
Vermutlich wollte er einfach darauf aufmerksam machen, dass 3 Stunden Laufen auch für einen Jagdhund zuviel sind…

Als Helena nach einem Jahr auszog, ich geb es zu, haben sowohl sie als auch Balou mir gefehlt. Aber wir haben ja nie den Kontakt verloren, zumal Sohnemann und ich bei ihrem ersten Kind Taufpaten wurden.
Noch heute hängt ein Bild von Balou in meiner Küche.

Helena stammt aus einer großen Familie, sie ist das Jüngste von 13 Kindern. Dementsprechend wimmelt es im Haus ihrer Mutter immer von Enkelkindern. Es sind mittlerweile über 40 ;o).

Trotz seines Temperaments hat Balou nie nach einem der Kinder geschnappt. Er lässt mit unendlicher Geduld alles mit sich machen.

Ein einziges Mal hat er gebissen: Ins Knie eines Zeugen Jehovas, der Helena etwas zu nahe gekommen ist, weil er sich nicht abwimmeln lassen wollte ;o). Aber selbst das war mehr ein Zwicken als ein Beißen, als Warnung praktisch.

Ein Hund, dessen Herz so golden ist wie sein Fell.



Vorhin hat Helena angerufen.
Balou wird gerade eingeschläfert. Er ist jetzt 13 Jahre alt und hat einen unheilbaren Lebertumor.

Leb wohl, Balou. Für mich warst du einzigartig. Ich werde dich vermissen, wenn ich Helena besuche und da nicht mehr der alte Herr mit der grauen Nase ist, der sich an mich drückt und mich mit seinen wunderschönen braunen Augen anschaut. Du bleibst in meinem Herzen…

Ach, Balou…….

 
6 Antworten:

Re: Hommage an einen Hund

Antwort von dieElle am 05.10.2007, 19:21 Uhr

Ich hoffe, es klingt nicht allzu kitschig oder falsch, wenn ich jetzt schreibe, dass ich beim Lesen einen dicken Kloß im Hals hatte, als ich zum letzten Absatz kam...

Aber Du hast das so wunderschön geschrieben, liebe Marion. Man konnte es vor Augen sehen, wie sehr Du dieses Tier liebst!

Danke für den schönen Text und ich wünsche mir für Balou einen Hunde-Himmel!

Deine Stefanie

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mensch marion...

Antwort von psb am 05.10.2007, 19:24 Uhr

zuerst hab ich mich schlappgelacht bei der vorstellung, wie du mit dem hund durch die straßen fegst...

und dann das ende - da hab ich geflennt! ist so traurig! aber es ist gut, dass man dem armen kerl viel leid ersparen kann

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Re: Hommage an einen Hund

Antwort von manuschatz am 05.10.2007, 19:26 Uhr

Marion,

wunderschön...

ich drücke Dich
(((Marion)))

Deine Manu

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Re: Hommage an einen Hund

Antwort von Lea04 am 05.10.2007, 20:51 Uhr

Auch wenn keiner meine Postings mehr mag , egal dieser ist allein für Oma.
Hallo Oma

als ich deinen Bericht las kamen mir doch die Tränen, da ich es leider auch erleben musste. Es tut weh verdammt weh denn so ein Hund ist doch ein sehr inniges Familienmitglied anders als ein Vogel, Hase oder sonst ein Tier. Ein Hund hat eine tiefere Beziehung zu den Menschen bei dem er lebt als manch einer vieleicht denkt. Auch mein Hund war ein wundervolles Tier, ähnlich wie Balou´nur etwas kleiner aber er hat auch nie jemanden etwas getan und war trotzdem sehr wachsamm. Er fehlt an allen Ecken und Kanten, glaube mir und es´wird dauern bis man darüber hinweg ist. Mein geliebter Kufie ist jetzt 6 Monate nicht mehr bei uns und es tut immer noch sau weh.
*ES TUT MIR LEID FÜR EUREN VERLUST*
Kleiner Trost es gibt einen Hundehimmel denn dort ist mein Hund auch.Ich habe ein kleines Gedicht verfasst über meinen geliebten Hund und es veröffentlich.
(((Oma)))
LG
Barbara

Hier:

Für meinen Sonnenschein Kufie geb.15.07.97/gest.02.04.07



Eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde, wegen der vielen Farben nennt man sie die Regenbogenbrücke. Auf dieser Seite der Brücke liegt ein Land mit Wiesen, Hügeln und saftigem grünen Gras. Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist, geht es zu diesem wunderschönen Ort, dort ist immer schönes warmes Frühlingswetter.



In diesem wundervollen Land ist unser Kufie seit dem 02.04.07 / 15:00h

Nun hat dein kleines Herz für immer aufgehört zu schlagen. Kufie du warst unser Licht des Sonnenscheins, diese Tiefe und innige Liebe wird NIE verloren gehen.



Gedanken - Augenblicke, sie werden uns immer an dich erinnern. Danke mein kleiner für wundervolle fast 10 Jahre die wir mit dir verbringen durften. Wir werden dich NIE vergessen.



In ewiger Liebe

deine Rudelfamilie Babsi, Manni, Basti und Lea

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Re: Hommage an einen Hund

Antwort von ABC-Oma am 05.10.2007, 22:13 Uhr

Liebe Marion
ich kann mir vorstellen, wie Du Dich fühlst. Ich hatte auch einen Hund (Ben). Es war ein Schäferhund und wir haben 11 Jahre lang "zusammengelebt". Wir haben Hundesport gemacht und viele Pokale geholt. Ich werde ihn auch nicht vergessen.
Jahre später wollte ich wieder einen Hund haben, aber dann kam ein Enkel nach dem anderen *gg*
LG Ingrid

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Re: mensch marion...

Antwort von pedira am 06.10.2007, 12:00 Uhr

mir ging es genau wie Petra. Du hast so schön geschrieben, ich habe immer noch Tränen in den Augen.
Vor allem kenn ich das. Meine Scwester hatte immer schon Hunde und im Moment einen golden Retiver. Asti kannst du auch im Gesicht lesen was sie gerade denkt. Auch hat sie ihren festen willen , so bestimmt sie meistens wolang sie spazieren möchte, und wenn meine Schwester sich mal durchsetzt trottet sie so beleidigt hinterher und tut so als wenn sie gar nicht mehr laufen könne. Schauspieler.

Und böse sein kann man ihr auch nicht. Gestern Abens saßen wir bei uns bei einem Glas Wein zusammen. Unser Tisch ist ziemlich niedrig. Plötzlich stand Asti auf und freute sich. Ja und dann fegte sie mit ihrem wedelden Schwanz die Weingläser vom Tisch. Wir haben Laminat also war das kein Problem. Aber ihr hättet mal sehen sollen wie sie sich schämte, sie hat ja gemerkt das das nicht gut war.
Ja und so könnte man noch viel erzählen.
So ein Hund ist ein Famielienmitglied und wenn sein Leben zuende geht trauert man genauso.

LG Petra

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