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Mann brauch Rat zu Patchwork

Thema: Mann brauch Rat zu Patchwork

Hallo, Möchte mir gerne aus der Frauenwelt einen Rat holen. Bin seit einem Jahr bei meiner Partnerin eingezogen, sie hat einen 8 Jährigen Jungen, ich keine Kinder. Sind super verliebt alles läuft wie es soll, ich komm damit klar das ihr Sohn im Vordergrund steht und gefühlt 99% Aufmerksamkeit einfordert ;-). Nun steht ein eigener Kinderwunsch an. Ich versteh mich mit dem kleinen super gut, unternehmen viel, machen Urlaube ohne Ende, das Kind hat mich richtig lieb gewonnen. Nun zum Problem, ich versuche ihm so gut es geht Freude zu bereiten, alles zu ermöglichen werde aber mit dem Kind nicht richtig warm, er sagt mir wie lieb er mich hat, aber ich empfinde nicht so wie er.. Will einfach nur das beste für den Jungen und das er seine Kindheit genießt. Hab übelst Angst sobald ein eigenes Kind im Anmarsch ist das ich ihm null Aufmerksamkeit mehr zukommen lasse weil das eigene dann einfach zu 100% im Vordergrund steht. Meint ihr ich mach mir einfach Frühzeit viel zu viele Gedanken oder ist die Sorge berechtigt? Meine bessere Hälfte ist ein absoluter Familienmensch sie würde das sicher nicht tolerieren wenn beide nicht die selbe Liebe / Zuneigung genießen, aber Gefühle kann man bekanntlich nicht erzwingen. Der Kinderwunsch meiner seits ist viel größer als ihrer, hab Angst davor das unser gemeinsames Familienleben dann eventuell auf dauer nicht harmoniert weil eben Patchwork.

von Männchen85 am 30.11.2022, 13:01



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Ich hab jetzt lange überlegt, ob und wie ich antworte. In meiner Umgebung kenne ich niemanden, der die Stiefkinder nicht vernachlässigt hat, als das eigene Kind geboren wurde. Ausnahmslos alle stellten ihren eigenen Nachwuchs über die Stiefkinder. Mein Schwager war lange mit meiner Schwester zusammen, die damls eine 4 Jährige Tochter mit in die Beziehung brachte. Nach 9 Jahren kam das eigene Kind auf die Welt und die mittlerweile 13 Jährige wurde das ungeliebte Stiefkind. Hätte kaum einer für möglich gehalten, da mein Schwager sich vorher immer rührend um meine Nichte gekümmert hat. Sie nennt ihn Papa, er ht ihr das Radfahren beigebracht, das Schwimmen, hat mit ihr gebacken beim Papa-Kind backen in der Schule... Und dennoch kippte es sofort, als sein eigenes Kind unterwegs war. Da du nicht das gleiche empfindest für das Kind deiner Partnerin, nicht mit ihm warm wirst, beantwortet es deine Frage eigentlich ganz von selbst. Ja, du wirst dein eigenes Kind definitiv vorziehen. Wie es sich auf eure Beziehung auswirken wird, weiß man nicht.

von zwergchen1984 am 01.12.2022, 00:32



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Hallo, kurz vorab: Ich finde es sehr gut, dass Du das Problem vorher schon reflektierst. Den meisten Menschen passieren ihr Verhalten und Gefühle einfach. Du bist jemand, der sie anschauen und sogar schon vorwegnehmen kann. Und das bedeutet, dass Du auch Deine Reaktionen steuern kannst, und sie Dir nicht einfach passieren. Ich wollte Dir zuerst einmal sagen, dass man sich alle Gefühle erlauben darf. Du musst Deinen Stiefsohn nicht lieben, als wäre er Dein eigenes Kind, denn er ist nicht Dein eigenes Kind. Es ist okay, ihn zu mögen, ihn aber nicht zu lieben. Du musst kein schlechtes Gewissen deswegen haben. Natürlich ist es gut, ihm gegenüber positiv und offen eingestellt zu sein. Er muss nicht wissen, ob und wie sehr Du ihn liebst. Sei weiterhin zugewandt und lieb zu ihm, das ist in Ordnung. Da Du die konkrete Gefahr siehst, dass Du ihn vernachlässigst, wenn Dein eigenes Kind auf der Welt ist, kannst Du auch gegensteuern. Du kannst Dir vornehmen, ihm täglich etwas Liebes zu sagen. Das kostet nix. Nicht mal eine Minute Deiner Zeit. Nimm Dir doch einfach diese kleine Aufgabe vor: Bevor der Tag zu Ende ist und er ins Bett geht, hast Du ihn: - einmal gelobt für irgendetwas - oder ihm einmal gesagt, dass Du sein Outfit magst - oder dass Du das, was er zu irgendeinem Thema gesagt hat, gut findest - dass er eine gute Idee hatte - dass Du findest, dass es toll von ihm war, wie er einem anderen Kind geholfen hat - oder dass Du froh bist, dass er eine kleine Handreichung mit dem Baby gemacht hat (Windel angereicht, Flasche geholt, so was in der Art). Wenn Du jeden Tag einmal so etwas zu ihm sagst, dann ist das schon sehr viel. Es zeigt ihm, dass Du ihn siehst. Dass er nicht abgemeldet ist. LG

von Windpferdchen am 01.12.2022, 08:24



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Mein Ex hatte schon einen Sohn (damals knapp neun Jahre), als unser erstes gemeinsames Kind auf die Welt kam. Ich möchte den großen, kannte ihn schon einige Jahre, aber natürlich sind leibliche Kinder noch mal eine ganz andere Nummer. Trotzdem habe ich immer darauf geachtet, dass er mit einbezogen wird, und auch seine exklusive Papa Zeit bekommt. Ich finde es schon mal einen sehr guten ersten Schritt, dass du dir Des eventuellen Unterschied bewusst bist. Und dann kann man ja schon mal an quasi harten Fakten arbeiten, um vorzubeugen: Mindestens 10 Minuten vorlesen pro Tag, oder ein Spiel gemeinsam spielen. Der große darf einmal am Wochenende für 2 Stunden sagen, was er machen möchte (Spielplatz, Fußballspielen, Kino, etc.) Das macht dann mindestens einer von euch mit ihm. Aber ansonsten muss man sich eben auch klar sein, dass ein Erstgeborene immer quasi vom Thron gestoßen wird wenn ein neues Baby kommt. Das ist immer eine Veränderung für alle, besonders von einem auf zwei Kinder. Du musst den großen, nicht lieben, wenn du ihn sehr magst und ich gut um ihn kümmerst, ist das doch prima! VG D

von desireekk am 01.12.2022, 13:53



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Danke für euer Feedback werde ich beherzigen. Vielleicht mach ich mir auch einfach zu viel Kopf, ein Wutz muß ja erstmal gebastelt werden. Bis ich mit dem kleinen was anfangen kann ist ihr Sohn eh schon im Teenager Alter und hat wohl eh eigene Interessen entwickelt. Werde mich bemühen ihm so gut es geht immer einzubeziehen und genug Achtsamkeit zu schenken. LG

von Männchen85 am 02.12.2022, 12:11



Antwort auf Beitrag von Männchen85

Ich finds super daß du dir jetzt schon Gedanken machst. Es vereinfacht die Sache ungemein und nimmt den Druck heraus, wenn man gar nicht erst den Anspruch hat, das Bonuskind so zu lieben wie ein eigenes, sondern ihm die Art von Liebe und Zuneigung zukommen zu lassen, die es verdient und die man hat. Wie sich das dann äußert ist ganz individuell und kommt auf die Beteiligten und die Situation an. Zwei unterschiedliche aber trotzdem positive Beispiele: Mein Freund ist für meinen ersten Sohn ein Vater, er kam dazu als der Kurze 1 war, ist sofort bei uns eingezogen und die beiden leben ja schon immer in dieser Vater-Sohn-Konstellation. Es ist kein Unterschied zum gemeinsamen Kind zu erkennen und er betont immer, daß er für beide gleich empfindet uns man sieht es auch in seinem Handeln. Der Nachbarsjunge war 3 als der neue Freund dazu kam und 5 als das Baby kam. Der Freund hatte bereits zwei Kinder. Er hat aber nie versucht ein Vater für den Nachbarsjungen zu werden weil er war für das Kind halt der Freund der Mutter. Aber er involviert ihn in alles, auch wenn er alle 2 Wochenenden seine Kinder da hat und kümmert sich toll. Er ist trotzdem eine wichtige Bezugsperson und hat natürlich auch Gefühle für das Kind, aber halt andere als für sein eigenes, aber trotzdem auf eine positive Art. Also es kann gut klappen, man darf halt nur nicht den Anspruch an die perfekte Bilderbuch Familie haben sondern sollte für alles offen sein.

von heli89 am 03.12.2022, 10:07



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Mal ein Bericht der anderen Seite: Mein Mann hat mich damals inklusive 5 jähriger Tochter kennengelernt. Sie haben sich von Anfang an sehr gut verstanden. 7 Jahre später bekamen wir noch ein gemeinsames Kind. Es hat sich trotzdem nichts in der Beziehung der Beiden geändert. Es waren und sind immer seine zwei Kinder. Heute, mit 23 und 11, ist es auch noch so. Es gibt aber auch einen leiblichen Papa zu den sehr guter Kontakt besteht. Er hat ebenfalls nochmal geheiratet und zwei Kinder bekommen. Alle kennen sich und es funktioniert sehr gut. Es geht vielleicht darum die Kinder gleich viel zu lieben, aber wie schon beschrieben wurde, ist es wichtig die Zuneigung ggü. dem Stiefkind auch zu zeigen und wertzuschätzen.

von Chantie am 08.12.2022, 17:54



Antwort auf Beitrag von Männchen85

Ich kenne viele verschiedene Patchworkfamilien. Solche wo es gut läuft und Außenstehende garnicht merken, dass rein Teil der Kinder einen anderen Elternteil hat, solche wo es eindeutig getrennt ist, deine Kinder, meine Kinder unsere Kinder und gut läuft und solche wo es richtig schmeckt läuft. So wie du es schreibst, würde ich es lassen. Das ist für keines der Kinder gut und für deine Partnerin auch nicht. Ich kenne nämlich auch diese gemeinsamen Kinder, die schrecklich leiden, weil das Patchworkgeschwister wegen ihnen in den Hintergrund gerutscht ist. Du musst das andere Kind nichtmal so lieben, wie dein eigenes Kind. Aber Fakt ist, das erste Kind war zuerst da und sie sollten den Unterschied nicht in der Behandlung merken. Das gilt ja auch für Nicht-Patchwork-Familien.

von Zuppiruppi am 31.07.2023, 20:13